Motorsphere
Test BMW K 1600 GT und GTL
Wir testen neue BMW-Tourer, denen in Sachen KFZ-Technik zum Auto nur zwei Dinge fehlen: ein weiteres Rad und noch ein weiteres Rad.
Je älter die Kundschaft wird, umso schwerer werden die Motorräder, die sie interessieren — analog zum eigenen steigenden Gewicht, entgegenlaufend der eigenen Fähigkeit, diese Maschinen mit Muskelkraft zu rangieren oder sonstwie zu bewegen. Das liegt daran, dass man im Alter Kraftfahrkomfort nicht nur schätzt, sondern auch bezahlen kann. Für diese Klientel hat BMW jetzt zwei Varianten jenes Motorrads gebaut, von dem sie vor vielen Jahren in einer doppelseitigen Anzeige behaupteten, sie würden sowas „nie“ bauen: Einen leistungsfähigen Reihensechszylinder quer zur Fahrtrichtung nämlich. Man wollte damals keine „Automobilmotoren auf zwei Räder setzen“.
Es hat außerdem den Anschein, als wollten sie demonstrieren, was sie technisch auf dem Kasten haben. Es ist das komplexeste Straßenmotorrad, das je gebaut wurde. „So bis ins letzte Bit versteh‘ ich es auch nicht“, gibt der leitende Ingenieur zu. Die K 1600 ist das erste Motorrad mit einem farbigen TFT-Bildschirm, und dann ist es gleich der kontraststärkste überhaupt je verbaute, damit man es bei direktem Sonnenlicht lesen kann. Die K 1600 integriert das Garmin-Navi „Zumo 660? ins Cockpit, gebrandet als „BMW Motorrad Navigator 4?. Sie hat eine Traktionskontrolle mit Schräglagensensorik, Zentralverriegelung für Koffer und Staufächer, Kurvenlicht mit Schräglagenausgleich und automatischer Niveauregulierung, das während der Fahrt einstellbare Fahrwerk ESA II, ein per Drehring am Lenker bedienbares Menüsystem und eine zentrale, elektronisch gestellte Drosselklappe mit wählbaren Ansprech-Mappings.
Denn die neue GT ist trotz ihrer ellenlangen Zubehörliste immer noch ein Einspurfahrzeug, und das bedeutet: Man sitzt ohne Querkräfte im Sattel und surft über Straße, während der Horizont sich unter einem dreht. Es ist die billigste Variante, nahe am ebenfalls querkraftfreien Fliegen zu sein, und wenn sich der Flow einstellt, ist es ein Erlebnis, das süchtig machen kann. Denn der neue, schmale Sechszylinder auf seinem straffen Fahrwerk erlaubt eine Fahrdynamik, von der man auf BMWs altem Supertouring-Krapfen K 1200 LT nur träumen konnte. Die 1600er fährt sich wie die wie die K 1300 GT, die sie ablöst, nur mit einem laut röhrenden Sechszylinder als Untermalung. Es ist quasi ein großer Jet, wenn Modelle wie eine Triumph Street Triple metaphorische kleine Sportflugzeuge sind. Nach vielen erfolglosen Versuchen in ihren Tourenmodellen hat BMW es außerdem endlich geschafft, ein effektives Fahrtwindleitsystem einzubauen: zwei ausklappbare Hasenohren aus Plastik leiten eine Masse an Luft auf die Jacke, die in etwa im Bereich leicht verkleideter Halb-Naked-Bikes liegt.
Wie ihre Vorgänger rangiert sich das Teil mit seinen 320 kg vollgetankt ungefähr so gut wie das Münchner Hofbräuhaus, aber der Piloten-Arbeitsplatz ist derart bequem, dass solche Kraftanstrengungen nur nötig sind, wenn entweder Maschine oder Fahrer neuen Brennstoff brauchen. Die restliche Zeit verbleibt man einfach im Cockpit des Raumschiffs Weißwurst und zoomt die hin und her kippende Landschaft mit dem Gasgriff unter sich durch. Wer schon immer mal wissen wollte, wie sich der Steuer-Computer einer Lenkwaffe mit ein paar Kilotonnen Sprengkraft an Bord fühlt, sollte mal aus dem Cabrio auf die K 1600 GT steigen. Es ist ein radikal anderes Erlebnis.
Zunächst mal sitzt man deutlich lümmeliger, und viele wollen das ja. Dann ist das Audiosystem erstens serienmäßig und zweitens funktional. Man kann tatsächlich über Lautsprecher Musik hören, denn die BMW reguliert die Lautstärke automatisch in Abhängigkeit zur Geschwindigkeit. Es ist ein wunderbares Erlebnis, zu Michael Jackson oder Elvis Presley (waren auf dem BMW-Musikstick) durch die Townships Südafrikas zu rollen, obwohl „Liberian Girl“ und „In the Ghetto“ dazu vielleicht nicht die besten Titel sind. Die Kinder dort jedenfalls haben es geliebt (erkennbar daran, dass sie keine Steine geworfen, sondern geklatscht haben). Und ich habe mich am Ende sogar mit dem GTL-Tourer angefreundet, obwohl auf den Bergstrecken die zu tiefen Rasten durch die Kurven furchen. Mehr als das: Ich habe begonnen, diese technoiden Dampfer, die ich eigentlich nur zum Zwecke der Zurschaustellung bajuwarischer Überlegenheit gefahren bin, richtiggehend ins Herz zu schließen. Geschwindigkeit ist nicht alles. Gott im Himmel! Habe ich das grad geschrieben? Der geneigte Tourenkunde möge diese Überzeugungskraft als Hinweis auf die Tourentauglichkeit des Sechszylinders werten. Eine Probefahrt wird auch sein Herz gewinnen.
BMW K 1600 GT und GTL 2011
Ist: der beste Alptraum meines Lebens.
Kostet: 19.900 Euro (GT) oder 21.850 Euro (GTL)
Leistet: 160 PS (118 kW) bei 7.750 U/min
Stemmt: 175 Nm bei 5.250 U/min aus 1.649 ccm
Wiegt: ca. 320 kg vollgetankt (GT) und ca. 350 kg vollgetankt (GTL)
Tankt: 24 Liter Super (GT) und 26,5 Liter Super (GTL)
Hat: im Wortsinn alles Mögliche.
Empfehlenswertestes Zubehör ab Werk:
Electronic Suspension Adjustment (ESA II): 740 Euro
„Sicherheitspaket“ mit adaptivem Kurvenlicht, Traktionskontrolle und Reifendruckkontrolle: 850 Euro
Vorbereitung Navi: 190 Euro (das Navi kostet extra)
Bilder: BMW
Quelle: Mojomag
Die Anzeige habe ich letztens noch in irgendeinem Link gesehen. Das ist die Sache mit Adenauer und dem Geschwätz. 😆
Ich find das auch geil, mit röhrenden Lautsprechern durch die Kurven zu surfen. Aus Kostengründen muss es der halbe 6er sein und ganz im Ernst würde ich niemals 20k€ für ein Mopped ausgeben. Dafür ist der Lustgewinn zu einem gut eingefahrenen Oldie zu klein.
Aber schön geschrieben. 😎
Ich hab kürzlich in einem Fernsehbeitrag mal den Sound von den Dingern gehört... Einfach nur böse. Dagegen lässt man alles mit 4 Töpfen stehen. Wirklich toll ist auch das Kurvenlicht.
Allerdings hat Luxus seinen Preis. Auch beim Motorrad.
Der Sound der GT ist tatsächlich überraschend knackig: "RÖÖÖÖööööhöhhHHRRRR!!". Ich würde sie der (leiseren) GTL vorziehen. Soundsystem gibts für die GT ja auch.
Schon krass - die BMW Mopeds bekommen neue 6ender und in die Autos kommen bald nur noch 3 Zylinder... 😆
Stimmt. Daran ist aber bei genauer Betrachtung nichts ungewöhnliches.
Motorräder sind von Natur aus ein Luxusgut, welches hauptsächlich von Enthusiasten gekauft wird. Im "oberen" Segment wird es ja auch bei Autos weiterhin viele Pötte geben, nur eben nicht im Mainstream Bereich.
Selten dämliche völlig überflüssige Militärsprache. Es geht hier um ein Motorrad, das Fahrspaß bringen soll und nicht um eine todbringende Waffe!
Ansonsten ist die BMW K1600 technologische Höchstleistung sogar ohne eingebauten Rückwärtsgang. Werksangabe 5,7l Super bei 120 km/h für 320 kg vollgetanktes Gewicht sind aber kaum zeitgemäss, efficiency dynamics auch in Motorrädern?! Die LED Rückleuchte sieht aus wie Baumarkttuning.
Angenehm dämlicher, unterhaltsamer Kommentar. Und so aufklärend: Ich dachte, es geht auf Waffen-Talk.de NUR um Waffen...
Es muss doch irgendwie immer Menschen geben, die mit NICHTS zufrieden sind und sofort anfangen zu nörgeln, wenn ihnen irgend etwas nicht gefällt.
Irgendwie komische Zeitgenossen.
Ich finde den Bericht frisch und informierend.
Gut gemacht und vielen Dank dafür !
Bei dem Ding denk ich nur eins.. großer Roller
Sicher ist es schön dahinzugleiten, den Weg zu genießen und sich den Fahrtwind um die Ohren säuseln zu lassen (der bei dem Ding ja eh nie den Fahrer erreicht)..qber Motorräder die ab 300kg aufwärts wiegen, möglicherweise noch einen Rückwärtsgang besitzen und sich so weit in die Kurve legen lassen wie eine alte E-Klasse, finde ich einfach überflüssig.
Beim Motorrad geht es doch darum ungefiltert und nah an der Straße zu sein und es zu genießen den vom Wind gepeitscht zu werden. Mehr Technik als so manches Auto und Motorradfeeling wie in einen LKW..
Ich weiß ja nicht..
Mich würde noch interressieren was das Bike nun verbraucht?
Gerade Motorräder sind gute Benzinvernichter. 600ccm und 6-8l/100km ist keine Seltenheit.
Interessant dazu ist die Angabe auf der Herstellerseite.
"Verbrauch auf 100km mit konstant 90km/h = 4,6l "
😊
Naja ist realistisch aber absolut praxisfern. Wer fährt konstant eine geschwindigkeit mit einem Motorrad? Ich denke, dass sich bei schnellen Autobahn etappen auch eher ein Strudel im Tank bildet und das ding um die 7-8liter frisst
Eben, das denke ich auch.
Das erklärt auch, warum viele autos immer weniger Hubraum bekommen und das Motorrad immer mehr.
Da kann man es leichter verstecken.
Was BMW da wieder raus gebracht hat, braucht keiner.
600ccm sind meistens sehr hoch drehende Motoren. Dadurch kommt der Verbrauch zustande.
Die 6-Zylinder drehen zum einen gar nicht so hoch und zum anderen haben sie bereits bei wesentlich niedrigeren Drehzahlen das gleiche oder sogar mehr Drehmoment. Es würde mich daher keineswegs wundern, wenn die Dinger sogar weniger als ihre 4-Zylinder Konkurrenten verbrauchen.
Völlig falsch. Mag sein das DU es nicht brauchst, aber ein 6-Zylinder im Motorrad ist für sich schon ein Alleinstellungsmerkmal, dass sich garantiert viele Kunden sichern wollen und werden. Des Weiteren ist der Komfort und die Langstreckentauglichkeit dieses Motorrads mit Sicherheit Weltklasse.
Meine Meinung zu BMW:
Wenn ich BMW fahren will.......dann kauf ich mir ein Auto 😆!!!!