Mercedes-Benz S 500e Plug-in-Hybrid: Test
Sparen auf hohem Niveau
5,24 Meter lang, 2,2 Tonnen schwer und so viel Leistung wie ein V8. Keine gute Basis für ein Hybridmodell. Dabei soll der Mercedes S 500e mehr als nur Spritsparen.
Berlin – Eingeklemmt zwischen einem VW Polo und einem Ford Focus steht die S-Klasse auf dem Parkplatz vor dem Haus. Ein bisschen deplaziert hier in der spießigen Reihenhaussiedlung. Der Benz soll das grüne und freundliche Gewissen der S-Klasse sein, mehr als nur eine große Luxuslimousine. Dafür treiben ihn zwei Motoren an, ein V6-Benziner und eine E-Maschine – mit einem Durchschnittsverbrauch von 2,8 Liter auf 100 Kilometer. Theoretisch.
1. Gang: Die Basis
Die intern W222 genannte S-Klasse misst schon in der kurzen Version 5,11 Meter, die lange Version streckt sich um 13 Zentimeter. Lange Version? Mercedes bietet das Plug-in-Hybridmodell S 500e ausschließlich mit der Extraportion Beinfreiheit im Fond an, weil in den beiden wichtigsten Märkten China und USA hauptsächlich Langversionen gekauft werden. Wer in der kürzeren Version elektrisch unterwegs sein will, wie die meisten Europäer, muss auf den S 300h oder den S 400h zurückgreifen – beide mit weniger Leistung und ohne Steckdose am Heck.
2. Gang: Das Beste
Tür schließen, durchatmen. Mehr Ruhe, Platz und Komfort bietet kein anderes Auto. Die Verarbeitungsqualität ist top, die Knöpfe an den Lüftungsdüsen fühlen sich hochwertig an. Die Nähte auf den weichen Ledersitzen sitzen perfekt. Zwei große TFT-Displays informieren über Antriebsart, Drehzahl, Radio, Geschwindigkeit und Verkehr. Im Handschuhfach befindet sich ein Duftzerstäuber, der spritzt alle paar Minuten ein paar Tröpfchen in die Klimaanlage.
Andächtige Ruhe wie im Kölner Dom nach dem Start. Ein leises Rascheln, ein sanftes Klackern. Die Bordinstrumente signalisieren: Strom ist da. Die Batterie im Kofferraum schickt Energie an den E-Motor und bei leichtem Fußdruck säuselt die S-Klasse auf die Straße. Kein Gebrummel, kein Wanken, kaum Windgeräusche. Bei stärkerem Tritt auf das Gaspedal schaltet sich der Verbrenner selbst im E-Mode zu, das ist kaum zu spüren. Im Hybridmodus wechselt er zwischen den beiden Antrieben, unterstützt bei Vollgas. Im Programm E-Save speichert er die elektrische Energie, in Charge lädt der Verbrenner den Akku – für eine spätere emissionsfreie Fahrt.
Luftfederung und Sitze fühlen sich gemütlich an wie ein gut eingesessenes Sofa, Assistenzsysteme erledigen einen Teil der Arbeit beim Fahren. Abstands-Tempomat mit Lenk-Assistent bis 200 km/h, Stop-and-go-Pilot bis 60 km/h und Presafe-Not-Bremse bis 50 km/h – automatisiertes Fahren light. Wer lieber Personal ans Steuer lässt, nimmt hinten rechts auf dem Sitz mit Liegestellung und extra dick gepolsterten Kopfstützen Platz. Bequem für ein kurzes Nickerchen und eine angenehme Reise. Perfektion fast bis zur Langeweile.
Hektik und Aufregung passen zur S-Klasse wie eine Double-Bass-Drum zum Hochamt. Selbst beim Kickdown rennt die 2,2 Tonnen schwere Limousine aus dem Stand scheinbar lässig in 5,2 Sekunden auf Tempo 100, erst bei 250 km/h wird abgeregelt. Bei sachtem Gasfuß kann es übrigens bis 140 km/h rein elektrisch nach vorn gehen. Selbst der BMW i8 fährt rein elektrisch nur 120 km/h schnell.
3. Gang: Das Schwächste
Mit mehr als 2,2 Tonnen wiegt die Hybrid-S-Klasse 200 Kilo mehr als der 13 PS stärkere lange S 500 – und der ist nicht besonders leicht. Allerdings hilft die Leistung dabei, dass man beim Fahren das Gewicht der schweren Luxuslimousine nicht mehr so sehr spürt. Mit der maximalen Zuladung von 610 Kilogramm Zuladung würde der 500e aber wohl schnell an seine Grenzen stoßen. Doch in den 325 Liter großen Kofferraum passen ohnehin nur ein paar Koffer.
Plug-in-Hybride spielen ihren Vorteil im Stadtverkehr aus, wo sie kurze Strecken rein elektrisch fahren können. Nur: Mit einer langen S-Klasse durch den Berufsverkehr zu pendeln, macht ähnlich viel Spaß, wie mit einem Actros durch eine Spielstraße zu manövrieren. Die Augen eilen in jeder Kurve zwischen den Spiegeln hin und her, bei einem Wendekreis von 12,30 Meter sollte man vor Kurven großzügig ausholen.
Außerdem erreichen selbst Schleicher den NEFZ-Laborwert von 2,8 Litern auf 100 Kilometer nie. Auf der Straße schluckt die S-Klasse bei zurückhaltender Fahrweise im Schnitt 8,8 Liter. Dabei steckten wir zweimal das Stromkabel in die Steckdose. Das geht ganz leicht: Klappe antippen, Ladeklappe öffnen, Stecker rein und über Nacht laden.
4. Gang': Das Überflüssigste
Für Puristen fühlt sich die lange S-Klasse in allen Bereichen überflüssig an. Die Innenraum-Beleuchtung lässt sich in sieben verschiedenen Farben einstellen. Es gibt Heizungen für Sitze und Armlehnen. Der hintere rechte Sitz lässt sich zum Liegesitz ausfahren und der Duftspender im Handschuhfach spendet eine frische Brise. Gegen Stress und Verspannung helfen sechs verschiedene Massagefunktionen und 14 Luftkissen pro Vordersitz. Genau daran lässt sich erkennen, für wen das Auto gedacht ist: für Vielfahrer mit deutlich mehr als 50.000 Kilometer im Jahr oder Geschäftsleute, die während der Fahrt arbeiten.
5. Gang: Das Wissenswerte
Warum oder für wen produziert Mercedes so ein Auto? Für europäische Sparfüchse und Öko-Aktivisten jedenfalls nicht. Das Modell zielt auf Pendler in Mega-Citys, wie London und Peking. Die City-Maut in London kostet umgerechnet 16 Euro - pro Tag. Ausgenommen davon sind Fahrzeuge, die täglich in die Innenstadt fahren. Dazu zählen neben Taxen und Busse auch Fahrzeuge mit Gas-, Elektro-, Brennstoffzellen oder Hybrid-Antrieb. Bewohner erhalten 90 Prozent Discount auf die Gebühr.
Weitaus drastischer sieht es in übervollen chinesischen Städten aus. Die Chancen, dass man in Peking ein Auto anmelden kann, stehen schlecht. Die Kennzeichen vergibt die Stadt nur noch begrenzt. Die Chancen steigen, wenn man einen Wagen mit alternativem Antrieb zulässt. Für die Öko-Fahrzeuge ist ein Anteil der begrenzten Kennzeichen reserviert. Dazu gibt es finanzielle Anreize unter anderem für Hybrid-Fahrzeuge mit einer elektrischen Mindestreichweite von 30 Kilometern, in manchen Städten sind es 50 Kilometer. Der Mercedes 500e fährt im Labor genau 33 Kilometer rein elektrisch. Bei uns sprang der Verbrenner spätestens nach 25 Kilometer an.
6. Gang: Das Besondere
Das Modell wurde nicht primär für den deutschen Markt entwickelt. Sparsamer und wirtschaftlicher fährt der Diesel S 350d, auch wenn der mit 258 PS weniger Leistung bietet. Erst wenn die Innenstädte von Berlin, Hamburg oder München nicht mehr mit Verbrennungsmotoren befahren werden dürfen, sind die Limousinen-Plug-in-Hybride für Manager bei uns sinnvoll.
Ausrollen und Fazit
Sparen kann teuer sein. Bei der S-Klasse wird es sehr teuer. Der S 500e kostet genauso viel wie der S 500 mit 4,7-Liter-V8: 109.777 Euro. Aber für eine neue und leise Technologie verzichten manche Manager gerne auf ein bisschen Leistung. Wer das Autofahren an sich liebt, für den wird die S-Klasse eine Enttäuschung sein: zu groß, zu schwer, zu synthetisch. Selbst bei mehr als 200 km/h bekommt man von der Außenwelt nichts mit, so ruhig und abgeschottet fliegt man über die Bahn – manche sogar mit einem grünen Gewissen.
TECHNISCHE DATEN – Mercedes-Benz S 500 e
- Modell: Mercedes-Benz S 500e
- Motor: 3,0-Liter-V6-Benziner + E-Motor
- Getriebe: automatisches Siebengang-Getriebe
- Leistung: 333 + 116 PS
- Systemleistung: 442 PS
- Systemdrehmoment: 650 Nm
- Verbrauch laut NEFZ: 2,8 l/100 km
- Verbrauch im Test: 8,8 l/100 km
- CO2: 65 g/km
- Elektrische Reichweite: max. 33 km
- 0–100 km/h: 5,2 s
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Kofferraumvolumen: 325 l
- Länge: 5,24 Meter
- Breite: 1,89 Meter
- Höhe: 1,49 Meter
- Leergewicht: 2.215 kg
- Zuladung: 610 kg
- Preis: ab 109.777 Euro
Das ist die beste S-Klasse, weil sie den besten Antrieb hat!
Die Stufe im Kofferraum wird aber Chauffeure, welche Koffer verstauen müssen, verärgern.
Kann man die S-Klasse auch mit Kunstleder-Aussattung bekommen?
Der Wagen ist das beste Beispiel für "Wir müssen sparen, koste es was es wolle."
Wer wirklich bequem reisen möchte und trotzdem ein grünes Gewissen hat, soll eben einen kleinen Diesel (S 300 h) nehmen, der den Testverbrauch sicherlich weit unterschreitet. Vom gesparten Geld kauft man sich ein 5-Jahres-Abo für die Bahncard 100 mit Ökostrom.
Hybrid macht eigentlich nur bei Kleinwagen Sinn die Hauptsächlich Kurzstrecken und Stadt fahren. Für solche Limousinen die viel Langstrecken fahren macht Hybrid kaum Sinn. Dafür kann man für solch ein Extra viel Geld verlangen, was bei ein Kleinwagen so nicht Bezahlt wird. Wahrscheinlicher ist das es dabei nicht um Spritsparen geht sondern um die Extra-PS für den Ampelstart.
Nein. Ein Diesel passt in die S-Klasse nicht wirklich. Eben hier muss man nicht wirklich sparen. Es geht auch um Geräuschkomfort.
Außerdem kann man mit diesem Auto auch mal Brötchen holen, ohne den teuren Motor im Winter zu quälen.
Bei einem 110.000 € Auto sehen die Prioritäten anders aus.
So präsent ist ein Diesel in einer S-Klasse!
https://www.youtube.com/watch?v=nQ1-PcA-mGs
Eben nicht. Gerade schwere Autos profitieren von Plug-In-Hybrid imens.Zumal man so Allrad realisieren kann.
Außerdem dürfte in Zukunft der Wertverlust solcher Plug-In-Hybride geringer sein, da man diese Autos in sämtliche Länder exportieren kann, die hohe Umweltauflagen haben.
Für Kleinwagen bietet sich eher CNG und LPG ab Werk an.
Hybrid-Technik verteuert die Kleinwagen unwirtschaftlich.
Der kleine Diesel ist doch schon ein Hybrid, sodass man auch damit elektrisch fahren kann.
Da der Diesel sehr leise und vibrationsarm arbeitet, sehe ich da keinen Nachteil im Vergleich zu einem Benziner.
@Fabian:
"Betriebsmodie" > Betriebsmodi
http://www.duden.de/rechtschreibung/Modi
Zum Thema:
Schöner Technologie-Träger. Mehr nicht.
Das ist ja total krass!
Ich habe nichts gehört... 😕 😮
Ganz am Start, es schüttelt einmal durch. Hinzu kommt kein brummiger Grundton. Mit dem E-Antrieb fährt man sanft gebettet davon.
Als wir mal mit dem S500 PlugIn mitgefahren sind, passte hinten nicht mal der eine große Koffer meiner Tochter rein. Wir haben ihn dann auf dem Beifahrersitz mitgenommen und ich fuhr mit der Bahn, weil hinten nur 2 Sitzplätze waren und meine Tochter noch eine Freundin dabei hatte (es fuhr ein Chauffeur). 😆
Ich bin auf der Hinfahrt zum Hotel aber mitgefahren (da nahmen Bekannte unseren Koffer mit) und es war ein tolles Erlebnis.
BTW: In unseren Golf passt der Koffer ganz problemlos in den Kofferraum, ohne Umklappen der Sitze.
j.
Hi,
das ist ein schlechter Witz...
"...Der Mercedes 500e fährt im Labor genau 33 Kilometer rein elektrisch. Bei uns sprang der Verbrenner spätestens nach 25 Kilometer an. ..."
Das als Fortschritt zu bezeichnen ist mehr als lächerlich. Da hätte ich vom "Das Beste oder nichts" mehr erwartet. Ehrlich...
Gruß,
lapi
Zitat: "Andächtige Ruhe wie im Kölner Dom nach dem Start"
Wie startet man denn den Kölner Dom?
mfg
der Mülleimermann
Du warst noch nie im Kölner Dom.
Wäre der Lärmpegel in der S-Klasse auch nur auf halbem Niveau, hätte sich Daimler den Titel „Leisester Innenraum“ wohl nicht holen können, denn jeder Kadett Diesel wäre sogar bei Vollgas leiser.
Ansonsten:
Mit dem S 500e stellt Mercedes-Benz wieder einmal DAS Vorzeige-Fahrzeug für Daimler und den VDA. Nach dem Rekord für den „Leisesten Innenraum“, den Daimler mit dem Mercedes Maybach S 600 holte, dürften auch die mehr als 214% Abweichung vom Realverbrauch zu den NEFZ-Angaben rekordverdächtig sein.
BTW: Laut obigem Test kommt der Benz nur mit „zurückhaltender Fahrweise“ und „zweimaligem Nachladen“ auf den Testverbrauch von 8,8 Liter Super, bei dem Fahrzeugtyp entsprechender Fahrweise und ohne nachzuladen sind wohl etwa 11 Liter realistisch. Nach der sehr realistisch ermittelnden EPA verbraucht der Mercedes Benz S 550 (entspricht dem Mercedes Benz S 500 Lang) kombiniert 11,8 Liter/100km (13,8 l City, 9,0 l Highway). Der S-Klasse Daimler ohne Plug-In bietet dazu eine um 105 kg höhere Zuladung und ein um 135 Liter größeres Kofferraumvolumen.
Damit zeigt der beste Autobauer der Welt wieder einmal eindrucksvoll, dass in Stuttgart das Prinzip „Plug-In Hybrid“ immer noch nicht sinnvoll umgesetzt werden kann und sorgt zugleich dafür, dass der S 500e eine Seltenheit auf den Strassen der Welt bleiben wird.
Wahnsinn wie laut der ist... wie ein Traktor!
Ne mal im Ernst... was ist an dem Video so schlimm?
Die ersten 20sec. Braucht man nicht in der Oberklasse.
Diese Klasse ist für den Genuss da, was hat da ein Diesel zu suchen?