Carsharing: Wachstum mit regionalen Unterschieden
Stadtmenschen sharen mehr als Landmenschen
Carsharing hat sich in den großen deutschen Städten etabliert. Im gesamtem Bundesgebiet gibt es dagegen noch einige unberührte Flecken. Was sind die Ursachen dafür?
Bad Mergentheim/Flensburg - Die Zahl der Carsharing-Nutzer steigt. 2015 waren laut Daten des Bundesverbands Carsharing 1,25 Millionen Menschen bei "Mietauto"-Angeboten registriert, ein Zuwachs von 220.000 Personen. Dabei sind es nicht mehr nur die großen Ballungsräume in denen man die Leihwagen findet. Auch in Städten und Gemeinden ist die Zahl der Carsharing-Stationen gestiegen. Wirtschaftlich sind diese aber nur schwer zu betreiben.
Im Oktober sollen die Autos kommen. Dann wird es auch in Bad Mergentheim im Taubertal im Norden Baden-Württembergs eine Möglichkeit zum Autoteilen geben. Seit zwei Jahren planen die zweite Vorsitzende des Vereins "Taubermobil" Dorothea Grebbin und ihre Mitstreiter das Projekt. "Es läuft alles ehrenamtlich", berichtet sie. "Wir mussten erst einmal Partner finden, die Autos zur Verfügung stellen." Jetzt soll ein Auto von der örtlichen Kirchengemeinde kommen, ein weiteres will ein Autohändler am Ort zur Verfügung stellen. Das muss erstmal reichen. In der Kleinstadt mit etwas mehr als 20.000 Einwohnern könne man sich ohnehin nicht allein auf die gemeinsamen Autos verlassen. "Es geht uns darum, das Zweit- oder Drittauto zu ersetzen", sagt Grebbin.
Auf der Suche nach dem Profit
Die Zahl der Städte und Gemeinden, in denen sich Menschen Autos an fest installierten Stationen teilen, stieg im vergangenen Jahr von 490 auf 537. Hinzu kommen 12 Städte, in denen es so genannte Freefloating-Angebote gibt, bei denen die Autos in einem festen Geschäftsgebiet angemietet und abgestellt werden können. Initiativen wie in Bad Mergentheim machen nach wie vor die Mehrheit aus, sagt Willi Loose, Geschäftsführer des Bundesverbands Carsharing. Allerdings sei die Anzahl der Fahrzeuge und Kunden bei diesen Projekten natürlich sehr klein.
Nur die ehrenamtlichen Carsharing-Initiativen können sich solche Strukturen leisten. Sie brauchen keine hohe Auslastung ihrer Fahrzeuge, um profitabel zu sein. Ausnahmen sind die Carsharing-Anbieter, deren Autos von Firmen genutzt werden - wie in Flensburg. Der Verein Klimapakt Flensburg, an dem unter anderem Wohnungsbaugesellschaften, aber auch die Stadtwerke und andere Unternehmen beteiligt sind, hat den bundesweit aktiven Carsharing-Anbieter Cambio in die Stadt gelockt. Von 601 Nutzern stammen 59 Prozent aus Unternehmen. Die Zusage der Firmen habe den Start in Flensburg leicht gemacht, sagt eine Sprecherin des Carsharing-Anbieters. Der Prozentsatz liege deutlich über dem an anderen Stationen. "Der Umsatz reichte aus, um sehr schnell profitabel zu werden."
Dobrindt will Car-Sharing-Nutzern Vorteile einräumen
Trotz der Initiative kurz vor der dänischen Grenze zeigt die Landkarte des Carsharing-Verbands vor allem im Osten und Norden Deutschlands weiße Flecken. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will das Carsharing weiter fördern. Er plant, es den Bundesländern zu ermöglichen, separate Parkflächen für Carsharing-Fahrzeuge auszuweisen und diese von Parkgebühren zu befreien. Das entsprechende Gesetz soll 2017 in Kraft treten.
Eine echte Erklärung für die weißen Flecken auf der Landkarte hat der Carsharing-Verband nicht. In Süddeutschland seien möglicherweise die Einkommen höher, außerdem seien auch viele Energiegenossenschaften an den Gründungen beteiligt. In Bruchsal etwa ist der örtliche Energie- und Wasserversorger an einer Initiative zum Teilen von Elektroautos mit von der Partie. Die ersten Stationen sollen im September starten. Bis Frühjahr 2017 stehen dann an 34 Stationen Vier- oder Fünfsitzer bereit, an fünf Stationen E-Kleintransporter mit sieben bis acht Sitzen.
Das Vorzeigebeispiel des Verbands ist der Auto-Teiler in Vaterstetten im Speckgürtel Münchens. Vor 20 Jahren gegründet hat die Initiative inzwischen 21 Autos und 330 Mitglieder. Da ein "Mitglied"
oft aus Familien besteht und es vielfach mehrere registrierte Fahrberechtigte pro Mitglied gibt, seien etwa 650 Menschen fahrberechtigt. Bezogen auf die etwa 23.000 Einwohner in Vaterstetten sind das mehr als zwei Prozent, so David Göhler vom Auto-Teiler. Inzwischen hat der Verein sogar zwei 450-Euro-Kräfte eingestellt, um die Autos zu betreuen und sich um Dinge wie Autokäufe zu kümmern.
Großstädte bieten bessere Bedingungen
Nach wie vor finden sich aber zwei Drittel der Carsharing-Anbieter in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern. Vor allen in den größeren Städten haben sich die Autohersteller und andere kommerzielle Anbieter installiert. Die Bahn erreicht über ihr Flinkster-Netzwerk mit 30 regionalen Partnern an 1.700 Stationen 300.000 Kunden. Die nach Kunden-und Autozahlen größten Anbieter in Deutschland sind aber DriveNow, das von BMW und dem Autovermieter Sixt ins Leben gerufen wurde, und die zum Daimler-Konzern gehörende Firma Car2Go. Beide setzen auf freies Carsharing ohne Stationen. Allerdings ist etwa Car2Go nur in sieben Großstädten Deutschlands verfügbar.
Auch Opel will im nächsten Jahr ein eigenes, allerdings stationäres Angebot starten. Im November sollen Details bekannt gegeben werden. Im vergangenen Jahr hatte die GM-Tochter noch einen anderen Weg gewählt: Mit Hilfe der Plattform Carunity können Privatleute Autos anbieten und mieten. Nach einem Jahr habe man bereits über 20.000 Nutzer, sagte Marketing-Chefin Tina Müller kürzlich der "Wirtschaftswoche". Obwohl bereits 4.500 private Autos angemeldet sind, tun sich die Menschen offenbar schwer damit, ihr "Heiligs Blechle" in fremde Hände zu geben. Die Nachfrage übersteige die Zahl der angebotenen Autos, sagte Müller. Wie viele Mieten am Ende tatsächlich stattfinden, veröffentlicht Opel nicht.
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Quelle: dpa
Was kostet eigentlich das Carsharing ungefähr?
Sagen wir mal ich habe einen Termin und muss raus aus dem Zentrum an den Stadtrand, fahrt 35 Minuten. Was würde mich so was z. B. in einer Grossstadt kosten?
Übrigens, was ein bescheuertes Wort "sharen", was ist nur mit euch los?!
Bleibt doch lieber bei der schönen deutschen Sprache und das sage ich, als nicht in Deutschland geborener!😉
@maxdaywalker:
Nicht nur als Eingeborener ist es kaum zu ertragen, wenn englische Worte so missbraucht werden. Im englisch sprachigem Bereich ergibt "sharen" auch keinen Sinn.
Am meisten liebe ich aber das Wort "Photoshooting" ;-)
Ich denke nicht das dies ein Markt der Zukunft ist. Wenn alle Leute das Auto teilen, gibt es ja kein Wachstum - der Markt schrumpft. Die Wirtschaft bricht zusammen 😉 ... Zudem spart man ja auch keinen Verkehrsraum, da die Anzahl der Fahrten ja nicht davon sinkt das man einfach ein anderes Auto benutzt.
Denglis(c)h ... die Sprache Degenerierten.
Wie blöd muss man sein, um sich eine derartige Überschrift einfallen zu lassen?
Für wen lohnt sich Car Sharing
http://www.finanztip.de/carsharing/kostenvergleich/
Wenn das Angebot auf dem Lande genau so wäre wie in der Stadt, sehe es ähnlich aus.
Nach dem Motto: "Ich geh denn mal auf dem Marktplatz neben der Kirche und 'schäre' mal ein Auto"
Warum altbekannte Tatsachen immer wieder auf den Tisch müssen und als Vergleich herhalten, entzieht sich irgendwelcher Logik.
Auf dem Land hat (fast) jeder Haushalt 2 Autos, weil man sonst nicht zur Arbeit kommt. Es gibt zwar auch Autohäuser in kleinen Örtchen, aber die bieten seltenst Carsharing an. Das Angebot ist praktisch nicht vorhanden, sodass man auch nichts davon nutzen kann, selbst wenn man wollte. In Oberbayern kann es sogar schwierig sein, überhaupt ein Taxi am Wochenende zu bekommen.
Wie, Ballungsräume bestehen nicht aus Städten und Gemeinden?! 🙄
Widerspruch in sich: >20k Einwohner ist keine Kleinstadt mehr, sondern eine Mittelstadt, zumindest in BW. Außerdem dachte ich, dass die Stadtverwaltungen inzwischen alle ihre Dienstautos nicht erneuert haben, sondern auf solche Angebote zurückgreifen? So hat's bei uns angefangen.
Genau das wird der Knüller! Ich zitiere mich mal wieder selbst:
http://www.motor-talk.de/.../...-soll-belohnt-werden-t5170780.html?...
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass
- die Car-Sharing-Angebote hier eher beschissen sind (steht ja im Artikel, dass das eigentlich nur im Bereich von Großstädten wirklich funktioniert und jetzt sollte man sich mal die Liste der Städte und Gemeinden in BW mit Einwohnerzahlen anschauen...)
- der ÖPNV oftmals so beschissen ist, dass man eben ein Auto haben muss bzw. wenn man ein CS-Auto nimmt das mangels free-float für (auch gelegentliche) Pendelei zur Arbeit/etc. zu teuer ist -> eigenes Auto -> braucht kein CS mehr, zumindest wenn man sich z. B. mit dem Partner abstimmen kann, der kein Auto für die Pendelei braucht
- dadurch auch z. B. die (auch erwachsenen) Kinder wenn sie mal an einem Bhf. in der Nähe ihrer Eltern aussteigen eher von diesen auch abgeholt werden - evtl. auch umgekehrt, dass man die Eltern (die evtl. hier eher in der Nähe wohnen?) eher davon überzeugen kann nicht mehr zu fahren wenn man sagt, dass man sie für Familienfeiern abholt und heimbringt, weil man sie einfach nicht mehr für wirklich fahrtaugl. befunden hat (meine beiden Omas wurden (allerdings mangels FS, weil nie gemacht, weil keine Erlaubnis vom Ehemann/Vater) regelm. zu Familienfeiern von Verwandten mitgenommen bzw. abgeholt)
- wo's eher dörflicher ist, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man jmd. kennt, der einen mitnehmen kann, wenn man Probleme mit dem Auto hat
- im Schwarzwald fällt IMHO der Faktor "Die Leute kommen mit dem ÖPFV und wollen dann doch wieder Auto fahren" weg -> Im Schwarzwald (abgesehen von Randlagen mit ICE-Bhf. wie FR) eher ältere oder Familien, wo dann ggf. schon daheim ein Fahrzeug mieten wohl der billigere Weg ist
notting
Um mal darauf zu antworten: Mal angenomen du fährst ca. 60km hin und zurück und brauchst insgesamt 3h. Bei Ruhrauto E würde das mit nem i3 20,70€ kosten und mit nem Leaf zur Zeit ca. 13€.
Oft haben die Sharinganbieter Sonderangebote für ÖPNV-Abonennten. Hab mich jetzt bei dem o.g. mal angemeldet, weil ich mal ein paar Elektroautos ausprobieren will. 😆
Danke für die Info, hätte nicht gedacht das es doch relativ günstig ist. Ist dann wirklich eine alternative 😊
Aber Parkraum wird schneller frei gegeben, wenn mehrere ein Auto teilen. Der ist ja schließlich auch knapp. Ausserdem wenn die Laufleistungen pro Auto steigen, dann gibt's auch mehr Verschleiß. Mach dir also keine Sorgen um die Wirtschaft.
Autos gehen eigentlich nur kaputt wenn sie viel stehen. Dauerläufer sehen die Werken meistens selten von innen (außer man hat eine Montagsgurke). Der Mehr-Verschleiß dürfte sich also auf ein paar Ölwechsel belaufen.
Ich glaube er meint z. B.: Intervall alle 2 Jahre oder 30Mm, je nach dem was zuerst kommt -> Bei im Schnitt >15Mm/Jahr muss man öfters in die Werkstatt. Ähnl. Zahnriemen & Co.
"Spareffekte" dürfte es nur durch hohen Überland-/AB-Anteil bei normalen Geschwindigkeiten geben (->weniger Bremsen-/Reifenabnutzung als Stop'n'Go etc. in der Stadt) oder ggü. Extrem-Wenigfahrern, wo der Akku dauernd durch Kurzstrecke->niedrigen Ladestand geschädigt wird etc.
notting