Technik: Erdgasantrieb für Lkw
Tiefgekühltes Gas für mehr Reichweite
Bisher ist Erdgas keine Option für den Fernverkehr: Der alternative Kraftstoff beansprucht zu viel Raum und bietet wenig Reichweite. Das könnte sich nun ändern.
Berlin - Bislang steht Erdgas nicht als Lkw-Kraftstoff zur Debatte. Die Tanks für den gasförmigen Treibstoff (CNG, Compressed Natural Gas) beanspruchen viel Platz. Erdgas-Pkw müssen in der Regel alle 300 bis 400 Kilometern nachtanken. Im Stadtverkehr, bei Taxis und Lieferwagen genügt das – für Langstrecken-Lkw nicht.
Mehr Reichweite mit flüssigem Erdgas
Einige Hersteller wollen dieses Problem mit Kälte lösen: Durch die Verflüssigung des Gases zu sogenanntem LNG (Liquid Natural Gas) passt mehr Kraftstoff in die Tanks.
Dafür muss das Gas allerdings auf minus 163 Grad gekühlt werden, auch an Bord des Lkw. Anders als in den USA und China gibt es in Deutschland bislang keine geeigneten Lkw-Modelle oder Tankstellen.Nutzfahrzeughersteller Iveco hat nun die EU-Zulassung für eine LNG-Version der Sattelzugmaschine Stralis erhalten. In den Niederlanden ist der Fernverkehrs-Laster bereits unterwegs. Dass die Spritversorgung an der deutschen Grenze endet, liegt ausgerechnet an der guten Erdgas-Infrastruktur: CNG ist über ein dichtes Pipeline-Netz in den meisten Gegenden erhältlich. Die flüssige Alternative für lange Strecken wird deshalb nicht benötigt.
Weniger Emission und geringere Kraftstoffkosten
Für Lkw-Hersteller wäre LNG eine umweltfreundliche Alternative. Zwar herrscht noch Ungewissheit über kommende CO2-Grenzwerte, Experten aber rechnen mit strikten Vorschriften. Die Emissionen des Güterverkehrs müssen wahrscheinlich in den nächsten Jahren um 20 bis 30 Prozent sinken. LNG könnte zumindest für eine zehnprozentige Reduzierung sorgen. Das prognostiziert eine aktuelle Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena). Für Spediteure noch interessanter: Die Kraftstoffkosten dürften gegenüber dem Dieselbetrieb fallen.
Automobil-Zulieferer Delphi hat auf der IAA-Nutzfahrzeuge in Hannover eine neue Generation von Hochdruck-Injektoren für Erdgasmotoren in schweren Lkw vorgestellt. Sie sollen 2016 in Serie gehen. Bosch präsentierte zeitgleich ein bivalentes Kraftstoffsystem, das die Verbrennung von Gas und Diesel im gleichen Motor erlaubt. Mit der sogenannten Dual-Fuel-Technik können rund 90 Prozent des Dieselkraftstoffes durch Erdgas ersetzt werden. Die Diesel-Einspritzung übernimmt dabei die Rolle der Zündkerze. Eine Fremdzündung im Brennraum ist dann nicht mehr nötig.Der Aufbau einer Tankstelleninfrastruktur für LNG wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Branche muss also an anderen Effizienz-Rädchen drehen. Bosch etwa arbeitet an einem Hybridsystem, das bis Ende des Jahrzehnts serienreif und für Speditionen zumindest im Verteilerverkehr rentabel einsetzbar sein soll. Dort soll es bis zu 15 Prozent Kraftstoff sparen. Mercedes setzt derweil auf den Future Truck, der dank Stromlinien-Form und autonomen Fahrfunktionen besonders sparsam fahren soll.
Das gibt´s schon länger für BHKWs: Zündstrahlmotor
Das wäre für Diesel-PKW interessant - die üblichen Common-Rail Trecker müssten sich eigentlich relativ einfach auf Zündstrahlbetrieb umrüsten lassen.
Würde mich interessieren wie umweltfreundlich es ist, Erdgas konstant auf -163°C zu kühlen ...
Das hängt davon ab, auf welche Energiequelle zum Zweck der Kühlung zurückgegriffen wird.
Das war auch mein erster Gedanke.
Und fließt dieser Energieaufwand bei der Berechnung der Umweltbilanz mit ein? Oder machen sie es hier wie beim Elektroauto, wo der Strom emissionsfrei aus der Steckdose kommt.
und was passiert wenn die kühlung ausfällt? zerspringt der tank?
das benzin kommt auch emissionsfrei zur zapfseule..
Keine Ahnung - ich würde sagen: Überdruckventil, Röhrchen nach oben, evtl. abfackeln und gut.
So richtig geil finde ich die Nummer aber auch nicht.
Die Dichte von flüssigem Methan liegt bei 420kg/m³. Das ist die Hälfte von Diesel und das schwappt im einfachen Plastiktank.
Energieaufwand für Verflüssigung 10-20% des Brennwerts. Dazu Kosten und Gewicht (!!) der ganzen Anlage im LKW. Gewicht=Nutzlast=Geld.
Wenn es mal im Tank ist, wirst du es aber nicht mehr besonders lang kühlen müssen. Morgens tanken, Abens leer. Viel mehr Tankvolumen wird eh nicht machbar sein.
Einfach ne LPG-Anlage (sprich Propan/Butan-Mischung) einbauen war zu simpel oder? Das Zeugs ist bei 10bar flüssig.
...oder gleich Methanol machen.
Die Preisunterschiede zwischen den genannten Kraftstoffen sind dir aber bewußt, oder?
@ Drahkke
Macht doch nix! 😆
Ihr lasst euere Bedenkentraeger gewaehren (Fakten egal) wir fahren damit schon lange auf der AB (dem Interstate) 😉
Kosten: etwa 50% vom Diesel im Betrieb.
LNG fuer LKW (english text) etwa halbwegs die Seite runter. Natuerlich hat China die Finger auch schon wieder drin. 😎
Wie bleibt LNG (fluessiges Erdgas kalt? (english text) ueberraschenderweise eigentlich so ziemlich von alleine, ab und zu etwas Druck ablassen und gut ists. 😉
Pete
Eigentlich nur fuer Vielverbraucher. Volkswirtschaftlich haette man den meisten Nutzen bei Gebrauch im Fernverkehr.
Pete
Kein Mensch kühlt das im Tank: dieser hat einfach ein Überdruckventil, wenn er zu lange stehen sollte. Ansonsten kühlt sich der Tank durch die Verdampfungskälte des dampfförmig entnommenen Kraftstoffanteiles selbst, während der Fahrt und stopps im Stundenbereich tritt also kein Verlust auf.
Zur Verflüssigung wird in etwa dieselbe Energiemenge wie zur Kompression benötigt: das gibt sich nix......
Gruß SRAM
Aber der Energieverbrauch wird nicht mit 0 Gramm CO2 angesetzt.
Wie weit kommt dann ein LKW mit dem gekühlten Ergas, vor allem auchnim Vergleich zum normalen Ergas und Diesel und was ist mit dem Runterkühlen ?
Ich würde sagen grob die halbe Reichweite im Vergleich zum Diesel.
Flüssiges Erdgas hat die halbe Dichte vom Diesel, dafür etwas mehr Heizwert. Andererseits ist der Tank deutlich dickwandiger/aufwendiger.
Irgendsowas.
und wegen Kosten:
Da kann man rechnen was man will, das ist am Ende eine rein politische Frage.
Vergleiche Weltmarkpreise (Strom/Gas/Öl...) mit den Preisen, die beim Kunden x im Land y ankommen.
Hat idR. nix miteinander zu tun.
In Dollar? Zweimal soweit. 😊
Das mit der Kuehlung wurde schon erklaert...
Pete