Machtwechsel bei PSA Peugeot Citroën

Tavares soll Varin beerben

verfasst am Mon Nov 25 15:49:16 CET 2013

Ein früherer Renault-Manager soll neuer Chef von PSA Peugeot Citroën werden und damit Philippe Varin beerben. Das berichten französische Medien.

Neuer PSA-Chef: Carlos Tavares (l.) beerbt Philippe Varin. Varin stand seit 2009 an der Spitze des PSA-Konzerns

Paris - Es scheint, als habe der Sanierer Philippe Varin am Ende keine Kraft mehr gehabt. Für einen anderen Manager bedeutet es dagegen den Schritt heraus aus dem überlangen Schatten des kleinen Don Carlos bei Renault-Nissan.

Der französische Automobilkonzern PSA Peugeot Citroën soll nach übereinstimmenden Medienberichten einen neuen Chef bekommen. Die bisherige Nummer eins Philippe Varin (61) wird demnach im kommenden Jahr vom früheren Renault-Manager Carlos Tavares abgelöst. Das berichtet unter anderem die Tageszeitung "Le Monde".

Carlos Tavares: 55 Jahre alt, Portugiese, Ingenieur. Fing in dieser Funktion 1981 bei Renault an. 2005 wurde Tavares Amerika-Chef bei Nissan. Nach seinem Abschied von Renault-Nissan im August war Tavares bereits bei Aston Martin im Gespräch
Quelle: dpa/Picture Alliance
Der 55 Jahre alte Portugiese Tavares war bis August zweiter Mann bei Renault, hinter Konzernchef Carlos Ghosn. Bei seinem Abschied hatte Tavares damals angekündigt, er wolle "persönliche Projekte" vorantreiben. Inoffiziell wusste jeder: Tavares hätte gern den Brasilianer Ghosn beerbt und wollte scheinbar nicht länger auf den "Top Job" bei Renault warten.

Beschluss steht bevor

Der offizielle Beschluss durch den PSA-Aufsichtsrat stand am Montag nach Informationen von "Le Monde" unmittelbar bevor. Eine offizielle Ankündigung soll heute oder morgen folgen. Das Unternehmen wollte die Angaben zunächst nicht bestätigen. Auch andere Medien berichteten unter Berufung auf Konzernkreise vom bevorstehenden Wechsel.

Wegen der Absatzkrise in Europa fährt PSA seit Längerem einen harten Sparkurs. Im Geschäftsjahr 2012 verbuchte der nach VW zweitgrößte europäische Hersteller einen Rekordverlust von 5,01 Milliarden Euro. Varin setzte rund 11.200 Stellenstreichungen durch, schloss ein Werk und veräußerte mehrere Beteiligungen. Außerdem ging man eine Allianz mit General Motors ein.

Aktuell laufen Verhandlungen über eine mögliche Beteiligung des chinesischen Konzerns Dongfeng. Gerüchten zufolge könnten sich sowohl Dongfeng als auch der französische Staat im Rahmen einer Kapitalerhöhung an PSA beteiligen. Bisher hält Frankreich Anteile am Rivalen Renault.

Varin suchte selbst Nachfolger

Varin hatte im Juni 2009 das Steuer bei PSA übernommen. Er machte sich zuvor unter anderem als Sanierer des britischen Stahlkonzerns Corus einen Namen. Nach Informationen der Tageszeitung "Le Figaro" hat der 61-Jährige nun selbst die Suche nach einem Nachfolger eingeleitet und sich bereits mit Tavares getroffen.

Varin will die Konzernführung demnach abgeben, wenn die Verhandlungen mit Dongfeng beendet sind. Bis dahin könnte Tavares als Nummer zwei das operative Geschäft führen.

Iran-Einigung hilft PSA

Unterdessen erhält das Autogeschäft des strauchelnden Riesen PSA unverhofften Aufschwung: Die Einigung im Atomstreit mit dem Iran sorgte für ein Plus der PSA-Aktie von fünf Prozent. Peugeot verkaufte vor der Verhängung der EU-Wirtschaftssanktionen gegen den Iran mehrere Zehntausend nicht montierte Pkw (CKD-Units; "completely knocked down") in das Land.

 

Quelle: dpa