IG Metall: Tarifverhandlungen liegen vorerst auf Eis

Tarifverhandlungen drohen zu eskalieren

MOTOR-TALK

verfasst am Thu Jan 25 17:10:54 CET 2018

Arbeitnehmer und -geber betonen Kompromissbereitschaft, beharrten aber auf ihren Standpunkten. Von kommender Woche an drohen der Automobilbranche weitere Warnstreiks.

Die IG-Metall fordert eine sechsprozentige Lohnerhöhung. Darauf soll in den bisherigen Verhandlungen noch gar nicht eingegangen worden sein
Quelle: Picture Alliance

Böblingen - Nach acht Stunden Verhandlung haben Arbeitnehmer und Arbeitgeber am Mittwochabend in Böblingen die Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie ohne Ergebnis abgebrochen. Für das Scheitern machten sie sich im Anschluss gegenseitig verantwortlich. Eine Lösung des Tarifkonflikts am Wochenende gilt damit als unwahrscheinlich.

Bedingungen nicht zumutbar

"Leider hat die IG Metall Bedingungen formuliert, die für unsere Betriebe nicht zumutbar sind", sagte Stefan Wolf - Chef des Arbeitgeberverbands Südwestmetall. Zwar habe die Gewerkschaft offensichtlich den Willen zum Abschluss gehabt, doch: "Für uns war das Preisschild zu hoch, also haben wir entschieden, dass die Fortführung der Gespräche nicht zielführend ist."

Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, warf den Arbeitgebern vor, in vielen Fällen eine Rolle rückwärts gemacht zu haben. "Wir haben zu allen strittigen Punkten Kompromissangebote vorgelegt und haben alles getan, um nicht in die Phase der Eskalation zu kommen." In den entscheidenden Arbeitszeitfragen hätten die Arbeitgeber jedoch alle bisherigen relevanten Teilergebnisse zurückgenommen. Dass am Wochenende weiter verhandelt wird, wie man ursprünglich hoffte, glaubt Zitzelsberger nicht mehr. "Das ist in der momentanen Situation äußerst unwahrscheinlich."

Eintägige Warnstreiks für kommende Woche

Der strittigste Punkt in den Verhandlungen ist die zeitweise Reduzierung der Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden
Quelle: Picture Alliance
Am Donnerstag wollen sich die Verhandlungsführer innerhalb ihrer jeweiligen Verbände über das weitere Vorgehen beraten. Finden die beiden Tarifparteien nicht zueinander, drohen der Industrie von der kommenden Woche an eintägige Warnstreiks. "Die Arbeitgeber ignorieren rund 280.000 Warnstreikende allein in Baden-Württemberg - sinnvoll ist das nicht", sagte Zitzelsberger. Er erwarte ein Nachdenken auf der Gegenseite - seine Leute seien kompromissbereit. Das nimmt jedoch auch Arbeitgebervertreter Wolf für sich in Anspruch: "Wir wären zu weiteren Kompromissen bereit gewesen. Aber die IG Metall hat in einzelnen Fragen auf ihren Maximalposition beharrt."

Bei welchen Punkten man uneins war, wollten die Parteien nicht im Detail darlegen. Im Zentrum des Konflikts steht die Forderung der IG Metall, dass Beschäftigte ihre Arbeitszeit für die Dauer von bis zu zwei Jahren auf 28 Wochenstunden reduzieren können. Dem steht eigentlich auch der Arbeitgeberverband grundsätzlich offen gegenüber, "allerdings nur, wenn es dann auch eine Volumenöffnung nach oben gibt", wie Verbandschef Wolf im Vorfeld der Verhandlungen betonte. Gemeint ist die Möglichkeit einer Arbeitszeiterhöhung auf bis zu 40 Stunden. Es gebe in Betrieben viele Menschen, die gerne mehr arbeiten und dadurch mehr Geld verdienen würden, so Wolf.

Die sechs Prozent waren noch kein Thema

Weiterhin strittig ist in diesem Zusammenhang die Forderung der IG Metall, Schichtarbeitern sowie Beschäftigten mit kleinen Kindern oder Pflegebedürftigen in der Familie einen finanziellen Ausgleich zu bieten, wenn sie ihre Wochenstunden reduzieren. Hier hat die Gewerkschaft den Arbeitgebern laut Zitzelsberger am Mittwoch einen Alternativvorschlag vorgelegt. Die Arbeitgeber halten den Zuschuss für unrechtmäßig. Er diskriminiere all jene, die bisher schon Teilzeit arbeiteten, jedoch kein zusätzliches Geld erhielten.

Über eine Erhöhung der Entgelte wurde dem Vernehmen nach bisher noch gar nicht verhandelt. Dies steht an, wenn der Konflikt um die Arbeitszeitregeln gelöst ist. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung um sechs Prozent.

 

Quelle: dpa