Renault Captur TCe90: Test
Von der Schmetterlingstür zur Schublade
Mit dem Captur fährt Renault auf der Fährte des Nissan Juke. Um das Besonders des französischen Crossover zu finden, muss man allerdings sehr genau hinschauen. Ein Test.
Berlin - Der Renault Captur ist ein Mini-SUV auf den Fersen eines Monster-Trends. Mit bunten Lacken, schlauen Ideen und sparsamen Motoren will er dorthin fahren, wo Nissan Juke und Opel Mokka bereits sind. Ob ihm das gelingt?
Blech und Form
Zwischen Traum und Wirklichkeit liegen meist Welten. Beim Renault Captur sind es zusätzlich zwei Jahre, zwei Türen, ein Dach und jede Menge Seile. Denn bis auf den Namen und den Riesen-Rhombus im Grinse-Grill hat die aufregende Studie vom Genfer Salon 2011 eigentlich alles an die Serien-Wirklichkeit verloren. Aus der knubbelig-schlanken Design-Überraschung wurde ein konventioneller Mini-Van mit modisch hochgelegter Karosserie.
Doch ein Renault wäre kein Renault, wenn er sich nicht ein wenig Schrulligkeit bewahrt hätte. Natürlich gibt es das abnehmbare Hardtop nicht in der Serienversion. Doch als kleinen Trost bieten die Franzosen einen zweifarbigen Lack an, wie wir ihn von Kleinwagen à la Opel Adam, Audi A1 und Skoda Fabia kennen.
Was wir nicht kennen, ist die 11 Liter große Schublade, die alle Handschuhfächer dieser Welt klein und unübersichtlich erscheinen lässt. Wer sich für einen bunten Innenraum entscheidet, kann sich auf diese Weise ein bisschen vom futuristischen Konzept-Interieur in seinen Captur retten. Ziemlich praktisch und ebenfalls neu: Die abnehmbaren und waschbaren Sitzbezüge nach dem Ikea-Ektorp-Prinzip (400 Euro ab Ausstattung Dynamique).
Ansonsten hängt der Grad der Extravaganz stark von der Farbenfreude des Kunden ab. Wer mag, kann zum bunten Dach auch farbige Leisten und Einfassungen für den Innenraum bestellen. Bunte Schnüre am Zeitungshalter erinnern an die kreuz und quer gespannten Seile der Studie. Als Hängematte können diese aber nicht dienen. Wer einen einfarbigen Basis-Captur bestellt, kann hingegen problemlos ins deutsche Straßengrau eintauchen.
Koffer und Raum
Der Captur ist weder Van noch SUV. Er ist eines dieser modernen Zwitterfahrzeuge, die zwischen den Segmenten fahren. In der Renault-Palette positioniert er sich mit einer Länge von 4,12 Metern zwischen Clio und Clio Grandtour, mit denen er sich auch die Plattform teilt.
Während das Konzeptfahrzeug nur zwei Sitzplätze hatte, passen in den Straßen-Captur fünf Personen. Wenn diese auch noch ein paar Einkaufstüten transportieren wollen, müssen sie nicht nur eng zusammenrücken, sondern auch ihre Beine nah an den Bauch ziehen. Dann kann die Rückbank um bis zu 16 Zentimeter nach vorn geschoben werden. Das Kofferraumvolumen steigt auf bis zu 1.235 Liter. Zum Vergleich: In den Nissan Juke passen 207 bis 830 Liter.
Besonders praktisch ist der umdrehbare Kofferraumboden. Den gibt es erst ab der zweiten Ausstattungsvariante Dynamique (dann inklusive), doch dafür garantiert er reuelose Transporte von nassen Gummistiefeln.
Ganz und gar nicht praktisch und im bunten Captur so passend wie Dreadlocks auf einem Metal-Konzert: Die Lautstärkeregler rechts unterhalb des Lenkrads, die nicht nur klobig aussehen, sondern auch noch unpraktisch sind, weil man für jedes Volume-Strichlein einmal fest drücken muss. Für schnelle Lautstärkenwechsel sind sie also ungeeignet. Die Regler gibt es bei Renault übrigens seit 1983, damals im Renault 11. Auch die Platzierung des Tempomat-Knopfes (Serie ab Basis) in der Nähe der Handbremse ist unpraktisch und führt den Blick viel zu weit weg von der Straße.
Kraft und Quelle
Ganz modern und zeitgemäß ist der 90 PS starke 0,9-Liter-Dreizylinder, der den Captur auf bis zu 171 km/h beschleunigt. Bei unserer Testfahrt haben wir das selbst bergab auf der Autobahn nicht ganz geschafft. Auf gerader Straße war bereits bei 160 km/h Schluss.
Aber der kleine Benziner hat auf der Autobahn auch nur in Ausnahmefällen etwas zu suchen. Denn der drehfreudige und für Dreizylinder-Verhältnisse recht leise Motor hängt an einem Fünfgang-Getriebe. Das beendet Spargedanken schon kurz hinter den variabel verstellbaren Einlassventilen, und treibt den Verbrauch auf der Autobahn auf über acht Liter. Der Normverbrauch liegt bei 5,0 Liter, der CO2-Ausstoß beträgt 115 Gramm je Kilometer.
Das Getriebe hat uns generell nicht überzeugt. Vor allem der erste Gang sorgte durch seine ungewohnte Übersetzung für schmerzfreie, aber unangenehme Zuckungen bei den ersten Anfahrten. Auch an die sehr kurzen Schaltgassen muss man sich erst gewöhnen. Wir empfehlen allen Käufern, auch den Vierzylinder-Benziner mit 120 PS und Doppelkupplungsgetriebe sowie den 90-PS-Diesel Probe zu fahren.
Fahr und Spaß
Mit dem SUV-Trend ist es ein bisschen so, wie mit den großen schwarzen Kunststoffbrillen. Selbst die, die gar keine Brille brauchen, wollen eine haben, dann eben mit Fensterglas. Das gleiche gilt für Mini-SUV wie den Captur. Jeder will eins haben, nur wenige brauchen eins. Das bedeutet: erhöhte Bodenfreiheit (17 Zentimeter): ja; ein paar Plastikplanken: klar. Offroad-Ausrüstung wie Allradantrieb? Fehlanzeige. Während Opel den Mokka-Kunden zumindest noch einen 4x4-Antrieb anbietet, lässt Renault das ganz. Das liegt daran, dass er zum einen gar nicht in den Captur passen würde und zum anderen im Kleinwagen-Kreis ohnehin kaum jemanden Allrad bestellt.
Das Fahrwerk des Captur ist schwammig und unkomfortabel. Die Insassen werden entweder mit kleinen Stößen malträtiert oder bei langen Bodenwellen weich geschunkelt. Auch die Lenkung kann nicht überzeugen, ist unpräzise und trübt den Fahrspaß.Ende und Urteil
Dem Captur fehlt es auch ohne Concept nicht an Originalität. Diese steckt zwar nicht unbedingt in der Karosserie, aber in vielen schlauen Details. Bei Motor und Fahrwerk darf Renault gerne noch nachbessern, auch wenn der Captur weder ein Reiseauto noch ein Offroader ist. Aber auch Großstädter mit Fensterglas-Brille freuen sich über ein wenig Fahrspaß und Komfort.
Technische Daten Renault Captur TCe 90
- Motor: 0,9-Liter-Dreizylinder-Benziner
- Leistung: 90 PS
- Max. Drehmoment: 135 Nm
- Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
- 0-100 km/h: 13 s
- Länge x Höhe x Breite in m: 4,12 x 1,78 x 1,57
- Radstand: 2,61 m
- Verbrauch: 5,0 l
- CO2-Emissionen: 115 g/km
- Kofferraumvolumen: 377 - 1.235 l
- Leergewicht: 1.181 kg
- Preis: 15.390 Euro
Super Beschreibung! 😆
Die Kritikpunkte mit dem Tempomaten und mit der Radiofernbedienung kann ich als langjähriger Renaultfahrer nicht verstehen, dabei ist z.B. die Kritik an der Positionierung des Umschalters für Tempomat/Tempobegrenzer ja auch im Megane schon dagewesen. Was in den Berichten natürlich nicht gesagt wird: die meisten werden diesen Knopf EXTREM selten verwenden. Denn eigentlich ist es eben nur ein Umschalter... die eigentliche Steuerung des Tempomaten läuft ja vollständig über die Schalter im Lenkrad. Und die sind ja hoffentlich gut genug sichtbar :-P
Die Bedienung des Tempomaten über Lenkradwippen halte ich übrigens für ergonomisch gut, es führt aber dazu, dass man dort eben nicht die Lautstärke/Radiofunktionen steuern kann, wie es bei anderen Herstellern inzwischen üblich ist. Ob der Bediensatellit nun toll aussieht... ist sicher geschmackssache. Aber wenn man einen Knopf benutzt um die Lautstärke zu ändern, dann macht es doch sicherlich Sinn dass die Lautstärke sich damit fein, also in den minimalen Skalenschritten verändern lässt. Wenn man gerne mehr haben will, dann kann man den Knopf gedrückt halten... dann werden aus einem Schritt eben nacheinander ganz viele 😉 Dieses Prinzip eines Tasters für Lautstärkeregulierung ist ja nun keine Spezialität der Franzosen, sondern findet man doch an fast allen modernen Geräten genau so: Laptop, so manche Kompaktanlage/Ipod Station, Handy, Mp3 Player. Habe noch nie davon gelesen, dass jemand an seinem Smartphone einen klassischen Drehregler haben möchte (auch wenn ich das als Hifi-Enthusiast mal ganz witzig fände). Und wenn es doch mal auf die Schnelle ganz leise werden soll, dann gibt es am Satelliten ja zumindest eine Mute-Taste.
Die restlichen Kritikpunkte mag ich (oder kann ich) nicht beurteilen, aber diese beiden lesen sich für mich eher wie "was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht". So wie von Fahrern deutscher Fahrzeuge die Steuerung des Lichts über den Lenkstockhebel lange Zeit kritisiert wurde, weil man lieber einen schlecht sichtbaren Drehschalter auf Kniehöhe haben wollte - oder eben andersherum wie in meinem Falle ;-) Dieses Problem wurde ja glücklicherweise durch die fast flächendeckende Ausrüstung mit Lichtautomatik entschärft :-P
Aber trotz den erwähnten Mängeln verkauft es sich blendend. Also scheint es sich hier um recht subjektive Punkte zu handeln😉. Mich täten nur die hinteren Trommelbremsen stören. Weil die auch beim 120psigen vorhanden sind🙁.
Meine Schwiegereltern fahren seit einem halben Jahr einen Captur, 0.9Tce mit Dynamique-Ausstattung.
Den Testeindruck zu Motor, Fahrwerk und Platzangebot kann ich nach eigenen Erfahrungen so unterschreiben.
Der Motor hat zwar genug Drehmoment, aber auch einen relativ hohen Durst (wo ist dort der Fortschritt geblieben?!) mit knapp 7,5-8 Litern/100km.
Der Kofferraum ist "ok", das Platzangebot vorne und hinten "so lala" (wenn man mit dem etwas kürzeren Meriva vergleicht, hat der Renault deutlich weniger Platz), die Verarbeitung stimmt größtenteils (die hinteren Hartplastiktürverkleidungen finde ich persönlich sehr unschön).
Ist ein auf "hip" gemachtes Fahrzeug, was vor allem durch seine unpraktische Art auffällt, das harte Fahrwerk, der durstige Motor und das geringe Platzangebot lassen das Auto unter objektiven Maßstäben nicht gut aussehen.
Was entwickeln die eigentlich so lange?
Ich kam auf rund 5 Liter bei meinem 2002er Benziner KompaktVan auf der Autobahn ...
Und heute Modernste Technik und.. fressen eher noch mehr o.O
Und das wäre oder war?
Ach isses denn so schwer aufs Profil zu schauen.. genau der isset....
oder da https://www.spritmonitor.de/de/detailansicht/539102.html
(Mitm Diesel wär ich sicher 1-2L besser dran gewesen ^^. War aber meist eher so 120-130 und nur einige abschnitte Max (Richtgeschwindigkeit), aber realistisch halt und nur ein paar km Stadt bei gewesen.)
Kann doch net so schwer sein Moderne Autos sparsam zu bauen... wenn die eh schon bei 160 Schluss machen versteh ich nicht wieso die soviel Sprit fressen müssen. Ist doch traurig oder.
Nur im deinem Profil seh ich nichts😉. Und zu "Blog" schau ich nicht immer.
Aber jetzt weiß ichs😎.
Ach Gott, immer diese Fahrberichte von der abhängigen Presse.
Ich empfehle jedem Interessenten, sich nicht von so einem Bericht abschrecken zu lassen, sondern selber mal zu fahren und sich fragen, ob der Tester wirklich einen Captur gefahren ist.
Weder Lenkung, noch Fahrwerk kann ich so bestätigen.
Ich war vor 2 Wochen auf südtiroler, sehr kurvigen Landstraßen unterwegs und die Kiste hat echt Spaß gemacht, um die Kurven zu heizen. Klar, wer den Komfort einer S-Klasse, kombiniert mit einer Straßenlage vom LaFerrari erwartet, wird maßlos enttäuscht sein.
Kann es sein, dass der Autor Probleme mit dem Schalten vom Getriebe hatte, nachdem er ausgiebigst das Weiterkommen der deutschen Elf gefeiert hatte? Kann Probleme bei der Schalterei (bin neben meinem dci auch länger den TCE90 gefahren) in keinster Weise nachvollziehen.
Ach ja, zum saufenden Captur:
DAS AUTO, der Polo Cross, nur ein halber Abklatsch vom Captur, mit Benziner, braucht lt. Spritmonitor 6,71l.
Der stärkere Captur 90PS Benziner 6,85l.
Ich kann nur wiederholen: einfach unvoreingenommen mal eine Testrunde fahren.
Verstehe ich jetzt nicht bei SM ist dein 2002 mit 8,9 im Durchschnitt angegeben?
den Cross Polo ein halben Abklatsch zu nennen ist ja schon frech 🙄
VW ist mir egal aber für so ein Franzosenschreck wär mir den Geld zu schade 😆
Ähm ich fahr fast nur Stadt.... 99,9% und oft strecken unter 6km (Kundenbesuche)....
Drum bezog ich es auf die Autobahn. Da fuhr ich in einem rutsch.
Du argumentierst in deinen beiden Postings auf der Grundlage eines einzigen Benutzerbeitrages. Da du bereits selbst auf den Spritmonitor verwiesen hast, hier mal der dortige Verbrauchsdurchschnitt vom Captur mit dem TCe 90.
https://www.spritmonitor.de/.../1305-Captur.html?...
Gruß
Danke. Und welcher davon ist unter 5L ? 😉
Vorhin stand hier jedenfalls noch was von 8L könnte ich schwören... also beim Test.
Aber die bei SM angegebenen 5,54L/100km sind dennoch kein Fortschritt für 12 Jahre Entwicklung oder? 😉
Aber immer noch besser als 8L ja
Und Sorry das ich Dir nur einen Messwert für Autobahnfahrt liefern kann.. ich fahr sonst nie Autobahn....