Mit dem VW Bulli zur Fußball-WM 2010

Vom Kiez zum Kap

Sabine Stahl

verfasst am Thu Apr 18 22:21:11 CEST 2013

Mit einem VW Bulli von St. Pauli nach Kapstadt: Dieses Vorhaben riecht nicht nur, es stinkt nach Dreck, nach Schweiß und einer unvergesslich geilen Zeit.

Der VW Bulli auf der Turkana Route
Quelle: Kay Amtenbrink/BSF

Hamburg - Zwei St. Pauli-Fans und eine Schnapsidee. Los, fahren wir in einem alten Bulli zur Fußball-WM 2010 nach Afrika! Autobild-Redakteur Bernd Volkens und Grafik-Designer Kay Amtenbrink haben das nicht nur gedacht, sie haben es getan.

Vor etwas mehr als drei Jahren startete die Tour. Am 15. Februar 2010 vor dem Hamburger St. Pauli Stadion in einem 18 Jahre alten VW T3. Die geplante Route entlang der Westküste müssen die beiden aufgrund der schwierigen Lage in Mauretanien und Mali über Bord werfen. Stattdessen geht es mitten durch Afrika, durch Äthiopien, den Sudan und Tanzania.

Wo sind die Brücken am Fluss?

Bernd schraubt mal wieder am Bulli
Quelle: Kay Amtenbrink/BSF
An der Grenze zwischen Äthiopien und Kenia muss der Allrad-Bulli mehr schlucken als er verträgt. Während einer 36-stündigen (!) Flussfahrt erleidet er zwei Wasserschläge. "Der Bulli ist richtig abgesoffen", sagt Bernd. "Teilweise ging das Wasser bis zum Scheibenrahmen."

Mit beiden Beinen im "afrikanischen Stinkewasser" wechselt er die Glühkerzen und bringt den Bulli wieder zum Laufen. Immer den Ball im Blick und die Fußball-WM im Kopf.

Der Wasserschlag bleibt natürlich nicht die einzige Katastrophe auf der Fahrt bis ans Ende von Afrika. Endlose Rüttelpisten quälen das Material. Die Isolierung eines Kabels hält der Belastung nicht stand, die Litzen berühren die Karosserie - ein Kurzschluss entfacht ein Feuer im Motorraum des T3. Erst kommt Panik, dann die Enttäuschung. Nur ein Wunder kann den Bulli jetzt noch retten.

Care-Paket aus Wolfsburg

Die beiden Abenteurer lassen sich bis nach Nairobi abschleppen. 1.800 Kilometer quer durch Kenia. Dort warten sie auf ein Notfall-Care-Paket aus Wolfsburg. Denn ohne die erforderlichen Teile fährt der T3 keinen Meter aus eigener Kraft. Und tatsächlich: Nach vier Wochen schrauben und schwitzen geht die Fahrt weiter, bis zur nächsten Katastrophe: einem kaputten Turbolader.

Eintreffen in Gonder, Äthiopien
Quelle: Kay Amtenbrink/BSF
Doch egal was brennt, egal was absäuft, nichts kann die beiden aufhalten. Zum Eröffnungsspiel schaffen sie es nicht. "Wir haben das Spiel in Malawi in einem Supermarkt geschaut, mehrere Tausend Kilometer von unserem Ziel entfernt", erzählt Bernd.

Am 17. Juni rollen sie in Kapstadt ein, mit einer Verspätung von drei Wochen. Das erste Spiel, das Bernd in Südafrika sieht, ist England gegen Algerien. Im Gegensatz zu der Tour ist es sterbenslangweilig.

Ab ins Kino

Die Reise mit dem Bulli dauert vier Monate, in denen Bernd und Kay rund 20.000 Kilometer zurücklegen. Einen großen Teil der Strecke sind sie nicht allein. "10.000 Kilometer lang saß ich auf einer Kühlbox, die zwischen den beiden Jungs stand", erzählt Joachim Bornemann. Der Regisseur hat nach seiner Rückkehr die Afrika-Tour in einen Doku-Roadmovie verwandelt, der im Juli ins Kino kommt.

Das Projekt wird über Crowdfounding finanziert und sucht auf der Website www.startnext.de/vom-kiez-zum-kap noch nach Geldgebern.

Einen Vorgeschmack auf den Film seht Ihr hier.

Den offiziellen Trailer könnt Ihr auf der Seite www.vomkiezzumkap-film.de ansehen.

Der Bulli auf der Fähre von Assuan nach Wadi Halfa, Ägypten
Quelle: Kay Amtenbrink/BSF
Mago Park in Äthiopien
Quelle: Kay Amtenbrink/BSF
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Quelle: Kay Amtenbrink/BSF
Eintreffen in Gonder, Äthiopien
Quelle: Kay Amtenbrink/BSF
Bernd schraubt mal wieder am Bulli
Quelle: Kay Amtenbrink/BSF
Schlammschlacht an der Grenze zu Kenia
Quelle: Kay Amtenbrink/BSF