Elektromobilität: Netzbetreiber in Wartestellung
Stromkonzerne in der Aufbauphase
Die Regierung will die E-Mobilität, und sie wollen dabeisein: Die Stromversorger. Bisher jedoch haben sie nur investiert. Geld verdient noch niemand mit Strom für Autos.
Dortmund/Karlsruhe - Deutschland und die Elektromobilität, das wird noch ein weiter Weg. Nicht einmal 3.000 Stromtankstellen gab es zu Jahresbeginn in Deutschland. Das ist aus Sicht von Kritikern viel zu wenig, erst Recht angesichts der geringen Reichweiten der meisten Elektro-Autos.
Anfang 2015 sollten, so der Plan, 100.000 E-Autos auf deutschen Straßen rollen. Zu Jahresbeginn waren es knapp 19.000 reine Elektroautos. Im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 56 Prozent. Immerhin. Daran beteiligt waren viele neue Modelle mit Plug-in- oder reinem Elektroantrieb: Von Tesla, Porsche, BMW und Mercedes bis zu VW, Ford oder Kia.
"Die Zulassungszahlen werden schon 2015 deutlich steigen und disruptiv hochspringen, sobald die Batterien preiswerter werden", sagt der Chef von RWE Effizienz, Norbert Verweyen. Derzeit verbilligten sich moderne Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos im globalen Einkauf jeden Monat um ein Prozent, sagt der RWE-Manager.
RWE ist mit 2.500 Elektro-Ladepunkten deutscher Marktführer. Der Essener Stromkonzern bekam vom Discounter Aldi Süd den Zuschlag, knapp 50 Filialen von Düsseldorf bis München mit Stromtankstellen auszurüsten. Deren Schnellladestationen bieten Anschlüsse für alle derzeit gängigen Steckertypen. So könne während eines 30-Minuten-Discounterbesuchs Strom für 80 Kilometer Reichweite geladen werden. Die Kunden zahlen dabei keinen Cent, der Strom kommt direkt von der eigenen Solaranlage der Filialen.
Lade-Infrastruktur lückenhaft
Ob das Ziel der Bundesregierung von einer Million Elektro-Fahrzeugen bis 2020 erreichbar ist, wagt auch Optimist Verweyen nicht zu prognostizieren. Aber das Firmenkundengeschäft nimmt aus Versorgersicht Fahrt auf: Rund 180 Stromladepunkte hat RWE schon für die Daimler-Standorte in Stuttgart errichtet, 160 Ladepunkte beim Chemiekonzern BASF und 130 für VW.
Beim Aufbau des öffentlichen E-Tankstellennetzes hakt es dagegen an vielen Stellen, wie der Duisburger Autospezialist Prof. Ferdinand Dudenhöffer betont: Das Netz ist viel zu dünn und vor allem in den Wohngebieten fehlen Stromtankstellen. Benzintankstellen gibt es bundesweit mehr als 14.000.
Schnellladeanlagen für Durchreisende werden bisher kaum angeboten. Viele Stationen versorgen nicht alle drei Steckertypen der Industrie, "Typ 2", "CCS" und "Chademo" aus Japan. Wer die falsche Ladestation erwischt, bleibt liegen. Und die Abrechnung ist schwierig, weil Ladekarten oft von den regionalen Stromanbietern stammen und schon an der nächsten Säule nicht mehr akzeptiert werden. Dudenhöffer fordert - wie viele Kritiker - staatliche Programme, um den Ausbau des Netzes wesentlich zu beschleunigen.
Vom Strom allein wird niemand reich
Der zusätzliche Stromabsatz macht die Säulenanbieter bisher nicht reich, sagt auch Verweyen. Aber die Stromkonzerne erhoffen sich eine engere Bindung zu Kommunen und Geschäftskunden, die Ladesäulen anbieten wollen, und zu privaten Endkunden. Wer privat ein Ladegerät für sein E-Auto in der Garage kauft, könnte sich auch eine Fotovoltaikanlage zur Stromerzeugung aufs Dach und eine Speicherbatterie in den Keller stellen, hofft die Branche. Außerdem eine Regelungsanlage, die Strom im jeweils günstigsten Moment kauft, produziert und einspeist.
Der RWE-Konkurrent EnBW, der mit etwa 750 Ladepunkten vor allem in Baden-Württemberg im Geschäft ist, sieht die Technik deshalb als Investition in die Zukunft. "Im Moment verdienen Sie damit kein Geld", sagt ein Sprecher. "Das ist alles noch in der Aufbauphase. Aber wer sich jetzt engagiert, kann später mitspielen."
Darauf hoffen die Konzerne. Vor allem größere Anlagen für Dienstwagenflotten, Parkhäuser oder große Parkplätze etwa von Supermärkten bieten Chancen, irgendwann auch Geld zu verdienen. Aber nur, wenn die Versorger nicht nur die Tankstellen aufstellen. Sie müssen auch die Abrechnung mit ihren rechtlichen und steuerlichen Klippen übernehmen. Das sagt der Energierechtsspezialist Christian de Wyl, der bundesweit Stadtwerke berät.
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Dann dürfte es ja noch min 5 Jahre dauern, bis so ein Auto gegenüber dem Benziner preislich interessant ist.
Warum soll ich mir ein Elektroauto zulegen, wenn das doppelt so teuer ist, aber nur die halbe Reichweite hat.
🙄 der muss es ja wissen 🙄
Wenn es wenigstens die Hälfte wäre. Ich fahre pro Woche ca. 600 km, wenn der Tank leer ist dauert es keine 5 min und ich kann weiter fahren. Ein E-Auto müsste ich täglich laden. Nur wo??? Zuhause? Nein, Reihen-Mehrfamilienhaus mit Laternenparkplatz. Arbeit? Als futzliges Fußvolk in einem 1.800 Mann Betrieb sicher nicht, ich bin schon froh wenn ich überhaupt einen Parkplatz bekomme (und dann noch mal 10 min bis zum Eingang laufen muss).
...also mal ganz ehrlich...:
Viele Leute schaffen gerade ihre Zweitwagen wegen den Unterhaltungskosten ab... - einige verkaufen ihre Erstwägen...
Da will man bei überteuerten E-Autos (so schön sie auch sind) und minimalen Stückzahlen mit dem Strom Geld verdienen?!
Eine echte Marktlücke sieht anders aus und Marktforschung ist das wirklich nicht...
600 km pro Woche ? Also 30.000 km pro Jahr = 3.000 € Benzin oder 1.000 € Strom für ein Elektroauto😊.
Schaut mal in diesen Thread, dann wisst ihr das es sich auch lohnen kann.
bei aldi süd gibt es kostenlose lademöglichkeiten,
der kauf und die installation der solaranlage kosten geld, also der strom ist nicht umsonst (as ist ein traum der traumtänzer) also zahlen "alle" aldi kunden auch die mit normalen autos das kostenlose laden für andere mit. frage : bekommen die "nicht" e-mobilisten einen rabatt ? wenn nicht muß man woanders kaufen.
und ist im grunde diskriminierung wenn kein ausgleich erfolgt, ---wo bleibt da brüssel !!!
Nö. Ist Werbung. Wenn da einmal die Woche ein Auto lädt ist das für Aldi preislich egal. Wenn es tatsächlich viele E-Autos geben sollte, wird die kostenfreie Ladung auch schnell verschwinden.
Natürlich warten die Konzerne ab.
Ich würde derzeit auch keine Ladesäule bauen. Typ2 fing gerade an sich durchzusetzen als VW und BMW diese boykottieren und zur Notladung degradieren. Stattdessen soll es jetzt CCS sein, das kaum verbreitet ist und die Ladesäulen teuer macht (und Heimladung vermeidet).
Da wartet man als Anbieter lieber. Viele Stadtwerke die vor kurzem Ladesäulen aufgestellt haben, haben jetzt kaum noch nutzbare...
Man bedenke derzeit:
Chademo hauptsächlich der Leaf
Typ2 haben zwar fast alle. Zur "echten" Ladung taugen E-Smart, B-Klasse, Zoe und Model S
CCS macht die Ladesäule zu teuer für kleine Anbieter. Laden kann man da E-up, E-Golf und i3
An sich wäre Typ-2 für kleine Anbieter (Hotels, Geschäfte, Parkhäuser) ideal. Die Station ist recht günstig. Wenn der Standard aber wieder zurückgebaut wird muss man auf CCS wechseln. AUfgrund der Ladeelektronik in der Säule wäre die viel teurer. Sowas stellt sich ein Geschäft nicht auf den Parkplatz und auch im Parkhaus verbaut man höchstens einzelne Säulen... so wird das nichts.
Bis 2020 sollen 1 Million E-Mobile unterwegs sein. Das entspricht ca. 2,5% des PKW-Bestandes. Also niemand verlangt, dass jeder von uns ab sofort seine Mobilitätsbedürfnisse ausschließlich elektrisch befriedigen soll.
mfg
Das wird man mit der hiesigen Politik nicht schaffen. Deutschland ist, was E-Mobilität betrifft, absolutes Schlusslicht in Europa.
Stimmt nicht, Italien, Polen und Spanien sind die Schlußlichter, und zwar deutlich .
Moin,
es wird wieder nur gehofft,
es kann zur Zeit nichts werden, die Technik ist noch nicht so weit
schönen Gruß
27
Naja Länder wie Uganda, Nigeria oder Syrien sind dann wohl noch weiter als Schlusslicht, oder wie?
Man wird sich auch in Deutschland daran gewöhnen müssen, nicht mehr überall ganz vorne mitschwimmen zu können, das ist unumgänglich.
Dafür wurde in den letzten 30 Jahren hier zuviel verbockt.