Zehn Fakten zu US-Autos
Von riesigen Spoilern und bunten Stoßstangen
Diese Autos sind so amerikanisch wie Böller, Barbecue und ein Bud Light am 4. Juli. Hier findet Ihr 10 Mal unnützes Wissen zu den coolsten Ami-Schlitten.
1. Dodge gives you wings
Als pure Gewalt nicht half, verlieh Dodge dem Charger Flügel: Nach den schlechten Ergebnissen des Nascar-Renners „Charger 500“ mit 7,0 Litern Hubraum setzte der Hersteller auf Aerodynamik. Eine schnittige Nase sollte fortan den Luftstrom am Motorraum vorbeileiten, ein riesiger Spoiler das Heck fest auf den Boden pressen. Das Ergebnis bekam den Namenszusatz Daytona – im gleichnamigen Ort traf sich damals die Rennsport-Szene.
Über die Ausmaße des Spoilers gibt es verschiedene Gerüchte. Ein relativ neues besagt, nur so konnte der Renn-Charger dem Nascar-Reglement entsprechen, nach dem der Kofferraumdeckel zu öffnen sein musste. Tatsächlich thront die Theke aber aus anderen Gründen knapp 60 Zentimeter über den Rückleuchten: Die Testfahrer konnten so die besten Rundenzeiten erreichen.2. All rise for the Judge
Pontiac fuhr 1969 die Konkurrenz davon: Selbst das Topmodell GTO konnte nicht mit dem Plymouth Roadrunner mithalten. Um wieder konkurrenzfähig zu sein, rissen die Ingenieure alle überflüssigen Sonderausstattungen aus dem Muscle-Car. Mit Gewichtsersparnis, „Ram Air III“-Motor, „Rally II“-Rädern und Hurst-Shifter wurde der GTO zum „Judge“ (dt: Richter).
Das Sondermodell kostete trotz schlechterer Ausstattung 332 US-Dollar Aufpreis. Der Name stammt aus der Fehrnsehsendung „Rowan & Martin’s Laugh-In“: Einem der Verantwortlichen von Pontiac gefiel die Zeile „Here come de Judge“. Der Hersteller übernahm den Namen und warb mit Sätzen wie „All rise for the Judge“ („Bitte erheben Sie sich für den Richter“) oder „The Judge can be bought“ („Der Richter ist käuflich“).
Das Werbevideo für den coolsten GTO mit Musik der Band Paul Revere and the Raiders gilt als eines der ersten Rockmusik-Videos.
3. Der GTO möchte Italiener sein
Noch einmal Pontiac: Das Kürzel GTO ist lange nicht so amerikanisch wie das Auto. Pontiac spickte damals bei Ferrari – das Muscle-Car ist nominell ein italienischer Gran Turismo Omologato, ein Homologationsmodell für die GT-Serie.
Das machte die Medien neugierig: 1963 testete das US-Automagazin „Car and Driver“, ob Ferrari oder Pontiac den besseren GTO baut. Aus Angst vor einem vernichtenden Ergebnis schickten die Amerikaner einen getunten GTO in die Redaktion. Mit 6,9 statt 6,4 Litern Hubraum konnte der Pontiac „erstaunlich gut mit dem springenden Pferd mithalten.“
4. Bill Cosby und Carrol Shelby
Wir kennen US-Comedian Bill Cosby in erster Linie wegen seiner bunten Pullover und witzigen Grimassen. Der Fernsehstar („The Bill Cosby Show“) ist aber ein Autonarr: Schon früh hatte er ein Faible für europäische Autos, die eigentlich viel zu schnell für amerikanische Straßen waren.
Tuning-Legende Carrol Shelby wollte ihm deshalb zeigen, wie schnell amerikanische Autos sein können. Er baute zwei 1963er Cobras mit 7,0-Liter-V8, zwei Paxton-Kompressoren und 900 PS auf. Eine behielt Shelby, die andere bekam Cosby. Wie es dazu kam, erzählt der Fernseh-Arzt in diesem Video:
5. Die Rückleuchten-Spender von Eleanor
Der wohl bekannteste Mustang trägt den Namen einer First Lady: In der Neuverfilmung von „Nur noch 60 Sekunden“ versucht der Autodieb Memphis Raines (Nicholas Cage), einen 1967er Shelby Mustang GT 500 mit dem Code-Namen Eleanor zu stehlen.
Neben der Leistungssteigerung und der Frontmaske änderte Carrol Shelby die Rückleuchten von Fords Pony Car. Doch die unterscheiden sich je nach Baujahr: Der Film-Flitzer trägt Hecklampen eines Mercury Cougar. Ein Modelljahr später kamen sie dann vom 1966er Ford Thunderbird.6. AMC macht auf groß und böse
Von 1968 bis 1970 war der AMC AMX nur auf dem Papier ein Muscle-Car: Nur zwei Sitzplätze und ein kurzer Radstand veranlassten die Presse, das Coupé als Corvette-Konkurrenten zu sehen. Davon angespornt machte AMC auf böse und stellte die „Big Bad AMX Packs“ vor.
Dahinter verbarg sich aber weder Kompressor noch Hubraum, sondern nur etwas Farbe: Je nach Paket lackierte AMC die Stoßstangen des AMX in „Big Bad Green“, „Big Bad Blue“ und „Big Bad Orange“. Immerhin sind das die coolsten Namen für Autolacke, die wir je gehört haben.
7. Keine 1983er Corvette
Eigentlich sollten die ersten Exemplare der vierten Corvette-Generation als 1983er-Modell ausgeliefert werden. Die US-Regierung verschärfte aber kurz vorher die Emissionsgesetze. Alle Corvettes aus diesem Modelljahr sind Prototypen, die meisten wurden zerstört. Nur die allererste hat überlebt und steht im National Corvette Museum.
8. Das zweiteilige Fenster der Corvette C2
Chevrolet stellte 1963 die zweite Corvette-Generation vor, überarbeitete sie aber wenig später wieder: Ab 1964 entfiel das "Split Window", also die zweigeteilte Heckscheibe des US-Sportlers.
Dieser Entscheidung ging ein Streit voraus. Zora Arkus-Duntov war damals der Chefingenieur der Corvette. Er empfand den Steg zwischen den beiden Fensterteilen als unpraktisch. William Mitchell, damals GM-Chef-Designer, fand ihn schön. Er änderte seine Meinung erst nach der Premiere: Als Mitchell die ersten Meter im Stadtverkehr fuhr, sah er seinen Fehler ein. Heute zählt die Split-Window-Corvette zu den begehrtesten und teuersten Versionen des Zweisitzers.9. Der Elektro-Lincoln von Neil Young
Musiklegende Neil Young liebt Straßenkreuzer genauso sehr wie die Umwelt. Normalerweise lässt sich beides nur schwer kombinieren. Deshalb investierte Young in einen Kompromiss: Für 120.000 US-Dollar ließ er einen Lincoln Continental von 1959 zu einem umweltfreundlichen Cruiser umbauen.
Das Ergebnis heißt LincVolt und ist ein „Elektroturbinen-Biodiesel getriebener Langstrecken-Straßenkreuzer". Das Antriebskonzept ähnelt dem eines Opel Ampera. Ein kleiner Biodiesel-Motor lädt die Batterien eines 150-kW-Elektromotors. Laut Young trinkt das Fahrzeug 40 Prozent weniger Sprit als ein Toyota Prius - obwohl das Sechs-Meter-Ungetüm das Doppelte wiegt. Die Reichweite beträgt rund 650 Kilometer. Laut Young kommt es auf das Cruisen an - nicht auf die Geräusche dabei.
Der LincVolt brannte vor einigen Jahren bei einem Ladevorgang ab.
10. Der Dodge von Al Bundy
Schuhverkäufer Al Bundy (Ed O'Neil) aus der Serie "Eine schrecklich nette Familie" liebt großbusige Frauen, hasst seinen Job und steht auf echte Amis: Ein 1974er "Dooooodge" Dart ist über 259 Episoden sein mehr oder weniger treuer Wegbegleiter. Er wird aus Geldmangel nie gewartet, mit einem Schraubendreher gestartet und wechselt im Laufe der Serie mehrfach sein Baujahr und die Farbe.
Tatsächlich handelt es sich bei dem Bundy-Mobil aber um ein anderes Chrysler-Derivat: Der "No Ma'am"-Gründer fährt einen 1972er Plymouth Duster. Das sorgt für viel Diskussionsstoff in der Fangemeinde - und einen Witz in der 200. Folge: Das Auto verschwindet in der Autowäsche. Das Fundbüro hat keinen Dodge auf dem Parkplatz, aber einen Plymouth. Bundys Reaktion: "Ich will aber keinen Plymouth, ich will meinen Dodge!"
Quelle: Jalopnik, Götz Leyrer
Die ersten aerodynamisch verbesserten NASCAR-Wagen waren aber Mercury Cyclone II und Ford Torino Talladega... gegen die sah dann der Charger 500 keine Sonne und dann kamen Charger Daytona und der Superbird.
Außerdem übersetzen die Amerikaner GTO im Gas Tires Oil 😉 das andere kann eh keiner aussprechen
Der Charger mit dem roten Flügel ist doch total abartig 😊
Bin ein bekennender V8 Fan und mag besonders die US Autos aus den 70er Jahren. Mit oder ohne Spoiler einfach nur klasse. Diese "Ausrutscher" in der Aerodynamik gab es nicht nur in den USA, ob BMW, Opel oder andere Hersteller in Europa konnten das auch. Siehe Foto.
So ein Auto stand da aber nicht regulär beim Händler und konnte genau so gekauft werden.
Dodge Charger Daytona und Plymouth Superbird hingegen schon 😊
Also der Charger mit Riesenspoiler ist irgendwie schon ziemlich heiß 😉 Allemal besser was heute den Namen "Charger" auf dem Kofferraumdeckel trägt.
Constantin, vielen Dank für den außergewöhnlichen Artikel. Es hat mich sehr gefreut das zu lesen, mit den vielen kleinen Anekdoten. Man hätte wohl den zig millionsten Artikel über die coolsten Muscle Cars jener Zeit schreiben können, aber das wäre total langweilig, wenn man so wie ich die Presse in den letzten Jahren verfolgt hat.
Ganz besonders hat mich das verlinkte Werbevideo für den Pontiac Judge gefreut.
Ich hätte ihn wohl auch anders designed (den neuen). Der durchgehende Kühlergrill mit den versteckten Scheinwerfern ist einfach nur ultra scharf und böse.
Aber bei Dodge gibt es ja bereits ein Retro-Modell, und für zwei Retro-Modelle, die sich stark ähneln gibt es keinen Platz. Der eine macht auf modern, der andere auf retro. Hat beides seine Existenzberechtigung. Und jetzt, wo beide Modelle gefaceliftet wurden, machen die auch richtig was her. Auch vom Innenraum. 😉
Die Originalen Muscles gefallen mir natürlich auch besser, müssen jedoch mit den Macken ihrer Zeit auskommen und sind mittlerweile unerschwinglich geworden.
Warum legt Chevrolet, so wie Ford beim Mustang, nicht eine C2 "Split Window" Revival Edition auf? Ist doch sowas von einem genialen Teil und würde sich bestimmt auch als Remake verkaufen. 😎
Aber bitte nicht mit dem Rest der Optik der C7... *würg*
Die C2 ist kult. So eine elegante Corvette gab es nie wieder. 😉
gibts doch: Rossi SixtySix, nicht von GM sondern von Rossi Motor Company auf Basis der C6
http://www.carbodydesign.com/archive/2010/06/rossi-sixtysix/
http://www.motorvision.de/.../...66-corvette-vision-david-r-99227.html
http://www.purerossi.com/images/white_showroom.jpg
Hmm, ist aber ein schlechtes Remake.... Gefällt mir nicht 🙁
Wenn in diesem Forum etwas Tradition hat, dann, dass keine News ohne Fehler veröffentlicht wird.
Schon beim schnellen Überfliegen des Textes und dem flüchtigen Betrachten des „Shelby-Rückleuchten“ Fotos sollte eigentlich auffallen, dass die '66er Thunderbird Leuchten komplett anders aussehen und somit nicht das Heck des '68er GT500 verzieren – aber immerhin wurde wenigstens das richtige Auto als Rückleuchten-Spender identifiziert, nur war's nicht der '66er, sondern der '65er…
PS: Warum der Beitrag unter der Rubrik „Muscle Cars“ veröffentlicht wurde, obwohl sieben der zehn vorgestellten Autos nicht einmal im entferntesten etwas mit Muscle Cars zu tun haben, wird wohl auch ein ewiges Geheimnis der Redaktion bleiben.
Ja nur 3 der obigen Autos sind Muscle Cars. "Nicht einmal im entferntesten etwas mit Muscle Cars zu tun haben" trifft auf die anderen aber nicht zu 🙄
Is ja witzig...
Als ich den Artikel gelesen habe habe ich mit gleich gedacht, dass gleich wieder der Norske ums Eck kommt um auf irgendwelchen MINI-Fehlern rumzuhacken. Wenn in diesem Forum etwas Tradition hat, dass das! 🙄
Mir gefällt der Artikel.