Buchvorstellung: Volkswagen Raritäten von Christof Vieweg
Volkswagen, die das Volk nicht kennt
Von wegen Volkswagen! Bei VW entstanden zahlreiche Autos, die nie auf die Straßen kamen - oder ganz anders. Das Buch "Volkswagen Raritäten" beleuchtet ihre Geschichte.
Berlin – So war das nicht gedacht. Eigentlich sollten diese Autos keine Raritäten sein, sondern Wagen fürs Volk. Doch ihre Karriere endete vor der Auslieferung ins Autohaus, nun geben sie ihr Kurz-Comeback in einem Buch. Dem der „Volkswagen Raritäten“.
Christof Vieweg hat auf rund 160 Seiten Prototypen, Forschungswagen und Studien von VW zusammengetragen und deren Geschichte aufgeschrieben. Keine Raritäten im Sinne wertvoller Luxusmodelle, die man alle Jubeljahre mal auf der Straße bestaunen könnte. Sondern Autos, die erst für und dann nicht mehr für das Volk bestimmt waren.
Los geht es, natürlich, mit dem ersten Käfer-Vorläufer, den Ferdinand Porsche im Januar 1934 Adolf Hitler als „Gebrauchswagen mit normalen Abmessungen“ vorschlug. Die Geschichte gehört weitgehend zum Allgemeingut. Interessanter sind Entwürfe, die es nicht so weit brachten. Die „Geheimprojekte“ des einstigen VW-Chefs Heinrich Nordhoff zum Beispiel. Insgesamt 70 Prototypen aus den Jahren 1951 bis 1967, von denen es nur zwei in die Serie schafften.
Viele Prototypen ohne Zukunft
Erst Nordhoffs Nachfolger schafften es, aus dem Käfer-Unternehmen einen Autohersteller mit variablem Portfolio zu machen. Nicht ohne den ein oder anderen Irrweg. Einen VW mit Mittelmotor zum Beispiel, der den Käfer ersetzen sollte. Daneben kümmert sich „Volkswagen Raritäten“ auch um Forschungswagen ab 1970 und um Designstudien ab 1990. Ein eigenes Kapitel beleuchtet die Geschichte des Karosseriebauers Karmann und dessen Prototypen.
Dabei schwingt bei dem Buch immer die Frage mit: „Was wäre wenn?“ Wenn VW nicht das Golf Cabrio gebaut hätte, sondern den offenen Jetta. Oder wenn der Golf eher ausgesehen hätte wie der erste Prototyp. Oder VW schon in den 60er-Jahren ernsthaft versucht hätte, in der Oberklasse Autos zu verkaufen. Der EA 128 mit einem Sechszylinder-Boxer im Heck ging nie in Serie. Sonst würde das Straßenbild heute vielleicht anders aussehen.
Der EA128 hat echt mal was.... da kann man wirklich fragen was wäre wenn?
Bei dem "Großraumwagen" wäre er wahrscheinlich zu einer Zeit gekommen, wo er noch nicht gebraucht wurde...
Ansonsten war nach dem Käfer der letzte echte Volkswagen eigentlich nur noch der Golf 1/2...
Der EA337 entspricht genau den Skizzen von Giugiaro. Herbert Schäfer und seine Truppe hatten dann die Blinker versetzt, Rundscheinwerfer und Bügelgriffe dem Wagen verpasst.
Ebenso lieferte der Herr Giugiaro ein Konzept für den 2er Golf aus, aber man entschied sich dann doch dafür, dass der Hausdesigner Schäfer den Vorzug hat.
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Was ist denn hinterm EA128 zu sehen? Ein viertüriger Typ 3?
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Interessant war auch die Studie "CJ". Auf der Basis des Bora sollte ja eine ganze Modellpalette ausgebaut werden, wozu es aber nicht kam. Einzig der Bora Variant wurde realisiert - völlig überflüssig, es war ja nur ein Golf Kombi mit Bora-Front und besserer Ausstattung.
Die Idee dazu ist aber nicht neu, denn bereits mit der Umtaufung vom Jetta zum Vento, sollte es eine weitere Alternative geben. Den Kombi auf Golfbasis. Dieser sollte aber ursprünglich mit Vento-Front und Interior daherkommen - letztendlich wurde es aber dann doch der Golf. Im Teileprogramm sieht man aber noch die heute die Spuren dieser ursprünglichen Planung. Leider ging auch das Cabrio auf Vento-Basis nicht in Serie, da entschied man sich dann auch für den Golf. Die zwei Umbauten die es gibt, sind von Hoefele durchgeführt.
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Allerdings wundert es mich nicht, dass diese Alternativen nicht kamen. Nordhoff war ja bekannt dafür, dass er des Hackantriebskonzept favorisierte und die heutige Audi-Truppe kaufte er doch auch nur, weil er in diesem Werk den Käfer fertigen wollte. Zum glück erkannte sein Nachfolger die Folgen dieser Monokultur und adaptierte Fahrzeuge mit Audi-Technologie ins VW-Portfolio. Bzw. wurden auch gleich ganze Fahrzeuge einfach übernommen, siehe NSU K70, Audi 50 und 80. Und der EA827 sollte jahrzehntelang die Basis für Otto- und Dieselmotoren sein.
Es gibt viele Prototypne bei denen man froh sein kann das sie nie gekommen sind, bei anderen wiederum ist es schade. Aber so oder so sehr interessant.
Schade, dass der EA128 nie auf den Markt gekommen ist, das wäre mal ein klasse Kombi, äh, Passat gewesen 😉
https://data.motor-talk.de/.../208278021-w665-h423.jpg
Ja. Der ging glaub ich in Brasilien dann auch in Serie, als der Typ 3 bei uns am Ende (oder kurz davor) war.
Der EA 266 war vielleicht eine Krücke! Gut das der nie SO kam. Allein der Ölmess-Stab, 1,50 lang, mit einem Knick-Gelenk in der Mitte. Eine Zumutung! 🙄 Bescheiden zugänglicher Motor, beschi**ene Thermik.
Die auf dem Titelbild zu sehenden Versuchsmuster stehen übrigens Schlange für das "Verschrotten" mittels eines Leoparden. Ausser dem im Museum soll der Ferdl Piech noch einen besitzen.
Was bekommt denn MT bezahlt um für den Betrügerverein positive Stimmung zu machen. In einem kurzen Zeitraum wird viel hier berichtet.
Und wie viel bekommst du für Beiträge die nicht zum Thema passen?
@topic:
Zum Teil Schönes, zum Teil weniger Schönes dabei...das frühe Käfer-Cabriolet erinnert mich von der Seite ziemlich stark an das missglückte Mini Coupé, mit dem Unterschied, dass es der Mini zur Großserie geschafft hat. 😜
Sehr geile Serie! Bitte weiter so! Will mehr sehen!
Wenn man sich überlegt, dass VW bis 1974 brauchte, um endlich den modernen Käfer-Nachfolger Golf 1 zu produzieren!!
Damals war VW hart an der Pleite mit seinem fossilen Käfer, basierend auf der 40 Jahre alten KdF Vorkriegskonstruktion, deren technische Hauptmerkmale sich alle als Irrwege für die Großserien-Kompaktklasse entpuppt hatten (luftgekühlter Heckmotor, Boxermotor, Heckantrieb). Käfernostalgiker sehen das natürlich ganz anders.
Aber schon damals galt, wenn der Prototyp dem großen Vorstandsvorsitzenden nicht gefällt, wird weiter rumgemurkst und reihenweise die VW Bosse teuer rausgeschmissen... eine schöne VW Tradition.
Später wiederholte sich die Geschichte bei Porsche, als man mit dem 911 (Edel-Käferkonzept) ähnlich festgefahren war und kurz vor dem Bankrott stand.
VW hatte wirklich in letzter Sekunde Glück gehabt, Audi kaufern, und damit an brauchbare Technik rankommen zu können (Audi80/Passat, Audi50/Polo, erstklassige wassergekühlte Triebwerke wie EA827, usw-usw). Intern haben die sich mit der Entwicklung ja völlig verrannt. :-)
Schade, dass der VW Chico in der Auflistung fehlt. Den fand ich nämlich damals ganz originell Anfang der 90er, als VWs furchtbar biedere Kisten waren.
https://de.wikipedia.org/wiki/VW_Chico
Trifft absolut zu. Am EA 266 wurde auf Betreiben des Großen Vorsitzenden so lange fest gehalten, bis ein angesetztes Vergleichsfahren mit einem 266 und einem A 112, der mit den Fahrwerkskomponenten des späteren Golfs bestückt war, stattfand. Der "A 112" fuhr Kreise um den 266. Porsches Fahrwerk-Ing, Peter Falk, war persönlich anwesend. Danach war der 266 Geschichte.
Jein. Porsche war fast Pleite weil ein kürzlich abgeschossener Aufsichtsratsvorsitzender dort als Entwicklungschef die ganze Kohle der Firma in ein Rennwagenprojekt steckte und somit kein Geld mehr für die Serie da war. Neben den Streitigkeiten mit seinem lieben Vetter Wolfgang. 😆
Der Streit und das Geldvernichten war dann der Grund weswegen beschlossen wurde das Keiner aus den Familien Piech oder Porsche jemals mehr oberster Chef bei Porsche sein wird. Ferdel ist dann beleidigt zu Audi abgezogen und Wiedeking hat den Laden wirtschaftlich auf Vordermann gebracht. Bis Er dem Ferdel in die Quere kam.
Aber der Ferdl passte zu VW, konsequent Stur am eigenen Weg festhalten und wenn dabei der Laden an die Wand gefahren wird. Man kann von Glück reden das Er dabei jedesmal gestoppt wurde.
Wie dem auch sei, den Golf gab es damals bei Erscheinen praktisch schon ca 6 Jahre in Frankreich, den Simca 1100.