Classic Data Preisindex 2016/17: Oldtimer-Preise
Vom Mauerblümchen zum begehrten Youngtimer
Oldtimer boomen schon länger, jetzt steigen auch die Preise für Youngtimer. Grund: Die meisten sind alltagstauglich, zudem günstig im Unterhalt und einfach zu reparieren.
Von Haiko Prengel
Berlin - Um es mit den Worten des frisch gebackenen Nobelpreisträgers Bob Dylan zu sagen: I guess I was much older then, I'm younger than that now. Zu seiner Zeit hatte dieser Benz einen schweren Start. Kein Chromschmuck, Stoßfänger aus Plastik und ein rechter Außenspiegel nur gegen Aufpreis: Als der Mercedes 190 vor bald 35 Jahren vorgestellt wurde, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Kein richtiger Mercedes, mäkelten viele, und schmähten das schwäbische Vernunft-Limousinchen als „Baby-Benz”.
Im Nachhinein verkaufte sich der 190er dann doch prächtig. Denn auf den zweiten Blick überzeugte er: Wegen der herausragenden Verarbeitung und der robusten Technik genießt der Urahn der heutigen C-Klasse heute einen ausgezeichneten Ruf.
Was ihm aber kaum einer zugetraut hätte: Der Mercedes 190 – den nagelnden 200er-Diesel fuhren besonders gerne Landwirte – ist neuerdings ein begehrter Klassiker. „Der 190 ist stark im Kommen”, sagt Marius Brune von der Sachverständigenorganisation Classic Data.
Alltagsauto von gestern: Wertanlage von morgen?
Die Bochumer beobachten seit mehr als 30 Jahren die Preisentwicklung historischer Fahrzeuge. Gerade ist ihr neuer „Marktspiegel 2016/2017” erschienen, ein fast 800 Seiten dickes Kompendium mit Tausenden Fahrzeugmodellen.
Oldtimer erfreuen sich weiter großer Beliebtheit – auch als Wertanlage, da man auf der Bank kaum noch Zinsen für sein Erspartes bekommt. Neu ist: Mittlerweile steigen etliche Youngtimer im Wert, die gestern noch unauffällige Alltagsautos waren. Lange hielten Autofans die chromlosen Aerodynamiker der 1980er und 1990er für wenig klassikertauglich – ein Irrtum.
Zum Beispiel der BMW Z1. Der von 1989 bis 1991 in limitierter Stückzahl (8.000 Exemplare) gebaute Roadster war lange ein Geheimtipp, die Marktpreise blieben überschaubar. „Doch jetzt zieht der Z1 richtig an”, sagt Brune. Notierte Classic Data den offenen Sportwagen 2015 noch mit 36.500 Euro, stieg der durchschnittliche Marktpreis nun auf 53.400 Euro. Noch teurer ist der Z1 als rare und begehrte Alpina-Version.
Nicht nur die Exoten aus der Wendezeit sind plötzlich gefragt. Auch frühere Brot- und Butter-Autos wie der VW Golf II oder der Polo II haben den Tiefpunkt ihrer Wertkurve erreicht und steigen im Wert. Als Coupé-Version etwa ist ein gepflegter Polo II heute nicht mehr unter 4.500 Euro zu bekommen – ganz schön viel Geld für ein Auto, das wegen seiner kargen Ausstattung schon damals eher etwas für Minimalisten war.
Praktisch, sparsam, einfache Technik
Doch Kenner schätzen diese Fahrzeuge. Zum einen sind die Autos der späten 80er und frühen 90er Jahre – anders als viele Oldtimer – meist vollkommen alltagstauglich. Mit einem 75 PS starken Golf II kann man locker im Stadtverkehr mitschwimmen. Der Spritverbrauch ist oft moderat – die Autos wiegen wenig, und haben nur wenige Energieverbraucher wie die Klimaanlage an Bord.
Und: Ende der 1980er kamen die ersten geregelten Katalysatoren. Aufs H-Kennzeichen muss für halbwegs erträgliche Steuersätze damit in vielen Fällen nicht mehr gewartet werden. Auch die Fahrverbote in Umweltzonen sind für solche Autos kein Problem.
Ebenfalls wichtig: Youngtimer sind verhältnismäßig leicht zu reparieren. Die Bordelektronik und die Anzahl der Steuergeräte war vor 25 Jahren noch überschaubar, man braucht keinen Laptop anschließen, um Fehler auszulesen. Dafür ist ein Schweißgerät nützlich, an vielen Youngtimern nagt der Rost.
Überhaupt darf man die Kosten für Unterhalt und Wartung nicht unterschätzen. Abgerockte Brot- und Butter-Autos am Leben zu erhalten, ist im Normalfall nicht wirtschaftlich. Die Pflege lohnt sich nur bei ganz speziellen Autos.
Lieber GTI als Basis-Golf
Die Marktanalyse zeigt nämlich auch: Die Nachfrage nach grauen Mäusen mit Buchhalter-Ausstattung hält sich in Grenzen. Gefragt sind eher die Top-Versionen. Für einen Polo G40 (115 PS durch einen leistungssteigernden G-Lader) muss man inzwischen durchschnittlich 8.900 Euro hinblättern.Ein Golf GTI 16 V (Vierventil-DOHC-Motor mit 129 PS) kostet 7.200 Euro, für seinen damaligen Erzrivalen Opel Kadett GSi 16 V (Vierventil-DOHC-Motor mit 150 PS) zahlen Liebhaber inzwischen sogar 8.600 Euro. „Die Leute möchten sportlich fahren”, erklärt Marktexperte Marius Brune.
Viele ältere Oldtimer sinken wieder im Wert. Bei schwach motorisierten Autos aus den 1950er und 1960er Jahren geht die Tendenz nach unten. Das betrifft einst durchaus populäre Marken wie Borgward oder Lloyd. „Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd”, sagte man damals im Volksmund über den Sicherheitsstandard der spartanisch konstruierten Autos.
Vorkriegs-Autos: Fans sterben aus
Mit den 600 Kubikzentimetern und knapp 20 PS eines Lloyd Alexander fuhr man mit 80 Stundenkilometern auf der Autobahn. Heute fahren selbst 40-Tonner schneller. „Wenn Sie da mit Ihrem Lloyd auf der letzten Rille fahren, ist das kein schönes Gefühl”, sagt Brune.
Zudem können die meisten Menschen mit 60, 70 Jahre alten Autos nicht mehr viel anfangen, erst recht nicht mit Vorkriegs-Oldies wie Opel Laubfrosch oder Ford Model T: Wer solche Gefährte in seiner Kindheit auf der Straße gesehen hat, ist heute in der Regel tot.
Die Folge: Viele Uralt-Oldies verlieren an Wert. Bei ihnen beobachtet Classic Data einen stetigen Werteverfall – entgegen dem allgemeinen Trend auf dem Oldtimer-Markt: Alte Autos sind en vogue. Und neuerdings auch die noch nicht ganz so alten.
Weitere Beispiele für begehrte Youngtimer findet Ihr in der Bildergalerie. (Alle Preise gelten für Zustand zwei, Vergleichsjahre 2015 und 2016)
Zum glück habe ich meinen GT noch nicht verkauft, ich hätte vor 2 Jahren so gut wie nichts bekommen - heute sieht das schon ein wenig anders aus 😊. Aber ich hab sowieso eine Lösung gefunden, wie ich ihn behalten kann und trotzdem nicht auf das dritte Auto verzichten muss - und ich will ihn nicht des Geldes Wegen behalten, ein Turbo aus den 90er ist einfach nur cool 😎.
Wie kann den ein Wert "absacken", wenn ein Fahrzeug ca. 2 % an durchschnittlichem Kaufpreis verliert, welcher auf Marktbeobachtung beruht?
Auf den Fotos sind ja fast nur Oldtimer enthalten, was ist denn mit Youngtimern wie Golf III, C-Klasse, Opel Vectra oder etwas exotischer Mazda 626?
Mercedes ist wohl generell eine sichere Bank. Selbst die vor wenigen Jahren noch geschmähten und für ihre Rosterei berüchtigten W210 werden noch wieder steil steigen...dauert noch 5-10 Jährchen...aber dann geht's los.
Bei dem Satz ist mir fast der Kitt aus der nicht vorhandenen Brille gefallen aber es stimmt schon.
Noch wird der Oldiemarkt von Typen beherrscht die in hohem Alter sind und dazu gut betucht. Die interessieren sich dann auch nur für diese hochpreisigen Vorkriegsautos mit denen aber die meisten Menschen im jungen oder mittleren Alter einfach nichts anfangen können.
Lustig das jetzt das was ich und andere Szenebeobachter seit Jahren predigen jetzt auch mal bei so Läden wie Classic Data und Co ankommen 😉
Allein in meinem Bekanntenkreis gibt es mindestens 2 190er, mehrere 124er und andere kommende Klassiker. Die oben genannte Klientel hätte diesen Autos sicherlich keine Wertsteigerung zugetraut aber der Oldiemarkt entwickelt sich eben genauso weiter wie die Leute welche die Szene am leben halten. Menschen sind nun mal "endlich". Die alten sterben und die jüngeren rücken nach die widerum einen anderen Geschmack, Anspruch haben. Seien wir doch mal ehrlich:
Die meisten kaufen sich solche Autos weil Sie diese in Ihrer Kindheit schon immer angeschmachtet haben oder weil Mama und Papa einen hatten.
Welcher Twen würde sich heute einen Vorkriegsoldie anschaffen? Sicherlich die wenigsten. Die meisten in meinem Alter die sich für das Thema Youngtimer interessieren fahren was aus den späten 80ern oder frühen 90ern was zufälligerweise genau der Zeit entspricht in der diese Leute kleine Kinder waren 😉
Zum Thema "Die leute fahren gerne sportlich": Es liegt wohl eher an dem "Prestige" welches die sportlichen Tompodelle mit sich bringen. So einem Buchhalterauto schaut kaum jemand hinterher, den gut ausgestatteten Topmodellen dann schon eher da gerade Enthusiasten die Unterschiede schnell erkennen.
Jau, auch ich habe mir überlegt, ob ich mir nicht als Zweitwagen ein 190er zulegen sollte.
Das Problem ist, einen im guten Zustand und vernüpftigen Preis zu finden.
Die Ausstattung muß für mich unbedingt ein SD haben (ob el. oder manuell wäre egal).
Ob Diesel oder Benziner wäre auch egal.
Woher nehmen die die Preise?
Angebotspreise von Messen oder (online)Börsen?
Echte Kaufpreissammlung wie sie z. B. von Gutachterausschüssen der Kreise für Grund und Boden ermittelt werden? Da liegen echte Kaufverträge zu Grunde.
Einfach mal ins Blaue geschossen?
Vielfach werden die Oldies bei den Sammlern "geschachert". Ein Auto gegen ein oder zwei weitere. Selten gibt es echte Verkäufe. Bei hochpreisigen Fahrzeugen wird darüber geschwiegen.
Also....woher kommen die Werte?
Jo, bei den oben aufgeführten Modellen ist es eigentlich schon zu spät aufzusteigen. Die sind schon preislich gut unterwegs.
Wenn man auf Wertsteigerung aus ist, dann muss man JETZT günstige Autos kaufen. Sowas wie den Käfer oder die Ente in den 90er Jahren. Da wollte die keiner mehr haben. Jetzt sind sie kultig und steigen im Wert...
Ich habe mir auch schon überlegt ob ich mir nicht eine Halle miete und darin 30 Corsa B unterstelle. Das günstigste Gebrauchtfahrzeug auf dem Markt. 😆 In fünfzehn Jahren bestimmt wieder so kultig, weil man so ein Ding im Studium gefahren ist. Ist nicht ganz ernst gemeint von mir, aber so ungefähr funktioniert das Ganze.
Auf jeden Fall. Ich fand das Design schon immer klasse, auch wenn das bei vielen nicht so gut ankommt. So viele gute Exemplare gibt es ja eh nicht mehr. Noch kriegt man einen E55 AMG für unter 10.000.
Aber nicht alle zur gleichen Zeit auf den Markt werfen, sonst versaust dir noch den Schnitt.😜
Ich kann es ja auch aufteilen. 15 Corsa B und 15 Twingo I. 😆
Und jedes Jahr wird wieder ein Ascender-Corsa versteigert und erreicht ungeahnte Höhen.
Um unverwechselbar zu werden, solltest du es machen wie dieser Berliner 124er-Händler mit Schäferhund und gelber Schrift in der Tiefgarage. 😆
Die erste Twingo hat sicher Potential.
😆 Gab es nicht auch einen Händler, der seine schon etwas betagte Frau im Minirock und eindeutiger Pose vor den Autos ablichtete? 😆
Mein Stiefvater hatte vor 3 Jahren einen 1994er Integrale gekauft, heute werden diese in einem gleichwertigen Zustand für fast das doppelte angeboten und die Krücken und schmalen Integrale's sind jetzt inzwischen auf dem Niveau von dem, was mein Stiefvater bezahlt hat - das hätte ich niemals gedacht 😱. Und mein Cousin hat seinen vor 10 Jahren für 13'000Fr verschenkt... Gurkt ihn heute noch an 😆.
Für mich iat ein 2er oder 3 Goof, Polo Corsa Fiesta kein Youngtimer. Es sind einfach Überlebender einer Ära, die es technisch eigentlich nicht geben sollten...