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Sochaux must go on - Rekorddiesel
Mit dem Peugeot 404 Diesel Record bewiesen die Franzosen vor mehr als 40 Jahren, dass ein Selbstzünder nicht nur ausdauernd, sondern auch richtig schnell sein kann. Die Marke aus Sochaux sammelte mit dem ungewöhnlichen Dieselrenner Marathonrekorde.
Wenn es um sportlichen Lorbeer geht, dann muss die Schönheit manchmal leiden. Selbst wenn es sich um die eleganten Formen eines Peugeot 404 Cabrio handelt.
Käseglocke für den Fahrer des Peugeot 404 Diesel Record
Der offene Zweisitzer Peugeot 404 war 1962 vom italienischen Meisterschneider Pininfarina in Form gebracht worden. Mit seinem betörenden Hüftschwung begeisterte das hübsche Schwestermodell der Heckflossenlimousine nicht nur in Frankreich die Freunde stilvollen Autofahrens. Der typische Hüftschwung ist dem blauen Fahrzeug, das aus der Werkstatt des Peugeot-Museum s in Sochaux rollt, geblieben - doch zum eleganten Schaulauf scheint dieser Peugeot 404 Diesel Record nicht unbedingt geeignet. Stoßstangen und jeglicher Chrom-Zierrat sind demontiert, und über dem Fahrerplatz ragt, einer Käseglocke nicht unähnlich, eine enge Pilotenkanzel mit extrem gewölbter Frontscheibe empor. Dort, wo gewöhnlich der Beifahrer sitzt, erstreckt sich eine glatte Fläche, die den Peugeot 404 Diesel Record noch gedehnter erscheinen lässt. Und nicht unbedingt schöner.
Doch der blaue Peugeot 404 Diesel Record mit dem merkwürdigen Aufbau trat vor 40 Jahren keineswegs an, um Schönheitswettbewerbe zu gewinnen. Weltrekorde waren dem einsitzigen Prototypen ins Lastenheft geschrieben. Peugeot wollte mit dem 404 Diesel Record demonstrieren, dass ein Diesel nicht nur ausdauernd und sparsam, sondern auch schnell sein kann.
Die im Pariser Vorort La Garenne angesiedelte Entwicklungsabteilung der Löwenmarke implantierte dazu kurzerhand einen 2,2 Liter großen Dieselmotor in das zum einsitzigen Coupé umgebaute Cabrio. Sportliche Autos mit Dieselmotor waren seinerzeit eine schier unvorstellbare Kombination, und der in der 404 Limousine lieferbare 2,0-Liter-Diesel mit zuerst 50, später 64 PS fristete auch eher ein Mauerblümchendasein im Modellangebot. Doch im Peugeot 404 Diesel Record zieht der Selbstzünder seinen blauen Trainingsanzug an.
Schlechte Manieren: Der Diesel erwacht mit einem Beben
Beim Aufwärmen kann der Selbstzünder im Peugeot 404 Diesel Record seine konstruktive Herkunft noch nicht mal ansatzweise verbergen - im Gegenteil. Nach dem Vorglühen wird der Starterknopf ganz gezogen, worauf ein wahres Erdbeben durch die Karosserie rollt. Der Motor schüttelt sich, und mit ihm der ganze Peugeot 404 Diesel Record. Der Einsitzer taugt als perfekter Resonanzkörper: Im Innenraum fehlt jegliches Dämm- oder Verkleidungsmaterial, und unter der Abdeckung des Beifahrerplatzes und der engen Pilotenkanzel können sich die Schallwellen des Diesels munter ausbreiten.
Nach wenigen Minuten wird das Dröhnen erträglicher, doch dem Piloten wird das Verbrennungsprinzip mit jeder Selbstzündung permanent verdeutlicht. Ganz im Gegensatz zu den Zuschauern. Erst einmal auf Betriebstemperatur, verblüfft der Peugeot 404 Diesel Record seine Umwelt mit einem kernigen, geradezu aggressiven Auspuffsound, der beim Gaswegnehmen von einem heiseren Röcheln gekrönt wird.
Am Steuer des Peugeot 404 Diesel Record muss sich der Pilot mit einer ungewöhnlichen Sitzposition arrangieren. Der kleine Schalensitz ist sehr tief positioniert, das Lenkrad hingegen wurde - genau wie beim Serien-Cabrio - recht hoch und zudem wegen der schräg verlaufenden Lenksäule auch noch etwas schief montiert. Immerhin kommt ein schickes Holzlenkrad zum Einsatz, und auch die großen Jaeger-Rundinstrumente entsprechen nicht der Serie.
Der Peugeot-Diesel ist erstaunlich drehfreudig
Dass sich der Peugeot 404 Diesel Record gern im oberen Geschwindigkeitsbereich aufhält, beweist der Tacho. Er ist so angebracht, dass die 200er-Marke genau senkrecht steht. Eher für den sportlichen Einsatz präsentiert sich auch die Schaltung, denn an Stelle des für den Peugeot 404 typischen Hebels an der Lenksäule besitzt der Rekordwagen eine konventionelle Knüppelschaltung, die beim Gangwechsel mit langen Wegen bewegt sein will. Das muss bisweilen durchaus flott geschehen, denn der Motor des Peugeot 404 Diesel Record erweist sich als erstaunlich drehfreudig. Jenseits der 3.000/min legt er nochmal kräftig zu und sorgt für ein respektables Beschleunigungserlebnis - schließlich waren vor 40 Jahren die Selbstzünder noch meilenweit vom Leistungsvermögen aktueller Dieselmotoren entfernt.
Wegen der sehr tiefen Sitzposition muss sich der Fahrer im Peugeot 404 Diesel Record an ungewohnte Perspektiven gewöhnen, die alles andere als übersichtlich sind. Immerhin eröffnet die extrem weit gebogene Frontscheibe gute Aussichten nach vorn, sie schränkt lediglich beim Ein- und Ausstieg den Freiraum ein.
Mission gelungen: 40 Weltrekorde, 22 Einzelrekorde
Der Blick in den Innenraum des Peugeot 404 Diesel Record beschert die nüchterne Tristesse nackten Blechs. Auf der rechten Fahrzeugseite ist von innen noch die Beifahrertür zu erkennen, die an mehreren Stellen zugeschweißt ist. Davor ragen Verstärkungen für die flache Abdeckung des Beifahrerplatzes vom Boden empor.
Insgesamt stellte der Peugeot 404 Diesel Record im Juni 1965 genau 40 Weltrekorde auf. Mit dem 2,2-Liter-Motor spulte er auf der Rennstrecke von Montlhéry zunächst in 31 Stunden Dauereinsatz 5.000 Kilometer ab und erreichte so eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 160 km/h - mit 22 Einzelrekorden.
Knapp zwei Wochen später kehrte die Rekordmannschaft mit einem 2,0-Liter-Motor nach Montlhéry zurück, der den blauen Peugeot 404 Diesel Record 72 Stunden lang nonstop um den Rundkurs trieb und dabei 11.627 Kilometer abspulte - was ein Stundenmittel von über 161 km/h ergibt. Lediglich zum Tanken und zum Fahrerwechsel legte der Peugeot 404 Diesel Record einen kurzen Stopp an den Boxen der traditionsreichen Rennstrecke ein. Fünf Mann wechselten sich bei dem Marathon ab: Neben drei Testfahrern von Peugeot griffen die beiden französischen Rennfahrer Carl du Genestoux und Roger de Lageneste ins filigrane Nardi-Lenkrad.
Sparsam: Nur zwölf Liter Diesel auf 100 Renn-Kilometer
Tagsüber wechselten die Peugeot 404 Diesel Record-Piloten alle drei Stunden, nachts setzte sich schon nach zwei Stunden und 15 Minuten ein anderer in den engen Schalensitz. Die Zwischenstopps verliefen stets äußerst zügig. Die 27 Boxenstopps der zweiten Rekordfahrt dauerten im Durchschnitt lediglich 53 Sekunden lang.
Damit beim Tanken keine Zeit vergeudet wurde, besitzt der Peugeot 404 Diesel Record einen großen Tankstutzen im Kofferraumdeckel mit zwölf Zentimeter Durchmesser. In weniger als 30 Sekunden wurden 60 Liter Diesel nachgefüllt - mit einem Volumen von 95 Liter bot der Tank allerdings reichlich Reserven. Pro Stunde flossen bei der Vollgasfahrt 19 Liter Kraftstoff durch die Einspritzdüsen, was einem Verbrauch von rund zwölf Liter auf 100 Kilometer entspricht.
Allzu stressig kann die Rekordfahrt für die Fahrer des Peugeot 404 Diesel Record nicht gewesen sein. Als Abwechslung zum monotonen Rundendrehen plauderte Carl du Genestoux über Funkgerät immer wieder mit seiner Ehefrau, die in den Boxen wartete. Oder er vertrieb sich mit einem Liedchen auf den Lippen die Zeit, vielleicht auch, um den Diesel zu übertönen. Allzu gern hätte er sich zwischendurch auch mal eine Zigarette angezündet, gab er später zu. Doch der wellige Fahrbahnbelag der Rennstrecke von Montlhéry ließ es einfach nicht zu, mit ruhiger Hand ein Feuerzeug zur Gauloises zu führen.
Quelle: Motor Klassik
cool 😊.
Sehr beachtlich. Aber ein paar Daten mehr würden mich schon interessieren: Gewicht, Leistung, Höchstgeschwindigkeit?
des mit dem rauchen find ich sehr sympathisch...wuerde nu au gerne n feuerzeug zu meiner gauloises fuehren...aber des is krankheitsbedingt leider nicht moeglich...
herrliche käseglocke, und doch irgendwie im stil seiner zeit. schöner, informativer artikel - aber ich bin einig, ein datenblatt gehört dazu. 😊
lieb gruss
oli
hab leider auf die schnelle nix auf deutsch gefunden. aber vielleicht hilft es ja
The 404 coupé with the desirable "KF2" fuel injected engine was tested by Motor magazine on December 4, 1965. The title of the article is "A First Class Job" and the rest of the article follows suit, mostly with praise for the car's remarkable performance and beauty. Even with 415 lb (188 kg) of driver and test equipment on board, the car posted a 0-60 mph (97 km/h) acceleration time of 12.2 seconds, 18.8 seconds in the standing start 1/4 mile and a top speed of 105.2 mph (169.3 km/h). Fuel economy (over a shorter test distance than usual) was 23.8 miles per imperial gallon (11.9 L/100 km; 19.8 mpg-US), which the author suggests would have improved had the usual test distance been completed. The punitive British taxes of the 1960s made this a very expensive car indeed, equivalent in cost to a Jaguar Mark X. Overall the conclusions of the review were excellent.[
Ja echt schicke Karre für dass Datenblatt hiess es wohl "404 Not found"😜😜😜
😆
Beeindruckend. Peugeot ist, muss selbst ich als Renault-Mann zugeben, auf dem Diesel-Gebiet sowieso ziemlich weit vorn und das schon immer gewesen.
Ach wie suess ein ziemlich groses Auto fuer
das bisschen Kaeseglocke fuer Mich ne volle
Lachnummer Ich mag lieber uralte VW-Bulis.
Die haben das falsche Auto um den Motor
gebaut, wie schraecklich was.