Quantum Compass: Navigation ohne Satellit

Vom Ion zur Position

Constantin Bergander

verfasst am Sun Jun 22 07:00:03 CEST 2014

Das Positionsbestimmungssystem GPS funktioniert fast immer, aber nicht überall. Die britische Armee sucht deshalb eine Alternative zum Satelliten – und findet sie im Magnetfeld der Erde.

Magnetfeld statt Satelliten: Die britische Armee will künftig mit Ionen navigieren
Quelle: hypergon - istockphoto.com

London – Navigationssysteme sind nützlich. Zumindest so lange, bis die Computerstimme mitten auf der Autobahn von Wendemanövern und Kreisverkehren spricht. Denn das GPS-Signal weicht gelegentlich vom Kurs ab: Der zivile Kanal des Positionssystems misst in 95 Prozent aller Fälle mit einer maximalen Abweichung von knapp acht Metern. Hinzu kommen atmosphärische Störungen und Softwarefehler.

Für das Militär arbeitet das GPS genauer. Trotzdem ist besonders die britische Marine an einer Alternative interessiert. Denn das GPS-Signal lässt sich zum einen manipulieren. Zum anderen funktioniert es nicht unter Wasser. Bei der Suche nach einer Alternative zur genauen Standortbestimmung kehrten die Forscher des britischen Verteidigungsministeriums zum Ursprung der Navigation zurück: Dem Magnetfeld der Erde.

Quanten-Kompass: Magnete und Teilchen

Die neue Technik heißt „Quantum Compass“. Sie verzichtet auf Signale von Satelliten oder Funkmasten, sondern orientiert sich an subatomaren Teilchen. Im konkreten Modell werden Ionen so stark gekühlt und von externer Strahlung abgeschirmt, damit sie nur noch auf das Magnetfeld der Erde reagieren. Das berichtet die Financial Times.

Ein Computerchip errechnet anhand ihres Verhaltens die genaue Position. Das soll unter Wasser und in Gebäuden funktionieren und auf etwa einen Meter genau sein – unabhängig von den üblichen Störquellen. Bob Cockshott, Wissenschaftler im National Physical Laboratory, sagte der Financial Times: „Nach aktuellem Kenntnisstand gibt es keine physikalische Kraft, die diese Geräte stören könnte.“

Für U-Boot, Handy und Auto

Das Quanten-Ortungssystem befindet sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Ein erster Prototyp könne bereits in drei bis fünf Jahren funktionsfähig sein. Aktuelle Modelle sind ungefähr einen Meter groß. Langfristig soll die Technik in Smartphones integriert werden.

Vorerst soll der Quanten-Kompass U-Boote navigieren. Später könne die Technik dann in PKW-Navigationssystemen Verwendung finden.

 

 

Quelle: Financial Times