E-Auto: VW-Chef Diess will Batteriezellen produzieren

VW-Manager fordert Kaufanreize und Zellfertigung

MOTOR-TALK

verfasst am Mon Nov 16 14:24:11 CET 2015

Deutschland wäre gern Leitmarkt der Elektromobilität, hechelt bei der Batterietechnik aber den Asiaten hinterher. VW will das ändern, gemeinsam mit der Konkurrenz.

Fährt Deutschland bei der E-Mobilität hinterher? Kein Markt, keine eigene Batterieproduktion - VW-Markenchef Diess fordert nun ein Umdenken. Bisher sträubte sich die Industrie, hier zu investieren
Quelle: dpa/Picture Alliance

Wolfsburg - Den Rückstand der deutschen Autoindustrie bei der Fertigung von Batterien für Elektroautos will VW-Markenchef Herbert Diess nicht schönreden: „Ich bin der Meinung, wir brauchen eine Batteriefertigung in Deutschland. Das ist die Kerntechnologie der Elektromobilität“, sagt der Manager im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Das will Diess gemeinsam mit anderen deutschen Autoherstellern erreichen: „Ein großer Teil der Wertschöpfung wird in Zukunft die Batterie sein. Insofern fände ich eine konzertierte Aktion richtig.“ Für ein einzelnes Unternehmen seien Investitionen in eine eigene Zellfertigung schwer darstellbar. Es gebe dazu Gespräche mit der Politik. „Auch innerhalb der Industrie zusammenzuarbeiten, kann man sich schon vorstellen.“

Um mehrere Millionen Zellen herzustellen, sei ein Investitionsvolumen von mindestens einer Milliarde Euro erforderlich, hieß es im letztjährigen Fortschrittsbericht der „Nationalen Plattform Elektromobilität“, einem Beratungsgremium der Bundesregierung.

Japaner und Koreaner dominieren

Batterien sind der größte Kostenfaktor und die Kerntechnologie beim Elektroauto. Deutschland droht bei der Zellfertigung abhängig von asiatischen Herstellern zu werden. Samsung, LG oder Panasonic beherrschen den Markt für Akkus in E-Autos, Handys, Laptops und Tablets. Auch die Maschinen für die Zellfertigung stammen heute überwiegend aus Asien.

Tesla baut in den USA zusammen mit Panasonic die bislang größte Zellfertigung der Welt auf, die 2017 starten soll. Steigende Stückzahlen machen Zellen der aktuellen Generation billiger, einen Neueinstieg aber umso teurer.

VW-Markenchef Herbert Diess: "Wir dürfen keine Zeit verlieren". Beim Thema Elektromobilität sieht der Manager Deutschland im Rückstand
Daimler, bislang einziger deutscher Hersteller, will deshalb zum Jahresende die Zellenproduktion im sächsischen Kamenz einstellen. Erst eine neue Generation von Zellen könnte Investitionen in neue Produktionsstandorte wieder attraktiv machen, heißt es in der Branche.

Diess fordert Kaufanreize

Betriebsräte der Autobauer sowie Politiker hatten wiederholt eine deutsche Batterie-Zellfertigung gefordert. Am Dienstag trifft sich Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht sowie dessen VW-Pendant Bernd Osterloh und Uwe Hück von Porsche. Dort geht es auch um das Thema Elektromobilität.

„Eine Aufholjagd ist aufwendig und dauert, aber wir dürfen keine Zeit verlieren“, sagt Diess. Volkswagen will als Reaktion auf den Abgas-Skandal Zukunftstechnologien vorantreiben: „Es klingt hart, aber aus heutiger Sicht besteht die Gefahr, dass nicht Deutschland der Leitmarkt für Elektromobilität sein wird, sondern nach Stand der Dinge möglicherweise China“, sagte Diess.

Der Automobilstandort Deutschland dürfe sich nicht abhängen lassen. „Das Know-how und die richtigen Fahrzeuge haben wir in Deutschland, aber ohne eigenen Markt werden wir es nicht schaffen. Ich bin deshalb für Kaufanreize für Elektroautos in Deutschland - wie die konkret aussehen, darüber muss man reden.“ Auch VW-Betriebsratschef Osterloh forderte in dem Doppelinterview Kaufanreize: „Wir brauchen natürlich höhere Stückzahlen, damit es sich lohnt.“

 

 

Quelle: dpa