Mindestlohn hat Arbeitsplätze im Taxigewerbe gekostet
Taxiunternehmen ziehen negative Bilanz
Der Taxiverband in Nordrhein-Westfalen zieht nach 100 Tagen Mindestlohn eine eher negative Bilanz. Die Einführung der neuen Lohngrenze habe Arbeitsplätze gekostet.
Köln - Der gesetzliche Mindestlohn hat nach Angaben eines Taxiverbands in Nordrhein-Westfalen die Branche Arbeitsplätze gekostet. In einigen Fällen sitze der Unternehmer wieder mehr am Steuer, um Kosten zu sparen. Auf dem Land werde bei den Nachtfahrten gespart, sagte der Geschäftsführer der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein Taxi-Mietwagen, Holger Goldberg, der Deutschen Presse-Agentur. Es habe Entlassungen bei Minijobbern und Vollzeitkräften gegeben. Der Mindestlohn ist am Freitag seit 100 Tagen in Kraft.
In einigen Bezirken seien die Tariferhöhungen zu spät gekommen, um die Mehrkosten durch den gesetzlichen Mindestlohn abzufangen. Da werde sich noch zeigen, ob die Taxi-Unternehmen das überlebten. Den Tarif könne man auch nicht beliebig in die Höhe treiben, sagte Goldberg. Es könne kontraproduktiv sein, wenn zwar ein Tarif erhoben werde, der den Mindestlohn deckt, dafür aber Kunden wegbleiben.
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Quelle: dpa
Ja, schlimm ist das, wenn jemand von seiner Arbeit leben könnte...
Viele Taxifahrer wollten nicht davon leben, sondern sich nur nebenbei was dazuverdienen. Das Problem ist etwas vielschichtiger als es eine "Alles-oder-Nichts"-Lösung suggeriert.
Grüße vom Ostelch
Ich gehe selbst für einen schlechten Stundenlohn arbeiten (trotz guter Ausbildung ) ich weiss was für ein scheiss Gefühl es ist gute Arbeit für schlechtes Geld zu leisten. Ich nimm es momentan nur als Sprungbrett um das zu erreichen was ich will aber wenn ich mir das"leid"meiner Arbeitskollegen angucke finde ich es besser wenn jemand einen Arbeiter für einen guten als zwei für einen schlechten Lohn einstellt.
Das ist grundsätzlich vollkommen richtig. Der kleine Taxiunternehmer stellt aber keinen ein, sondern fährt wieder mehr selbst. Der Fahrer, der sich nebenbei abends oder am Wochenende ein kleines Taschengeld verdient hat, sitzt derweil zu Hause bei Muttern, Zeitungen austragen geht ja auch nicht mehr. Taxifahrer als Vollzeitfahrer haben mit dem Mindestlohn wohl die geringsten Probleme. Das läßt sich regeln.
Grüße vom Ostelch
Das wird zu folgenden Konsequenzen führen:
1. Arbeitgeber stellen keine Leute mehr ein, die weniger als 8,50 + Lohnnebenkosten pro Stunde erwirtschaften. => Wegfall aller Hilfsarbeiterstellen, Wegfall aller Hinzuverdienstmöglichkeiten für Unqualifizierte.
2. Taxen werden von Selbständigen geführt, da gilt kein Mindestlohn, da gilt, man verdient das, was man "verdient". Kein Taxiunternehmer kann sich einen angestellten Fahrer leisten, der für 8,50 + Lohnnebenkosten die ganze Nacht am Taxistand rumsteht. => Wegfall der Aushilfsjobs als Taxifahrer, Probleme, außerhalb der Stoßzeiten ein Taxi zu bekommen, steigende Beförderungskosten.
3. Praktika ab 3 Monaten Länge werden sehr selten werden, die wenigsten Praktikanten erwirtschaften ausreichend Gewinn.
4. Preise und Wartezeiten in der Gastronomie werden steigen, gelernte Kellner arbeiten nicht als Aushilfe in der Kneipe, Aushilfen, insbesondere Schüler und Studenten sind im allgemeinen nicht in der Lage, eine größere Anzahl an Gästen ausreichend gut und schnell zu bedienen, daß 8,50 + Lohnnebenkosten als Gewinn hängen bleiben.
5. Kleinere und abgelegenere Tankstellen werden nachts nicht mehr geöffnet haben, da auch dort der Umsatz die Bezahlung eines rumsitzenden und für sein Studium lernenden Studenten gemäß Mindestlohn nicht hergibt.
Das waren nur einige Beispiele, es werden sich noch einige wundern, wieviele Nebenjobs und Hilfsarbeiterstellen einfach nicht mehr existieren werden.
+1
Wenn der Mindestlohn mit 5 EUR statt 8,50 EUR gekommen wäre, hätte es auch welche gegeben, die gejammert hätten, dass sie so viel Geld nicht zahlen können.
Statt des Mindestlohns sehe ich andere Dinge als problematisch: Unternehmen mit > 10 Mitarbeitern können nur schwer kündigen. Das führt z.B. bei meiner Frau dazu, dass sie in der Altenpflege nur noch halbjährige Probezeiten arbeiten darf. Die Heime sind einfach nicht bereit, viele Festangestellte zu haben, die sie bei geringer Auslastung weiterzahlen müssen.
Das ist natürlich großer Quatsch-oder absichtlicher grober Unfug was Du hier schreibst
1 Es fallen so gut wie keine Stellen für Hilsarbeiter weg und auch unqulifizierte dürfen nun für 8,50/Std arbeiten
2 Die selbstständigen Taxler können kaum mit sich selbst 3 Autos im 24 STD Rythmus bestücken-klar trent sich die Spreu vom Weizen-es werden ein paar schlechte aussortiert,die guten die das Geld bringen werden behalten-Neue Gute werden eingestellt(vom mitbewerber abgeworben.-der dann wieder die schlechteren einstellen muß) kein Mindestlohn ist so Teuer wie eine Taxe die zuhause steht ;-)
3. so kurzsichtig denkt kein Unternehmen-aus den Praktika werden die Talente ausgesiebt-das werden die Unternehmen auch weiter tun-schon aus Selbsterhaltungsgründen
4.auch in der Gastro wird der Mindestlohn gerne bezahlt-Motiviertes Personal steigert den Umsatz-kein Gastronom kann es sich leisten Gäste zu verärgern bei der immer größer werdenden Zahl an Mitbewerbern.Schüler und Studenten sind heute schon in der Lage in den Betrieben mitzuschwimmen-warum sollten sie es nicht mehr können wenn sie mehr Geld bekommen...(im übrigen wurde schon vor dem Mindestlohn für Servicekräfte in der Regel zwischen 8 und 10 Euro bezahlt).
Wesentlich größeren Schaden hat das unglücksselige Rauchverbot angerichtet!
5. in entlegenen Ecken haben die Tanken schon vor Jahren nicht mehr bis Nachts offen- Regelöffnungszeiten auf dem land max 23 Uhr
6. Zeitungsausträger zb werden erst 2017 an die 8,50 angepasst-dieses Jahr erstmal 7,50 nächstes 8 Euro-schon heute erhöhen die Zeitungen die Preise für die Werbeeinleger und Mitnahmen-dieses wird von der werdenden Geachäften übrigens gerne bezahlt-weil durch den Mindestlohn auch mehr Konsum zu erwarten ist.
Mit genau diesen "Argumenten" haben die Arbeitgeber versucht, den Mindestlohn zu verhindern. Zum Glück sind die Politiker nicht darauf hereingefallen und haben den Mindestlohn eingeführt. Warum die Arbeitgeberschaft nicht einmal jetzt ein Einsehen hat und die gleichen Phrasen weiter verbreitet, weiß man dort wohl nicht einmal selbst...
Wenn der Mindestlohn keine Arbeitsplätze kostete wäre er wohl überflüssig gewesen, denn dann lägen ja jetzt schon alle Stundenlöhne über 8,50€. Ob der Verlust dieser Arbeitsplätze jetzt volkswirtschaftlich sinnvoll ist oder nicht, ob man es sozialpolitisch selbst dann für richtig hält, wenn es volkswirtschaftlich nachteilig ist, ist doch eine ganz andere, aber entscheidende Frage. Weshalb sollen die Arbeitgeber nun unbedingt dafür sein? Es wird auch Arbeitnehmer geben, die dagegen sind, wenn sie deshalb ihren Job verlieren, den sie gern gemacht haben. Auch das kann allein aber kein Grund gegen den Mindestlohn sein.
Grüße vom Ostelch
Komische Logik, die funktioniert im Turbokapitalismus nicht, da herrscht Gewinnmaximierung wo es nur geht. Ist doch super, wenn man voll arbeitende Arbeitskräfte hat, die man nur halb bezahlen muss, weil der Rest vom Staat aufgestockt wird. Dafür zahlt das Unternehmen dann ja auch keine Steuern im Land sondern durch Verstrickungen und Briefkastenfirmen irgendwo in Takatukaland.
Der massenhafte Wegfall von Arbeitsplätzen ist ausgeblieben.
Das ist auch ein Problem in Deutschland, die Arbeitnehmer sind froh einen Job zu haben indem sie sich kaputtmalochen müssen, auch wenn sie davon nicht leben können. In den meisten Ländern geht man arbeiten um zu leben, in Deutschland leben viele Leute dafür, um zu arbeiten 😉.
Ja, der "Turbokapitalismus"! Wozu haben wir eigentlich Gewerkschaften? Ob der Mindestlohn massenhaft Arbeitsplätze kostet, steht noch nicht fest. Deshalb allein muss er auch noch nicht falsch sein. Ich sehe das jetzt auch nicht als Problem. Aber nur Schwarz/weiß-Denken führt auch nicht zum Ziel. Speziell im Taxi-Sektor aber auch in anderen Gewerben mit Neben- und Aushilfsjobs könnten Jobs verloren gehen, die die Beschäftigten gerne gemacht haben. Warum nicht. Aber wo sind die vielen wunderbaren Länder, in denen man arbeitet, um zu leben? Und wie lebt man da? Meistens mit höherer Arbeitslosenquote.
Grüße vom Ostelch