Stellenabbau bei VW: 30.000 Arbeitsplätze gestrichen
Volkswagen streicht 30.000 Stellen
Update: Volkswagen streicht 30.000 Jobs, 23.000 in Deutschland. Betriebsbedingte Kündigungen soll es bis 2025 nicht geben - aber 9.000 neue Stellen in Zukunftsbereichen.
Quelle: dpa/picture-alliance
Wolfsburg - Volkswagen wird in den kommenden Jahren schrumpfen. Weltweit sollen bis zu 30.000 Arbeitsplätze wegfallen. Rund 23.000 Stellen streicht der Konzern allein in Deutschland. Gleichzeitig sollen aber auch 9.000 Stellen neu geschaffen werden. Allerdings nicht im konventionellen Autobau, sondern in Zukunftsbereichen. Ziel des Abbaus ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Kernmarke zu stärken und das Unternehmen "zukunftsfest" zu machen, wie Volkswagen mitteilt.
Der "Pakt für mehr Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit" soll Volkswagens Wandel "vom reinen Automobilhersteller zum erfolgreichen Mobilitätsdienstleister im Zeitalter von Digitalisierung und zunehmender Elektromobilität" ermöglichen. VW-Chef Matthias Müller sagte: "Der Zukunftspakt ist das größte Modernisierungsprogramm in der Geschichte unserer Kernmarke."
Standorte sollen im Zuge der Sanierung nicht gestrichen werden, auch betriebsbedingte Kündigungen seien nicht geplant. Der Abbau soll beispielsweise mit Hilfe von Altersteilzeit geregelt werden. Zunächst hatte das "Handelsblatt" über die Ergebnisse des sogenannten Zukunftspakts berichtet. Der gesamte Volkswagen-Konzern beschäftigt weltweit mehr als 624.000 Menschen, 282.000 davon in Deutschland.
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Stellenabbau bei VW: Abgas-Skandal und Digitalisierung
Volkswagen hat an vielen Stellen zu kämpfen. Der Abgas-Skandal zwingt den Autobauer zum Sparen, zugleich muss der Konzern viel Geld in zentrale neue Trends der Branche stecken. Dazu hat die Pkw-Kernmarke seit langem ein Rendite-Problem. Der Hausmarke um Golf und Passat blieben zuletzt von 100 umgesetzten Euro nur rund 1,60 Euro als Gewinn, vor Zinsen und Steuern.
VW will mit den Maßnahmen die Kosten bis 2020 um 3,7 Milliarden Euro pro Jahr drücken. Davon entfallen 3,0 Milliarden Euro auf die deutschen Standorte. Zugleich verweist der Konzern in einer offiziellen Mitteilung auf geplante Investitionen von rund 3,5 Milliarden Euro in "Zukunftsthemen" wie E-Mobilität und Digitalisierung. Hierdurch sollen 9.000 Stellen neu geschaffen werden. Die Stellen sollen überwiegend mit bereits vorhandenen Mitarbeitern besetzt werden, aber auch mit Spezialisten von außen. Der Abbau von 23.000 Arbeitsplätzen in "konventionellen Bereichen" soll sozialverträglich gestaltet werden.
Keine betriebsbedingten Kündigungen
VW und die Arbeitnehmervertreter standen bei den Verhandlungen unter Druck, der Abschluss des Zukunftspakts war die Voraussetzung für den Investitionsplan des Autobauers bis 2021, über den der Aufsichtsrat am Freitag in Wolfsburg beraten und vor allem beschließen sollte. Dabei geht es um die Verwendung von rund 100 Milliarden Euro.
Betriebsbedingte Kündigungen hatte der mächtige VW-Betriebsrat schon vor den Verhandlungen ausgeschlossen. Zudem durfte aus Sicht der Arbeitnehmervertreter nicht an bestehenden Verträgen wie dem VW-Haustarif - mit Regeln etwa für Einkommen und Arbeitszeit - gerüttelt werden. Eine Forderung, mit der sich Betriebsratschef Osterloh durchsetzen konnte. "Wir haben vereinbart, dass betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2025 ausgeschlossen sind", so Osterloh. Die Arbeitsplätze sollen über Fluktuation und Altersteilzeit abgebaut werden und "ausdrücklich ohne betriebsbedingte Kündigungen", wie es in der Mitteilung heißt.
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Umverteilung der Arbeit auf die VW-Werke
Der Pakt ist vorrangig eine Regelung für die sechs westdeutschen VW-Werke (Emden, Wolfsburg, Hannover, Salzgitter, Braunschweig, Kassel) sowie VW-Sachsen. Die Fertigung von E-Fahrzeugen auf Basis des modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) findet künftig überwiegend in Wolfsburg und Zwickau statt. Um das Werk Emden besser auszulasten, erhält es künftig ein weiteres Modell. Auch im VW-Stammwerk in Wolfsburg soll künftig ein zusätzliches Fahrzeug produziert werden. Womöglich kein VW. In der Mitteilung ist von einem "Konzernprodukt" die Rede.
In Braunschweig will Volkswagen weiterhin das Batteriesystem für den Modularen Querbaukasten (MQB) fertigen. Zudem soll das Batteriesystem für den MEB hier entwickelt und gebaut werden. Den MEB-Antrieb wird das Werk in Kassel entwickeln und neben der E-Getriebefertigung den Zusammenbau des Gesamtsystems verantworten.
Auch das gebeutelte Motorenwerk Salzgitter soll ein bisschen was von der Elektromonbilität abbekommen: Es wird künftig MEB-Antriebskomponenten fertigen und zuliefern.
Die Verhandlungen zum Umbau liefen seit Monaten. Seit September ist klar, dass der Pakt eine Rechtssicherheit nach tarifvertraglichem Status haben soll. Einen VW-Sanierungstarifvertrag gab es zuletzt 2006.
Quelle: dpa
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War doch abzusehen, zahlt am besten sofort noch ein paar Bonis an die Herren ganz oben!
War ja klar. Würde in den Teppichetagen anfangen...Wird Zeit das Leute die viel Verantwortung tragen und dementsprechend "entlohnt" werden auch persönlich haftbar gemacht werden können.
Wußte garnicht, das die in der Abteilung der Schuldigen so viele Manager haben.
Schlägt man die Wirtschaftsseiten der Presse auf liest man fast jeden Tag: Stellenabbau hier - Stellenabbau dort. Meist "nur" wenige Hundert bis ein Paar Tausend. Jetzt bei VW 30.000. 30.000 Schicksale, deren Stellenverlust untrennbar mit ihrer eigenen ökonomischen Zukunft (oder in diesem Fall Nicht-Zukunft) verknüpft ist. Wir haben hier ein gutes Beispiel in NRW: Die Opelaner aus Bochum, die, trotz aller Propaganda der SPD Landesregierung, bis zu heutigen Tag mehrheitlich keine neue Anstellung gefunden haben.
Und da wundern sich die Eliten hierzulande, daß Typen wie Trump, Le Pen oder Petry derzeit in gewissen Schichten hoch im Kurs stehen?
Mein Beileid den Opfern des anstehenden Arbeitsplätze-Blutbades im VW Konzern. Ich drücke Euch fest die Daumen, daß von irgendwo her ein weißer Ritter kommt und Euch Jobs gibt. Ich fürchte nur, daß ihr von der etablierten Politik außer den üblichen Worthülsen und sich üblicherweise als leere Versprechungen herausstellende Propaganda keine Hilfe erwarten könnt. Nein, von Euren Abfindungen dürft ihr auch noch Steuern zahlen.
PS: Keine Betriebsbedingten Kündigungen hat sich bei Opel auch nur als die Halbe Wahrheit herausgestellt.
Nicht nur deshalb fällt den VW-Konzern jetzt auch ein weiterer Stammkunde weg ... 😉
Hast du überhaupt den Artikel gelesen?
Geile Formulierung: "Keine betriebsbedingten Kündigungen".
Was heißt das auf deutsch? Zum einen keine Nachbesetzung von Pensionärsstellen und zum anderen, lässt man befristete Verträge einfach auslaufen. Gerade an der Stelle gibt es ja doch wieder arbeitslos, da die Befristeten auf der Straße stehen.
Interessant ist, dass man auf mehrere zehntausend Leute einfach so verzichten kann. Im Umkehrschluss wird das wieder zu Mehrbelastung der im Unternehmen verbleibenden Kollegen führen, trotz Digitalisierung und sonstiger Schimpfwörter.
Alles nur Augenwischerei!
simmu
Was genau an"keine betriebsbedingten Kündigungen" hast Du nicht verstanden? Es werden einfach Arbeitsplätze nicht mehr besetzt. Wie schon bei vielen anderen Unternehmen werden aber zukünftig wieder neue entstehen, wenn z.B. die Batterieproduktion in Deutschland anläuft.
Das ist kein VW Problem. Andere werden folgen, denn Elektroautos brauchen keine Motorenbauer.
Das alles wäre auch ohne Abgasskandal genau so passiert. Aber vielleicht ein oder zwei Jahre später.
Bei Opel in Bochum wurde betriebsbedingt gekündigt - bei VW wird niemand einfach so vor die Tür gesetzt. Das ist ein Prozess der Jahre Dauer, bis die Anzahl erreicht ist.
Hier gibt es aber doch einen großen und gravierenden Unterschied zu Opel Bochum.
VW wird freigewordene Stellen einfach nicht mehr neu besetzen, gefeuert wird da niemand.
Für Volkswagen dürfte dieser Schritt mehr als nur notwendig sein, um die Bude konkurrenzfähig zu halten. Wenn es dem Konzern jetzt noch gelänge, die unglaubliche Macht der IGM und des Betriebsrates etwas einzudämmen, dann könnte die Kernmarke auch langsam wieder profitabel werden.
Hi,
beschäftige Dich mal mit der Thematik Interessenvertretung der Arbeitnehmer gegen Arbeitgeber 🙄
Ich wäre momentan froh über anwesenheit eines Betriebsrat in einer amerikanisch geführten Firma !!!
Gruß Andreas
Erstaunlich, was so alles möglich ist: Wachstum und gleichzeitig Stellen abbauen. Bin ja mal gespannt, ob meine Familie wächst, wenn ich die Kinder und Oma rauswerfe. 😉
Aber vielleicht wissen wir nur noch nicht von den ganzen Robotern, die in der Industrie 4.0 die Fahrzeuge vom Walzstahl und Kunststoffgranulat bis zum fertigen Wagen selbst bauen können. Vielleicht kaufen diese Roboter dann auch die Autos mit ihrem selbst erwirtschafteten Geld und fahren damit herum. Die Menschen können wir uns dann ganz sparen - sind ja nur unwägbare Risikofaktoren.
Naja, die vielen Leiharbeiter werden ja auch offiziell nicht von VW gekündigt. Das macht dann der Dienstleister.
Wie ich schon im anderen Thread gepostet habe: Wir sehen hier gerade den Niedergang dieser Regionen wenn nicht sogar Deutschlands.
Wie immer triffts den kleinen Arbeiter ! 😤
Obwohl der Fisch am Kopf anfängt zu stinken !
Auch Elektroautos brauchen Motorenbauer nämlich für E-Motore. Selbst wenn diese komplett als Teil angeliefert werden wurden sie in anderen Firmen hergestellt und haben dort Arbeitsplätze geschaffen. Schwieriger wird es da aus meiner Sicht in der Getriebeproduktion. Hochwertige Schalt- und Automatic Getriebe werden dann nicht mehr benötigt.