Nutzertest: Kia Venga
Unsere 6.000 Kilometer im Kia Venga
Von Berlin zum Nürburgring, dann nach Neapel und zurück. Drei MOTOR-TALKer waren mit unserem Kia Venga auf großer Tour. Hier lest Ihr, was die Venga-Boys vom Kia halten.
Berlin - Die MOTOR-TALK-Redaktion teilt ihren aktuellen Dauertester, einen Kia Venga, mit der MOTOR-TALK-Community. Nach Suburbanix wagten sich die Venga-Boys auf eine besonders lange Testroute. Sie fuhren von Berlin bis nach Süditalien und wieder zurück. Hier lest Ihr den Bericht von flo-95, greentea868 und nick_rs. Ihr Tour-Tagebuch findet Ihr im Venga-Boys-Blog.
Vorurteile sind doch Unsinn
Manchmal reicht selbst die größte Vielfalt nicht. Für unseren 6.000-Kilometer-Trip nach Italien standen uns drei Autos zur Verfügung: Ein 2008er Renault Clio RS von Robert (greentea868), ein 2014er Suzuki Swift Sport von Florian (flo-95) und ein 96er Audi Cabriolet von Nick (nick_rs). Alle drei tolle Autos, alle drei völlig ungeeignet. Also welches nehmen? Richtig: Gar keines.
Mit der Nachricht, dass wir mit dem Kia Venga der Redaktion auf große Reise gehen dürfen, erreichte uns Erleichterung - schließlich mussten wir nicht extra für den Urlaub ein reisetaugliches Auto kaufen - und erste Zweifel. Ist der Venga für einen derartigen Trip überhaupt geeignet?Zelt, Stühle, Tisch, Gaskocher und Gepäck für drei Leute und zwei Wochen in einem vier Meter kurzen Auto? Hinzu kommt eine lange Liste an Vorurteilen: billige Verarbeitung, schlechte Straßenlage, magere Ausstattung, lauter und unkultivierter Motor. Was man halt so über koreanische Autos hört. Als Nick den Venga in Berlin das erste Mal startete, wurde zumindest Letzteres bestätigt. Der 1,6-Liter-Turbo-Diesel klingt wie aus dem vergangenen Jahrtausend.
Wer über den rustikalen Klang des Motors hinweghören kann, wird seine Freude an dem Triebwerk haben. Der 128 PS starke Vierzylinder entfaltet seine Leistung sehr gleichmäßig, ganz ohne den typischen "Turbobums". Das Getriebe hätte man kaum besser abstimmen können. Es schaltet sauber, die Übersetzung passt - egal, ob in der Stadt, über Land oder auf der Autobahn. Einzig Florian störte sich ein wenig an dem recht großen Sprung vom 2. in den 3. Gang.Probe für das Fahrwerk
Am härtesten traf unser Test und die damit verbundene Fahrt über teilweise grottenschlechte Straßen das Fahrwerk. Zum Glück hatten wir uns gegen unsere Autos mit Sportfahrwerk entschieden. Unser kleiner Koreaner fuhr ohne viel Seitenneigung durch Kurven. Auch mit Bodenwellen und Schlaglöchern kam er gut zurecht. Zum guten Komfort des Fahrwerks kommen sehr angenehme Sitze hinzu: aufrecht und sehr weich, aber trotzdem mit gutem Seitenhalt. Auch die Rückbank ist nicht zu hart und die Armlehnen wurden optimal positioniert. Hier ein großes Lob an Kia.
Die Rundumsicht im Venga scheint zwar auf den ersten Blick sehr großzügig - große Fensterflächen und eine große Heckscheibe sind heutzutage schließlich nicht selbstverständlich - doch nach ein paar Kilometern fällt die dicke, ungünstig positionierte A-Säule auf. Eine gute Sicht um die nächste Kurve oder in Kreuzungen wird konsequent verwehrt. Auch beim Blick in den Spiegel verschwinden gerne Fahrzeuge. So sieht man überholende Fahrzeuge erst sehr spät. Das kann selbst ein Schulterblick nicht komplett verhindern, denn dabei stört die überdurchschnittlich breite B-Säule.Beifall gibt es auch für die Musikanlage. Mit einem für diese Klasse unheimlich guten Sound erschreckte sie uns schon fast - ein wirklich tolles Klangerlebnis. Allein die "Random-Funktion" der USB-Wiedergabe nervt: Sie gibt die Lieder immer in derselben Reihenfolge wieder. Außerdem störte uns, dass das Bluetoothgerät bei jedem Abschalten der Zündung neu verbunden werden muss und das Telefonieren nur bedingt funktionierte.
Kann denn Wetter zu gut sein?
Ähnlich überrascht wie von der Musikanlage waren wir von der Lenkradheizung. In dieser Fahrzeugklasse? Ein bisschen schade, dass sie bei durchgängig 30 Grad nicht zum Einsatz kam. Deutlichen Nutzen brachte uns dafür das gekühlte Handschuhfach. Auch die Klimaanlage arbeitet zuverlässig und schnell. Allerdings haben wir es nicht geschafft, eine Lüftungsdüsen-Position zu finden, bei der es nicht irgendwo zog. Schwamm drüber, das riesige Panorama-Glasdach entschädigte uns dafür. Wenngleich man sich hier eine Auto-Close-Funktion wünscht.
Bei der Verarbeitung des Innenraums hat sich Kia sichtlich Mühe gegeben. Zwar ist wie erwartet alles aus Hartplastik - nicht mal die Türverkleidungen sind bezogen - aber die Haptik der Schalter und Knöpfe ist gut.Der erste Blick in den Kofferraum fällt ernüchternd aus. Aber nur der erste. Bei genauerer Betrachtung verfliegen die Zweifel, dass nicht unser gesamtes Camping-Equipment in den Venga passt. Denn schaut man genauer hin, finden sich im Kia überall kleine Hebel, mit denen sich der Innenraum individuell gestalten lässt. Der doppelte Ladeboden gibt nochmal gut 15 cm Platz nach unten frei. Hinzu kommt die verschiebbare, zweiteilige Rückbank, deren Lehne sich neigen lässt. So können sich Mitfahrer hinten nicht nur den Sitz bequem einstellen - ein Teil der Rückbank kann auch verschoben werden, wenn viel Raum gebraucht wird.
Selbst mit Körpergrößen von ca. 1,85 Metern kann man hinten angenehm reisen. Dazu gibt es reichlich Ablagefächer. Sowohl in den Türen als auch im Mitteltunnel finden sich unzählige, großzügige Ablagemöglichkeiten. In den vorderen Türen kommt eine 1,5-Liter-Flasche unter, drei 12-Volt-Anschlüsse versorgen Kühltasche, drei Handys und Tablet. Genug Platz und Strom für unseren Roadtrip.
Der Venga wirkt etwas Old-School
So viel zum Fahren. Was fehlt noch? Die Emotionen! Wenn man 3 Wochen und 6.000 Kilometer in einem Auto verbringt, schweißt das zusammen. Den Venga schlossen wir als treuen Begleiter schnell ins Herz. Im Kopf blieb er dennoch ein Rentnerauto.
Und da liegt sein Problem. Abgesehen von den Erlebnissen, die wir persönlich mit dem Venga verbinden, weckt er keine Emotionen. Zwar wirkt das Facelift optisch modern und der Testwagen mit Panoramadach und 17-Zöllern schick – doch der Venga bleibt ein biederer und unaufgeregter Minivan.
Was ist also das Fazit unseres Tests? Wir sagen klar: Der Venga ist ein gutes Auto, mit Platz, Variabilität und anständigem Fahrverhalten. Nicht übermäßig flott, aber sicher und komfortabel. Es hapert lediglich an Kleinigkeiten: Xenon, Start-Stopp, ein Multifunktionsdisplay oder moderne Assistenzsysteme wären nett.
Dass es sie nicht gibt, zeigt, dass das Auto schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Genau so wie der Verbrauch von 6,8 Litern Diesel - trotz der vollen Beladung, finden wir den nicht mehr ganz zeitgemäß. Wer allerdings einen günstigen, bequemen Minivan mit viel Platz sucht, ist beim Venga goldrichtig. Vor allem, wenn er 6.000 Kilometer in den Italien-Urlaub fährt.
Technische Daten - Kia Venga
- Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbo-Diesel (Euro 5)
- Getriebe: manuelles Sechsgang-Getriebe
- Leistung: 128 PS, 94 kW
- Drehmoment: 260 Nm
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,07 x 2,02, x 1,60
- Leergewicht: 1.356 - 1.455 kg, je nach Ausstattung
- Zuladung: 454 kg
- Vmax: 185 km/h
- 0 – 100 km/h: 11,2 s
- NEFZ-Verbrauch: 4,7 l (kombiniert), 5,7 (Stadt)
- CO2-Emissionen: 125 g/km
- Kofferraumvolumen: 548 bis 1.486 bei umgeklappten Sitzen (jeweils bis Dachhöhe)
- Preis: ab 21.240 Euro, Testwagen: 23.170 Euro
Jetzt erst? Im Ernst?
Den Blog dazu gab es doch schon vor Wochen.😜
Wochen? Nein.....MONATE!!!!!
http://www.motor-talk.de/blogs/die-venga-boys
Eine schöne Tour im Übrigen.😊
bei der Rentnerfarbe kein Wunder! Den Vengo in Rot mit schwarzen Rallyestreifen, dann sieht das ganz anders aus. Leider sind nur langweilige Farben beim Kia lieferbar, muss wohl an der grauen Zielgruppe liegen.
Praktisch und aufregend schließen sich leider meistens aus.
Keine Ahnung wie deren Fahrprofil (wirklich) war aber 6.8 l/100 km im Gesamtschnitt für einen Diesel in der Größe ist (mir) viel zu viel !
Gibt's noch andere Werte zu einzelnen Etappen denn ?!?
Die werden das teil den pass hochgejagt haben.
Warum Material schonend fahren wenn es doch ein Testwagen ist. Das machen die meisten so und teilweise auch ganz unbewusst. Dazu kommt wohl viel AC betrieb in Italien. Ich würde eher bei spritmonitor schauen ob es da eine ausreichend große Anzahl an Fahrern gibt. Am besten selber eine Probefahrt machen mit Seinem typischen fahrprofil.
Dazu kommt das es ein Wert vom Bordcomputer ist. Die meisten Fahrzeuge lügen dich da an. Zumindest auch deutscher Produktion. Kann man aber in der Werkstatt korrigieren lassen oder man hat selbe die Software dazu. D.h. immer beim Tanken nach rechnen.
schon klar, weiß um die umstände - hätte denn nur mal gern hier mehr als ein lapidarer wert.
Mein Audi BC stimmt auch nicht, zeigt 6,7l an, in Wirklichkeit sind es genau 8l (lt. Rechnung)
Deshalb würde ich auch nie mein Auto verleihen, jedenfalls nicht an Fremde. Transporterverleihfirmen können die Dinger doch nach 3 Jahren abgeben, weil immer irgendwelche Helden meinen das man nicht warm fahren braucht.
Hallo Leute,
die Klimaanlage lief im Dauerbetrieb und das Auto wurde bei den vielen kleinen Stops immer wieder aufs neue warm. Das sollte man nicht unterschätzen. Den Pass sind wir dazu mit fast Volllast hochgefahren, geht aber auch nicht anders bei vollem Auto und über 2000m Höhe. Da musste in den meisten Serpentinen der 1.Gang rein. Wir sind glaube ich 2 richtige und 2 halbe Pässe gefahren. Ansonsten sind wir eher entspannt gefahren, mit einem von unseren Autos wären wir wahrscheinlich wesentlich flotter unterwegs gewesen. Dazu waren wir ja viel auf Landstraßen unterwegs, wo es in Italien eigentlich selten Gelegenheiten gegeben hätte wirklich sportlich zu Fahren.
Weiterhin sollte man natürlich nicht vergessen, dass das Auto bei jeder Fahrt mit 3 Leuten (insg. 250kg) und jeder Menge Gepäck (sicherlich nochmal 150kg) beladen war. Wir reden also von bestimmt 1800+ Kilogramm.
Im Spritmonitor ist übrigens ein Mittel von 5,95l bei 29 Fahrzeugen mit über 5000km hinterlegt 😊
Mfg
greentea
Genau, man muss bedenken, dass wir nur 2x Pässe gefahren sind. "Gejagt" haben wir das Auto nicht. Zum einen wegen der Sache mit den ASX, zum anderen weil wir voll beladen waren und 3. ist der Venga einfach nicht das richtige Auto dafür. Trotzdem musste er den Pass hoch schon ganz schön kämpfen. Ansonsten waren die Landstraßen aber wenig kurvenreich und wir sind meist gleichmäßig < 100kmh gefahren.
Der Verbrauch ist errechnet und und nicht aus dem Boardcomputer.
Wie lange haben Sie denn ihren Führerschein zwei Jahre?
Kommt mir nach den Bildern alles sehr unseriös vor
Also demnach doch hoher verbrauch.
Mein meriva-a 1.7 CDTI hatte gut 1 liter weniger. Aber auch keinen DPF.
Also ich habe meinen knapp 4 Jahre, die anderen beiden Ähnlich. Warum das unseriös sein soll verstehe ich nun nicht.
An den Motoren darf KIA nocht etwas arbeiten
Also wir werden es ihnen nicht verbieten. 😉
Schönder Bericht, danke dafür!
Schade, dass es sowas von keinem Hersteller mit etwas mehr Dampf gibt. Mit den 128 PS gehört der Venga leider schon zu den besser motorisierten MPVs. Vom Raumkonzept sind die kleinen Vans IMO echt super.
Venga GT, B-Max ST oder ein Note Nismo, das wär's 😉. Aber solange die SUV Mode anhält wird da wohl nichts passieren...