VCD-Umweltliste 2015
Unehrliche Zahlen und erfolglose Spitzenreiter
Die Umweltliste des VCD will Autokäufern den Weg zum umweltfreundlichsten Auto weisen. Aber kann sie das leisten? Auf dem Treppchen stehen Exoten und Nischenmodelle.
Berlin – Jeden Sommer präsentiert der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) seine „Umweltliste“: Sie soll die Frage beantworten: Welches Autos am Markt sind die umweltfreundlichsten? Und das fällt dem Lobbyverband jedes Jahr leichter. Denn im Feld bewegt sich wenig.
Dieses Jahr ernannte der Verein den Lexus CT 200h zum umweltfreundlichsten Modell. Böswillige Menschen könnten spotten: Die Auszeichnung gebührt dem Lexus vor allem deshalb, weil ihn niemand kauft. 107 Fahrzeuge wurden laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) von Januar bis Juli 2015 zugelassen, weniger als beim Ferrari 458. Der japanische Kompaktwagen, dessen Technik auf dem 17 Jahre alten Antriebskonzept des Prius 1 basiert, steht damit für maximale Ressourcenschonung.
Milchmädchenrechnung
Neben dem Vollhybrid-Lexus steht auf dem Podest ein Downsizing-Diesel: Peugeots 208 Blue Hdi 100 mit einem Normverbrauch von 3,0 l/100 km. Platz drei vergab der Club an den VW Eco-Up und die Konzern-Ableger Seat Mii und Skoda Citigo.
Nach Ansicht des VCD hat sich das Feld bei Kraftstoffverbrauch, Schadstoffemissionen und Lärm leicht verbessert. Der Flottengrenzwert von 95 g/km CO2, der ab 2021 gelten soll, werde heute schon von 71 Fahrzeugmodellen erreicht.
Das allerdings ist eine Milchmädchenrechnung: Die im NEFZ gemessenen Verbräuche und CO2-Ausstöße haben mit der Wirklichkeit auf deutschen Straßen wenig zu tun. Zwar sinken die CO2-Emissionen durch Kraftfahrzeuge. Sieben Jahre in Folge, von 2006 bis 2012, lagen sie unter dem Wert von 1990. Das schreibt zumindest der Verband der Automobilindustrie (VDA).
Unter dem Strich ergibt sich nach Zahlen des Umweltbundesamts seit 2000 dennoch nur ein Rückgang um ein Prozent. Dieser Rückgang liegt weit unter den zweistelligen Reduktionsraten, die sich aus den Normverbräuchen aktueller Neuwagen ergeben.
Auch der VCD fordert „ehrliche Verbrauchs- und Emissionstests“ – und argumentiert doch mit den derzeitigen, demnach nicht ehrlichen Zahlen. Neben einem höheren Verbrauch birgt der NEFZ zudem weitere schmutzige Wahrheiten. Das zeigte eine Schadstoffmessung des ADAC, bei der moderne Kleinstwagen schneller als im Messzyklus bewegt wurden. Sie rußten wie alte Diesel.
Hilfe zur Kaufentscheidung?
Der VCD möchte seine Liste als Kaufempfehlung für umweltbewusste Autofahrer verstanden wissen: „Jedes Auto, das eine gute Platzierung erreicht, schneidet in den Disziplinen Kraftstoffverbrauch, CO2-Ausstoß, Schadstoffemissionen und Lärm gut ab“, betont der verkehrspolitische Sprecher Gerd Lottsiepen.
Auf der Straße kommt davon wenig an. Das kritisiert auch Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut Duisburg: Bei den Umweltsiegern handele es sich um „Nischenmodelle, die beim VCD gewinnen, aber im Markt eher floppen.“ Nur 17 Prozent aller Peugeot 208 kämen mit Dieselmotor in den Markt, so der Autoexperte. Denn angesichts der niedrigen Laufleistungen bei Kleinwagen lohne sich der Diesel-Preisaufschlag nur für wenige Autofahrer.
Nein, ein Exoten-Sieger wie der Lexus hilft dem deutschen Autokäufer ebenso wenig wie der Umstand, dass Normverbrauchswerte im Mittelpunkt stehen, die in wenigen Jahren abgelöst werden. Die Anzahl der Autokäufer ist klein, die aus Umweltgründen einen Gas- oder Hybridantrieb wählen. Eine Betrachtung „unabhängig von Kaufpreis oder dem Wertverlust“ mache wenig Sinn aus Kundensicht, sagt Ferdinand Dudenhöffer.
Ohne die Autofahrer mitzunehmen, wird sich der Rückgang von Emissionen aus dem Verkehr nicht beschleunigen. Das Durchschnittsalter angemeldeter Fahrzeuge steigt. Nach Angaben des Verkehrsministeriums betrug der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch deutscher Pkw im Jahr 2012 7,3 l/100 km und sinkt 0,1 l/100 km pro Jahr. Der aktuell gültige CO2-Flottengrenzwert von 130 g/km entspricht 5,6 Litern Benzin oder 4,9 Litern Diesel auf 100 km.
Wo kommt denn diese Aussage her?
Da ist schlichte Prius 3 Technik drin.
Da werden ganz schön viele Dinge in einen Topf geworfen..Wehwheweh..
Aber was ich mich Frage, bisher schaffen nur 70 Fahrzeuge die 95g.. wenn jetzt der NEFZ angepasst wird wie wollen die Hersteller es dann noch auf die Reihe kriegen? Schaffen sie es doch jetzt nur kaum.
Nur so am Rande, die Fahrzeuge in der Liste fährt doch niemand freiwillig gern.
Damit meinte ich, dass der Antrieb auf dem Prinzip des Prius 1 basiert. Natürlich wurde die Technik inzwischen weiter entwickelt. Habe es noch einmal präziser formuliert.
Danke.
Über diese Liste des VCD kann man nur den Kopf schütteln. Aber es soll wohl Leute geben, die das auch noch für bare Münze nehmen.
Wieso hat man eigentlich Elektro- und Wasserstoff-Fahrzeuge nicht aufgenommen ?
Mit Verlaub, mich erinnert das ganze an den ADAC, der zum Schluß
auch zur Rechenmaschine griff, um Abzustimmen.
Das Ganze, der/die/ das Beste, ist für OTTO Normalverbraucher
wenig / garnicht von Belang. Entscheiden werden Preis/Leistung
und Kosten/Rabatte. Für mich nicht wichtig. Gruß.............
Für den NEFZ-Betrugsverbrauch kann der VCD nichts. Unglaublich, dass mit diesen total unrealistischen Zahlen eine ganze Branche arbeitet. Alle wissen es und alle machen mit.
Und wann der etwas realistischere Verbrauchszyklus kommt, weiß auch keiner, verdammte Autolobby mit ihren fossilen Dreckschleudern!
Immerhin eine Bestenliste, in der doitsche Premiumfabrikate fast nicht vorkommen, das kann & darf nicht gut sein. 🙄
Der VCD UND "Autopapst" Dudenhöffer in EINEM Beitrag, schüttel...
Doch 😉 Mein CT F-Sport Vorfaceliftmodell wäre mit 4,1l Normverbrauch (um 5l real) allerdings weit abgeschlagen...
Die Liste ist trotzdem unsinnig, so lange der "CO2-Rucksack" bei der Produktion des Autos und auch der Produktion des Kraftstoffs (Diesel und Benzin kommen nicht so einfach aus dem Zapfhahn, Strom nicht einfach aus der Steckdose) nicht berücksichtigt werden. Will man pingelig sein müssen auch noch die Entsorgungskosten eingerechnet werden.
Und überhaupt ist der NEFZ natürlich totaler Quatsch, beim CT 200h schafft ein einziger von 135 Fahrern bei spritmonitor.de real unter 4 Liter Verbrauch, und selbst der kommt nicht auf den Normverbrauch.
Dann kommen zum ach so bösen CO2 noch die wirklich gefährlichen Stoffe im Abgas...
P.S. gibts eigentlich auch eine Flop 10?
Im Prinzip basieren alle Autos auf den ersten Benz Anno Achtzehnhundertirgendwas... *Kopfschüttel*
Beim Blick auf Spritmonitor in die Rubrik der Benziner findet man nur Hybride und Kleinstwagen vorn (nicht mehr verkaufte Modell außen vorlassend). Wenn ich richtig geschaut habe, ist der erste nicht-hybride Kleinwagen auch ein Toyota, dicht gefolgt von einem Honda. Irgendwie scheinen die Japaner die richtigen Prioritäten oder sparsame Fahrer auf japanische Marken zu setzen.
Rechnet man Well-To-Wheel müsste der Eco-UP auf Platz 1 stehen.
Erdgas wird effizienter aufbereit und bereit gestellt als Erdöl.
Davon mal abgesehen verbrennt es am saubersten.
Und die Abweichung der Verbrauchswerte ist in der Realität am geringsten, gegenüber anderen Kraftstoffen und Antrieben.
Selbstverständlich tun sie das! Welche Zahlen sollten sie denn auch sonst nehmen? Es gibt keine anderen, die überhaupt für die komplette Bandbreite der zu vergleichenden Modelle vorliegen würden, und auf untereinander halbwegs vergleichbare Weise ermittelt wurden.
Das ist der Segen wie der Fluch des einheitlichen Normzyklus: der NEFZ-Verbrauch ist nun mal bis auf weiteres der einzige, den man sinnvoll vergleichen kann, einfach deshalb, weil er für jedes zu vergleichende Fahrzeug schon vorliegt. Und da er genau dazu gedacht ist: zum Vergleich verschiedener Fahrzeuge, ist daran zunächst mal auch nicht auszusetzen. Speziell dass der absolute Wert wenig mit dem zu tun hat, was deutsche Autofahrer hierzulande im Alltag real verbrauchen, ändert nichts an der Gültigkeit des Vergleichs.
Der Fluch, der den Vergleich wirklich entwertet, steckt nämlich ganz woanders, als hier bisher protestiert wurde: im Alter des Standards, und in den angedrohten Strafsteuern für zu hohen Flottenverbrauch. Die Hersteller hatten deswegen jetzt eine wirklich lange Zeit über eine starke Motivation, zu lernen, wie man Fahrzeuge aggressiv auf optimalen NEFZ-Verbrauch optimiert, und das völlig ohne Rücksicht auf Realverbräuche auch in die Tat umzusetzen. Dadurch geht der Unterschied zwischen Real- und Normverbrauch in letzter Zeit immer weiter auf, und entwertet so auch Vergleiche von NEFZ-Verbräuchen, sobald diese über mehr als eine Modellgeneration hinweg versucht werden.