Unfallforscher testen Quads

Störrisch und gefährlich

Sabine Stahl

verfasst am Thu Oct 24 15:18:43 CEST 2013

Sie sind sperrig, schwer kontrollierbar und werden oft von unerfahrenen Piloten gelenkt: Quads. Und wenn es kracht, sind meist die Fahrer die Schuldigen.

Die Unfallforscher der Versicherer haben mit einem Quad einen Crashtest durchgeführt
Quelle: UDV

Berlin - Quads sind vierrädrige Spaßgefährte. Gemessen an den gefahrenen Kilometern ist das Unfallrisiko aber doppelt so hoch wie bei einem Pkw, sagen die Unfallforscher der Versicherer (UDV). Der Grund: Die Fahrzeuge sind störrisch und schwer zu handhaben. Hat noch ein übermütiger und unerfahrener Pilot den Finger am Daumengas, ist das eine gefährliche Kombination.

Das Risiko bei einem Unfall mit einem Quad schwer verletzt oder getötet zu werden, ist sogar zehnmal höher als mit dem Pkw. Bei 85 Prozent der Crashs sind die Quad-Fahrer selbst die Unfall-Verursacher.

Bei zwei Dritteln aller Quad-Unfälle kommen die Fahrzeuge in der Kurve von der Straße ab, ohne die Beteiligung eines anderen Fahrzeugs. Das liegt unter anderem daran, dass nur wenige Quads über ein Differenzial verfügen und überdurchschnittlich viele Fahrer mit dem Handling überfordert sind.

Durch das störrische Fahrverhalten sind Quads oft schwer zu kontrollieren
Quelle: UDV
Die meisten Quad-Crashs gehen auf das Konto von sehr jungen Fahrern (18 bis 24 Jahre).

„Vor allem die Fahreigenschaften und Bedienung des Quads, gepaart mit Übermut, lassen viele junge Fahrer schwer verunglücken“, sagt Siegfried Brockmann, Leiter der UDV. „Deshalb sollte sowohl bei der Fahrzeugtechnik, als auch bei der Fahrausbildung schnellstmöglich gegengesteuert werden“. Um die Fahrzeuge sicherer zu machen, sind nach Ansicht der Unfallforscher ein serienmäßiges Differenzial oder verpflichtende Einweisungsfahrten nötig.

Unterschiedliche Fahrzeuggattungen

Aktuell sind mehr als 150.000 Quads in Deutschland zugelassen. Die genaue Zahl ist nicht bekannt, da Quads in verschiedene Fahrzeuggattungen eingeteilt werden. Die kleineren Modelle benötigen nur ein Versicherungskennzeichen und können mit dem Führerschein AM ab 16 Jahren gefahren werden.

Die größeren Quads brauchen eine Zulassung und ein Auto-Nummernschild und erfordern einen Pkw-Führerschein. ATVs (All-Terrain-Vehicles) sind meist als land- oder forstwirtschaftliche Zugmaschinen angemeldet und dürfen mit den Führerscheinen L (bis 40 km/h) oder T (bis 60 km/h) bewegt werden.

Die Unfallforscher haben für ihre Studie knapp 500 Quad-Unfälle der Jahre 2009 bis 2012 aus Bayern sowie rund 140 schwere Quad-Unfälle aus den Akten der Versicherer analysiert.

Die EU schreibt ab 2016 ein Differenzial für Quads vor. Die Unfallforscher fordern bis dahin eine freiwillige Ausrüstung
Quelle: UDV
Durch das störrische Fahrverhalten sind Quads oft schwer zu kontrollieren
Quelle: UDV
Vor allem bei Kurvenfahrten kann es leicht zu Unfällen kommen
Quelle: UDV
Bei 85 Prozent der Unfälle mit Quads ist der Fahrer des spaßigen Gefährts schuld
Quelle: UDV