Hat der Dieselmotor in den USA eine Zukunft?
Vom "Clean Diesel" zum schmutzigen Stinker
Das Bild des "sauberen Diesels" ist in den USA seit Bekanntwerden des VW-Skandals angekratzt. Dabei ruhten und ruhen noch immer viele Hoffnungen auf dem Selbstzünder.
Detroit - Seit dem Abgas-Skandal liegen Volkswagens Bemühungen, für den "Clean Diesel" in den USA zu werben, auf Eis. Der Spot mit drei älteren Frauen, die sich von der Sauberkeit des Selbstzünders mit einem an den Auspuff gehaltenen weißen Taschentuch überzeugen, ist in der Post-Diesel-Gate-Ära nicht gewünscht. Auf der Technikmesse CES in Las Vegas präsentieren sich die Wolfsburger lieber als elektrische Saubermänner.
Rein chemisch betrachtet, hätte Volkswagen den Spot gar nicht stoppen müssen. Der Kurzfilm zeigte lediglich, dass der Partikelfilter für Ruß bestens funktionierte. Stickoxide hinterlassen keine schwarzen Flecken. VW aber weiß: Der gewöhnliche amerikanische Autofahrer unterscheidet hier nicht. Für ihn ist der Dieselmotor mehr denn je ein Stinker. Das Image des Diesels ist in den USA, nach dem Desaster in den 80er-Jahren (berstende GM-Motoren, verstopfte Rußfilter, brennende Autos), erneut auf einem Tiefpunkt.
Das Ansehen der Selbstzünder ist beschädigt
Dabei fing alles so zuversichtlich an. 2006 begann Mercedes, nach über 20 Jahren Abstinenz, den Dieselmotor in Amerika erneut zu etablieren. BMW und der Volkswagen-Konzern folgten. Eine Art Katalysator war der erstmals in den USA erhältliche ultraschwefelarme Dieselkraftstoff. Mercedes vermied geschickt die Bezeichnung „Diesel“, klebte stattdessen das Wort „BlueTec“ ans Wagenheck. Zum Durchbruch reichte das nicht. Der Marktanteil in den USA erreichte seitdem nicht einmal drei Prozent und verharrt bis heute auf dieser Marke. „Nur Gear Heads fahren hier Diesel. Das ist ähnlich wie bei den Kombis, auch dort sitzen Freaks hinterm Lenkrad“, sagt ein GM-Manager.
Die deutschen Hersteller beherrschen in den USA mit 95 Prozent Marktanteil den Dieselmarkt. VW ist mit Abstand die stärkste Dieselmarke. Allein beim Jetta Sportwagon (Kombiversion) entschieden sich teils 80 Prozent der Kunden für einen Selbstzünder. Auch Audi verkaufte mitunter 40 Prozent seines A3 Sportback als TDI. Auf einen ähnlichen Anteil kam der Q7. Das ist vorbei, bei allen Marken des VW-Konzerns.
Konzern-Vorstandchef Matthias Müller ordnete im November ein Verkaufsstopp für sämtliche Dieselmodelle an, weil auch der Dreiliter-V6 plötzlich in Verdacht stand, mit Schummel-Software ausgerüstet zu sein. Auf der Los Angeles Auto Show war auf keinem Stand der drei Marken ein Fahrzeug mit Dieselmotor zu sehen. Als ob es diesen Antrieb nie gegeben hätte. Stattdessen zeigte man TSI-Benziner, Elektro-Golf und Plug-in-Hybrid-Technik.BMW und Mercedes setzen in den USA weiter auf Diesel
Wie reagieren die anderen Hersteller auf die Diesel-Affäre von Volkwagen? Verzeichnen sie ebenfalls Absatzrückgänge? „Nein“, sagt BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich, wir haben von Beginn an auf SCR-Technik gesetzt“. Der bayerische Autohersteller hat sieben Dieselmodelle der Baureihen 3, 5, X3 und X5 im Programm. Bei den X-Modellen liegt der Anteil unverändert bei einem Drittel, bei den Limousinen bei rund zehn Prozent. Alle fahren mit Harnstoffeinspritzung (AdBlue). „Unsere Kunden schätzen das starke Drehmoment, die hohe Reichweite und den niedrigen Verbrauch“, sagt Fröhlich.
Auch bei Mercedes läuft alles nach Plan. In Nordamerika bieten die Schwaben drei Modelle mit Dieselmotor an, den GL 350 BlueTec (demnächst heißt er GLS 350d), GLE 300d und die Limousine der E-Klasse als E 250 BlueTec. In allen drei Baureihen kommt AdBlue zum Einsatz, um die geforderten Stickoxid-Werte zu unterschreiten. Mercedes GLE und E 250 sind noch mit dem alten 2,2-Liter-Vierzylinder OM 651 unterwegs. Hier dürfte kurzfristig eine Ablösung anstehen. Denn die neue E-Klasse W 213 erhält als erstes Mercedes-Modell den neu entwickelten OM 654, ein Zweiliter-Hightech-Diesel, leiser im Lauf, sparsamer im Verbrauch und sauberer in den Abgasen.
Die guten „diesel take rates“ der Amerikaner besonders bei SUVs animierte Ende 2014 auch Jaguar Land Rover (JLR) zum Diesel-Debüt in den USA. CEO Ralph Speth zeigte damals auf der Los Angeles Auto Show die Modelle Range Rover und Range Rover Sport als Td6. Seit Oktober 2015 sind die beiden Luxus-Diesel-SUV im Markt, mit Erfolg. „Wir verzeichnen derzeit einen Dieselanteil von bis zu 20 Prozent“, sagt Steven Schorr von JLR North America.US-Hersteller bleiben zurückhaltend
Das Engagement der Europäer weckte auch amerikanische Hersteller auf. Chevrolet bietet als einziger der „Big Three“ mit der Mittelklasse-Limousine Cruze einen Diesel im Pkw-Segment an. Auch bei den Mid-Size Pick-ups prescht Chevrolet vor und setzt einen 2,8-Liter-Diesel im Colorado ein. Marktstart: 2016. Erwartet wird ein Anteil von über zehn Prozent.
Ford sagt derzeit nein zum Diesel, favorisiert in seinen Pkw-Modellen stattdessen EcoBoost-Turbobenziner. Einen Selbstzünder (6,7-Liter-V8) packen die Dearborner ausschließlich in ihre Heavy Duty Pick-up-Baureihe, ab F 250 aufwärts.
Ebenfalls mit einem Achtzylinder-Diesel wartet Nissan auf, in seinem Pick-up Titan. Dass diese Aggregate nicht in die großen SUV eingebaut werden, liegt an deren Einordnung: SUV unterliegen schärfen Abgasvorschriften als Pick-ups, die als "Light Trucks" geführt werden. So ist Chrysler derzeit der einzige Hersteller, der in diesem Segment mit dem Grand Cherokee ein Diesel-SUV anbietet. Das Modell erfüllt sogar die strengen Abgaswerte in Kalifornien. Der gleiche Motor, ein Dreiliter-V6, steckt auch unter der Haube des Pick-up RAM 1500.
Mazda verschiebt das SkyActive-Diesel-Debüt
Mazda kündigte vor zwei Jahren seinen so genannten SkyActive-Diesel für den US-Markt an. Zunächst in der Mittelklasse-Limousine Mazda6. Der Zweiliter-Selbstzünder hat mit 14:1 das weltweit niedrigste Verdichtungsverhältnis aller Großseriendiesel und sollte die US-Abgashürden sogar ohne teure Abgas-Nachbehandlung schaffen. Doch schon vor dem VW-Abgasskandal hat Mazda einen Rückzieher gemacht. Offenbar ließen sich die NOx-Limits nicht ohne weiteres einhalten, zumindest nicht ohne gravierende Leistungseinbußen. Vom Tisch sind die Pläne damit nicht, heißt es aus Hiroshima. Welche Technik später bezüglich NOx-Reduktion zum Einsatz kommen wird, ist offen.
Auf die Sprünge helfen könnte dem Selbstzünder momentan der günstige Spritpreis. Noch vor einem Jahr kostete in den USA Diesel an der Zapfsäule fast 50 Prozent mehr als Benzin. Jetzt sind es zehn Prozent weniger.
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Es gibt in den usa auch keinen grund,diesel fahren zu müssen. 46 cent kostet der liter benzin.naturlich regionale unterschiede. Da verzichtet der us pkw fahrer liebend gerne auf den hightech diesel und fährt einen (hubraumstärkeren) benziner.
Pkw Diesel ist was für europa,die restliche welt pfeifft drauf. Falls ihr es nicht glaubt, schaut die weltweite statistik auf statista an.
Rückblende Mai 1978: Mercedes bietet ausschließlich für den US-amerikanischen Markt den Mercedes 300 SD an, da dieser im Rest der Welt keine Abnehmer finden würde. Dieses Modell ist mit einem 3 Liter Turbodiesel ausgestattet und hat keinerlei Abgasreinigungstechnik an Bord.
"Der 300 SD habe schließlich den Flottenverbrauch gesenkt und alle Verkaufsprognosen übertroffen."
imho ist das einfach der deutsche Technik-Wahn. Wir müssen's halt immer neu erfinden.
In den US-Statistiken stehen ganz weit vorne, bei den normalen PKW, high-tech Boliden wie der Toyota Camry oder der Honda Accord. In den Top10 findet sich sogar der Hyundai Elantra. Den würde der Deutsche nicht mit der Kneifzange anfassen.
Stinknormale, biedere Autos, 4-6 Zylinder Benziner. Hier und da auch mal ein Direkteinspritzer-Turbo.
Kann doch nicht so schwer sein, was vergleichbares auf den Markt zu werfen.
Was muß man den Amis den Diesel in den Rachen stopfen, den sie eh nicht wollen?
Ich fahre selbst Diesel, zumindest derzeit. ich denke in Europa hat er eine Daseinsberechtigung, in D besonders wegen der Spritkosten.
Ich denke nicht das ich ewig Diesel fahren werde, aber ich sehe keinen Grund wegen VWs Unfähigkeit jetzt sofort umzusteigen
So lang kein Dieselverbot oder ein zu schnell "blaue Zone" in Großstätten kommt, nehme ich die günstigeren Verbrauchskosten als Vielfahrer auch gern mit.. Wenn die aber nächstes Jahr blaue Zone machen und in 2020 Verbot, muss ich mich schweren Herzens vom meinem EU 5er trennen...
Ja klar, wenn ich für den Liter Benzin nicht mal 50ct bezahle, lohnt sich ein Diesel halt hinten und vorne nicht.
Hier bei uns sind da halt direkt 20ct unterschied, zumal die Diesel dann auch noch viel weniger verbrauchen.
Als ich meinen alten Xantia 1.8i 16V weggeben musste und mir den Passat geholt habe, hab ich die Kosten für das mehr an Steuern (+20€ im Jahr) wahrscheinlich schon bei der ersten Tankfüllung rausgehabt.
Wem seine Hoffung soll das sein? Die Hoffnung Deutscher PKW Schmieden die keine Hybride gebacken kriegen? Ich kenne keine Nachbarn die wegen einem Stinke-Diesel die Nacht im Regen verbringen wurden...
Was hat der Schreiberling denn zum Fruehstueck gesoffen???
Bei mir kostet der Liter Diesel 10 Cent mehr als Benzin!!!
Nehmt eure Diesel und verschwindet... Was an "wir wollen keine" kapiert ihr nicht???
Pete
Na, da bin ich mal gespannt wie sie den dann noch an den Mann bringen.
Der Ami ist schon scharf auf Diesel - besonders aus Deutschland, nur sollen sie eben sauber sein. Früher war das egal, da zählte nur der Verbrauch.
@Pete
wohnst du in den USA ? berichte mal über die fahrzeugkosten.
was bezahlt ihr an verkehrssteuern ? ist es nach bundesland geregelt ? was kostet zum ein dodge ram 5.7 pro jahr circa an versicherung und steuern ?
Hast du Belege für die Aussage? Wenn ich bei meinen Verwandten in den USA bin, wollen die alles, nur keine deutschen PKW's geschweige denn Dieselmotoren. Das ist auch so eine Story die hier von der Presse so breit getreten wird. 🙄
Gruß aus Berlin
Nur 10cent mehr?? Das würde sich dann für Vielfahrer aufgrund des niedrigeren Verbrauchs teilweise lohnen.
Es wohnt/arbeit ja nicht jeder in ner Großstadt, meine Schwiegerneltern fahren auch täglich einfach 50km, aber komme in keine Umweltzone - natürlich sinkt der Preis aber bei ner blauen Zone bzw. Großstadtdieselverbot..
Und bitte bedenken, ein Benziner mit gleicher PS-Zahl hat bis zum doppelten so hohen reelen Verbrauch / 100km, macht bei 25tkm und 20 cent mind. 2000 € im Jahr aus (6 vs 12 Liter), Tendenz oben/unten je nach Bleifuß
Ja, vom W116 und W126 wurden über 100.000 Diesel in den USA und Kanada verkauft, was einen insgesamten Anteil von etwa 10 % macht. Wenn man dann überlegt, dass diese eben nur nach Nordamerika gingen, kann man grob schätzen, dass die Hälfte aller S-Klassen der 80er Diesel waren (in Nordamerika).