Dauertest: Porsche 911 Carrera 4 Cabriolet 996

Unser Porsche zum Kompaktwagen-Preis

Constantin Bergander

verfasst am Wed Dec 31 11:00:18 CET 2014

Einst belächelt, bald begehrt: Der „Spiegelei-Porsche“ ist aktuell der günstigste Elfer, aber er steigt im Preis. Wir testen den 996 ab jetzt ein Jahr lang im Alltag.

Unser Dauertester: Dieser Allrad-Elfer aus dem Porsche-Museum begleitet die MOTOR-TALK-Redaktion jetzt für ein Jahr
Quelle: MOTOR-TALK

Berlin – Das wär’s doch: Ein Elfer zum Golf-Preis, ein Sportler für den Alltag. Boxermotor statt Turbo-Tröte, Coupé statt Kindersitz, Leidenschaft statt Langeweile. Theoretisch funktioniert das: Deutsche Händler bieten die 911-Baureihe 996 ab rund 16.000 Euro an, Facelift-Modelle für ein paar Hunderter mehr.

Porsche 911 996 Cabriolet: Vergleichbare Fahrzeuge werden im Internet ab ca. 25.000 Euro angeboten
Wer auf Platz und Neuwagengeruch verzichtet, der könnte also einen Alltags-Elfer fahren. Die Pannenstatistik spricht dafür, angeblich sind 70 Prozent aller jemals gebauten Porsche noch einsatzbereit. Aber wie teuer sind Instandhaltung, Reparatur, Versicherung, Steuer und Benzin?

„Kein echter 911“

Seinen günstigen Einstiegspreis verdankt der 996 vor allem seiner Optik. Die Presse bezeichnete ihn wegen seiner großen Scheinwerfer als „Spiegelei-Porsche“. Die Lampen stammen vom Boxster, seine Größe aus den Albträumen der Fans: Gegenüber seinem Vorgänger 993 wuchs er signifikant in Länge und Breite. Mit mehr Gewicht, Komfort und Sicherheitssystemen erinnert er viele Fahrer eher an einen Gran Turismo als an einen Sportler.

Zudem fließt Kühlwasser durch den Boxer im Heck. Wasser. In einem Elfer – welch Frevel! Anders ließen sich damals Leistung und Abgaswerte nicht realisieren. Erstmals installierten die Ingenieure zwei Nockenwellen pro Zylinderbank. Der Sechsender mit ruhender Zündung leistet 320 PS sowie 370 Newtonmeter aus 3,6 Litern Hubraum. Genug für Tempo 280 und eine Beschleunigung auf Golf-R-Niveau.

Probleme gibt es vor allem mit undichten Kurbelwellen-Dichtringen und trockenen Nebenwellen-Lagern. Letztere werden vom Ölkreislauf nicht mit Schmierstoff versorgt. Eine Fett-Füllung soll ein Autoleben lang die Reibung reduzieren. Beide Schwachstellen sind nur bei ausgebautem Motor von der Getriebeseite zugängig.

Beim 996 hatte nur das Allrad-Modell in der S-Variante ein durchgehendes Leuchtband

Projekt Porsche 996: Der Alltags-Elfer

Was ein 996 wirklich kostet, werden wir gemeinsam mit dem Porsche-Museum beantworten. Die Klassik-Experten aus Zuffenhausen stellen MOTOR-TALK einen Porsche 911 Carrera 4 Cabriolet zur Verfügung. Ein gepflegtes Exemplar von 2001 mit einer unspektakulären Geschichte: Der Erstbesitzer fuhr in vier Jahren rund 85.000 Kilometer. Danach stand der Wagen.

Vor seinem neuen Einsatz bekam der Elfer eine große Durchsicht und neue Reifen. Die Mechaniker beseitigten ein Leck am Kühlsystem und setzten einen Lautsprecher instand. Ein paar Macken im Lack und Spuren auf dem Leder erzählen eine kurze Autogeschichte. Im Internet gibt es vergleichbare Fahrzeuge ab 25.000 Euro. So viel kostet heute ein neuer Kompaktwagen mit guter Ausstattung.

Ein Jahr lang fahren wir den orangefarbenen Flitzer nun auf Dienstreisen und im Alltag. Wir werden ihn betanken und pflegen, lassen ihn warten und überprüfen. Alle anfallenden Kosten halten wir fest und rechnen nach zwölf Monaten ab.

Update: Lest hier den Zwischenbericht zu unserem Dauertester Porsche 911 von 2001. Wie schlägt er sich im Alltag?

Unser Dauertester: Technische Daten

  • Modell: Porsche 911 Carrera 4 Cabriolet, Typ 996
  • Hubraum: 3.596 cm3
  • Getriebe: Sechsgang-Handschaltung, Allradantrieb
  • Leistung: 320 PS
  • Max. Drehmoment: 370 Newtonmeter
  • Verbrauch: 11,2 l/100 km (NEFZ)
  • 0 - 100 km/h: 5,2 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 280 km/h
  • Leergewicht: 1.485 kg
  • Wert: ca. 25.000 Euro
  • Laufleistung bei Testbeginn: ca. 85.000 Kilometer
Alltagstauglicher Sportler? Porsche 911 996 Cabriolet im MOTOR-TALK-Dauertest
Das Verdeck unseres Porsche öffnet und schließt automatisch
Porsche 911 996 Cabriolet: Vergleichbare Fahrzeuge werden im Internet ab ca. 25.000 Euro angeboten
320 PS aus 3,6 Litern Hubraum: Im 996 führte Porsche die Wasserkühlung ein
Porsche 911 996 Cabriolet: Per Knopfdruck im Cockpit oder auf der Fernbedienung...
... öffnet und schließt das Verdeck ...
... in weniger als 20 Sekunden
Mit geschlossenen Seitenscheiben und aufgestellten Windschott ist es im Innenraum nahezu windstill
Porsche 911 996 Cabriolet: Unser Sportler beschleunigt in rund fünf Sekunden auf Tempo 100
Der Vorbesitzer fuhr in vier Jahren rund 85.000 Kilometer. Seitdem stand der Elfer
Porsche 911 996 Cabriolet: Auf den Sportsitzen spannt feines Leder
Alu-Details auf Schaltknauf und Handbremshebel
"Carrera 4": In unserem Elfer sind beide Achsen angetrieben
Das Porsche-Museum stellt uns den Dauertester zur Verfügung
Porsche 911 996 Cabriolet: Der Duplex-Auspuff spielt eine wundervolle Boxer-Melodie
Ungeliebt: Die Scheinwerfer des 996
Die Presse verhöhnte die Lampen bei der Premiere als "Spiegeleier"
Porsche 911 996 Cabriolet: Das Interieur ist sauber und kaum abgegriffen
Im Gegensatz zu den Vorgängern sind beim 996 die Instrumente näher beisammen
"Kofferraum": Vorn ist Platz für sehr, sehr leichtes Gepäck
Porsche 911 996 Cabriolet: Die Rückbank geht höchstens als Notsitz durch ...
... sie bietet aber Platz für zusätzliches Gepäck
Mit dem Windschott wird es fast windstill
Nicht schön, aber funktional: Windschott und geschlossene Fenster bei offenem Verdeck
Beim 996 hatte nur das Allrad-Modell in der S-Variante ein durchgehendes Leuchtband
Der Lack auf unserem Porsche nennt sich "Pearl Orange"
Porsche 911 Carrera 4 Cabriolet 996
Porsche 911 Carrera 4 Cabriolet 996
Porsche 911 Carrera 4 Cabriolet 996
Porsche 911 Carrera 4 Cabriolet 996
Porsche 911 Carrera 4 Cabriolet 996
Porsche 911 Carrera 4 Cabriolet 996