US-Sammelklage gegen Winterkorn, Müller, Stadler und Co.
Update: VW-Manager müssen vor Gericht
Neue Sammelklagen im Diesel-Skandal: US-Anwälte klagen drei VW-Konzernmarken und Top-Manager an. Die Anklageschriften klingen schroff, doch am Ende geht es um die Beweise.
- Zivilklagen in den USA gegen VW, Audi, Porsche
- Vorwürfe wegen Betrugs, Vertragsbruchs, irreführender Werbung und Wettbewerbsverzerrung
- Ex-VW-Chef Martin Winterkorn, VW-Chef Matthias Müller, Audi-Chef Rupert Stadler und weitere angeklagt
- Anklageschrift: „Volkswagens illegales Komplott entstand aus Gier und der Ambition, den weltweiten Automarkt um jeden Preis zu dominieren"
- Die Darstellung von VW, der Betrug sei das Werk einzelner Mitarbeiter, halten die Kläger für unglaubwürdig.
San Francisco/Wolfsburg – Vor wenigen Tagen hatte Matthias Müller noch Optimismus versprüht. „Es gibt auch die Möglichkeit, in Amerika durch gute Arbeit eine Renaissance zu erleben - und das werden wir tun", kündigte der VW-Boss am Montag im dpa-Interview an. Doch der nächste Rückschlag folgte umgehend. Während Müller in Deutschland versuchte, Zuversicht zu verbreiten, reichten US-Anwälte neue Sammelklagen ein. Sie wollen im Abgas-Skandal jetzt den VW-Chef und weitere Top-Manager persönlich zur Rechenschaft ziehen.
Abgasskandal: Klagen gegen Winterkorn und Müller
In den Klagen, über die zuvor bereits die "Bild"-Zeitung berichtet hatte, geht es zumeist um Vorwürfe wegen Betrugs, Vertragsbruchs, irreführender Werbung und Wettbewerbsverzerrung. Neben zahlreichen US-Autobesitzern klagen auch VW-Vertragshändler und andere Autohäuser, die sich als Opfer des Skandals sehen.
„Volkswagens illegales Komplott entstand aus Gier und der Ambition, den weltweiten Automarkt um jeden Preis zu dominieren", heißt es in einer mehr als 700 Seiten umfassenden Anklageschrift. Die
22 Anwälte, die zahlreiche US-Autobesitzer und -händler vertreten, erheben massive Vorwürfe. Die Rede ist von „schmutzigem Spiel", „Lügen und Tricks", summa summarum: dem „unverschämtesten Unternehmensverbrechen der Geschichte". Zu den mutmaßlichen Gesetzesverstößen zählen Betrug, Vertragsbruch, irreführende Werbung und Wettbewerbsverzerrung.
Vor allem auf Martin Winterkorn - den Ex-VW-Chef, den die Affäre um manipulierte Emissionswerte bei Hunderttausenden Diesel-Wagen zu Fall brachte - haben sich die Anwälte eingeschossen. Er sei der "Chef-Architekt" in Volkswagens Strategie gewesen, die Verkäufe im US-Markt durch gezielte Täuschung anzukurbeln. Gegen Winterkorn gab es bereits zuvor Zivilklagen in den USA. Er hatte die Manipulationen zwar im September eingeräumt - beteuerte aber, vorher nichts davon gewusst zu haben.
Nun gerät auch sein Nachfolger Müller ins Visier. Ihm wird in der Anklage vorgeworfen, in großem Stil durch den Betrug profitiert zu haben. In seinem vorherigen Job als Chef der VW-Luxustochter Porsche sei Müller ein langjähriger "Leutnant" Winterkorns gewesen.
Anklage gegen VW, Audi, Porsche und Bosch
Unter seiner Regie sei mit dem Porsche Cayenne Diesel eines der manipulierten Modelle auf den Markt gekommen. Es sei davon auszugehen, dass Müller von dem Komplott „wusste oder es rücksichtslos missachtete", so die Klageschrift.
Die beim Bezirksrichter Charles Breyer in San Francisco eingereichten Sammelklagen markieren den Auftakt zu einem Mammut-Prozess, der für VW teuer werden könnte. Mehr als 500 Zivilklagen von US-Verbrauchern aus dem ganzen Land wurden in Nordkalifornien inzwischen gebündelt, um das komplexe Verfahren zu vereinfachen.
Die Anklage richtet sich gegen VW sowie die Konzerntöchter Audi und Porsche. Dazu kommt der Zulieferer Bosch, der die zur Manipulation benötigte Software geliefert haben soll.
Viele VW-Manager angeklagt
Zudem zielt die Anklage auch auf andere Top-Entscheider - neben VW-US-Chef Michael Horn unter anderem Audi-Boss Rupert Stadler, Bosch-Chef Volkmar Denner sowie die Leiter des US-Geschäfts von Porsche und Audi und die ehemaligen VW-Ingenieure Ulrich Hackenberg und Wolfgang Hatz.
Der Rundumschlag macht deutlich: Die Darstellung von VW, der Betrug sei das Werk einzelner Mitarbeiter, halten die Kläger für unglaubwürdig. Der Vorwurf einer Verschwörung bis in die Chefetagen ist im US-Recht brisant und kann Strafen kräftig in die Höhe treiben.
Volkswagen wollte sich zu den Anschuldigungen nicht äußern, wie ein Sprecher mit Verweis auf das laufende Verfahren erklärte. Die heftigen Vorwürfe bleiben so vorerst ungekontert - es ist die Stunde der Anwälte. Sie fordern harte Strafen, die über die Wiedergutmachung der Schäden hinausgehen.
Das heißt: Sofern Richter Breyer die Manager verurteilt, könnte es nicht nur für den VW-Konzern - dem bereits eine Strafe in zweistelliger Milliardenhöhe durch das US-Justizministerium droht - teuer werden, sondern auch für die Top-Manager persönlich. Es handelt sich bislang allerdings "nur" um Zivilklagen. Ob es in den USA auch mögliche strafrechtliche Konsequenzen gibt, ist noch unklar.
Update: Worauf wollen die Kläger in den USA hinaus?
Nirgendwo klagt es sich so schön wie in Amerika. Deutsche Autobesitzer wenden sich an eine Stiftung in den Niederlanden, denn eine Sammelklage ist hier nicht möglich. Rund 60.000 Geschädigte schlossen sich bis Mitte Januar der Stiftung „Stichting Volkswagen Car Claim“ an. Sie plant, einen außergerichtlichen Vergleich zu erzielen.
In den USA ist das anders. Die US-Anwälte klagen drei Konzernmarken und viele Manager in drei Sammelklagen an. Ihre Schriften sind 719, 90 und 74 Seiten lang. Sie benutzen grobe Schlagworte wie „Komplott“, „Gier“ und „Firmenverbrechen“. Ob es tatsächlich Beweise gegen Winterkorn, Müller, Stadler und Co. gibt, ist bisher nicht bekannt. Bisher ließ sich nicht nachweisen, dass die Chefs von der Betrugssoftware wussten. Um sie zu belangen, muss die Anklage Fakten liefern.
VW sucht intern selbst nach diesen Fakten. Dafür hat der Konzern die amerikanische Anwaltskanzlei Jones Day engagiert. Die internen Ermittlungen laufen, Ergebnisse gibt es erst im April 2016. Es ist unwahrscheinlich, dass die Kläger mehr wissen als VW und Jones Day.
Mit der Klage schießen die Anwälte aber effektvoll in die Luft. VW muss sich mühsam aus der Affäre kämpfen, Wiedergutmachung leisten und das eigene Image neu aufbauen. Die Umrüstung der deutschen Fahrzeuge läuft nur langsam an, für den US-Markt gibt es bisher keine Lösung. Negative Berichterstattung jeglicher Art stört den Vorgang. Nach dem Bekanntwerden der Klagen reagierte die VW-Aktie kaum. Trotzdem könnten die Kläger auf eine schnelle Reaktion von VW spekulieren und einen Vergleich anstreben.
Wenn das Gericht die Manager tatsächlich schuldig spricht, kann es sehr teuer werden. Denn Managerversicherungen zahlen nur, wenn die Vorstände nicht mit Vorsatz oder grob fahrlässig gehandelt haben.
VW verspricht volle Kooperation
Volkswagen hat vor der ersten Anhörung im Mammut-Prozess volle Kooperation versprochen. "Wir unterstützen das Bemühen von Richter Charles Breyer [...] eine rasche und faire Lösung zu finden", sagte eine Sprecherin der US-Tochter Volkswagen of America. VW sehe sich verpflichtet, den US-Ermittlern bei einer schnellstmöglichen Aufklärung zu helfen. "Unser Fokus liegt darauf, Vertrauen wieder herzustellen", sagte die Sprecherin
Aus Gerichtsdokumenten, die der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegen, geht hervor, dass die VW-Anwälte auch zugesichert haben, sich um einen Ausweg aus dem Datenschutz-Dilemma zu bemühen, das die Aufarbeitung des Falls bislang erschwert. Die US-Ermittler haben Probleme, an Protokolle und andere Informationen zu kommen, die von deutschen Gesetzen geschützt sind.
es hat wohl kein Ende....
Das ist der Zeitpunkt, wo man sich mit neuer Identität nach Sri Lanka oder Brasilien absetzt um sein Restleben genießen zu können.
Dafür sind die (ex-)VW-Manager zu arrogant und siegessicher..
Erstmal VW auf Milliarden verklagen weil die Abgase so gesundheitsgefährdend sind und danach zu McDonalds das Mediummenü (4 Kilo-Burger und 5l Cola) inhalieren....Amerika.
Da wollen sich wie so oft in den Staaten ein paar Anwaltskanzleien eine goldene Nase verdienen, nicht umsonst ist das Image der Anwälte in den USA zwischen Drogendealer und Gebrauchtwagenkäufer angesiedelt, der Anwaltsberuf gilt als der meistgehaßte Berufsstand dort .
Ich bin im übrigen ein USA Fan .
Der letzte USA-Bashing Thread ist noch nicht verklungen, da gehts schon erneut wieder los.
Macht keinen Spass mehr, hier mit zu diskutieren.
Da bin ich ja mal auf die Ankündigungen vom Stadler gespannt 😉
Ist zwar ami-typisch recht reißerisch, jedoch im Kern stimmen die Anschuldigungen.
Hoffentlich bekommen die "feinen Herren" einen vor den Latz, denn bei uns scheint es wohl keine Konzequenzen zu geben.
Und einen "Fehler" wieder auszubügeln ist keine Konzequenz. Auch keine Verschärfung der Abgastests (betrifft schließlich alle).
Wenn jemand etwas Rattengift verteilt und Leute zu schaden kommen, reicht es auch nicht, wenn nur die Krankenhausrechnungen bezahlt werden...
So long,....
Der Höhepunkt des Skandals ist noch lange nicht erreicht. Die nächsten Jahre könnten echt düster werden für VW. Aber dass man mit so einer Dummheit nicht ungestraft davonkommt war anzunehmen.
Wie haben die Manager nur auf die Idee kommen können in den USA genauso zu tricksen wie in der EU, wo der Lobbyismus offenbar alles ermöglicht. Haben die echt gedacht in den USA läuft es genauso? Dümmer geht es echt nicht!
Erstmal dummes Zeug auf MT schreiben und dann ab ins Auto um mit 250 auf der BAB zu drängeln...Deutschland.
Im Artikel steht übrigens mehrfach, weshalb die Klagen eingereicht wurden. Hier nochmal extra für dich: "Betrug, Vertragsbruch, irreführende Werbung und Wettbewerbsverzerrung".
Umweltverschmutzung / Gesundheitsgefährdung ist bei diesen Sammelklagen überhaupt nicht das Thema.
Und hier noch ein paar Fakten für dich:
67% der deutschen Männer und 53% der deutschen Frauen sind übergewichtig, 23% / 24% sogar adipös.
In den USA liegt der Anteil der adipösen Erwachsenen übrigens bei ~27%, und damit nicht weit weg von unserem Wert.
Tatsächlich liegen wir direkt hinter den USA im Ranking der fettesten Industrienationen der Welt.
Eine Schlüsselperson fehlt jedoch in der Auflistung: Ferdinand Piech.
Es ist erstaunlich, dass von ihm als Großaktionär und langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender bisher keine Stellungnahme erfolgte.
Sehr seriös...nicht. VW wurde zwar eng geführt, ist aber kein Militärstützpunkt. Was für ein Käse also...
Wer wie ich mindestens einmal im Jahr drüben ist weiss genau das da der Vergleich hinkt, einmal im Supermarkt in Texas einkaufen beschert mir den Anblick von so viel überfetteten wie hier im ganzen Jahr .😊
http://images.google.de/imgres?...
Das passiert, wenn man mit relativen Zahlen jongliert, wie es flosen macht. 27% von 318 Millionen sind eben am Ende doch mehr, als Deutschland Einwohner hat...