PSA-Chef Tavares will ein gutes Verhältnis zur Opel-Belegschaft
Tavares sichert Job-Garantien zu
IG Metall und Opel-Betriebsrat wollen eine mögliche Übernahme durch den Konzern PSA Peugeot-Citroën mitgestalten. Aufhalten können sie den von General Motors geplanten Deal nicht mehr.
Rüsselsheim - In der Übernahmephase um den Autobauer Opel setzen die deutschen Arbeitnehmervertreter immer stärker auf eine Kooperation mit dem französischen Konzern PSA Peugeot-Citroën. Das Unternehmen bekräftigte am Dienstag die Zusage, sich an existierende Vereinbarungen zu halten und den "konstruktiven Dialog" mit den Betriebsparteien fortzuführen.
Laut Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug gilt die Zusage für Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen, Beschäftigungszusagen und Standortgarantien. Man sei auf dieser Grundlage bereit, in vertrauensvollen Gesprächen die Chancen eines möglichen Zusammenschlusses weiter auszuloten. Bereits am Montag waren PSA-Chef Carlos Tavares und sein Personalvorstand Xavier Chéreau mit Schäfer-Klug und dem IG-Metall-Chef Jörg Hofmann zusammengetroffen.
Laut Vertrag keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2018
Die Opel-Beschäftigten sind noch bis Ende 2018 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Zudem hat sich die Noch-Mutter General Motors tarifvertraglich zu Investitionen in die drei deutschen Opelwerke bis ins Jahr 2020 verpflichtet. Seit einer Woche ist bekannt, dass der US-Konzern mit PSA weit fortgeschrittene Verkaufsgespräche über seine defizitäre Europatochter mit 38.200 Beschäftigten führt.
Darüber hinausgehende Garantien hat PSA als möglicher Käufer bislang nicht zugesagt. Tavares habe aber "glaubhaft vermittelt, dass er an einer nachhaltigen Entwicklung für Opel/Vauxhall als eigenständiges Unternehmen interessiert ist", erklärte Schäfer-Klug im Anschluss an das Treffen.
"Die gemachten Zusagen zur Zusammenarbeit mit der IG Metall und zur Einhaltung bestehender Tarifverträge sind aus unserer Sicht ein wichtiges Signal", erklärte der Bezirksleiter der IG Metall, Jörg Köhlinger. "Auf dieser Basis besteht die Chance, in einem konstruktiven Prozess verbindliche vertragliche Regelungen im Sinne der Beschäftigten zu schaffen."
PSA-Chef Tavares will Vertrauen schaffen
Tavares selbst verwies auf den konstruktiven Dialog des Unternehmens mit Gewerkschaften in Frankreich. "Das Ziel des PSA-Konzerns ist es, die Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern und das gute Verhältnis zu ihnen zu einem klaren Wettbewerbsvorteil zum Wohle des Unternehmens zu machen", ließ sich der Portugiese zitieren.
Zudem versicherte er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dass die Franzosen bei einer Opel-Übernahme die laufenden Garantien für Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland akzeptieren. Das teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag nach einem Telefonat von Merkel und Tavares mit.
Der PSA-Chef habe betont, dass beide Unternehmen sich einander gut ergänzten. Dabei habe Tavares bekräftigt, "dass PSA die Eigenständigkeit von Opel im Konzernverbund erhalten und die Standort-, Investitions- und Beschäftigungsgarantien übernehmen werde".
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) warnte vor einer Hängepartie. Die Unsicherheit sei derzeit nicht nur bei der Belegschaft, sondern auch bei den Zulieferern groß, sagte er in Erfurt. Opel hat Werke in Eisenach sowie in Kaiserslautern und Rüsselsheim.
Quelle: dpa
Die "Jobgarantie" dauert genau 12 Monate. Exakt das eine Jahr, zu dem PSA laut §613a BGB verpflichtet ist dann fangen die Köpfe an zu rollen.Gute Nacht!
Klar gehen Jobs verloren.
Es gibt im Portfolio zu viele Überschneidungen und sowas ist immer ein Grund für Konsolidierungen.
Die Jobgarantie von PSA ist nicht kürzer als jene von GM.
Das reicht bis nach der Bundestagswahl. Was danach geschieht interessiert dann leider keinen mehr.
Ein Unternehmen kauft ein anderes (oder Teile davon).
Wer da glaubt, dass alles wie bisher weiter läuft, ist mit dem Klammerbeutel gepudert.
Immer wieder witzig, wie dann die offiziellen Verlautbaren zu entsprechenden Deals zur Presse getragen werden.
Ich fasse das für mich zu dem obigen Deal so zusammen:
(...) die Zusage, sich an existierende Vereinbarungen zu halten und den "konstruktiven Dialog" mit den Betriebsparteien fortzuführen.
- Ah ja. Nett, dass existierende Vereinbarungen im Regelfall auch Ablaufristen haben. "Konstruktive Dialoge" haben meist denselben Stellenwert wie eine Diarröh...
(...) Zusage für Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen, Beschäftigungszusagen und Standortgarantien.
- Siehe oben.
(...) noch bis Ende 2018 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt.
- Gut für PSA, dass wir schon 2017 haben...
(...) tarifvertraglich zu Investitionen (...) bis ins Jahr 2020 verpflichtet.
- Ich kenne zwar die Details des Vertrages nicht, aber Investionen sind ein sehr dehnbarer Begriff.
Aufstellen von Kaffeeautomaten und Baguettespender kann man ja schon als solches werten (Achtung Ironie). Bis 2020 sind´s nur noch 3 Jahre... Die gehen schnell rum.
Darüber hinausgehende Garantien hat PSA als möglicher Käufer bislang nicht zugesagt.
- Schon Ende der Fahnenstange? Ich glaube kaum, dass da noch viel mehr hinterher kommt.
(...) "glaubhaft vermittelt (...) nachhaltigen Entwicklung (...) interessiert ist.
- Geseier vor´m Herrn.
Ich kann auch glaubhaftes Interesse vermitteln... und dann doch etwas völlig anderes machen - und zwar ohne rechtliche Konsequenzen...
(...) gemachten Zusagen (...) zur Einhaltung bestehender Tarifverträge (...)
- ...und wieder das Ablaufdatum vor Augen....
"Auf dieser Basis besteht die Chance, in einem konstruktiven Prozess verbindliche vertragliche Regelungen im Sinne der Beschäftigten zu schaffen."
- Aha.. zumindest de Chance besteht!
Im Sinne der (deutschen) Beschäftigten? Ganz sicher nicht!
So ein Deal ist kein Pappenstiel und nationale Interessen haben dann auch ein Wort mitzureden. Da sind die Franzosen bekanntlich ganz weit vorne.
(...) verwies auf den konstruktiven Dialog des Unternehmens mit Gewerkschaften in Frankreich.
- Ich bin aus dem Häuschen!!!! Gewerkschaften in Frankreich!! Da werden die Opelaner in den Standorten in Deutschland vor Freude in die Luft springen!!
"Das Ziel des PSA-Konzerns ist es, die Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern und das gute Verhältnis zu ihnen zu einem klaren Wettbewerbsvorteil zum Wohle des Unternehmens zu machen"
- Ich könnte jetzt hier einen Satz formulieren, in dem das Wort "Frankreich", "Franzose/französisch" etc mehrfach vorkommt.
Auch das wird den deutschen Arbeiter/Ingenieur in den deutschen Standorten vor Freude die Tränen über die Wangen rollen lassen...
(...) die Franzosen bei einer Opel-Übernahme die laufenden Garantien für Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland (...)
- ....hatten wir schon...
Laufend = Ablaufdatum in Sicht.
(...) beide Unternehmen sich einander gut ergänzten.
- Mh, bisher sehe ich mehr Überschneidungen.
Man muss sich da nichts vormachen:
Leider ist es für Opel in den vergangenen Jahren nicht sonderlich gut gelaufen. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig.
Auch wenn sich Opel langsam wieder macht und zB der neue Insignia B bisher gute Kritiken bekommt, der Übergang in einen anderen Konzern wird einigen Beschäftigen richtig weh tun, eben weil sie "überflüssig" werden und gehen müssen.
PSA ist da wie andere Konzerne. Auch deutsche Unternehmen würden genau so handeln.
Man versucht sein eigenes Feld größer abzustecken, nationale Interessen kommen dann auch noch hinzu und wirtschaftlich muss das ganze so oder so sein (wobei hier noch der Beweis erbracht werden muss).
Ich wünsche mir für die hiesigen Beschäftigten, dass sie weiterhin für ihre Familien die Brötchen bei Opel verdienen können.
Wer sich das aber schon ausrechnen kann, dass er mutmaßlich dem Rotstift zum Opfer fallen wird, sollte sich eher früher als später umschauen, sonst wird das Geheule groß werden.
Auf Veröffentlichungen über den Deal, egal aus welcher Richtung, gebe ich keinen Pfifferling.
Schade um Opel - ich habe selbst einige gefahren (Kadett B, Ascona B, Rekord D und E, Vectra A und Omega B) - denn aus meiner Sicht ist viel aufgrund der Weisungen von GM über viele Jahre zunehmend kaputt gemacht worden.
Aber...die Welt wird sich, wie bisher auch, weiterdrehen...
Also noch 22 Monate Unsicherheit?
Natürlich wird Opel noch weiter bluten müssen, hege aber die Hoffnung, dass wenn PSA Versprechen eingehalten werden, Opel mit neuer Energie und Ausrichtung sich wieder mehr entfalten kann.
Warum sollte es nicht eine Win-Win Situatiom werden? Ich seh da im Moment mehr Licht als Schatten.
Natürlich hat GM Opel am Leben gehalten; Dank dafür...
...auf der anderen Seite wurde Opel auch immer kurz gehalten, um die (oft für uns unverständlichen) Interessen von (den AMI´s) GM zu wahren...
Die Franzosen sind ja auch nich ganz blöd. VW ist durch eigene Überheblichkeit und Blödheit angreifbar geworden. Das gelingt östlich von BENELUX abba nich mit Püschoo und CcciTroenn...
Von daher schon geschickter Schachzug.
Warum sollte es nicht funktionieren, was das Piech Imperium bereits mit den ganzen Marken -und da gibt es ja auch Überschneidungen, bzw Kannibalisierungseffekte- vorgelebt hat?
@Stygio
Teile Deine Ansicht, und
meistensüberwiegend denken solche Top-Manager nur an ihre Shareholder, die eigene Brieftasche; aber vor allen Dingen die eigene Vita bei den einschlägigen Headhuntern...Abba vielleicht fällt hier ja auch mal was konstruktives ab, nach Opels Abhängigkeit wünschenswert.
Ich seh hier nur zwei Möglichkeiten: Opel kann sich entwickeln, oder Tod! 😕
Schöne Aussage, aber die übernahme der PSA
Kann er gar nicht verhindern und die vertrauensvollen Gespräche sind wichtiger für BR und seine Belegschaft als für PSA...
Er tut ja gerade so als würde man damit der PSA helfen lol
Ich hoffe ja für PSA, dass man sich mit dieser Übernahme nicht verhebt. Um die Marktanteile primär in Deutschland und Großbritannien zu erhöhen, mag der Kauf von Opel und Vauxhall Sinn machen, doch in Zukunft wird PSA ein nicht gerade niedriges Investitionsvolumen brauchen, um technisch konkurrenzfähig bleiben zu können.
Neulich las ich, dass GM die F&E von Opel in Deutschland "ausgenutzt" hat, indem die Patente für Neuentwicklungen auf den Mutterkonzern angemeldet wurden und somit nie im Besitz von Opel blieben. Stimmt das? Denn vor diesem Hintergrund wären die defizitären Bilanzen der letzten Jahre gar nicht so schlimm wie ich bisher dachte. Schade nur, dass Opel von seiner Entwicklungsarbeit nichts mehr haben wird, wenn die Übernahme erfolgt.
Ist mir so auch schon zu Ohren gekommen.
Aber im Umkehrschluss heißt das auch, dass Opel sehr viel entwickelt und patentiert hat. D.h. im Endeffekt kauft sich PSA nicht nur etwas Marktanteil in DE und GB, sondern auch sehr viel Know-How mit ein.
Ich würde soweit gehen, dass es PSA eher um die F&E als um Opel selbst geht.
Und dass Opel seine selbst entwickelten Sachen zumindest nicht mehr weiter nutzen darf, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Aber hierzu fehlt mit der juristische Hintergrund 😕
Wenn ich mir die Entwicklung von Opel in den letzten Jahren anschaue, sehe ich da durchaus Potenzial in die Gewinn-Zone zu kommen und somit GM zu zeigen, was möglich gewesen wäre, wenn es etwas mehr Freiheit für Opel gegeben hätte. Ich hoffe, dass PSA dies alles etwas anders sieht als GM und somit der gesamte Konzern profitieren kann.
Danke für das Zerpflücken das MT-Artikels!
zu diesen 2 Fetzen:
Eben, "zum Wohle des Unternehmens". Da aber ein unversöhnlicher Gegensatz zwischen den Interessen der arbeitenden Menschen und denen der Unternehmer besteht, besteht diese "Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern" eben darin, die letzteren zu Agenten der Unternehmer gegen die Arbeiter umzufunktionieren.
Wenn das Wohl der arbeitenden Menschen dem Wohl des Unternehmes entgegensteht, ist eben Schluß mit der "vertrauensvollen Zusammenarbeit" und da wird ein Werk halt einfach zugemacht, auch gegen den heftigen Widerstand der Arbeiter.
Zuletzt des Werk in Aulnay-sous-Bois im Nordwesten von Paris (auf dem Weg zum Flughafen Roissy).
Aulnay ist übrigens der Ort, wo Théo bei einer Polizeikontrolle von einem der vier Polizisten mit einem Schlagstock anal vergewaltigt wurde.
Also hier in D hat Opel viele Tausende Patente angemeldet. Ich halte die Behauptung, dass das ganze Know-How von Opel quasi kostenlos über den Teich gewandert ist, für eine Gerücht mit wenigen Anteilen Wahrheit.
Auch bei GM sitzen Menschen, die rechnen können (und wenn nicht, umso besser, dass man schnell weg von diesem Laden kommt).
Eher nicht, PSA ist in Frankreich seit vielen Jahren der Konzern mit den meisten Patentanmeldungen. Auch vor Renault.
http://www.peugeotpress.co.uk/release-1378.htm
Man wäre ziemlich blöd einen deutschen Standort zu schließen, denn schließlich ist die deutsche Politik, insbesondere in der Automobilbranche, sehr arbeitgeberfreundlich 😉