VW-Bilanz: Neues Geld für die Dieselkrise

VW erwirtschaftet wieder mehr Gewinn

MOTOR-TALK

verfasst am Thu Oct 27 12:15:11 CEST 2016

VW macht wieder mehr Gewinn - aber nicht so viel, wie vor der Dieselkrise. Weitere Rückstellungen werden benötigt, außerdem verliert das China-Geschäft an Lukrativität.

Bilder aus der Autostadt: Volkswagen erwirtschaftet wieder mehr Gewinn
Quelle: dpa/Picture Alliance

Wolfsburg - Das Tagesgeschäft läuft besser, doch der Diesel-Skandal prägt weiter die Bilanz. Volkswagen fuhr in den ersten neun Monaten des Jahres 8,65 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern ein. Damit liegt das Ergebnis zwar spürbar über dem Niveau des Vorjahreszeitraums (3,34 Mrd Euro). Doch 2015 wurden im dritten Quartal bereits milliardenschwere Rückstellungen zur Bewältigung der Dieselkrise getätigt.

Erst im Vergleich mit den ersten drei Quartalen aus 2014, als der Konzern noch auf Rekordfahrt war, wird der Abstand deutlich. Damals hatte VW im laufenden Geschäft noch 9,4 Milliarden Euro verdient. Im Tagesgeschäft hingegen - also wenn unter anderem die Kosten für die Bewältigung der Diesel-Affäre herausgerechnet werden - liegt der Konzern wieder besser auf Kurs zu seinen Jahreszielen als zuletzt. Im dritten Quartal stieg das bereinigte operative Ergebnis um mehr als ein Sechstel und übertraf die Erwartungen von Experten deutlich.

Für das Gesamtjahr traut sich Finanzvorstand Frank Witter nun zu, die angepeilten fünf bis sechs Prozent bei der bereinigten Umsatzrendite zu erreichen. Branchenbeobachter hatten damit schon gerechnet. Die VW-Aktie lag am Vormittag leicht im Plus.

Kernmarke schwächelt weiter

Besser lief es bei dem Vielmarken-Konzern im bisherigen Jahresverlauf unter anderem bei Porsche, Skoda und Seat, aber auch beim Lkw-Bauer MAN und bei den leichteren Nutzfahrzeugen. Die Rückgänge bei der gewinnschwachen Kernmarke VW Pkw konnte der Konzern so wettmachen.

Die Hausmarke mit dem VW-Emblem steht weiter unter erheblichem Druck. Sie fuhr im dritten Quartal vor Zinsen und Steuern lediglich 363 Millionen Euro als Ergebnis ein. Vor einem Jahr hatte das laufende Geschäft hier noch mehr als doppelt so viel eingespielt. Entsprechende Abstriche gab es jüngst auch bei der Gewinnkraft: Nach neun Monaten blieben nur noch 1,60 Euro von 100 Euro Umsatz übrig. Zuletzt hatten der Lieferboykott von Teileherstellern und eine defekte Blechpresse der Kernmarke zugesetzt.

China weniger lukrativ

Auch der wichtige Markt China lieferte trotz steigender Verkaufszahlen nicht mehr die gewohnten Beiträge ab. Mit knapp 3,6 Milliarden Euro aus den ersten neun Monaten lag der anteilige operative Gewinn aus den chinesischen Gemeinschaftsunternehmen um rund 5 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahreszeitraums. Das Bild hellte sich zuletzt jedoch trotz insgesamt negativer Tendenz auf: Zur Jahresmitte hatte der Gewinnrückgang 14 Prozent betragen.

Der den Aktionären zuzurechnende Konzerngewinn lag in den ersten neuen Monaten bei 5,74 Milliarden Euro. Zu Beginn des Abgas-Skandals im Herbst 2015 war er auf 3,8 Milliarden Euro eingebrochen. Per September 2014 hatte der Wert noch bei 8,5 Milliarden Euro gelegen.

Auch im dritten Quartal legten die Wolfsburger noch einmal mehr Geld für die Bewältigung der Dieselkrise zur Seite. Insgesamt fielen weitere rund 400 Millionen Euro an "Vorsorgen im Zusammenhang mit der Dieselthematik" an, wie sich der Konzern ausdrückte.

 

Quelle: dpa