Bericht: Volkswagen drosselt Produktion in China
VW tritt in China auf die Bremse
Laut Medienberichten reagiert VW auf den schwachen Markt in China mit einer verringerten Werksauslastung: Die Fertigung wird gedrosselt. VW spricht von "Normalisierung".
Wolfsburg/Shanghai – Den sprichwörtlichen Sack Reis haben wir an dieser Stelle schon öfter bemüht. Die Metapher gewinnt derzeit an Reiz: Der Profit, den unsere Autohersteller im Wunderland China erzielen, krümelt derzeit dahin wie Reis aus einem umgekippten Sack. Das geht noch nicht an die Substanz, aber die Verluste schmerzen. Und sie werden Auswirkungen haben, wenn die Buchhalter in Wolfsburg, Ingolstadt, Stuttgart und München am Jahresende ihre Zahlen zusammenzählen.
Nach Jahren der Expansion müssen die Autohersteller in China umdenken. Zum Beispiel VW: Einem Bericht der Wirtschaftswoche zufolge drosselt der Konzern die Produktion in seinem wichtigsten Markt. Um 10 bis 20 Prozent soll die Auslastung an den chinesischen Bändern sinken.
Ein VW-Sprecher sagte am Donnerstag: Die durchschnittliche Arbeitszeit von bislang 300 Tagen im Jahr in den chinesischen Werken werde auf 270 Tage verringert. Weil zuvor zusätzliche Produktionskapazitäten aufgebaut worden seien, wolle man die Zahl der Arbeitstage in den Werken jetzt "normalisieren".Die Darstellung, VW würde sinkende Auslastungen seiner chinesischen Fahrzeug- und Komponentenwerke bestätigen, sei nicht korrekt, sagte der Sprecher. "Durch die Inbetriebnahme zusätzlicher Standorte wird sich die bestehende hohe Auslastung der Werke normalisieren."
Weniger Absatz, mehr Kapazität
Im Klartext bedeutet das trotzdem: VW will in China vorerst weniger Autos bauen, als möglich wäre. Der Konzern expandierte stark in den letzten Jahren: 20 Standorte betreibt VW vor Ort, neun Fahrzeug- und 11 Komponentenwerke. Die Kapazität soll bis 2019 weiter steigen, von derzeit 3,5 Millionen auf 5,0 Millionen Autos.
22 Milliarden schwer ist VWs Investitionsprogramm in China. Es scheint, als würden die neuen Kapazitäten vorerst nicht gebraucht: Bis Ende Juli verkaufte der VW-Konzern in China 1,74 Millionen Fahrzeuge, fast vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Seit drei Monaten sinken die Absatzzahlen, statt zu steigen.
Erstmals berichten Händler von Rabatten
Die Krise in China hat mehrere Ursachen: Der Einbruch an der Börse, sinkende Nachfrage aus der Mittelschicht, Zulassungsbeschränkungen in Ballungsräumen. Die Wachstumskurve flacht ab, von zweistelligen auf einstellige Zuwachsraten.
Die Profite der Europäer leiden zusätzlich unter der Abwertung des Yuan: Bei Umrechnung der Gewinne in Euro kommt weniger heraus. Daneben müssen sich die Hersteller mit sinkenden Preisen befassen. Erstmals berichten chinesische Händler von Rabatten, die sie gewähren müssen. Andernfalls könnten sie ihre Quoten nicht erfüllen, die der Hersteller verlangt.
All dies trifft den deutschen VW-Konzern in besonderer Weise. Er hat sich abhängig von China gemacht wie kein zweiter Autokonzern dieser Größe, verkauft dort bereits 37 Prozent aller Fahrzeuge weltweit. Wo GM und Toyota, Mercedes und BMW auch in Nordamerika stark sind, erzielt VW im zweitgrößten Markt der Welt vergleichsweise homöopathische Absatzzahlen.Schieflage betrifft auch Europa
Hinzu kommt: Eine überdurchschnittliche Fertigungstiefe macht das VW-System unflexibel. Konkurrent BMW stellt nach Informationen der Wirtschaftswoche nur 25 Prozent seiner Teile selbst her und ist damit flexibler – auf Kosten der Zulieferer. „Wir sind immer sehr vorsichtig, was den Aufbau neuer Kapazitäten angeht“, zitiert die Zeitschrift den Vertriebschef Ian Robertson.
Sollte China VWs Bilanz in Schieflage bringen, kann dies durchaus auf Europa, und damit auch auf deutsche Arbeitsplätze, negativ einwirken. Die Kostenstrukturen seiner Kernmarke identifizierte VW-Chef Martin Winterkornimmerhin schon vor einem Jahr als Kernproblem – da war von einer Chinakrise noch keine Rede.
Übrigens betrifft der Schluckauf der chinesischen Konjunktur nicht nur die Deutschen. Die Absätze von Hyundai-Kia in China sanken im Juli um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Koreaner reagieren mit drastischen Maßnahmen: Hyundai senkte die Preise zweier SUV-Modelle um 12 Prozent, Kia gar um 30 Prozent. Außerdem tauschte der koreanische Konzern kurzerhand drei Spitzenmanager aus.
Quelle: m. Material v. dpa
Es liest sich viel härter, als es ist. VW war früh in China, konnte über Jahre fast ohne Konkurrenz wachsen ... und nun wird es auf hohem Niveau etwas ungemütlicher. Kein Problem.
"Hinzu kommt: Eine überdurchschnittliche Fertigungstiefe macht das VW-System unflexibel. Konkurrent BMW stellt nach Informationen der Wirtschaftswoche nur 25 Prozent seiner Teile selbst her und ist damit flexibler – auf Kosten der Zulieferer. „Wir sind immer sehr vorsichtig, was den Aufbau neuer Kapazitäten angeht“, zitiert die Zeitschrift den Vertriebschef Ian Robertson."
Warum soll das VW-System unflexibel sein ? VW ist ein Massenhersteller. Massen von Zulieferern produzieren zu lassen hat auch seinen Preis.
BMW mag flexibler sein, hat aber auch seine Probleme in China:
http://www.wiwo.de/.../6026892.html?slp=false&p=5&a=false#image
BMW verdient aber sicher nicht schlecht, weil BMW-Image je Auto eine höhere Rendite erwirtschaftet, als VW-Image je Auto.
Vorsichtig im Aufbau neuer Kapazitäten sind alle Hersteller. Kunden werden zudem auch anspruchsvoller und hinterfragen mehr.
Eigentlich geht es beiden - VW und BMW noch gut in China. Wenn es über die Jahre sich blendend entwickelt, können auch schlechtere Zeiten prima verkraftet werden. Zeit zum Nachdenken, was der chinesische Kunde will und wie neue Begeisterungsfähigkeit für die chinesischen Kunden in die Autos gepackt und designt werden kann. Zudem kommt das Zeitalter der eAutos in China aufgrund der schlechten Luftqualität schneller bei steigenden immer heftiger werdenden Auflagen. Chinesen zieht es in die Megazentren. Hier sind auch andere Mobilitätsausprägungen gefragt. Hier kann China sich schneller weiter entwickeln, als andere Metropolen. China wird mehr und schnellere Innovationen einfordern - das ist die größere Herausforderung für BMW udn VW.
Im Best Selling Cars Blog steht ein Artikel über die Schwierigkeiten VWs in China mit interessanten Hintergrundinformationen, näheres dazu hier.
Vorsicht: VW hatte im Juli in China einen Rückgang von 31 % laut BSCB. Die letzten Monate wurden die VW-Chinazahlen mit jedem Monat schlechter, sodass sich mittlerweile die Frage stellt, wo das noch hinführen soll.
Aber bei minus 31 % hört der Spaß sowieso auf.
VW hats ja selber genannt " auf dem Weg zur Normalisierung".
Die Wirtschaftboomblase China bröckelt.
Mann muss halt mal aktzeptieren das es kein Ewiges Wachstum gibt, auch wennn unser Schuld-Geld System fast nix anderes zulässt.
Noch ein paar Jahre so weiter und so mancher VAG Händler wird mal wieder einen Privatkäufer in seinem Haus Freundlich begrüssen.
Und man braucht Google nicht mehr Gerichtlich die veröffentlich von Luftbildern auf denen man1000ende auf Halde Produzierte Neuwagen sehen kann, verbieten.
Normalisierung eben, ich freu mich drauf.
Also eine Bekanntmachung der Arbeitszeitkuerzung um 20% in allen VW Werken in China heisst fuer mich das man weniger produzieren wird. Und das trifft Audi genauso. Andere Hersteller werden zu aehnlichen Massnahmen gezwungen. Wieviel wollen sie denn auf Halde bauen?
Pete
Überholt VW denn jetzt noch Toyota?
Angeblich hat VW dieses Jahr , mitten im Sommer, Toyota schon ueberholt...
Im Herbst fallen sie dann wieder auf sichere Distanz zurueck. 😉
Pete
Sooooooooo sicher ist das alles nicht, denn beide verlieren auf für sie wichtigen Märkten: Toyota in Japan und VW in China. Kommt eben darauf an, wer mehr verliert. 😉
Das scheint mir überhaupt der eigentliche Trend von 2015 zu sein: Die großen Hersteller legen nicht mehr zu.
Ich sage nur Qualität statt Quantität. Trifft inzwischen auf beide zu 🙄
Das wird auch langsam Zeit. Solange sie zulegen muessen sie ja nicht um meine Gunst buhlen... Daher kann es mir als Kunde nur recht sein wenn die Grossen absacken...
Pete