Mazda3 Skyactiv-D 105: Test, Preis und technische Daten
So fährt der neue Basisdiesel in Mazdas "Dreier"
Kleiner Diesel, (etwas) größeres Auto: Beim Mazda3 klaffte bislang eine Lücke im Modellangebot. Die schließt jetzt ein neuer Basisdiesel. Wir sind ihn gefahren.
Augsburg - Am Ende war es ein Fall für die Buchhalter. In der Kompaktklasse greifen 13 Prozent der Autokäufer zu einem Diesel mit 136 oder mehr PS, aber 19 Prozent zu einem Diesel mit weniger Leistung. Genau da klaffte beim Mazda3 eine Lücke. Die wollte der Vertrieb gern schließen, die Buchhalter gaben grünes Licht.
Also zieht der 105 PS starke Selbstzünder mit 1,5 Litern Hubraum, bekannt aus dem kleinen Mazda2, in den größeren „Dreier“ ein. Den muss man an dieser Stelle nicht neu erzählen, bis zum ersten Facelift des Kompakten dauert es noch etwas. Die spannende Frage: Wie gut funktioniert Mazdas kleinster Diesel im Mazda 3, der immerhin 230 Kilo mehr wiegt als der Mazda 2 mit gleichem Motor?
Auf dem Papier ist der größere Japaner klar im Nachteil. Von 0 auf 100 km/h braucht er neun Zehntel länger, sein Normverbrauch liegt 0,4 Liter höher. Bei der Höchstgeschwindigkeit schafft der Mazda3 dagegen 7 km/h mehr als der Kleinwagen aus gleichem Haus: immerhin 185 km/h.
Da nagelt nichts
Doch beim Kompaktwagen zählen auch andere Dinge. Wo ein Kleinwagen klein sein soll, muss ein Kompakter mehr Platz und mehr Komfort für mehr Langstrecke bieten. Das tut der Mazda3 bekanntermaßen – und daran ändert auch der kleine Diesel nichts. Direkt beim Motorstart fällt auf: Hier nagelt nichts.
Das liegt an einem Bauteil, das irgendwie typisch Mazda ist: Clever gedacht, aber komischer Name, nämlich „Natural Sound Smoother“. Das Prinzip: Ein Dämpfer im Kolbenbolzen absorbiert per Gegenschwingung Motorvibrationen, vor allem bei niedrigen Drehzahlen. Das Ergebnis: kaum Ruckeln und ein leises, harmonisches Motorgeräusch.
Zu Beginn der Fahrt müssen wir öfter herunterschalten, denn bei niedrigen Drehzahlen versacken wir im Drehmomentloch. Wenn der Turbo mitschiebt, ist der Diesel aber ruckzuck voll da: Zwischen 1.600 und 2.500 Umdrehungen kann das volle Drehmoment von 270 Newtonmeter abgerufen werden. Mal schnell einen Traktor überholen, um die Kurven flitzen oder an Steigungen nicht herunterschalten? Geht alles, und macht sogar richtig Spaß. Der 3er wirkt agiler als das Datenblatt vermuten lässt.
Keine Angst vor RDE
Bei ruhiger Geradeausfahrt auf der gut besuchten Autobahn spielt der Mazda 3 seine bekannten Qualitäten aus: gutes Fahrwerk, prima Geradeauslauf. Er fährt dann einfach, ohne groß anzustrengen – und lässt sich leicht mit knapp fünf Litern Durchschnittsverbrauch bewegen, auch wenn die Klimaanlage kräftig mitarbeiten muss. Klar, schneller als 185 km/h fährt der Mazda mit dem kleinen Diesel nicht. An diesem Nachmittag zwischen München und Augsburg ist das aber kein Thema.
Wem das nicht reicht: Mit dem 2,2-Liter-Diesel (150 PS) erreicht der Mazda3 210 km/h. Im Vergleich zu dem besitzt der kleinere 1,5-Liter-Motor mit 14,8:1 ein etwas höheres Verdichtungsverhältnis. Mazda begründet dies mit dem größeren Wärmeverlust kleinerer Motoren. Trotzdem bleiben, so die Japaner, die Vorteile des Konstruktionsprinzips: Die immer noch niedrige Verdichtung führt zu einer effizienteren Verbrennung und damit zu weniger Verbrauch. Außerdem halten niedrigere Temperaturen im Motor den Stickoxid-Ausstoß in Schach. Und: Gegenüber dem größeren Diesel mit Sechsgang-Handschalter wiegt der 105-PS-Mazda 50 Kilo weniger.Wie der große Mazda-Diesel erreicht auch der 1,5-Liter-Motor die Euro-6-Norm mittels Abgasrückführung, aber ohne Abgasnachbehandlung. Mazda ist optimistisch, mit der Technologie auch künftige Abgastests im Realbetrieb (RDE – „Real Driving Emissions“) bestehen zu können.
Rätselhaftes Japan ...
In der Preisliste führt Mazda den 3er mit 105-PS-Diesel für 23.190 Euro, beginnend bei der mittleren Ausstattung „Center Line“. Der 2,2-Liter-Diesel hätte mit identischer Ausstattung 1.600 Euro mehr gekostet - allerdings hat Mazda dieser Preisabstand anscheinend nicht gereicht. In der aktuellen Preisliste taucht der 150-PS-Diesel daher erst ab 28.090 Euro in der Top-Ausstattung "Sports Line" auf.
Im Marktumfeld bleibt Mazda mit diesem Listenpreis unauffällig: Ein Opel Astra mit 110 PS ( Start-Stopp, „Edition“-Ausstattung) liegt bei 23.310 Euro, ein Toyota Auris 1.6 D (112 PS) kostet 23.890 Euro. Ein VW Golf Comfortline mit 110 PS startet dann schon bei 24.200 Euro, allerdings nur mit Fünfgang-Getriebe.
Zum Ausklang noch einige seltsame Zahlen aus der Fremde. Mazda gelingt das Kunststück, im Heimat- und Benzinhybrid-Land Japan 43 Prozent seiner Autos mit Dieselmotor zu verkaufen. Am Gesamt-Marktanteil des Diesel (5,7 Prozent) hält der Hersteller aus Hiroshima 67 Prozent. Für Mazda lohnt sich der Diesel also, anders als für die meisten anderen Hersteller, nicht nur in Europa. Womit wir wieder bei den Buchhaltern wären.
Technische Daten: Mazda3 Skyactiv-D 105
- Motor: 1,5-l-Turbodiesel
- Leistung: 105 PS (77 kW) b. 4.000 U/min
- Drehmoment: 270 Nm b. 1.600 und 2.500 U/min
- Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe (alt. Sechsgang-Wandlerautomatik)
- 0-100 km/h: 11,0
- Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
- Verbrauch: 3,8 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 99 g/km
- Länge: 4,46 m
- Breite: 1,795 m
- Höhe: 1,465 m
- Radstand: 2,70 m
- Leergewicht inkl. Fahrer: 1.345 kg
- Kofferraum: 364-1.263 l
- Marktstart: Juni 2016
- Basispreis: 23.190 Euro
Ich denke der Diesel ist tot? Wem soll ich nun glauben? Ein Teufelskreis, liebe Talkfreunde.
Habt ihr auch einen Testverbrauch oder habe ich den überlesen? 😊
Einige Leute möchten ihn halt nur tot sehen.
Ich für meinen Teil hoffe in diesem Fall, die Lobbyisten setzen sich durch, und ich kann noch lange 6 Zylinder Diesel in die Innenstadt treiben. 😎
Gibt´s den 3er auch mit Kolbenrückholfeder und Turboloch-Deckel?
... man muss aber schon zugestehen, das die Japaner den Diesel-Sound besser hinbekommen. Letztens stand ein Honda Civic neben mir, bei dem ich auf einen Benziner getippt hätte - am Ende stand aber I-CTDI auf der Heckklappe.
So schnell ist der Diesel nicht tot. Der Diesel wird auch noch in naher Zukunft in großen Stückzahlen produziert werden. Und der LKW-verkehr wird auch ohne Diesel in naher Zukunft undenkbar sein.
Ist der 1,5 L Diesel auch ein BiTurbo wie mein 2,2 L Diesel im 6er ?
Dabei der I-CTDI ist 2003 entwickelt worden... 😆
Ich frage mich warum die deutschen Hersteller das nicht besser hinbekommen.
Wenn ich mir Bild 6 so angucke, wirklich viel sieht man durch den Rückspiegel eher nicht. Da ist doch nur der Spalt zwischen den Kopfstützen der einen Blick nach hinter zulässt.
Dafür gibts ja die Rückfahrkamera 😜
Wir kommen zur Auflösung des Rätsels. Im Heimatand Japan hat Mazda aktuell nur einen einzigen Hybriden im Programm, den Axela (Mazda 3), welcher den HSD-Antriebsstrang von Toyota lizensiert hat aber mit Skyactiv 2.0L Benzinmotor betrieben ist. Im aktuellen Ranking liegt Mazda mit 68.899 verkauften Fahrzeugen auf Platz 6. Das populärste Model ist der Demio (Mazda 2).
Den Demio gibts mit Frontantrieb und 6-Stufen Wandlerautomatik als 1.3L Benziner (24.6 km/L) und 1.5L Diesel (26.4 km/L). Einen Toyota Aqua gibts mit Frontantrieb als 1.5L Hybrid (37.0 km/L), einen Honda Fit Hybrid mit Frontantrieb als 1.5L Hybrid (34.4 km/L). Nissan arbeitet intensiv am Hybridantrieb für den Note, welcher bisher mit Frontantrieb und CVT als 1.2L Benziner (26.8 km/L) daherkommt.
Das mal als Ergänzung, bevor unsere Ölbrennerfreunde noch übermütig werden und sich einen Wolf über das Stinkerle freuen 😎
Trotzdem muß man Mazda dafür Respekt zollen, das sie ihren Selbstzünder mit der gleichen Hingabe entwickeln wie die Benziner, bzw. Hybride.
Mein Vater hat einen CX-5 mit dem 150PS Diesel, mein Schwiegervater einen X1 18d. Der Mazda-Diesel läuft außen deutlich ruhiger, innen ist's in etwa gleich.
Grüße,
Zeph
Die Motorenentwicklung bei Mazda überrascht mich immer wieder.
Andere vergiften sich und ihre Kinder wie auch andere gerne mit Quecksilber und das nicht in irgendwelchen bildungsfernen landern sondern hier.
Tja, Kinder hin oder her, mit den Dieseln werden wir alle noch lange klar kommen müssen. Und das ist auch gut so. 😎