Renault Scénic und Grand Scénic (2016): Test, Hybrid, Preise
Variabler Raum auf dünnen Stelzen
Mini-Espace? Nein, neuer Scénic: Optisch rückt der Kompakt-Van nah an seinen großen Bruder. Sein Innenraum bleibt variabel und wird digitaler. Erster Test.
Bordeaux – Erst gründet er eine Fahrzeugklasse, dann mag er sie selbst nicht mehr. Vor 20 Jahren war der Renault Mégane Scénic einer der ersten Kompaktvans in Europa. Aber ein richtiger Van soll er heute nicht mehr sein. Renault schubst Generation vier in Richtung SUV, aus dem Hochdachkombi wird ein Crossover. Mit mehr Bodenfreiheit und riesigen Rädern.
Van klingt eben unsexy, und kompakt ist ohnehin relativ: der neue Scénic ist größer als der erste Espace. Geschenkt, der Trend geht zu mehr Bodenfreiheit. Renault stellt den Scénic deshalb mit dem Modellwechsel serienmäßig auf 20-Zöller.
Renault Scénic: Staufächer und ein größerer Kofferraum
Im Inneren bleibt das Wichtigste gleich: An allen Ecken gibt es Staufächer. Insgesamt passen 63 Liter Firlefanz in die Ablagen unter dem Boden, in der Mittelarmlehne, in den Türen und im Handschuhfach. Das Modul zwischen den Frontsitzen lässt sich (wie beim Scénic II, optional) verschieben. Je nach Position wird daraus eine Mittelarmlehne für vorn oder eine Trennwand für freche Kinderbeine.Mit dem Modellwechsel wird der Scénic vier Zentimeter länger und zwei Zentimeter breiter. Der gewonnene Platz vergrößert vor allem den Kofferraum. Je nach Position der Rückbank passen jetzt 506 bis 637 Liter Gepäck hinein – mindestens 36 Liter mehr als beim Vorgänger.
Wer die Rückbank für maximales Ladevolumen um 16 Zentimeter nach vorn verschiebt, darf aber höchstens Kleinkinder mitnehmen. Selbst in der Komfort-Position wird es für Erwachsene hinten eng. Sitzriese Constantin (1,90 Meter) hat beim Probesitzen Kontakt mit Vordersitz und Dachhimmel. Die Konkurrenz kann das besser. Ein flacher Boden würde helfen – auf Kosten eines Staufachs. Etwas mehr Platz gibt es im deutlich größeren, aber technisch gleichen Renault Grand Scénic.
Touchscreen für die meisten Funktionen
Vorn wird es komfortabler. Sitzposition und Ergonomie stimmen, viele Knöpfe verschwinden aus dem Cockpit. Navigation, Fahrmodi, Infotainment und einige Fahrzeugfunktionen steuert der zentrale Touchscreen. Das funktioniert weitgehend intuitiv und selbsterklärend. Einige wenige Optionen verstecken sich in Untermenüs, zum Beispiel die (optionale) Massagefunktion für die Vordersitze.Erstmals bietet Renault im Scénic ein Head-up-Display an. Bekannt ist der zweite Innenspiegel, mit dem der Fahrer die Kinder im Auge behält.Einige Mängel muss Renault vor dem Serienanlauf noch abstellen. Im getesteten Vorserienfahrzeug wackelte das Schaltschema am Knauf, der Schalthebel selbst fühlt sich ungenau an. Außerdem saßen die Kopfstützen nicht fest genug. Bei jeder Berührung mit dem Kopf wackelten sie – das nervt schon nach ein paar Kilometern. In einem zweiten Fahrzeug passte die Verarbeitung.
Mehr Bodenfreiheit durch 20-Zoll-Felgen
Im Vergleich zum Vorgänger wächst der Scénic nicht in der Höhe. Trotzdem nimmt die Bodenfreiheit um vier Zentimeter zu. Die Differenz ergibt sich ausschließlich durch die großen Räder. Renault setzt eine exotische Reifengröße ein: Bisher bieten nur drei Hersteller die Dimension 195/55 R20 an. Ein Reifen kostet aktuell etwa 130 Euro. Verglichen mit den 17-Zöllern des alten Scénic (205/55 R17) steigt der Preis um etwa 30 Euro; bei 16-Zöllern um etwa 40 Euro.Mit schmalen Reifen, hohem Schwerpunkt und französisch-weicher Abstimmung fährt der Scénic lieber langsam um Kurven. Flotte Manöver verhindert spätestens die weiche Lenkung. Dafür rollt er leise ab. Schnell genommene Schlaglöcher kommen allerdings etwas grob im Innenraum an.
Fünf Motoren mit 110 bis 160 PS
Auch wenn Fahrzeuge dieser Klasse gern „Sport“ oder „Active“ heißen, der Renault Scénic mag es eher ruhig. Große Motoren bietet Renault nicht an. In Deutschland starten Scénic und Grand Scénic zunächst mit zwei Dieseln (1,5 bzw. 1,6 Liter Hubraum) und drei Benzinern (1,2 Liter Hubraum). Die Motoren leisten 110 bis 160 PS und fahren einen Tick langsamer, als man vermutet.
Mit dem stärkeren Benziner (132 PS, 205 Nm) bewegt sich der Scénic trotzdem angemessen. Sprints sind nicht seine Stärke, aber der kleine Direkteinspritzer fährt überraschend drehfreudig. Auf unserer Testrunde mit hohem Landstraßenanteil errechnete der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 6,9 Litern pro 100 Kilometer. Laut Norm sollen es 5,8 Liter sein. Im Spritspar-Modus streicht die Motorsteuerung allerdings spürbar Kraft.Der Hybrid-Scénic kommt Ende 2016
Ende 2016 ergänzt Renault den wohl wichtigsten Motor im Scénic-Duo. Denn erstmals bieten die Franzosen dann einen Diesel-Hybrid an. Ganz ohne Verbrenner fährt er nicht, aber ein Elektromotor hilft mit seinem Drehmoment aus. Renault nennt das Hybrid-System „Hybrid Assist“.
Der Elektromotor mit einer Leistung von zehn Kilowatt ist per Riemen mit der Kurbelwelle des 1,5-Liter-Selbstzünders (110 PS) verbunden. Im Schubbetrieb und beim Bremsen lädt er einen 48-Volt-Akku. Beim Beschleunigen gibt er seine Kraft wieder ab. Der Elektromotor läuft immer mit, Renault koppelt ihn nicht ab. Nachteile sollen dadurch nicht entstehen.
Auf dem Papier liegt das maximale Drehmoment etwas früher an als beim Diesel ohne Strom. An den Fahrleistungen ändert das nichts. Tatsächlich fällt der Elektromotor nur dann auf, wenn er Strom generiert. Offizielle Verbrauchswerte gibt es noch nicht. Auf unserer Testfahrt in der Stadt verbrauchte der Mild-Hybrid etwa 5,3 Liter pro 100 Kilometer. Renault hofft auf einen NEFZ-Wert von 3,5 Litern Diesel. Zum Vergleich: Ohne Elektromotor spritzt der Selbstzünder durchschnittlich 3,9 Liter ein.Renault Scénic: Ab 19.990 Euro
Der neue Renault Scénic startet am 15. Oktober und kostet in der Basisversion 19.990 Euro. Knapp 1.700 Euro unter dem Citroen C4 Picasso, der allerdings mit 15 PS mehr startet. Mit dem größeren Benziner kostet der Scénic schon 25.090 Euro, da er erst ab der mittleren Ausstattung angeboten wird.
Stahlfelgen in 20 Zoll, vier elektrische Fensterheber, elektrische Außenspiegel, eine Klimaanlage und ein MP3-Radio mit USB-Anschlüssen und Bluetooth gibt es serienmäßig. Der Grand Scénic kommt einen Monat später und kostet 1.300 Euro Aufpreis. Renault Deutschland gewährt auf beide Autos fünf Jahre bzw. 100.000 Kilometer Garantie.
Der kleinste Diesel startet bei 24.590 Euro (Ausstattung „Experience“). Für ihn bietet Renault optional ein Doppelkupplungsgetriebe an (1.900 Euro). Zum Hybrid nennt der Hersteller noch keine Preise. Anfang 2017 ergänzt Renault außerdem die Smartphone-Standards Apple CarPlay und Android Auto.
Renault Scénic und Grand Scénic: Technische Daten
- Modell: Renault Scénic Energy TCe 130
- Motor: 1,2-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner
- Leistung: 132 PS (97 kW) bei 5.500 U/min
- Drehmoment: 205 Nm bei 2.000 U/min
- Getriebe: Sechsgang, manuell, Frontantrieb
- 0-100 km/h: 11,4 s
- Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
- Verbrauch: 5,8 l/100 km
- Testverbrauch: 6,9 l/100 km
- Länge: 4,41 m
- Breite: 1,86 m
- Höhe: 1,65 m
- Radstand: 2,73 m
- Leergewicht: 1.505 kg
- Kofferraum: 506 bis 637 l (Rückbank verschoben), 1.554 l (Rückbank umgeklappt)
- Listenpreis: ab 25.090 Euro (Ausstattung „Intens“)
- Modell: Renault Grand Scénic Energy dCi 110
- Motor: 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel
- Leistung: 110 PS (81 kW) bei 4.000 U/min
- Drehmoment: 260 Nm bei 1.750 U/min
- Getriebe: Sechsgang, manuell, Frontantrieb
- 0-100 km/h: 12,6 s
- Höchstgeschwindigkeit: 184 km/h
- Verbrauch: 4,0 l/100 km
- Länge: 4,64 m
- Breite: 1,87 m
- Höhe: 1,65 m
- Radstand: 2,8 m
- Leergewicht: 1.578 kg
- Kofferraum: 533 bis 718 l (Rückbank verschoben),
- Listenpreis: ab 25.890 Euro (Ausstattung „Experience“)
Diesel-Hybrid? Schwachsinn .... dazu passend:
Renault wendet sich von Diesel ab!
..... dementsprechend zeichnete der bei Renault für den Wettbewerb zuständige Manager Thierry Bollore laut einem Bericht des Manager-Magazins schon im Juli eine düstere Zukunftsvision für den Diesel-Antrieb – stellte in Frage, ob das Konzept “Dieselmotor” bei PKW überhaupt eine Zukunft habe.
Insidern zufolge gilt es als wahrscheinlich, dass Renault schon bald kaum noch Dieselaggregate herstellen wird. Der Grund ist einfach: Die Kosten für Dieselmotoren würden aufgrund er strengen Regulierungen immer höher, die für E-Antriebe und Co. niedriger. Bald schon würde der Anschaffungsaufpreis für Diesel-Motoren in Relation zu anderen Motoren für keinen Kunden mehr akzeptabel sein. Im A-Segment – also Kleinwagen wie dem Twingo – ist genau das bereits passiert. Renault bietet keine Diesel-Motoren mehr an, da diese zu den möglichen Preisen schlicht ohnehin keiner kaufen würde. Ganz ähnliches erwarten Experten bald schon auf für das B- (Clio) und C-Segment (Megane).
Nicht nur Renault ist aber skeptisch. Auch VW-Chef Mattias Müller hatte im Juni bereits Zweifel daran geäußert, dass sich große Investitionen in die Diesel-Technologie noch lohnen würden. Ebenso BMW-Chef Harald Krüger – man wolle sich auf E-Antriebe konzentrieren. Gleich sieht das Rupert Stadler, Chef von Audi.
navi sieht aus wie pokemon go ... ansonsten ist der wagen viel kleiner als er aussieht.
In Zukunft ja, aktuell kann kein Hersteller solche Fahrzeuge in Europa ohne Dieselmotor in akzeptabler Stückzahl verkaufen, und der kommende Hybrid ist ohnehin die Minimalhybridversion, damit wird man den Flottenverbrauch senken.
Ich kann den 2 Innenspiegel nicht sehen. Wo soll der sein?
ich finde den rattenscharf, mit zwei Ausnahmen: die Heckscheibe in Grösse einer Schießscharte (da muss dann halt eine Rückfahrkamera ran), aber viel schlimmer das touchdisplay im Innenraum. Für die Sicherheit benötigt man Knöpfe die man blind bedienen kann, und kein scrollen durch Menues.
In Zukunft ja, aktuell kann kein Hersteller solche Fahrzeuge in Europa ohne Dieselmotor in akzeptabler Stückzahl verkaufen, und der kommende Hybrid ist ohnehin die Minimalhybridversion, damit wird man den Flottenverbrauch senken.
Können schon...aber wollen, wollen sie alle nicht.
In Frankreich kostet der Diesel-Hybrid 1.000 € mehr. Bei einem Verbrauchsunterschied von 0,4 Litern und einem Dieselpreis von ca. 1,10 € rechnet sich das ganze dann schon nach nur 227.273 km. 😆 Schätze mal, dass sich das aber trotzdem für Leute lohnen wird, die überwiegend im städtischen Berufsverkehr fahren, da sich der Realverbrauch dort doch um einiges mehr unterscheiden wird.
Wie passen
und
zusammen?
Der ist einklappbar. Man kann den erkennen.
Es scheint auch nicht gut zu funktionieren. Es zeigt beide Mal eine Position auf einer Straße, mehrere hundert bis sogar einige Kilometer von der Küste entfernt an, während das Auto offensichtlich direkt am Strand steht.
(Bekac**** Fotomontagen! Warum man nicht einfach nicht mehr echte Fotos von den Produkten machen kann, sondern es nur noch geschönte Computergrafiken gibt).
Denke mal drüber zum Ausklappen
Viele Navis haben einen sogenannten Demomodus. Den habe ich beim Fotografieren auch schon angemacht, wenn das originale Navibild nicht so toll aussieht.
Den Kritikpunkt verstehe ich auch nicht ganz. Klar kann ich mit dem Computer eine Menge tricksen - das kann ich aber genauso ganz analog beim Shooting (bestimmte Blickwinkel und Brennweiten, um unschöne Proportionen zu kaschieren, diverse Features mit Licht und Schatten herausheben oder verschleiern etc., im schlimmsten Fall Anbauteile anschrauben, abschrauben, verbiegen etc.)
Ist doch vollkommen Wurst, wie das Bild entsteht. Hauptsache, es zeigt realistisch, was Sache ist. Und darüber kann man bei den obigen Fotos nun wirklich nicht meckern.
Oder soll Renault lieber Handyfotos vom Aldiparkplatz verwenden, damit's "authentisch" ist?
(und wo wir schon dabei sind: das mit dem Pokemon könnte mir auch mal jemand erklären. Versteh ich nicht 😉)
Gruß
Ralle
Grundsätzlich sicher ein ganz schickes Fahrzeug. Bis vor einem Jahr bin ich das (jetzige) Vorgängermodell gefahren. Die auch hier wieder so hoch gelobten vielen Staufächer waren beispielsweise mit ein Grund des Verkaufes. Besonders die Fächer hinten im Fußboden (und der damit stark angehobene Boden) erlauben größeren Menschen keine entspannte Sitzposition. Insbesondere die allgemeine Bedienung ist bei Fahrzeugen unserer rotweintrinkenden Freunde teilweise gewöhnungsbedürftig, bleibt aber natürlich Ansichtssache.
Sieht so der neue Zoe aus?