Elektromobilität in Norwegen
Von wegen, Norwegen. Hier fährt die Elektrozukunft schon
Deutschland will 2020 eine Million Elektroautos auf der Straße, und alle sagen: Das geht nicht. Norwegen macht es einfach. Eine Reportage aus dem skandinavischen Elektro-Wunderland.
Haaland fährt heute Tesla Roadster und ist einflussreicher Präsident der „Electric Vehicle Union“. Fünf Prozent der jährlich 120.000 in Norwegen verkauften Neuwagen sind Elektroautos. Weitere sechs Prozent Hybride. Norwegen wird in Kürze 10.000 Elektroautos haben, doppelt so viele wie das 16x so große Deutschland. Tendenz weiter steigend.
Energie im Überfluss
Norwegen ist ein reiches Land, dank des Erdöls. 98 Prozent des Stroms stammen aus Wasserkraft, Energie gibt es im Überfluss. Eine Kilowattstunde kostet nur rund sieben Cent.
Anfangen, wenn es keinem weh tut
Norwegen will die Elektromobilität; aus Umweltgründen, und um diesen Energieüberschuss besser nutzen zu können. „Wenn Sie etwas durchsetzen wollen, müssen Sie früh genug damit anfangen“, sagt Ola Elvestuen, Stadtrat für Verkehr in Oslo. Dann nämlich, wenn es niemandem weh tut. 1996 gab es fast keine Elektroautos; in dem Jahr wurden die Steuern für E-Autos abgeschafft, zudem befreite die Stadt Oslo Elektroautos von Park- und Mautgebühren.
Sie sparten aber vor allem beim Preis und profitieren vom verbesserten E-Auto-Angebot. Wer in Norwegen ein herkömmliches Auto kauft, zahlt einmalig astronomische Umweltsteuern, auf den CO2-Ausstoß, den NOx-Ausstoß, auf Hubraum und Fahrzeuggewicht. Das macht die steuerbefreiten Elektroautos konkurrenzfähig. So kostet ein Nissan Leaf (ca. 36.500 EUR) weniger als ein vergleichbar ausgestatteter Golf (ca. 39.200 EUR). Selbst ein neuer VW Polo kostet in Norwegen über 30.000 Euro,
Die Menschen sind an diese hohen Umweltsteuern gewöhnt. Ein Taxifahrer erzählt: "Mein Bruder lebt gut davon, gebrauchte Luxuslimousinen aus Deutschland zu importieren. In Norwegen verkauft er sie mit 3.000 bis 5.000 Euro Gewinn weiter. Ein guter Mercedes steht höchstens ein paar Tage auf seinem Hof."
Oslo will Europas grünste Hauptstadt werden
Im Osloer Rathaus mochten sie die Idee vom saubersten Großstadtverkehr Europas. Bis Ende 2012 bietet die Stadt über 500 kostenlose Lade- und Parkmöglichkeiten für Elektroautos.
Aus Kostengründen verzichtet Oslo auf Schnellladesäulen; die normalen Anlagen sind einfach und elegant. „Sie mussten gut aussehen, damit die Osloer sie akzeptieren“, sagt Ola Elvestuen und ergänzt: "Den Strom zu verschenken ist viel billiger, als ihn abzurechnen." Überhaupt sei das Programm sehr billig: „Ein Wasserstoff-Bus kostet über eine Million Euro. Wir haben fünf, London hat fünf. Alle Ladesäulen zusammen haben weniger gekostet“.
Elektroauto-Schwemme?
Die Politik garantiert die Privilegien zunächst bis 2018, sagt Verkehrspolitiker Elvestuen. Sollten irgendwann die Busspuren verstopft sein, werde man aber handeln. Der Mann meint es ernst: „Wenn die Parkplätze für Elektroautos nicht mehr reichen, werden wir den Parkraum für die anderen Autos verknappen“.
Wer verschmutzt, zahlt
Was macht Norwegen anders? Ein einfaches, konsequentes Prinzip: Wer verschmutzt, zahlt. Wer sauber fährt, zahlt nicht. Und es wird weiter investiert. Bis 2015 entstehen 250 Schnelladestationen. Jeder Fleck Norwegens soll dann mit dem Elektroauto erreichbar sein. Für Ruune Haaland soll das erst der Anfang sein: „Wir haben 1.780 Tankstellen in Norwegen“, sagt er. Er wird erst zufrieden sein, wenn er seinen Tesla an genauso vielen Stationen aufladen kann.
Trotzdem will Deutschland 2020 eine Million Elektroautos auf den Straßen haben; es weiß nur niemand, wie das gehen soll. Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer fordert Unerhörtes: Vorrang für Elektroautos auf Busspuren, besondere Parkplatzangebote. Vielleicht war der gute Mann ja in Norwegen – da haben sie es einfach gemacht.
Hinweis: Alle mit EVU gekennnzeichneten Bilder © EVU/Victor Jaeger. Die Gesprächstermine wurden von Nissan Nordic und der EVU arrangiert.
Quelle: MOTOR-TALK
In Norwegen gab es schon immer Parkplätze mit kostenloser Stromversorgung, um den Kühler der parkenden Fahrzeuge warm zu halten (bei -30 C ist das besser). Bei solchen Infrastrukturen fällt es leicht, an eine Voll-elektro-mobilität zu denken.
Also ich kann (zumindest für FFM/Köln) sagen das dies wahrlich schwer wird. Es ist eh schon schwer freien (oder bezahlbaren) Parkraum zu bekommen bzw. neu zu schaffen, wie will man dann den eh schon knappen Raum für e-Fahrzeuge nutzen ?
Und Busspuren ? Mir wäre nicht bewusst das es davon viele geben würde .. oder ich habe was verpasst.
Oh doch in Dortmund, die sind allerdings immer zugeparkt.
Keine Frage ich unterstütze die Idee von e-Autos besonders in städtischen Gebieten aber so einfach wird das in Deutschland nicht. Was natürlich nicht bedeutet man sollte das Thema nicht vorantreiben !
Ich halte generell wenig von Elektrofahrzeugen mit Akkus als Energiespeicher. Wir verbrauchen Rohstoffe für diese Akkus, die seltener sind als Erdöl, müssen unheimlich viel Energie schon in die Produktion stecken nur um sie dann um die 5 Jahre lang nutzen zu können. Nach dieser Zeit soll der Akku nämlich noch 50% seiner Kapazität haben. Dann werden aus 140 km Reichweite nur noch 70 km.
Ich bin durchaus der Meinung, dass die Zukunft nicht in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren liegt, aber auch nicht in Elektro-Fahrzeugen mit Akkus. Dann noch lieber Verbrenner, die kann man wenigstens Recyceln.
98% Naturstrom aber Preis ist im Keller, man hab die keine E-Konzerne die Geld drucken wollen wie unsere?
der Boom in Norwegen ist leicht zu erklaeren:
- Kaufpreis steuerbefreit
- keine KFZ-Steuer
- kostenloses Parken
- Busspuren duerfen genutzt werden
- viele kostenlose "Zapfstationen"
Die Autos werden also subventioniert. Ob das gut ist, weiß ich nicht, aber es regt auf jeden Fall zum Kauf eines solchen Autos an.
98% Strom aus Wasserkraft ?
Stimmt das ?
Lt. bpb sind es "nur" 40% (was sehr viel ist !).
www.bpb.de/node/75140
Akkus kann man auch recyceln.
Grüsse
Man überlege sich nur, was wohl in z.b. Berlin mit so einer Ladestation passieren würde? Ich wette nach 3 Tagen ist die besprüht mit Grafiti, versucht anzuzünden oder gar zu sprengen, umgefahren oder sonst was. Von weiterer mutwillger Zerstörung an Kabel oder Stecker an einem Fahrzeug was gerade geladen wird mal ganz abgesehen. Wenn auf dem Alex schon Leute tot geprügelt werden, was passiert dann erst mit Ladestationen?
Da haben die Norweger oder die Skandinavier an sich eine ganz andere Einstellung und Mentalität zu fremden Eigentum.
Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen.
400km... wenn es soweit ist, fahren wir auch vielleicht eins. Ich erwarte keine utopischen 1200km wie bei einem Diesel, aber 400km... in 5 Jahren hat man das vielleicht.
Der Tesla S kann heute schon weiter fahren, wird hier zu Lande aber auch 60-80.000 Euro kosten. =(
...schön😉
... und die Kisten würden im deutschen Energiemix mindestens genausoviel CO2 produzieren, wie Autos mit normalen Verbrennungsmotoren.
In deiner Grafik geht es um die Primärenergieversorgung, und die besteht nicht nuraus der Stromproduktion, sondern auch z.B. aus der Erzeugung von Heiz- oder Prozesswärme, sowie dem Energieverbrauch für das Transportwesen, oder kurz und grob: Strom + Heizung + Verkehr. Da die Stromerzeugung nur einen Teil dessen ausmacht, hat Wasserkraft in Norwegen zwar rund 98 oder 99% Anteil an der Stromerzeugung, aber nur 40% Anteil an der gesamten Verbrauchten bzw. "erzeugten" Energie.
Zu Norwegen und den Elektroautos:
- Strom kostet nur rund 1/4 von dem was er hier kostet
- Glück, viel Wasserkraft nutzen zu können
- Nur 5 Millionen Einwohner
- Höhere Urbanisierung als hier
- Reiches Land dank Gas und Öl
- Horrende Strafsteuern auf Autos weil man selber ja keine Autoindustrie hat der er schadet
Kein Wunder, daß Elektroautos sich dort verkaufen.
Die Ausgangsbedingung von Norwegen sind auf andere Länder nicht ohne weiteres übertragbar.
Ah sehr gut ! Danke ! 😊