Ssangyong Tivoli: Erster Test
Viel drin, aber auch einiges dran
Ende Juni kommt der Ssangyong Tivoli nach Deutschland, mit viel Ausstattung, einem fairen Preis, einer Fünfjahres-Garantie und einigen Schwachstellen. Ein Fahrbericht.
Tivoli/Italien - Die beiden Namen Ssangyong und Tivoli passen so gut zusammen wie koreanisches Kimchi (fermentiertes Gemüse) und italienische Bolognese-Sauce. Dennoch nennt der südkoreanische Hersteller sein neues SUV nach der herrschaftlichen Stadt in der Nähe von Rom. Rimini hätte allerdings besser gepasst. Steht der Name Ssangyong in Deutschland doch vor allem für ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Rein äußerlich kann der Ssangyong durchaus mit Opel Mokka und Nissan Juke mithalten. Bei den ersten Kurven hinterlässt das 4,20 Meter lange SUV vor allem dank der dreifach verstellbaren Lenkradunterstützung einen guten ersten Eindruck. Das gilt allerdings nur solange, wie man im „Sport-Programm” unterwegs ist. In den beiden anderen Unterstützungen wird der Kontakt zur Straße schwammig.
Preis: Der Tivoli kostet 15.490 Euro
Zur Basisausstattung des 15.490 Euro teuren Fahrzeugs gehört das „Smart Steering” genannte Programm bereits dazu. Außerdem: eine manuelle Klimaanlage, ein Audio-System und sechs Lautsprecher. Der Opel Mokka kostet 3.000 Euro mehr. Den Renault Captur gibt es günstiger, allerdings ohne Klima und mit schwächeren Motoren.Die Basisversion des Ssangyong Tivoli wird von einem neu entwickelten 1,6-Liter-Benziner mit 128 PS angetrieben. Der tut sich jedoch vor allem im unteren Drehzahlbereich schwer und bringt den Tivoli nur mühsam voran. Ein 1,2-Liter-Turbo, den Vorstandschef Johng Sik Choi im Moment entwickeln lässt, dürfte wohl die bessere Wahl sein. Im gleichen Arbeitsschritt sollten die Ingenieure dem Fahrwerk das Poltern abgewöhnen.
Die sanft schaltende Sechsgang-Automatik (2.000 Euro) arbeitet ähnlich gemächlich wie der Motor. Wer deshalb die Gänge allzu vehement ausdreht und das Gaspedal malträtiert, der wird trotz Start-Stopp die versprochenen 6,4 Liter Verbrauch um mehrere Liter verpassen. Während der Testfahrt schluckte der Tivoli mehr als acht Liter.
Ab Sommer gibt es für den Tivoli einen Diesel und Allrad
Vor allem für deutsche Kunden interessant: Ab August gibt es den Tivoli auch mit einem Diesel mit 300 Nm. Der Aufpreis beträgt etwas mehr als 2.000 Euro. Im August kommt auch der Allradantrieb für den Diesel und den 1,6er-Benziner. Auch er kostet 2.000 Euro extra. Die Kombination aus Allrad, Automatik und Diesel bieten nur wenige Mitbewerber in dieser Klasse.Der 1,80 Meter breite Tivoli hat einen üppigen Radstand von 2,60 Metern, hinter den geteilt umlegbaren Rücksitzen warten 423 Liter Kofferraum. Die Platzverhältnisse im Innenraum liegen über denen der Konkurrenten von Opel und Renault.
Anders als bei früheren Ssangyong-Modellen kann der Tivoli bei Bedienung und Ergonomie punkten. Leider fassen sich nicht alle Kunststoffe so angenehm und wertig an wie das Lederlenkrad. Das ist allerdings nur in der Höhe verstellbar. Kleinere Fahrer werden die mangelnde Armauflage vermissen, wenn der Sitz weit vorn steht. Und etwas Fülligere dürften sich durch die eng geschnittenen Vordersitze mit recht harten Seitenbacken beengt fühlen.
Ssangyong Tivoli: Ausstattung
Fast vier Jahre hat das koreanisch-indische Unternehmen an der Entwicklung des Tivoli gearbeitet und dabei mehr als 280 Millionen Euro investiert. Neben Platz und Variabilität stand vor allem ein schickes Ambiente im Mittelpunkt. Wie etwa im Mokka blickt der Tivoli-Fahrer auf zylinderförmige Instrumente, die sich zudem noch in unterschiedlichen Farben beleuchten lassen - in Rot, Weiß oder Hellblau.
Die besser ausgestatteten Versionen des Tivoli (Quartz: 17.990 Euro und Sapphire: 22.490 Euro) verfügen über Smartphone-Anbindung, Bluetooth-Freisprecher und Tomtom-Navigation (600 Euro) mit Sieben-Zoll-Touchscreen. Der Bildschirm reagiert allerdings manchmal etwas zögerlich. Zur Topversion gehören auch Parkpiepser für vorn und hinten, eine Rückfahrkamera sowie eine Zweizonen-Vollklimatisierung. Gegen Aufpreis gibt es schlüsselloses Öffnen und Schließen, ein beheizbares Lenkrad sowie eine rote Lederausstattung für den Innenraum.Was dem Tivoli dagegen fehlt sind elektronische Sicherheitshelferlein wie Notbremsassistent, Abstandswarner, Spurhalteassistent - oder auch ein automatischer Tempomat, wie ihn etwa der Rivale Suzuki Vitara bietet. Hier können die Koreaner noch nachlegen. Vorlegen, zumindest gegenüber der europäischen Konkurrenz, das schafft Ssangyong bei der Garantie: Fünf Jahre oder 100.000 Kilometer sind ein Wort, das über manche kleine Schwächen des Koreaners leichter hinwegsehen lässt.
Nach Auskunft des Herstellers gibt es in Deutschland übrigens 156 Ssangyong-Händler, weltweit sind es etwa 1.500. In Deutschland hat Ssangyong im Jahr 2014 laut Kraftfahrt-Bundesamt 666 Korando, 318 Rexton und 94 Rodius verkauft.
Technische Daten: Ssangyong Tivoli
Benziner
- Motor: 1,6-Liter-Benzinmotor
- Leistung: 128 PS
- Drehmoment: 160 Nm bei 4.600 U/min
- 0-100 km/h: keine Angaben
- Höchstgeschwindigkeit: 181 (172) km/h
- Verbrauch: 6,4 (7,2) l/100 km (NEFZ)
- CO2: 149 (167) g/km
- Länge x Breite x Höhe: 4,20 m x 1,80 m x 1,60 m
- Radstand: 2,60 m
- Kofferraum: 423 l
- Preis: ab 15.490 Euro
Diesel
- Motor: 1,6-Liter-Turbodieselmotor
- Leistung: 115 PS
- Drehmoment: 300 Nm bei 1.500 U/min
- 0-100 km/h: keine Angaben
- Höchstgeschwindigkeit: 175 (172) km/h
- Verbrauch: 4,2 (5,5) l/100 km (NEFZ)
- CO2: 109 (146) g/km
- Preis: ca. 18.000 Euro
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Finde den echt nicht schlecht und der Preis ist auch voll OK!
Nettes Design und guter Preis für das gebotene. Allerdings finde ich persönlich Saugmotoren nicht mehr zeitgemäß, wenn ich mir so die technischen Daten ansehe. 160Nm/4600U/min sind kein Ruhmesblatt. Der Motor will gedreht werden, wenn man der Leistung angemessen vorankommen will und Drehzahl kostet nunmal Sprit. Ob mit oder ohne Drehzahl halte ich da auch die 6,4l für Utopie.
Die kleinen Seitenfenster erinnern mich an einen Spähpanzer. Die Heckscheibe ist wohl nur als Alibi vorhanden. Sehen wird man bei dem Sehschlitz nicht wirklich was, dazu noch die Fahrzeughöhe. Parkpieper also Pflicht, oder das Vertrauen auf die Außenspiegel.
Dennoch: Ich finde ihn interessant, bezweifle aber, dass er sich hier wirklich in nennenswerten Stückzahlen absetzen wird - was er in Anbetracht des Gebotenen schon verdient hätte, aber ob hierzulande beim Autokauf überhaupt jemand die Marke auf dem Schirm hat, bezweifle ich.
Ich halte Saugmotoren schon noch für zeitgemäß, aber in einen Wagen dieser Größe sollte man IMHO kein 1,6-Liter-Motörchen einbauen. 2,5 Liter sehe ich da schon als Untergrenze an.
Zitat:
"Viel drin, aber auch einiges dran"
Liebe MT-Redaktion:
Wann hört ihr denn endlich mal damit auf, solche Überschriften zu bringen?
Im deutschen Sprachgebrauch bedeutet "Einges dran" durchaus auch etwas Negatives - hier könnten auch Defekte gemeint sein- besonders, wenn ja schon "Viel drin" ist 😤
Das ist tiefstes BILD-Niveau und mir fallen diese Sachen in letzter Zeit recht häufig auf.....
Etwas neutralere und weniger tendenziös- missverständliche Überschriften wären schön!
VG
So mit 12 Jahren begann ich Autos zu entwerfen und hatte anfangs Probleme die Proportionen richtig zu treffen. Genau das sehe ich hier bei diesem Fahrzeug. Die Räder trotz sicherlich fetter 17"er wirken ziemlich mickrig, der Abstand Oberkante Radausschnitt zu Oberkante Kotflügel/Fensterunterkante ist viel zu groß. Über das Heck muss man wohl keine Silbe verlieren, denn da passt überhaupt nichts zueinander. Es ist ein wildes Gekurve beflankt von zwei zerdrückten Rückleuchten.
Das Interieur ist typisch koreanisch einfallslos und etwas wild.
Mag sein, dass der Wagen aufgrund des Preises trotzdem ein Erfolg wird, aber sicher nicht wegen des Designs.
Das ist von den Außenmaßen her kleiner als ein Golf VII.
Und dann muss es mindestens 2,5 Liter sein?
Das war vor 20 Jahren schon nicht mehr zeitgemäß bei dieser Größe.
Daß das Fahrzeug bei diesem Preis mit einer Sechsstufen-Automatik angeboten wird, dürfte hier auch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil gegenüber vergleichbaren Konkurenzmodellen darstellen.
Bei Volkswagen nicht, da gebe ich dir vollkommen recht. Die haben das Downsizing aber auch bis zum Exzess perfektioniert.
Wie kann diese Marke in der heutigen Zeit überhaupt überleben?
Das liegt wohl daran, daß das Fahrzeug wie ein Geländewagen aussieht, die Reifen aber eher zu nem Sportwagen passen würden...
Niederquerschnittsreifen sehen an einem SUV einfach kacke aus! Da gehören dickere Reifen an kleinere Felgen!
Wie meinst Du das denn?
Sehr gut, seit Mahindra die Mehrheit übernommen hat.
https://de.wikipedia.org/wiki/SsangYong_Motor_Company
Komisch, bei uns kam der Golf bis vor kurzen mit dem 2.5 Liter Sauger als Standard Motor. 😜
Pete
Absolut zustimm! Auch fahren sich dicke Reifen auf kleineren Felgen wesentlich bequemer. Leider hat der Kaeufer-Boykott gegen den Niederquerschnittreifen noch nicht stattgefunden...
Pete