Neuwagenpreise früher und heute
So teuer sind Autos von heute im Vergleich zu damals
Eine neue S-Klasse für 32.100 Euro? Gibt es beim Mercedes-Händler nicht. Inflationsbereinigt wäre das aber der Preis einer S-Klasse von 1972. Fünf Autopreise von früher und heute.
München – Neuwagen? Viel zu teuer. Sieht die Mehrheit der deutschen Autokäufer auch so. Rund zwei Drittel aller in Deutschland gehandelten Autos sind Gebrauchte, Jahr für Jahr. Die Preise für Neuwagen sind auf den ersten Blick in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Das zeigt ein Gutachten der Deutschen Bundesbank, das im Auftrag von Focus Online erstellt wurde.
Das Gutachten rechnet den ehemaligen Neupreis von Autos aus früheren Zeiten in heutige Kaufkraft um, und zwar auf Basis des Teilpreisindex für Neuwagen. Hält man den Kaufpreis des aktuellen Nachfolgemodells jeweils dagegen, stellt man fest: Er liegt deutlich höher. So kostete der erste Audi 80 im Jahr 1972 ab 7.990 Euro, was einer heutigen Kaufkraft von 10.900 Euro entspricht. Für das Nachfolgemodell Audi A4 muss man heute mindestens 31.650 Euro bezahlen.
Mehr Ausstattung, höhere Einkommen
Einfach so lassen sich die Preise natürlich im Grunde nicht vergleichen, denn heutige Neuwagen stellen einen höheren Wert dar. Vor allem sind sie ungleich umfangreicher ausgestattet. Assistenzsystemen, Sicherheitssysteme, Technik für den Komfort? Vieles, das heute selbstverständlich ist, war in früheren Jahrzehnten noch der Luxusklasse vorbehalten oder schlicht noch nicht am Markt.Beispiel: Sicherheitsgurte wurden erst 1974 zur Pflicht, in der Regel musste in früheren Jahrzehnten sogar der rechte Außenspiegel als Sonderausstattung zusätzlich bezahlt werden. Airbags, ESP, ABS, geregelte Katalysatoren und Co setzten sich erst in den letzten 30 Jahren nach und nach durch. Zentralverriegelung oder Klimaanlage waren in früheren Jahrzehnten Oberklasse-Luxus.
Zudem ist der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst in Deutschland deutlich gestiegen: Lag er in der Bundesrepublik Deutschland etwa 1959 bei umgerechnet 239 Euro, waren es 1974 853 Euro. 2017 betrug das Brutto-Durchschnittseinkommen in Deutschland 3.885 Euro im Monat. Hinzu kommt: Autos haben heute eine längere durchschnittliche Nutzungsdauer. Wurden sie vor 20 Jahren im Schnitt knapp sieben Jahre gefahren, sind es heute zwölf Jahre.
All diese Faktoren begrenzen die Aussagekraft der Zahlen, die die Deutsche Bundesbank herausgegeben hat. Für die kräftig gestiegenen Preise bekommt man heute schließlich nicht nur mehr Extras, sondern auch deutlich mehr Blech und mehr Leistung.
1. Audi 80 vers. Audi A4
Daten | Audi 80 (1972) | Audi A4 (2018) |
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Hubraum | 1,3 l | 1,4 l |
PS | 55 | 150 |
Höchstgeschwindigkeit | 147 km/h | 210 km/h |
0-100 km/h | 16,6 s | 8,7 s |
Gewicht | 835 kg | 1.505 kg |
Damaliger/heutiger Preis | Ab 7.990 DM | Ab 31.650 Euro |
Preis in heutiger Kaufkraft | 10.900 EUR | - |
2. BMW 5er E12 vers. BMW 5er G30
Daten | BMW 520i (E12, 1972) | BMW 520i (G30, 2018) |
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Hubraum | 1,8 l | 2,0 l |
PS | 90 | 184 |
Höchstgeschwindigkeit | 187 km/h | 235 km/h |
0-100 km/h | n.n. | 7,8 s |
Gewicht | 1.240 kg | 1.605 kg |
Damaliger/heutiger Preis | Ab 15.670 DM | Ab 48.900 Euro |
Preis in heutiger Kaufkraft | 21.100 EUR | - |
3. Mercedes S-Klasse (W116) vers. Mercedes S-Klasse (W222)
Daten | Mercedes S-Klasse 280 S ( W116, 1972) | Mercedes S-Klasse 350 d (W222, 2018) |
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Hubraum | 2,8 l | 3,0 l |
PS | 160 | 286 |
Höchstgeschwindigkeit | 190 km/h | 250 km/h |
0-100 km/h | 11,5 s | 5,8 s |
Gewicht | 1.610 kg | 1.925 kg |
Damaliger/heutiger Preis | Ab 23.800 DM | Ab 85.769 Euro |
Preis in heutiger Kaufkraft | 32.100 EUR | - |
4. Opel Kadett (1962) vers. Opel Astra (2018)
Daten | Opel Kadett A (1962) | Opel Astra K (2018) |
---|---|---|
Hubraum | 1,0 l | 1,0 l |
PS | 40 | 90 |
Höchstgeschwindigkeit | 120 km/h | 188 km/h |
0-100 km/h | 28 s | 12,2 s |
Gewicht | 694 kg | 1.273 kg |
Damaliger/heutiger Preis | Ab 5.780 DM | Ab 17.995 Euro |
Preis in heutiger Kaufkraft | 11.400 EUR | - |
5. VW Golf 1 vers. VW Golf 7
Daten | VW Golf 1.1 (1974) | VW Golf 7 (2018) |
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Hubraum | 1,1 l | 1,0 l |
PS | 50 | 85 |
Höchstgeschwindigkeit | 142 km/h | 180 km/h |
0-100 km/h | 16,8 s | 11,9 s |
Gewicht | 694 kg | 1.206 kg |
Damaliger/heutiger Preis | Ab 8.000 DM | Ab 18.000 Euro |
Preis in heutiger Kaufkraft | 9.500 EUR | - |
Quelle: Focus Online
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Was wollt Ihr mir damit sagen?!
Dass auf einen Geldsack Tausende kommen, die nix haben...
Ich finde da fehlen einige wichtige Analysen.
Lange bekannt ist, dass gerade bei ABM die Preise massiv gestiegen sind. Aber das eben auch weil sich deren Positionierung im Markt geändert hat und alle drei heute deutlich höher stehen. Eine S-Klasse war früher verbreiteter und einfach ein luxuriöses Auto. Eine E-Klasse (bzw. Vorgänger) war ein Familienwagen. Heute ist die Positionierung ganz anders.
Spannender ist es da bei den Kompakten und Kleinwagen. Hier hat sich die Positionierung meist weniger verändert. Beim Kadett passt es ja auch. Der war früher das kleinste vollwertige Fahrzeug von Opel. Das heutige Äquivalent wäre dann jedoch der Corsa. Da würde man dann wiederum erkennen, dass die Preise nicht gestiegen, sondern eher gesunken sind.
Ganz nebenbei werden die Rabatte vergessen. Bei Opel oder VW sind Rabatte um 20% heute völlig üblich. Für den Vergleich müsste man die ja dann noch abziehen.
Und ebenfalls kann man die Nutzbarkeit einrechnen. Heute hält ein Auto locker 200.000km oder 15 Jahre - und weit darüber hinaus. Ein Kadett aus den 60ern ist wem in einem Bruchteil der Zeit weggerostet.
Früher kostete der rechte Außenspiegel extra.
Heute fast jede Standardfarbe und oftmals selbst immer noch beheizbare Außenspiegel.
Es bleibt aber trotzdem ein blöder Vergleich: Wenn man bedenkt, dass beispielsweise Heimelektronik rapide im Preis gefallen ist, bei wesentlich besserer Ausstattung
Was nützt mir das überflüssige Ausstattungsgerümpel, wenn ich einfach nur ein Auto brauche? Die Herstellern haben doch die Zulassungshürden aktiv angehoben um sich Konkurrenz von Leib zu halten. Ich brauche keine automatische Reifendruckkontrolle und kein nicht austauschbares Radio. Meinetwegen ABS und Airbags. Aber sonst? Würde Mercedes heute noch einen W124 von damaliger Qualität anbieten, würde ich dafür den Preis einer E-Klasse mit gleicher Austattung zahlen.
Wer in Deutschland weniger als 3.885 Euro Brutto verdient, der verdient unterdurchschnittlich schlecht!
Wenn man das nicht zugeben will, geht man ins Autohaus und tut so, als ob man 3.885 Euro oder mehr im Monat verdient.
Sold!
Bis man dann seinen Einkommensnachweis vorlegen muss.
Wenn man mal da sitzt und schon den "Papierkram" macht, findet sich sicher auch noch ein Finanzierungsmodell...
Hauptsache dat Ding steht in der Auffahrt! 😆
Ein durchschnittliches Einkommen sagt nix aus. Wieviele Neuwagen in % wurden in den 60ern und 70ern an Privat verkauft? Mehr als heute? Denk mal schon.
MfG
Es ist nunmal Schwachsinn, einen Audi 80 von 1972 mit einem Audi A4 2018 zu vergleichen.
Ein heutiges Auto, das mit dem Audi 80 von 1972 vergleichbar ist, ist der Mitsubishi Attrage, die Limousine des Space Star.
Aber selbst der Attrage ist schon größer als der Audi 80, hier mal die wichtigsten Daten:
Der Attrage hat 450 Liter Kofferraumvolumen und für den Preis in der gehobenen Ausstattung so einige Dinge, die der Audi 80 in der Basis sicher nicht hatte (und die es damals zum Großteil auch noch nicht gab):
ABS
ESP
Bremsassistent
6 Airbags
Berganfahrhilfe
Warnblinkautomatik
ISO-Fix
5 Kopfstützen
5 Dreipunkt Sicherheitsgurte
Reifendruckkontrollsystem
Servolenkung
5 Türen
Gurtwarner
15 Zoll Alufelgen
abgedunkelte Scheiben
Außenspiegel elektrisch beheiz-/verstellbar
elektrische Fensterheber vorne und hinten
Klimaautomatik
schlüsselloses Schließ- und Startsystem
Lederlenkrad/-schalthebel
Lenkrad höhenverstellbar
Licht und Regensensor
Bordcomputer
Nebelscheinwerfer
Tagfahrlicht
Sitzheizung vorne
Fahrersitz höhenverstellbar
Tempomat
Lenkradtasten für Radio
Bluetooth Freisprecheinrichtung
DAB Radio mit CD/MP3/USB
4 Lautsprecher
Wenn man es so betrachtet, sind Autos extrem günstig, wenn man sich vergleichbare Autos zu den früheren kauft. Klar ist aber auch, dass ein Audi A4 von heute etwa 3 Klassen über einem Mitsubishi Attrage liegt, der bzgl. Fahrwerk, Lenkung und Motorisierung eher mit Kleinstwagen vergleichbar ist. Wie eben auch ein Audi 80 aus den 70er Jahren.
Naja wenn man den Listenpreis vergleicht ist es doch in Ordnung.
Mit Rabatten zu rechnen ist doch Blödsinn...
Der Punkt mit privaten Verkäufen ist hier entscheidend. Früher haben die Leute Autos privat gekauft, heute wird erstmal geleast. Das ist für die Hersteller natürlich toll, denn so können sie die Autos zu höheren Preisen vertreiben. Hinzu kommt die Verteilung von Vermögen. Während früher eine Mittelschicht da war, ist diese heute vom Aussterben bedroht. Durchschnittsvermögen sagt also wenig aus. Wenn 10 Menschen 500 000 im Jahr verdienen und 90 nur 30 000 haben alle im Durchschnitt 77000. Entspricht also doppelter Summe von 90%.
Ich würde frech behaupten, dass damals mehr Leute sich einen Neuwagen leisten konnten als heute und das aus mehreren Gründen.
Wär mal interessant! Hat wer Zahlen?
Heute fährt man halt das auf, was einem das "System" aus Herstellerinteressen und Gesetzesgefüge da hinstellt.
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Nochmal kurz zum Durchschnitt
Wenn einer eine Million im Monat verdient, dann braucht man vielevieleviele die so gut wie nix oder ganzganzganz wenig verdienen um auf 3.885 Euro Brutto im Schnitt zu kommen.
Ich weiß nicht, wo die Redaktion ihre Zahlen zum Einkommen in Deutschland gefunden hat.
Wenn man bei Statista nachschaut, dann findet man dort:
-Durchschnittsbruttoverdienst 2017 aller Vollzeitbeschäftigten in D: 3771 €
-Durchschnittsbruttoverdienst 2017 je Arbeitnehmer: 2863 €
Das sieht dann doch ein klein wenig anders aus.
Gruß
electroman
Interessant, wie du es jedes Mal schaffst, irgendeinen japanischen Kleinwagen einzubauen - ohne das es auch nur irgendetwas mit dem Thema zu tun hat.
Zum Thema: Finde den recht kleinen Anstieg zwischen Kadett und Astra bzw Golf und Golf interessant!
Schwieriges, weil umfangreiches Thema.
Der durchschnittliche Verdienst ist nicht zu gebrauchen, weil er nichts über die Verteilung aussagt und damit nicht weiterhilft.
Leider verstehen das zu wenige.
Das Medianeinkommen ist das Mittel der Wahl. Das liegt, soweit mir bekannt, 2017 bei etwa 3.200€ brutto. Heißt, 50% der Arbeitnehmer verdienen weniger, 50% mehr.
Das erklärt dann auch recht schnell, warum kaum noch jemand als Privatperson einen Neuwagen bar bezahlt.
Zum Thema "früher gab's halt auch weniger an Technik" - mag so sein. Ich persönlich bezeichne es allerdings als Stand der Technik, den ich zum jeweiligen Kaufzeitpunkt erwarten kann. Wenn wir nämlich jetzt noch anfangen, einen zweiten Außenspiegel mit in die Rechnung einzubeziehen, kann man es gleich lassen, denn man wird nie zu einem Ergebnis kommen.