25 Jahre nach dem Ende von Trabant und Wartburg

Trabbi und Wartburg auf dem Weg zum gesuchten Oldtimer

verfasst am Sun Apr 10 08:45:45 CEST 2016

Im April 1991 kam das Aus für Trabant und Wartburg. Heute sind die Volksautos der DDR selten geworden. Die damaligen Fertigungsstandorte haben den Umbruch indes überlebt.

Ein Oldtimer der Marke "Wartburg" vom Typ "311 Coupe" parkt am 12.06.2011 an einem Straßenrand in Quedlinburg (Landkreis Harz)
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Eisenach/Zwickau - Von der "Rostlaube" und dem belächelten "Plastebomber" haben sie sich zu Hingucker-Autos gemausert: Noch tuckern Wartburg und Trabant über Deutschlands Straßen, doch 25 Jahre nach dem Produktionsstopp im April 1991 werden es immer weniger.

Selbst in Ostdeutschland, wo die beiden DDR-Autos bis zum Mauerfall zu Hunderttausenden unterwegs waren, sorgt ein vorbeifahrender Trabi oder Wartburg nun für Aufmerksamkeit. Nicht nur, weil die Abgase ungewöhnlich riechen. Die betagten Gefährte sind eine Rarität - und werden als Oldtimer auch wirtschaftlich interessanter.

Der drastische Schwund, der vor allem den DDR-Mittelklassewagen Wartburg seit dem Produktionsstopp am 10. April 1991 traf, ist vom Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg dokumentiert. Exakt 7.394 Autos mit der kantigen Blechkarosse waren zu Jahresbeginn zugelassen. "Ich sehe im Straßenbild so gut wie keinen Wartburg mehr", sagt ein Eisenacher. "Die ungepflegten Exemplare sind verschwunden, die anderen sind zu schade, um gefahren zu werden."

Vom Trabi, dessen Aus am 30. April 1991 kam, sind derzeit noch 33.550 Exemplare zugelassen. Zehn Jahre nach dem Ende der Produktion im thüringischen Automobilwerk Eisenach (AWE) und bei Sachsenring in Zwickau waren immerhin noch rund 52.000 Wartburg und 160.000 Trabis zugelassen. Aber die Zahlenreihen aus Flensburg zeigen auch: Der Schwund scheint gestoppt. Seit 2011 liegen die Zulassungszahlen beim Wartburg recht konstant um 7.300, beim Trabi um 33.000.

15.000 Euro für einen Wartburg

Ein Trabant 601 parkt vor einem Plattenbau im Leipziger Stadtteil Grünau, aufgenommen am 07.04.2010
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Viele, darunter die elegant geschwungenen frühen Wartburg-Modelle 311 und 312, sind mehr als 30 Jahre alt - eine Voraussetzung für den Oldtimer-Status. Weitgehend originalgetreue und gut gepflegte Exemplare haben ihren Preis. Harald Lieske, Ex-Betriebsrat im AWE und dann bei Opel, hat als Kuratoriumsmitglied des Automobilmuseums in Eisenach diese Erfahrung gemacht. "Wir haben versucht, für das Museum einen Wartburg Camping zu kaufen. Ein gutes Exemplar sollte 15.000 Euro kosten."

Die DDR-Autos seien zunehmend bei Oldtimersammlern gefragt, sagt Peter Mair vom Verband der Automobilindustrie (VDA). "Sie haben zum Teil Kultstatus." "Viele Wartburg und Trabant werden gehegt und gepflegt. Sie über 25 und mehr Jahre durchzubringen, das kostet auch was." Und der Markt für historische Autos wächst. Die Zahl der als Oldtimer mit einem H-Kennzeichen zugelassenen Autos in Deutschland hat sich laut TÜV Thüringen in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt.

Das H-Kennzeichen bekäme der letzte, knallrot lackierte Eisenacher Wartburg, der vor 25 Jahren vom Montageband direkt ins Museum rollte, noch nicht. Am 10. April 1991 war die Stimmung in dem riesigen Werk, in dem von 1955 an bis zu 8.000 Menschen das Mittelklasse-Modell bauten, auf dem Tiefpunkt.

Abwicklung durch Treuhand

In die Wehmut mischte sich Wut, ein 29 Jahre alter Lackierer brach vor laufenden Kameras in Tränen aus und verlangte für sich und seine Familie eine Perspektive. Auch der Einbau eines Viertaktmotors mit VW-Lizenz ab 1988 konnte weder Wartburg noch Trabant retten.

Die ersten Wartburg wurden im Jahr 1960 im VEB Automobilwerk in Eisenach produziert
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Die einst volkseigenen Autowerke in Thüringen und Sachsen wurden von der Treuhand abgewickelt. "Damals standen selbst Straßen in Eisenach mit unverkäuflichen Autos voll", erinnert sich Lieske. Von der Autoschmiede AWE, deren Geschichte bis ins Jahr 1898 zurückgeht, stehen heute noch das denkmalgeschützte Backsteintor und einige Hallen, manche nutzt das Museum.

Trotzdem sind Eisenach und Zwickau Autostädte geblieben. 1.800 Menschen bauen derzeit bei Opel die Kleinwagen Corsa und Adam. Zulieferer haben sich angesiedelt, BMW baut Werkzeuge. Um Opel den Weg nach Eisenach zu ebnen, hatte sich die AWE-Spitze Monate vor der Wiedervereinigung rebellisch gezeigt und das DDR-Automobilkombinat verlassen. Lieske: "Der Alleingang hat letztlich unsere Zukunft gesichert."

Der VDA beziffert die Beschäftigten in der ostdeutschen Branche, die 2015 auf einen Umsatz von 25,5 Milliarden Euro kam, auf fast 69.000. Die Zahl der Arbeitsplätze sei damit um sechs Prozent gestiegen.

Gebaut wurden im Vorjahr rund 837.000 Autos - das waren 15 Prozent aller in Deutschland hergestellten Pkw. Neben Opel in Eisenach und VW in Zwickau und Chemnitz hat sich vor allem Leipzig zu einer ostdeutschen Automobilhochburg entwickelt - mit Werken von BMW und Porsche. Das ostdeutsche Automobilcluster spricht von etwa 350 Zulieferern.

Gruppenbild: Mehrere Wartburg parken auf dem 16. Jahrestreffen der Interessengemeinschaft Wartburg-Trabant-Barkas e.V. (2003) in Dresden
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Ein Trabant 601 parkt vor einem Plattenbau im Leipziger Stadtteil Grünau, aufgenommen am 07.04.2010
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Ein Parkplatz mit abgestellten Trabis und Wartburgs von DDR-Bürgern im schleswig-holsteinischen Lübeck am 18.11.1989
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Die ersten Wartburg wurden im Jahr 1960 im VEB Automobilwerk in Eisenach produziert
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Das Heck eines "Trabant" auf einem Trabantfahrer-Treffen in Zwickau. Rund 5.000 Trabis und 83 Clubs nehmen an dem größten "Renn-Pappen"-Fest der Welt teil
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Der rote "Wartburg 1.3" ist der letzte Wartburg, der das Band der Endmontage des Automobilwerks Eisenach verließ
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Ein knallgelber Trabant steht als eine Art Denkmal am 17.09.2013 in Rothenkichen (Mecklenburg-Vorpommern) auf der Insel Rügen auf einem Sockel
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