Volkswagen AG: Geschäftsbericht 2014
Viele Rekorde und ein Renditeloch
Der VW-Konzern strotzt vor Potenz. Für die Marke VW lief es 2014 aber bescheiden. Sie verdiente mit 4,6 Mio verkauften Autos weniger Geld als Porsche mit 180.000 Pkw.
Berlin – Zum zweiten Mal in Folge hielt die Volkswagen AG ihre Jahrespressekonferenz in Berlin ab. Über die Bundeshauptstadt will keiner mehr hören, dass sie gleichzeitig arm und sexy sei. Manchem mag es ähnlich gehen, wenn VW sein jährliches Stakkato der Superlative abfeuert.
Auch 2014 strotzte der Konzern vor Potenz. VW verkaufte erstmals mehr als 10 Millionen Fahrzeuge und setzte mehr als 200 Milliarden Euro um. Damit verdiente VW 12,7 Milliarden Euro – zuzüglich 5,2 Milliarden aus Joint Ventures in China. Beeindruckend?
Bleibt VW unbeeindruckt von den Krisenmärkten?
Nein. Südamerika und Osteuropa drückten 2014 massiv auf die Zahlen. VW-Chef Martin Winterkorn sagt: „Von den Zugmaschinen der Weltwirtschaft, den BRIC-Staaten, ist im Prinzip nur das C für China geblieben.“ Die übrigen Buchstaben stehen für Brasilien, Russland und Indien.
Der VW-Absatz in Südamerika schrumpfte um fast 20 Prozent, in Russland um 12 Prozent. Die wechselkursbedingten Verluste bezifferte Finanzchef Hans Dieter Pötsch mit 0,8 Milliarden Euro.
Welche Marken bringen das Geld?
Martin Winterkorn sieht es positiv: „Wir sind im renditeträchtigen Premiumsegment noch stärker geworden“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Die Kehrseite der Medaille: Die Volumenmarke VW Pkw schwächelte 2014. Ohne die Gewinnlokomotiven Audi und Porsche sähe es düster aus. Beide Marken zusammen erwirtschaften fast zwei Drittel des Konzernergebnisses.
Erstmals verdiente Porsche mit nur 187.000 Autos mehr Geld (2,72 Mrd. €) als VW Pkw mit 4,6 Millionen Autos (2,47 Mrd. €). Der VW-Gewinn schrumpfte um 417 Millionen Euro, die Umsatzrendite auf magere 2,5 Prozent.
Was machten die kleinen Marken?
Skoda machte 2014 einen großen Sprung: Die Tschechen steigerten ihr Ergebnis um 295 Millionen Euro und verkauften 80.000 Autos mehr als 2013. Seat profitierte vom anziehenden Markt in Südeuropa und verringerte das Defizit auf 127 Millionen Euro. Bentley verkauft nur wenig Autos, erzielt damit aber die höchste Marge pro Auto.
Welches waren 2014 die erfolgreichsten Modelle?
Damit sind wir wieder beim Thema Superlativ: VW produzierte allein vom Golf mehr als eine Million Fahrzeuge. Soviel wie Skoda insgesamt, deren Bestseller Octavia knapp 400.000-mal montiert wurde. Bei Audi löste der A3 (350.000 x) den A4 als Bestseller ab. Bei Seat liegen Leon und Ibiza mit rund 150.000 Exemplaren gleichauf.
Porsches Zugpferd war mit 66.000 Fahrzeugen der Cayenne. Ob das so bleibt? Obwohl der kleinere Macan erst seit April 2014 verkauft wird, baute Porsche 59.000 Stück. Bescheiden dagegen: 4.500 Bentley Flying Spur. Bugatti lieferte 45 Fahrzeuge aus.
Was haben die Mitarbeiter davon?
Jeder tariflich gebundene VW-Mitarbeiter in Deutschland erhält für 2014 eine Erfolgsprämie von 5.900 Euro brutto. Im vergangenen Jahr waren es noch 6.200 Euro – die Prämie sinkt seit Jahren. Da die Prämie für alle Lohngruppen gleich ist, profitieren die einfachen Angestellten prozentual am stärksten.
VW gibt an: Gegenüber dem Vorjahr sei die ausgeschüttete Summe nicht gesunken, die Zahl der Mitarbeiter aber gestiegen. Seit 2007 habe die Volkswagen AG 140.000 Jobs geschaffen, davon 55.000 in Deutschland. Martin Winterkorns Gehalt stieg 2014 von rund 15 Millionen auf 15,9 Millionen Euro.
Was plant VW für 2015?
Für das aktuelle Jahr rechnet VW nur mit geringen Absatzsteigerungen. Der Umsatz soll um vier Prozent wachsen. Nach 6,3 Prozent im Jahr 2014 strebt VW eine operative Rendite zwischen 5,5 und 6,5 Prozent an. Dies seien vorsichtige Aussagen, gibt VW-Chef Winterkorn zu. Es gebe viele Fragezeichen im Jahr 2015.
Bei den Einsparungen kommt VW bisher nur langsam voran, das zeigt auch die gesunkene Marge bei VW Pkw. Nicht rentable Modelle stehen deshalb auf dem Prüfstand: Das Aus des Eos ist bereits beschlossen, daneben steht bei VW der dreitürige Polo auf der Streichliste.
Winterkorn hat bei VW noch einiges vor: Bis 2018 will er acht Millionen Fahrzeuge aus dem Baukasten produzieren, in allen Baureihen elektrifizierte Varianten anbieten und etwa fünf Milliarden Euro einsparen. Parallel soll VW zum „besten und profitabelsten Truck-Anbieter der Welt“ werden.
Das geringe Rendite im Kerngeschäft und die vorsichtige Prognose für 2015 gefiel den Börsen allerdings nicht: Die VW-Aktie gab nach Veröffentlichung des Geschäftsberichts um 1,2 Prozent nach.
Freut mich, daß es auch mal positive Nachrichten gibt. Gerade das Gejammer, daß nicht alles glatt gelaufen ist, ist ein Zeichen dafür, daß es real "am Ende des Jahres wieder zu wenig Fässer gibt um den Most zu lagern".
Die Fremdarbeiter und Externen bekommen mal wieder nichts.
Die "kleinen" Werks-MA freut die Prämie indes und die "großen" nehmen es auch gerne mit. Da Audi bei seinen Prämien hierarchieabhängig begünstigt, meine Frage: Wird hier konzernintern mit unterschiedlichen Wässern gekocht?
Und selbstverständlich "brutto", kommt mir nun nicht wieder mit Subtilität.
Gute Sache, egal wie die Beweggründe dahinter aussehen.
Macht in D rund 8000 Stellen im Jahr. Dafür, daß über Prozesse und Fertigungstechnik auch Menschen eingespart wurden, liest sich die Zahl ganz nett. (Sofern hier wirklich die VW AG gemeint ist und nicht der Konzern.)
Falsch. Sein Einkommen ist nicht gleich seinem Gehalt. Letzteres ist wesentlich niedriger.
Eine gesunde Rendite ist wichtiger, als auf Biegen und Brechen die Nummer 1 werden zu wollen.
Die Nummer 1 wird man mit Fahrzeugen, die sich durch Zuverlässigkeit und Langlebigkeit auszeichnen und auf die einzelnen Märkte bzw. am dortigen Bedarf zugeschnitten sind. Genau das aber ist das Problem der Kernmarke VW.
Es reicht auch nicht, als Ankündigungsweltmeister bekannt zu sein, mit teils emotional gestalteten Studien aufzuwarten, um diese anschließend in der Versenkung verschwinden zu lassen und die Vereinheitlichung der Biederkeit fortzusetzen.
Durch das Titelbild ist mir gerade wieder bewusst geworden, was eigentlich alles zu VW gehört. Irgendwie schon ein bisschen traurig, dass die Markenvielfalt bzw. der Konkurenzkampf immer weniger wird.. 🙁
Was wäre denn, wenn Audi und Porsche als Gemeinschaft sich ausgliedern und einen eigenen Konzern aufmachen ???
Uns Kunden kann die niedrige Rendite bei VW nur Recht sein. 😊 Für Aktionäre ist es natürlich blöd.
Porsche hat mehr Gewinn eingebracht als VW?
Dann könnte Audi die Marketingabteilung dicht machen, bei diversen Fußballvereine, beim DSV usw. aussteigen den diese Zahlungen übernimmt doch VW
Lustig ! 14545 €/Auto ggü 537 €/ Auto !!!
Mal eine Frage zwischendurch, egal ob "Gehalt" oder "Einkommen": Wieviel ist eigendlich "genug?"
naja, kommt darauf an wie dann versucht wird die rendite zu erhöhen 😉
Die VW-Kernmarke kommt vermutlich nicht drumrum, ihre Modellpolitik auf den Prüfstand zu stellen, in Abhängigkeit der jeweiligen Märkte.
Wenn man sich das näher ansieht, ergeben sich Fragezeichen zur Rendite der einzelnen Baureihen
XL1 (teure Spielerei)
up! (Schade um die Studie Space up!)
Polo 3-Türer (wird vorraussichtlich eingestellt)
Golf Sportsvan (ein emotional designter Crossover wäre sinnvoller)
Golf Alltrack (?)
Golf Cabrio (?)
The Beetle (?)
The Beetle Cabrio (?)
Scirocco (?)
EOS (?)
Sharan (lieber ein neuer T6 mit evtl. Quersubventionierung im Preis)
Absolute Zustimmung!
allerdings, es waren gewiss verrückte studien (buggy, boots-aufbau,..) aufgezeigt worden.
Aber man hätte mehr daraus machen können (und damit war nicht das 3-fach verteilen im konzern gemeint!)!!
Also einen Sportsvan zu hinterfragen, der sich besser als der Variante verkauft ist doch etwas Weltfremd.