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Vier neue Reifen in drei Sekunden

verfasst am Tue Sep 14 17:07:33 CEST 2010

Ein schneller Boxenstopp der Ferrari-Crew entschied den Grand Prix von Italien zu Gunsten von Fernando Alonso. Das Schrauber-Ballett in der Boxengasse folgt einer detaillierten Choreographie. Wir zeigen Ihnen genau, worauf es bei einem perfekten Boxenstopp ankommt.

Der Boxenstopp von Ferrari war schnell, die Red Bull-Schrauber waren aber noch einen Tick schneller. In der vorletzten Runde kam Sebastian Vettel an die Box, wo die Mechaniker bereits 52 Runden lang auf die Ankunft des Deutschen gewartet hatte. Die Crew erfüllte ihren Job perfekt. Vettel brauchte für den Weg von einem Ende der Boxengasse zum anderen 21.588 Sekunden. Schneller war an diesem Tag keiner.

Auch Ferrari blieb sechs Zehntel hinter der Vorgabe der Bullen-Mannschaft, die mit dem zweitschnellsten Boxenstopp von Mark Webber noch ein weiteres Mal beeindrucken konnte. Trotzdem war die Scuderia am Ende besonders stolz auf die Leistung der Crew an den Schlagschraubern.

Reifenwechsel wird wichtiger

"Wir haben in diesem Jahr sehr hart daran gearbeitet, den Reifenwechsel soweit wie möglich zu verbessern", erklärt Diego Ioverno, der bei Ferrari für die reibungslosen Abläufe an der Rennstrecke zuständig ist. "In der vergangenen Saison entschied noch die Länge des Tankvorgangs über die Standzeit. Die Crew hatte beim Reifenwechsel genügend Sicherheitsreserven, auch wenn wir hier nur von Sekunden sprechen."

Durch das Tankverbot habe sich der Druck auf die Schrauber-Crew jedoch erhöht. "Heute wird der kleinste Fehler schwer bestraft", erklärt der Ferrari-Mann. "Man kann sagen, dass es viel leichter ist, ein Rennen bei einem Reifenwechsel zu verlieren als eines zu gewinnen."

Ferrari übt 1.300 Boxenstopps

Am Wochenende geschah allerdings doch Letzteres. Fernando Alonso konnte mit einem sehr schnellen Boxenstopp an Jenson Button vorbeiziehen und zum Sieg fahren. Acht Zehntel gewann der Spanier alleine durch die gute Arbeit seiner Boxencrew. In der entscheidenden Runde verlor Button auf der Strecke zusätzliche Zehntel, weil er seine harten Reifen nicht auf Temperatur bekam.

"Seit Beginn des Jahres haben wir rund 1.300 Boxenstopp-Übungen auf der Strecke und in der Fabrik durchgeführt", berichtet Ioverno über das Geheimnis des guten Stopps. In Wochen ohne Grand Prix Rennen führen die Italiener 30 simulierte Reifenwechsel am Tag durch. "Die Mechaniker wissen genau, welche Verantwortung in ihren Händen liegt. Wir dürfen sie nicht hetzen. Das führt nur zu Fehlern", so Ioverno.

Technik hilft beim Boxenstopp

Die ganze Choreographie beim Boxenstopp ist perfekt einstudiert. Aber auch die Technik spielt eine entscheidende Rolle. Schlagschrauber und Muttern wurden für extra schnelle Reifenwechsel designt. Der neue Wagenheber, der zur Saisonmitte eingeführt wurde, ist so konstruiert, dass der bedienende Mechaniker schon aus dem Weg laufen kann, bevor er das Auto wieder zu Boden lässt. Auch die Ampel, die dem Fahrer das Zeichen zum Losfahren gibt, wurde von Ferrari eingeführt und bringt nach Angaben des Teams im Schnitt drei Zehntel.

Nach dem Rennen wurde der entscheidende Boxenstopp von Fernando Alonso noch einmal analysiert. Ferrari veröffentlichte die Zeiten der einzelnen Schritte. In unserer Fotoshow zeigen wir Ihnen, wie ein perfekter Stopp ablaufen muss.

 

 

 

Quelle: Auto Motor und Sport