Transparenter Wankelmotor: Funktion im Video

Totgesagte drehen länger

Sven Förster

verfasst am Thu Mar 15 15:00:40 CET 2018

Der Wankelmotor ist tot - lang lebe der Wankelmotor. Das Prinzip macht Sinn, auch wenn niemand mehr einen verbaut. Womöglich bringt ihn gerade die E-Mobilität zurück.

 

Chicago – Vom Wankelmotor hat jeder schon mal gehört. Nur nicht in Verbindung mit einem aktuellen Serienmodell. Dabei folgt der Kreiskolbenmotor theoretisch einem logischen Prinzip. Wo beim Hubkolbenmotor das Auf und Ab der Zylinder über die Kurbelwelle in eine Drehbewegung umgesetzt werden muss, erzeugt der Wankel von Beginn an eine Drehbewegung.

Der Wankelmotor folgt dem Prinzip des Viertaktmotors: Sprit und Luft werden angesaugt, komprimiert, zur Explosion gebracht und als Abgas wieder aus dem Brennraum befördert. Doch die Konstruktion ist grundlegend anders - im ovalen Brennraum rotiert ein bauchiges Dreieck. Ein Video des Youtubers "Warped Perception" verdeutlicht das Prinzip. Das Besondere: wir können in einen laufenden Wankel hineinschauen.

Der Kolben läuft an einem Einlass-Schlitz vorbei und zieht das Benzin-Luftgemisch mit (im Video links unten). Aufgrund der Form des Brennraumes wird es in der Folge zwischen Kolbenkante und der Wand des Brennraumes verdichtet. Bei einem herkömmlichen Verbrenner wäre der Kolben hier am oberen Totpunkt angelangt. In dieser Situation passiert beim Wankel, was auch beim Ottomotor geschieht: Das Gemisch wird per Zündkerze zur Explosion gebracht (Im Video rechts, mittig) – der Arbeitstakt, in dem der Kolben einen Schubs erhält. Das verbrannte Gemisch entweicht, sobald die Kolbenkante die Auslassöffnung (im Video links oben) passiert.

Wirft der E-Motor den Wankel wieder an?

Ein Wankelmotor ist technisch zwar höchst effizient - allerdings nicht nach aktuellem Verständnis des Begriffs. Beim Verhältnis von „Hubraum“ zu Leistung ist er dem Hubkolbenmotor weit überlegen. Doch der Verbrauch ist höher. Neben mehr Kraftstoff genehmigt sich ein Kreiskolbenmotor häufig auch mehr Öl. Der Kolben schleift permanent über die Brennraumwand, das zugeführte Schmiermittel wird mitunter mitverbrannt. Damit bekamen Hersteller die Abgaswerte schlechter in den Griff. Wobei: Zuletzt baute Mazda die Wankeltechnik in ein Serienauto, im bis 2012 gebauten Sportwagen RX8.

Nun hat der Wankel wieder eine Zukunft: als Range Extender für Elektrofahrzeuge. Ein solches Konzept will Mazda Ende 2019 in Serie bringen. Vorteile: der Wankelmotor ist kompakt und arbeitet vibrationsarm - sowie sehr leise, solange er bei niedrigen bis mittleren Drehzahlen läuft.

Die Arbeitsweise eines Wankelmotors (1 von 5): Der Dreiecksförmige Kolben rotiert im Brennraum. Über die Einlassöffnung zieht er das Treibstoff-Luft-Gemisch
Quelle: Warped Perception via YouTube
Die Arbeitsweise eines Wankelmotors (2 von 5): Das Gemisch wird zwischen Kolbenkante und Brennraumwand verdichtet
Quelle: Warped Perception via YouTube
Die Arbeitsweise eines Wankelmotors (3 von 5): Eine Zündkerze bringt das verdichtete Gemisch zur Explosion
Quelle: Warped Perception via YouTube
Die Arbeitsweise eines Wankelmotors (4 von 5): Die Explosion treibt den Kolben an
Quelle: Warped Perception via YouTube
Die Arbeitsweise eines Wankelmotors (4 von 5): Über die Auslassöffnung entweichen die Abgase
Quelle: Warped Perception via YouTube
Der Mazda RX8 war der letzte Großserien-PKW mit Wankelmotor. Der Sportwagen war mit bis zu 281 PS erhältlich
Quelle: dpa / Picture Alliance