Verkehrsdatenanbieter sieht weniger Vorbehalte wegen Datenschutz
Viele Autofahrer bleiben dennoch skeptisch
Firmen wie der Verkehrsdatenanbieter Inrix bauen ihr Geschäftsmodell darauf auf, dass Autofahrer ihre Informationen preisgeben - trotz aller Vorbehalte.
Stuttgart - Die Bedenken um Datenschutz im Zusammenhang mit vernetzten Autos gehen nach Einschätzung des Verkehrsdatenanbieters Inrix zurück. "Vor fünf Jahren hatten wir viele Diskussionen über Datenschutz und Datensicherheit", sagte Inrix-Chef und -Mitgründer Bryan Mistele der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. "Inzwischen erkennen die meisten Autohersteller und Regierungen den Nutzen an." Jetzt drängten die Behörden eher dazu, noch mehr Daten zu generieren. "Sie wollen mehr und mehr Daten über mehr Strecken und genauere Daten."
Inrix arbeitet mit sogenannten Floating Car Data - anonymisierte Informationen über Bewegungen, die von Taxis, Privatautos und Mobilgeräten weitergegeben werden. Daraus werden aktuelle Verkehrsbilder gezeichnet und Vorhersagen getroffen. Die Porsche SE hatte sich 2014 an Inrix beteiligt. "Das hat uns viel Glaubwürdigkeit in der Automobilindustrie gegeben", sagte Mistele. Kunden sind fast alle großen Autohersteller, aber auch etwa die Verkehrszentralen der Stadt Stuttgart und des Freistaats Bayern.
Inrix verbindet die anonymen Informationen nach eigenen Angaben nur mit persönlichen Daten, um Zusatzangebote zu schaffen - etwa für einen Dienst, der Parkplätze auch am Straßenrand findet. Zusätzlich arbeitet Inrix an Diensten, die Termine aus persönlichen Kalendern verwenden und mit der aktuellen Verkehrssituation abgleichen, um die Benutzer zu warnen, dass sie zu spät kommen.
Doch deutsche Verbraucher sind nach wie vor skeptisch, wenn es um die Weitergabe privater, von ihrem Auto generierter Daten geht. In einer Befragung im Auftrag der Wirtschaftsberatung Deloitte vom September sorgten sie sich durchaus um Datensicherheit, wenn ihr Auto anfängt zu funken. Mehr als 60 Prozent befürchten demnach, dass ihre Daten an Dritte weiterverkauft werden. Etwa die Hälfte hatte Sorge, dass Daten über ihr Fahrverhalten gespeichert werden, und gut 40 Prozent sehen die Gefahr, dass Navigationsdaten vorgehalten werden.
Dass diese Skepsis dazu führen könnten, dass die gesammelten Verkehrsdaten nicht mehr ausreichen, fürchtet der Inrix-Chef allerdings nicht. "Je mehr Fahrzeuge die Informationsweitergabe erlauben, desto mehr Abdeckung und eine umso größere Genauigkeit bekommt man", sagte Mistele. "Aber es gibt keine magische Zahl."
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Ich denke, daß die FB-Generation dieser Technologie zum Durchbruch verhelfen wird, da sie auch über eine ernstzunehmende Anzahl von Usern verfügt, welche den Neuerungen vorgehaltlos gegenübersteht.
Welcher Nutzen, den man nicht datenschutzfreundlicher über Induktionsschleifen auch haben kann?!
notting
Anonymisierte Daten zu verwenden, um den Verkehrsfluss zu regulieren, sei es bei Unfällen und Staus auf der Autobahn oder bei Parkplätzen in der Stadt ist das Sinnvollste, was man machen kann. Daten, die jeder Hinz und Kunz von außen erkennen kann (Geschwindigkeit, gefahrene Strecke, Brems- und Beschleunigungsverhalten etc.) sind ohnehin keine privaten Daten.
Ich wette, dass 90% der Neinsager mit ihrem Smartphone und über Facebook und Co. ihre Daten so freizügig wie nur möglich verteilen, aber neue Technik, uiuiui das muss was Böses sein 🙄
Dein Vergleich hinkt. Hinz und Kunz kann die entspr. Daten für die gesamte Fahrt (worum es hier geht) aber nur erkennen, wenn er das Auto die ganze Zeit verfolgt, muss also erheblichen Aufwand treiben. Hinz und Kunz kann auch an der Praxistür von meinem Hausarzt 24/7 drauf warten, dass ich reingehe. Trotzdem sind die Tage, an denen ich beim Arzt war, persönliche Daten, die man normalerweise nicht öffentlich verbreitet haben will. Ergo gilt das gleiche für Daten, um die es hier geht.
FB hatte in D im Mai 2014 28 Mio. aktive Nutzer -> http://de.statista.com/.../
Davon werden aber nicht alle ein Smartphone haben und wenn sie eines haben, werden davon wiederrum nicht alle unterwegs permanent posten. Und nicht alle werden einen PKW-FS haben.
Zum Vergleich: Ca. 54 Mio. FS-Besitzer inkl. denjenigen, die keinen PKW-FS, aber z. B. einen Roller-FS haben -> http://www.kba.de/.../fahrerlaubnisse_node.html
notting
Dass ICH zum Arzt gehe, ist vielleicht meine Privatsache, aber dass so und so viele Personen zu dem und dem Arzt gehen, ist, auch wenn ich zu diesen Personen zähle, meiner Ansicht nach keine schützenswerte Information.
Und genau da müsste der Datenschutz mal tätig werden, indem versucht wird, neue Technologien so zu realisieren, dass Daten zwar erhoben, aber gleichzeitig auf ein sinnvolles Mindestmaß reduziert und anonymisiert werden. Denn sonst arbeiten alle aneinander vorbei, Konzerne und Politik verwirklichen Verbraucherüberwachung und Datenschützer fordern unrealistische Zustände wie anno 1900, die keiner ernst nehmen kann.
Contra ist einfach der falsche Weg für Technologien die so oder so kommen, der sinnvollste Weg wäre "Ja, aber..."
Ich habe kein Problem damit, wenn mein Fahrzeug als Datenpunkt auf einer Karte erscheint, damit der Verkehrsfluss reguliert werden kann, aber es muss natürlich weitestgehend verhindert werden, dass daraus Profile erstellt werden (außer natürlich ich wünsche das). DAS wäre Datenschutz, nicht das ewige "Uhh, böse Technologie, Skynet und die Matrix warten schon auf uns".
Wer nichts zu vergbergen hat, hat nichts zu befürchten. Uns kommt zumindest kein Fahrzeug mehr ohne Schnüffelsoftware wie OnStar auf den Hof.
Was für ein Miststück!😱
Erklärt mir vielleicht mal jemand, was ich als Autofahrer für einen Nutzen daraus ziehe, dass meine Bewegungsdaten gespeichert und Firma X verkauft werden?
Im Artikel steht davon nichts. Die Daten sollen ja nicht gespeichert und weiterverkauft werden, sondern "in Echtzeit" und anonymisiert genutzt werden damit zB das Navi weiß wo es staut. Mit Hilfe solcher Echtzeitinfos und verknüpft mit autonomen Fahren lässt sich der Verkehrsfluss erstmals wirklich steuern, so können zB Staus schon von vorne herein vermieden werden, bzw. die Auswirkungen vermindert werden.
An sich eine gute Sache und für großflächiges, autonomes Fahren wohl nötig.
Leider kann man meiner Meinung nach daran nur als "Gutmensch" glauben. Keiner kann prüfen inwiefern die Daten anonymisiert sind und in der Realität werden wohl die Daten nach dem Nutzen für den Verkehrsfluss "ausversehen" irgendwohin weitergeleitet und ich bekomme McDonalds-Werbung auf mein Navi.
Staubekämpfung - zumindest etwas also. Dennoch bin ich kein Fan davon Symtome zu bekämpfen.
Die meisten Staus entstehen doch nur, weil unsere Straßen völlig überlastet sind. Wenn dann eine Straße gesperrt wird und der Verkehr sich auf die Umwege verteilt, stockt es dort auch. Fällt auf mehrspurige Straßen eine Spur z. B. durch Unfall weg (ein Unfall, der durch sehr dichten Verkehr begünstigt wird) kommt es sofort zum Infarkt, weil die Kapazität der Straße in ungestörtem Zustand schon an der Leistungsgrenze ist.
Außerdem teile ich deine Meinung, wo es so viele Daten zu holen gibt, entstehen schnell Begehrlichkeiten.
Eben, die achsotollen elektronischen TL-Tafeln bringen IMHO nur was AB-Kreuzen und auch nur wenn's darum geht, dass die Fahrzeugdichte am eigentl. Knotenpunkt nicht so groß wird. An "einsamen" ABs müsste man an den Auffahrten entspr. Ampeln installieren - mit der Folge, dass es sich davor bzw. noch mehr auf den Bundesstr. darum staut...
Dummerweise ist z. B. bei uns der ÖP(N)V gerade abseits von der quasi AB-parallelen Strecke so mies, dass gefühlt fast jeder der z. B. zur Arbeit oder zur Hochschule will ein Stück drin hat, mit dem er nachvollziehbar begründen kann, warum der ÖP(N)V nicht in Frage kommt und ein Auto notwendig ist.
notting
Die Straßen sind v.a. deshalb an der Belastungsgrenze, weil Menschen denkbar ungeeignet sind, ein komplexes Netzwerk zu bilden und v.a. aufrechtzuerhalten. Ameisen oder Bienen kommunizieren beispielsweise sehr viel über Duftstoffe oder Bewegungen, damit die Dynamik aufrechterhalten wird. Ein Autofahrer ist in dieser Hinsicht aber völlig blind und denkt in erster Linie an sein eigenes Vorankommen, je schneller desto besser. Und damit wird jeder selbst zum Teil des Problems, dass er doch eigentlich so abgrundtief hasst.
Die meisten verstehen ja noch nicht einmal, warum die VLS schon Kilometer vor einem Unfall oder Stau die Geschwindigkeit reduzieren. Nein, alle prügeln auf den Stau zu, steigen dann in die Eisen und verstärken den Stau. Gleiches Spiel in der Stadt, jeder fährt was geht, muss an jeder Ampel bremsen und alles gerät ins stocken. Ohne bessere Kommunikation wird das Verkehrsproblem völlig aus dem Ruder laufen. Deswegen bin ich vollkommen für so ein System.
Angenommen die Leute wissen, dass auf der AB weiter vor ihnen Stau ist. Dann gehen sie ja z. T. von der AB runter und stehen dann auf den Umleitungsstrecken sofort im Stau (zusätzlich zu den anderen Fahrzeugen, die auf der AB im Stau stehen). Nutzen also eher gering, solange eben die Straßen allg. auch im Normalfall so extrem stark belastet sind.
notting
Deswegen sollte das System ja auch so ausgereift sein, dass es nicht nur jedem SEINE Route vorschlägt (das macht z.B. Maps ja schon lange), sondern so plant, dass im Großen und Ganzen der Verkehr besser fließt. Das funktioniert natürlich erst wirklich optimal mit autonomen Autos.
Spätestens wenn die Route dann wg. der trotzdem überlasteten Straßen 0,5h länger ist, wird man hoffentlich merken, dass man sinnvoller erstmal die Ursachen (zu wenige Spuren etc.) statt die Symtome (Stau) hätte bekämpfen sollen, zumal sich sicher auch Anwohner beschweren, wenn da plötzlich um ein vielfaches mehr Autos abseits von Hauptverkehrsstr. durch Wohngebiete fahren (die aktuellen AB-Umleitungsstrecken führen oft genug durch Hauptverkehrsstr. mit Wohnhäusern am Straßenrand).
notting