Airbag-Desaster: Takata legt sich mit US-Aufsicht an
Takata verweigert landesweiten Rückruf
Die US-Aufsichtsbehörde NHTSA verlangt vom Airbaghersteller Takata einen landesweiten Rückruf der betroffenen Autos. Doch Takata weigert sich. Nun droht eine Millionen-Strafe.
Washington/USA - Der japanische Zulieferer Takata riskiert einen Streit um defekte Airbags mit der US-Verkehrsaufsicht NHTSA. Bei einer Anhörung im US-Kongress zeigte Takata-Manager Hiroshi Shimizu am Mittwoch keine Bereitschaft zu einem landesweiten Rückruf von Fahrzeugen, in denen Airbags seiner Firma auf der Fahrerseite verbaut wurden.
Das aber fordert die US-Behörde für Verkehrssicherheit. Sie kann eine Strafe von bis zu 35 Millionen Dollar (28 Mio Euro) verhängen, wenn Takata stur bleibt. Ein Ultimatum der NHTSA war Dienstagnacht ausgelaufen.
Mehr als elf Millionen Autos bereits zurückgerufen
Die Airbags können wegen mangelhafter Verarbeitung platzen. Dabei kommt es zu einer Explosion, die Teile der Metallverkleidung sprengt. Anwälte gehen von vier Todesopfern in Amerika aus. Mehr als elf Millionen Autos wurden wegen des Defekts bereits in den USA zurückgerufen.
Betroffen sind laut NHTSA neben den großen japanischen Autofirmen auch BMW und die US-Unternehmen Chrysler, Ford und General Motors. Die Verkehrsaufsicht warnt seit Wochen in ungewöhnlich deutlichem Ton vor den Airbags. Kürzlich berichtete die "New York Times", dass Takata möglicherweise schon seit 2004 von dem Defekt wusste und versucht hat, ihn zu vertuschen.
Takata: Nur Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit
Doch Takata geht auf Konfrontationskurs. Ein landesweiter Rückruf sei unnötig, sagte Manager Shimizu. "Takata geht weiterhin davon aus, dass die öffentliche Sicherheit am besten gewährleistet ist, wenn die Regionen mit großer Luftfeuchtigkeit Priorität bleiben."
Bislang beschränkt das Unternehmen die Rückrufe auf Gegenden wie Florida oder Hawaii, weil es die Probleme im Zusammenhang mit dem besonderen Klima dort sieht. Eine Ausweitung auf das ganze Land würde laut Shimizu acht Millionen Rückrufe mit zweifelhaftem Nutzen auslösen.
Mazda regelt es selbst
NHTSA-Vertreter David Friedman machte vor dem Kongress deutlich, dass seine Behörde Takatas Einwände nicht akzeptiert. "Unsere Richtlinie ist klar - Rückrufe müssen landesweit stattfinden, es sei denn, Hersteller können nachweisen, dass die Schäden regional begrenzt sind." Das sei den jüngsten Daten und Ermittlungen zufolge bei Takata nicht der Fall. Mazda - einer der am stärksten von den Airbag-Problemen betroffenen Autobauer - kündigte an, den NHTSA-Forderungen in Eigenregie nachzukommen.
Chrysler beorderte weitere gut 149.000 Fahrzeuge wegen der Takata-Airbags in die Werkstätten. Betroffen seien Pickup-Trucks der Marke Ram aus dem Modelljahr 2003, teilte das Unternehmen zur Wochenmitte mit. Bislang sei man sich keiner Verletzungen oder Unfälle bewusst. Auch Chrysler nennt in seiner Mitteilung die hohen Temperaturen als Ursache für potenzielle Mängel.
Kannten wir das nicht von VW bezüglich DSG? Die Japaner lernen von den Deutschen 😆
Ursächlich ist wohl, dass ein von Takata eingesetzter Sprengstoff im Airbag mit der Zeit seine Sprengkraft erhöht. Das ist ungewöhnlich und erklärt, wieso bei alten Autos dann im Alter plötzlich das ganze Metallgehäuse zerissen und zur Splitterbombe wird.
Glücklicherweise ist wirklich nur Takata davon betroffen, andere Airbag Hersteller setzen diesen Sprengstoff nicht ein, deren Sprengkapseln schwächen ihre Wirkung im Alter etwas ab!
Mir ist aber schleierhaft, wieso Takata kein Auto zurückrufen will, das nach jahrelangem Florida-Aufenthalt nun im trockeneren Norden fährt, oder wie die überhaupt sicherstellen, dass in "trockenen" Gebieten zugelassene Autos nicht tatsächlich jahrelang im feuchtwarmem Südosten standen.
Der Ausgang des Streis "japanische Sturheit" versus "amerikanische Justiz" dürfte daher klar sein, und SEHR teuer für Takata werden. Wobei der initiale Rückruf gar nicht von Takata kommen kann, sondern vom Autohersteller, das wird hier nicht klar gesagt!
Dies wird dann sicherlich noch teuer für Takata.
Die japanische Mentalität im Beruf ist wirklich eigenartig. Man ist ja von Angelsachsen gewohnt, dass die Dinge durch die Blume sagen, aber Japaner sind eine eigene Kategorie.
Wenn man mit denen Meetings hat oder Datensupport macht, die stellen nie eine Frage und die reden auch kaum, weil sie das als Schwäche ansehen, zu fragen, anscheinend.
Es ist zumindest immer sehr anstrengend mit ihnen, weil jeder weiß mal was nicht, jeder macht mal Fehler oder braucht Hilfe und dann fragt man, gerade heraus. Damit kommen auch irgendwie alle klar, nur die nicht. Die warten lieber ab, bis die Ka*ke am Dampfen ist.
Also, zumindest bei den Japanern, die ich getroffen habe, war das so. Kann natürlich auch Gegenbeispiele geben. 😊
cheerio
Ist ja glasklar warum Takata sich weigert. Ich schätze mal die Kosten pro Airbag auf 400 Euro. 8 Mill. Airbags mal 400 Euro sind 3,2 Milliarden Gesamtkosten. Und die müssen erstmal hergestellt werden. Damit bleiben andere Aufträge liegen. Bei Wechsel von allen wäre die Firma die einen Jahresumsatz von nur 3 Milliarden hat reell pleite.
Die 35 Millionen Strafe sind dagegen ein Klacks.
Ist bei uns in der Firma genau so.
Auch mit den Chinesen. Da wird "Kritik" quasi als Beleidigung aufgefasst 😉
Asiaten haben wohl Alle ein Problem mit Kritik, wobei Sie da nicht Alleine sind.
In der Regel dürfen nur Ranghöhere Kritik äussern, kommt die Kritik von niedrigren Rängen an höhere Adressaten wird abgeblockt
Ist denn schon bekannt, warum das Zeug trotzdem eine Zulassung erhalten hat und wer letztlich dafür die Verantwortung trägt?
Mein Honda ist auch davon betroffen. Ich wurde schon im Oktober 2014 informiert, aber Schichtarbeit und die möglichen Reparaturtermine des nächstgelegenen Honda-Partners lassen sich einfach nicht unter einen Hut bringen. Es gibt wenig Honda Händler im Kölner Raum. Takata sollte mir einen Ersatzwagen kostenlos zur Verfügung stellen! Tun sie aber nicht!
Rein Rechtlich könnten die betroffenen Firmen ihren Kunden die Maßnahme sogar in Rechnung stellen.
Rückruf bedeutet das der Hersteller verpflichtet ist den Fehler zu beheben, aber nirgends steht das Er das nicht dem Kunden in Rechnung stellen könnte. Somit muss man im Grunde froh sein das Rückrufe für den Halter kostenlos bleiben.
Aber Sorry, das ein Schichtarbeiter es nicht schafft innerhalb eines guten halben Jahres einen passenden Termin mit der Werkstatt auszumachen liegt wohl eher an deiner Unflexibilität.
Muss man halt mal schauen wie man einen Tag ohne Auto überbrückt.
Den Streit verliert Takata. Die Amis sind da recht konsequent und in diesem Fall ist das auch von Vorteil.