Handy am Steuer: Aufklärung halbiert Unfallrisiko

Studie: Poster und Broschüren helfen gegen Handys am Steuer

verfasst am Tue Oct 28 19:15:41 CET 2014

US-amerikanische Wissenschaftler haben offenbar heraus gefunden, wie man Autofahrern die Handy-Nutzung abgewöhnen kann. Die Lösung klingt einfach, zu einfach.

Telefonieren am Steuer lenkt ab. Die Aufmerksamkeit des Fahrers sinkt in etwa so sehr wie bei einem Blutalkoholspiegel von 0,8 Promille
Quelle: picture alliance / dpa

Tucson/USA - Manchmal liegt die Lösung viel näher als man glaubt: Laut einer Studie der Universtität von Arizona sollen bereits einfache Aufklärungskampagnen genügen, damit wesentlich weniger Autofahrer während der Fahrt zum Handy greifen. Diese These stammt vom Unfallchirurgen Bellal Joseph, der gemeinsam mit seinem Team eine Untersuchung zum Thema Ablenkung am Steuer startete. Hierfür beobachteten die Wissenschaftler das medizinische Personal der Universität von Arizona und observierten die Ausfahrt des Angestelltenparkplatzes der Universität.

Forscher observieren Angestelltenparkplatz

Zunächst zählten die Forscher eine Woche lang, wie oft Pfleger und Ärzte abgelenkt wegfuhren. Bei der anschließenden Umfrage gaben 35,5 Prozent der Befragten zu, sich beim Fahren ablenken zu lassen. 4,5 Prozent hatten deswegen schon einen Unfall.

4,5 Prozent der Studienteilnehmer hatten bereits einen Unfall, weil sie während der Fahrt abgelenkt waren. Dabei muss nicht immer das Handy der Grund für die mangelnde Unaufmerksamkeit sein
Quelle: picture alliance / dpa

Um das Bewusstsein für die Risiken zu schärfen, wurden die Teilnehmer im Anschluss über die Gefahren der Bedienung des Handys während der Fahrt aufgeklärt. So entspreche etwa die Nutzung eines Handys beim Fahren einem Blutalkoholspiegel von 0,8 Promille. Gleichzeitig hängten die Wissenschaftler Aufklärungsposter in der Cafeteria aus und verteilten Informationsbroschüren.

Schließlich kehrten die Mediziner noch einmal zum Angestelltenparkplatz zurück und beobachteten das Fahrverhalten des Personals eine weitere Woche. Das Ergebnis: Die Anzahl der Fahrer, die abgelenkt fuhren, ging um 50 Prozent zurück. Selbst ein halbes Jahr später hielt der Effekt der Kampagne noch an.

Unfälle durch Ablenkung auf Höchststand

Nach Auskunft der Wissenschaftler hat die Zahl der Unfälle, die auf eine Ablenkung des Fahrers zurückzuführen sind, in den USA einen Höchststand erreicht. Sie zitieren eine Statistik der US-Verkehrsbehörde NHTSA. Ihr zufolge wurden 2012 in den USA 421.000 Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt, bei denen ein Fahrer abgelenkt war, 3.328 Menschen wurden deshalb getötet.

Die NHTSA schätzt, dass bei 80 Prozent aller Unfälle der Fahrer in den drei Sekunden vor dem Zusammenstoß unkonzentriert war. Daran ist nicht nur das Handy schuld: Schon einfache Aktivitäten wie ein Gespräch oder das Wechseln des Radiosenders könnten zu einem Unfall führen.

Eine SMS kostet im Durchschnitt fünf Sekunden der Aufmerksamkeit, die eigentlich der Straße gelten sollte
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Mehr Aufklärung und strengere Gesetze

In Europa gibt es keine Erhebungen dazu, wie viele Unfälle durch abgelenktes Fahren verursacht werden. Allerdings registrierte allein die Polizei von Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr 131.000 Verstöße gegen das Handyverbot am Steuer.

„Es gibt keinen Zweifel, dass abgelenktes Fahren eine ernsthafte Gefahr ist und weltweit mehr und mehr zu einer der Haupttodesursachen wird“, erklärt Joseph. Für ihn unterstreicht die Studie die Wichtigkeit von Aufklärung und strengeren Gesetzen. Die Mediziner wollen nun eine Kampagne unter dem Namen „DADD - Doctors against distracted drivers“ (Ärzte gegen abgelenkte Fahrer) starten. Joseph betont: „Sonst wird es nicht besser.“

Detektor soll Funkfrequenzen anzeigen

Die US-Firma ComSonics entwickelt zudem gerade einen Detektor, der Funkfrequenzen eines Handys während einer Autofahrt anzeigen soll. Er soll nicht nur die Telefonierer aufliegen lassen, sondern auch die SMS-Schreiber, die das Handy während der Fahrt in den Schoß legen und unauffällig tippen.

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Eine SMS kostet im Durchschnitt fünf Sekunden der Aufmerksamkeit, die eigentlich der Straße gelten sollte
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