Medien: Abgasbericht des KBA für Autohersteller geschönt
Vorwurf: Kritische Passagen getilgt
Laut Medienberichten wurden im Bericht zu Abgasuntersuchungen des KBA kritische Passagen getilgt. Zweifel an der Zulässigkeit von Abschalteinrichtungen blieben unerwähnt.
Berlin - Es nimmt kein Ende. Gerade hat Brüssel ein Verfahren gegen Deutschland wegen mutmaßlicher Versäumnisse im Abgas-Skandal eingeleitet, schon gibt es neuen Ärger. Jetzt erhebt die Opposition ernste Vorwürfe gegen das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) und das Verkehrsministerium. Im Abschlussbericht zu den Abgasuntersuchungen seien kritische Passagen einfach getilgt worden, sagte der Grünen-Verkehrspolitiker Oliver Krischer.
Nach Recherchen von "Spiegel Online", "BR Recherche" und der Deutschen Presse-Agentur (dpa) waren in dem Bericht bei 14 Pkw-Modellen Zweifel an der Zulässigkeit der Abschaltung der Abgasreinigung formuliert worden. Die entsprechenden Stellen tauchten demnach in Entwurfsversionen auf, im fertigen Untersuchungsbericht nicht mehr.
Zwar sind in der Endfassung des Berichts vom April die 14 Modelle einer Gruppe zugeordnet, deren Stickoxid-Werte im Abgas "technisch nicht ausreichend erklärbar schienen". Aus den Beschreibungen der einzelnen Modelle wurden die Passagen allerdings gestrichen.
Enge Zusammenarbeit beim Abschlussbericht des KBA
Wie eng das KBA und die Hersteller für den Untersuchungsbericht zusammenarbeiteten, ging bereits aus E-Mails hervor, deren Inhalt die Deutsche Presse-Agentur, "Spiegel Online" und "BR Recherche" einsehen konnten. "Die Unschuld der Hersteller scheint im Kraftfahrtbundesamt schon dann erwiesen, wenn die Hersteller dies in einer kurzen Mail beteuern", sagte Krischer, der die Grünen-Fraktion als Obmann im Untersuchungsausschuss zur Diesel-Affäre vertritt. KBA-Chef Ekhard Zinke verstehe sich "offensichtlich als Dienstleister der Autoindustrie und nicht als Leiter einer Überwachungsbehörde."
Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte im September 2015 die "Untersuchungskommission Volkswagen" eingesetzt. Außerdem ordnete er Abgas-Nachmessungen durch das KBA bei VW und anderen Herstellern an. Die Ergebnisse dieser Messungen finden sich in dem Bericht der Untersuchungskommission, der im April veröffentlicht wurde.
Zweifel an der Zulässigkeit bei Opel-Modellen
Im Fall der Opel-Modelle Insignia und Zafira verwiesen die Autoren in früheren Versionen des Berichts auf ein Gutachten des Experten Georg Wachtmeister von der Technischen Universität München. Unter anderem ging es darum, dass bereits ab 17 Grad Außentemperatur das Abgas nicht mehr richtig gereinigt wurde. Wörtlich hieß es dazu im Entwurf: "Dieses Gutachten stützt die Zweifel an der Zulässigkeit dieser temperaturabhängigen Emissions-Minderungs-Strategie." Dieser Hinweis fehlt in der veröffentlichten Fassung des Berichts.
Auf Anfrage verwies Opel darauf, dass nur Ministerium und KBA Fragen zur Untersuchungskommission beantworten könnten. Das Ministerium teilte mit, bei den 14 Fahrzeugen habe die Kommission Zweifel gehabt, ob die Abschaltung der Abgasreinigung "vollumfänglich mit Motorschutzgründen gerechtfertigt werden können und damit zulässig" sei. Darum seien sie in die entsprechende Gruppe von Fahrzeugen eingeordnet worden. Auf Fragen nach der Streichung der Textpassagen ging das Ministerium nicht ein.
Belege für illegale Abschalteinrichtungen ignoriert?
Am Donnerstag hatte die EU-Kommission ein Mahnverfahren gegen Deutschland und sechs weitere Staaten eingeleitet. Brüssel wirft der Bundesrepublik vor, sie habe VW nicht für die Manipulation von Schadstoffwerten bei Dieselautos bestraft und halte Informationen über technische Daten zurück. Auch gegen Tschechien, Litauen, Griechenland, Luxemburg, Spanien und Großbritannien leitete die EU-Behörde sogenannte Vertragsverletzungsverfahren ein.
"Aus den Akten geht eindeutig hervor, dass dem Verkehrsministerium nicht nur im Fall VW Belege für illegale Abschalteinrichtungen vorlagen", sagte Linke-Politiker Herbert Behrens, der dem Untersuchungsausschuss des Bundestags vorsitzt. "Warum und durch wen die eigenen Erkenntnisse schließlich zensiert wurden, wird im Untersuchungsausschuss zu klären sein."
Quelle: dpa
"...dass dem Verkehrsministerium nicht nur im Fall VW Belege für illegale Abschalteinrichtungen vorlagen"
Bin auf die Diskussionen gespannt, die sich jetzt unter den üblichen Verdächtigen, die hier immer nur über VW herziehen können, entwickeln werden. Auf einmal wird die geliebte Marke dieser Fanboys auch noch in einen Skandal verwickelt? Nein, dann ist doch auf einmal alles bestimmt gar nicht mehr so schlimm 😉
Abgesehen davon hoffe ich, dass dieser unfähige Nerd-Minister schnellstens aus seinem Amt gejagt wird - ohne Abfindung und ohne lukrativen Anschlussjob. Wobei zumindest Letzteres in unserer korrupten Politik-Landschaft Wunschdenken bleiben wird.
Wenn man den Bericht gelesen hat, konnte man das schon vermuten. Eine Überraschung ist das also jetzt nicht.
Ich finde es sehr Bedenklich, dass in allen deutschen Medien immer steht, EU eröffnet Verfahren gegen DEUTSCHLAND 🙄
Auf z.B. englischen Newsseiten kann man übersetzt bei der BBC lesen:
EU eröffnet Verfahren in Zusammenhang mit Abgasskandalen gegen Luxemburg, Großbritanien, Spanien, Griechenland, Deutschland, Italien.....
Klingt schon irgendwie anders, oder ?😉
Es wäre wohl besser gewesen, die hätten ein Weißbuch veröffentlicht 😆
Der Gute Schröder hat es doch vorgemacht, wie's geht. Als Kanzler die Ostsee-Erdgas-Pipeline durchdrücken. Danach im Aufsichtsrat von Gasprom als Ex-Kanzler große Sprüche klopfen...
Das wird beim Dobrindt und Co. nicht anders werden...
tja, wahrscheinlich wurde der Bericht vor Veröffentlichung erst wieder den Vertretern der Kfz-Industrie zu abschließenden Korrektur vorgelegt . . . Doku-Soap live, und wenn's nicht so traurig/kriminell wäre, könnte man fast drüber lachen . . .
Zafira und Insignia sind 14 Fahrzeuge???? Also in Mathe schwächelt MT jetzt auch schon....
Theoretisch müßte man das KBA zerschlagen und aufteilen.
Nur müßte der Teil, der sich mit Zulassungsverfahren und der Überwachung der Vorschriften usw. beschäftigen soll, mehr als unabhängige Behörde mit mehr Vollmachten, mehr Pflichten und mehr Schutzrechten vor Einflußnahme der Politik und Industrie ausgestattet und nicht irgend einem Ministerium unterstellt werden.
Leider Wunschdenken 😉
Nur war da nie von "nur Opel" bei den 14 die Rede.
-> Dobrindt und die Hersteller 😱
Rechtsbeugung und Korruption sind bei den angeschlossenen Stellen des Verkehrsministerium ganz offensichtlich an der Tagesordnung. Die Frage ist, wie kann man sich gegen so ein Regime nun wehren? Wahlen ändern ja offensichtlich nichts und Klagen vor dem europäischen Gerichtshof scheinbar auch nicht, dort sitzt bereits der ACEA.
@ happywheel: Das halte ich zumindest für sehr missverständlich zusammen kopiert- lies selbst: "Auf Anfrage verwies Opel darauf, dass nur Ministerium und KBA Fragen zur Untersuchungskommission beantworten könnten. Das Ministerium teilte mit, bei den 14 Fahrzeugen habe die Kommission Zweifel gehabt..."
Ach was, die KBA-VW-Akte sieht auch nicht viel besser aus. [url=Laut Medienberichten wurden im Bericht zu Abgasuntersuchungen des KBA kritische Passagen getilgt. pdf Viel Spaß beim Lesen. 😆
Bei der letztgenannten Überschrift wird der Platz für Text aber arg eng.
Zumindest beim Spiegel wurden alle Länder genannt.
Mal wieder Typisch Union der Schutz der verbrecherischen Wirtschaft geht über Menschenleben.😤
Ich frage mich echt welche Menschen die immer wieder unterstützen.
In echt sind es Deutschland, Tschechien, Griechenland, Litauen, Luxemburg, Spanien und Großbritannien. Wenn schon korrigieren, dann bitte richtig.