Autodiebstahl: Keyless-Go überlistet
So leicht knacken Diebe den schlüssellosen Autozugang
Autodiebe haben allein in Hessen 80 Luxus-Limousinen innerhalb eines halben Jahres gestohlen. Ihr Trick: Sie verlängerten das Funk-Signal des Keyless-Go-Schlüssels.
Berlin – Keine Splitter, kein Kratzer, keine Gewalt: In den vergangenen sechs Monaten verschwanden im Raum Offenbach und Hanau 80 Luxusautos. Die Besitzer bemerkten den Diebstahl erst, als die Fahrzeuge längst weg waren. Alarmanlage und Wegfahrsperre schlugen nicht an. Die Diebe stiegen ein und flüchteten unbemerkt, oft in Richtung Osteuropa.
Diebstähle: Keyless-Go-System überlistet
Das Online-Portal der „Hessenschau“ berichtet von einer neuen Masche bei Fahrzeugdieben. Sie setzen auf Technik statt Kraft: Mittels eines elektronischen Verstärkers verlängern sie die Reichweite des Funkschlüssels. Fahrzeuge mit einem „Keyless-Go“-System benötigen keinen physischen Kontakt zum Schlüssel. Sie erkennen über Funkwellen die Anwesenheit des Schlüssels und deaktivieren dann Sicherheitssysteme wie Alarmanlage und Wegfahrsperre.
Der Verstärker täuscht die Nähe des echten Schlüssels vor. Türen lassen sich dann über einen Knopfdruck am Türgriff entriegeln, Motoren über einen Knopf im Innenraum starten. Sobald der Motor läuft, bleibt er an – selbst wenn das Schlüssel-Signal verschwindet. Laut Informationen der Hessenschau sollen im Main-Kinzig-Kreis sowie in und um Offenbach 80 Autos auf diese Weise entwendet worden sein.
Betroffen sind ausschließlich Fahrzeuge mit einem Keyless-Go-System. Hier genügt die pure Anwesenheit eines Signals. Normale Fernbedienungen für Zentralverriegelungen senden dieses Signal nur auf Knopfdruck und sind deshalb nicht gefährdet.
Das System: Ein Sender, ein Empfänger
Sicherheitsberater Udo Hagemann kennt die Sicherheitslücken der schlüssellosen Schließsysteme. Seine Firma Bundpol hat ein Keyless-Scanner-System gebaut, das Fahrzeuge auf die gleiche Art öffnet. Hagemann versichert, er verkaufe das System nur an autorisierte Behörden. Seit vier Jahren arbeite er mit der Polizei zusammen. Er warne regelmäßig Hersteller vor Sicherheitslücken in ihren Mechanismen.
Hagemann erklärt im Gespräch mit MOTOR-TALK, dass ähnliche Scanner und Bauanleitungen im Internet verfügbar sind. Mit etwas Fachwissen lasse sich fast jedes Fahrzeug mit Keyless-Go-Funktion öffnen und starten. Ein Sender müsse sich in einer Entfernung von fünf bis sieben Metern vom Schlüssel aufhalten. Der Empfänger könne dann das Fahrzeug in mehreren 100 Metern Entfernung öffnen. Mit einer größeren Antenne wachse der Spielraum des Senders auf bis zu 30 Meter. Dann sind selbst Schlüssel im Haus gefährdet.
Mit der Blechdose gegen Signal-Kopierer
Eine Lösung für die Sicherheitslücke hat Hagemann ebenfalls im Angebot: Sein eigenes Keyless-Go-System wechsele die Frequenz und lasse sich deshalb nicht kopieren. Scanner würden sich auf bestimmte Frequenzen beschränken. Bei dem Einsatz eines Signalstörers verschließe sein System das Auto selbstständig.
Ohne Umbaumaßnahmen wird es jedoch schwer. Wer sich schützen will, muss auf den Keyless-Komfort verzichten. Hagemann empfiehlt, den Schlüssel zumindest in einer Blechdose zu lagern. Die schirme alle Wellen ab und verhindere, dass Diebe die Signale kopieren. Das Auto öffnet sich dann aber nicht mehr automatisch.
Im Bild wird Audi gezeigt , betrifft das auch andere Hersteller ?
Ich glaube ja nicht, dass einmaliges Lagern des Schlüssels in einer leeren Dose Sonnenmais die Keyless-Funktion dauerhaft deaktiviert. Wenn dann der Fahrzeugherr ohne Schlüssel aus dem Haus geht, würde ich das eher der Schusseligkeit des Fahrers zu schreiben als der Technik.
Ist doch eine Spitzentechnik:
Man muss den Wagen nicht nur nicht mehr selber aufschliesse, man braucht ihn auch nicht mehr selber wegfahren 🙄
Alter Hut und schon Jahre bekannt.
Ich weiß ja warum ich dieses System nicht bestellt habe 😉
Vor kurzem war mal ein Beitrag in vox automobil der genau erklärt hat, wie leicht man so ein keyless go Auto öffnen und damit wegfahren kann. Und zwar jedes, egal welche Marke.
Schlüssel in der Blechdose lagern *lol*. Schöne neue Technik.
PS: Am besten neben Keyless go auch auf sämtliche Online-Dienste im Fahrzeug verzichten. Das sind aktuell die beiden Ausstattungsmerkmale mit dem höchsten Sicherheitsrisiko.
Mir klaut wohl keiner das Auto... Da hab ich schon Keyless, aber kein Klauschwein dieser Welt interessiert sich für so'n Opel... 😆
Laut Wikipedia ist Keyless Go eine Entwicklung bzw. eine Wortmarke von Mercedes, wird aber mit (annähernd) identischer Technik und unter verschiedenen Namen von fast allen namhaften Herstellern verwendet.
Ja. BMW z.B. auch.
Das läuft aber auch schon seit Jahren im Fernsehen: BMW-Fahrer setzt sich in Cafe. Verfolger setzt sich neben ihn mit Koffer voller Technik. Das Signal wird zum Kumpanen am Auto weitergesendet. Dieser macht das Auto auf und fährt davon.
Ein Glück, dass ich es nicht mitbestellt habe und gegen Angriffe von außen kann ich die SIM-Karte im Navi weglassen.
Keyless wär schon was Feines - aber dafür fahr ich die falschen Autos... (immerhin wären die wohl auch keine Ziele mehr!)
Nicht dauerhaft, aber für die Zeit, während der Schlüssel im und das Auto vorm Haus sind, kann das durchaus helfen. Muss ja ansonsten nur einer vor die Haustür und der Schlüssel im Flur liegen, dann braucht da nicht mal einer einbrechen, um das Auto zu klauen.
Das andere Argument versteh ich nicht.
Wie lange hält dann eigentlich die Batterie im Schlüssel, wenn der ständig sendet ?!?
Oder wird der erst "erregt", aus dem Standby geholt ?!?
KEYLESS-Go zu überlisten, ist für Profis, die die richtige Technik haben, wirklich kein Problem. Insofern also nichts neues.
Schlimm eigentlich nur: Probleme lange bekannt, Hersteller reagieren aber nicht.