VW-Betriebsrat: Vorstand denkt über Kappung von Leiharbeit nach
VW-Vorstand diskutiert Leiharbeit
Die Affäre um manipulierte Abgaswerte erreicht die VW-Belegschaft auf dem Heimatmarkt. Leiharbeiter müssen sich Sorgen um ihre Perspektive bei Volkswagen machen - der Vorstand denkt über eine Reduzierung nach. Doch der mächtige Betriebsrat lässt schon die Muskeln spielen.
Wolfsburg - Im Abgas-Skandal bei Volkswagen sind nun erstmals Jobs in Gefahr. Der Vorstand diskutiere über eine Reduzierung der Leiharbeit, teilte der VW-Betriebsrat am Samstag der Deutschen Presse-Agentur in Hannover mit. Ein Sprecher der Arbeitnehmervertretung sagte wörtlich: "Als Betriebsrat werden wir alle Möglichkeiten unterstützen, um die Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen mit Leiharbeitsverträgen zu sichern. Wir wissen, dass der Vorstand andere Szenarien diskutiert." Bei Volkswagen arbeiten Tausende Leiharbeiter. Zur genauen Zahl äußerte sich VW bisher nicht.
"Arbeitnehmer [...] haben die Krise nicht verursacht."
Bereits Anfang Oktober hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) bei einem Besuch im Wolfsburger Stammwerk angekündigt, dass im Zuge des Abgas-Skandals eine Ausweitung der Kurzarbeiterregel auch auf Leiharbeiter geprüft werde. Die Union lehnte den Vorstoß ab. Die "Bild-Zeitung" hatte am Samstag erneut über das Thema berichtet.
Der Betriebsratssprecher sagte dazu: "Generell halten wir es für eine gute Initiative, wenn auch Kolleginnen und Kollegen mit Leiharbeitsverträgen zur Überbrückung schwieriger Situationen einbezogen werden. Wir sind der Bundesregierung dankbar, dass sie die Arbeitnehmer bei Volkswagen im Auge behält, die diese Krise nicht verursacht haben. Wir hoffen, der VW-Vorstand ist sich dessen auch bewusst."
Volkswagen größter Arbeitgeber Deutschlands
Der Konzern ist der größte Arbeitgeber im Land. Bisher hatte das Unternehmen auch angesichts seiner jahrelangen Erfolgsfahrt in steter Regelmäßigkeit alle paar Monate Hunderte Leiharbeiter wegen der guten Auftragslage in die Stammbelegschaft übernommen. Der VW-Konzern zählt insgesamt 600 000 Mitarbeiter auf der ganzen Welt. Laut den jüngsten Angaben von Ende Juni umfasste die Belegschaft etwa 597 800 Menschen. Das waren noch einmal gut 5000 Menschen oder 1 Prozent mehr als zum Jahreswechsel. Knapp die Hälfte davon arbeitet im Inland und etwa jede fünfte Stelle (120 000 Menschen) entfällt auf Niedersachsen.
Als Deutschlands größter privater Arbeitgeber spielt der Konzern mit seiner Größe auch global in einer besonderen Liga. Weltweit gibt es nur ganz wenige Unternehmen, die noch mehr Menschen Arbeit geben - etwa die US-Handelskette Walmart und der asiatische Elektroriese Foxconn. Angaben zur genauen Größe der aktuellen Leiharbeiterbelegschaft waren zunächst nicht zu erhalten. Ein Konzernsprecher kündigte auf Anfrage eine Reaktion an.
Mit Leiharbeit reagiert die Industrie flexibel auf Rückgänge oder Spitzen bei den Aufträgen. Welche Folgen die Abgas-Affäre auf die Produktion bei VW hat, ist bisher ungewiss. In den Verkaufszahlen für September hatten sich noch keine Auswirkungen ablesen lassen - allerdings hatte der Skandal auch erst zum Ende des Monats seinen Lauf genommen. Die VW-Tochter Audi, deren Diesel zum Teil auch von der Affäre betroffen sind, hatte am Freitag erklärt, dass keine nachlassende Nachfrage zu erkennen sei: "Wir spüren bislang keine Auswirkungen bei Auslieferungen und Bestellungen."
Quelle: DPA
Für die Außendarstellung des Konzerns äußerst fatal...
Nanu -ein Tritt auf die Bremse, der große Chef hat doch in Leipzig gesagt "Wir geben weiter Gas"...
Hätte der BR den Mitarbeitern das Gefühl gegeben Rechtsverstöße bei ihm anonym melden zu können, hätte dieser nun nicht die Folgen mitzutragen.
Wenn Absatz und Gewinn drohen einzubrechen und Kosten gesenkt werden müssen, kann sich der BR dies mit auf die Fahne schreiben. Das Problem vieler BR's in Großunternehmen ist, dass sie der Basis entrückt sind.
So leid es mir für die sogenannten Kleinen tut, haben sie aber auch durch hohe Boni indirekt auch vom Betrug in den letzten Jahren profitiert. Schaut euch doch mal die Vergütungen dieser frei gestellten Betriebsräte mal an, die liegen weit über dem was ihnen zusteht.
Der BR sollte auch überdenken ob er/sie noch tragbar sind!
Leiharbeit ist doch genau dazu da, in Zeiten von weniger Arbeit zügig und einfach Personal abbauen zu können und in Zeiten guter Auftragslage zügig Personal zu bekommen. Ich verstehe das Problem nicht, man setzt Leiharbeit nun definitionsgemäß ein und wieder heulen alle.
So ist es, nur dachte der Gesetzgeber die Verleihfirma würde diese Mitarbeiter wo anders unterbringen oder
weiter bezahlen bis zur Vermittlung.
Nur die Realität sieht anders aus, in den meisten Fällen wird der Vertrag der Leihfirma mit dem Arbeitnehmer zeitgleich/nah gekündigt und der Kleine kann zur Arbeitsagentur latschen.
Und bei den Leihfirmen sind die Kündigungsfristen oft nur 2 Wochen, alles was die Politik nicht bedacht und gedacht hatte. Die Verleihfirmen tragen kaum ein Risiko!
War doch klar, dass sie den Abgasskandal vorschieben, um alle unbequemen Entscheidungen zu rechtfertigen, die das Management schon seit Jahren durchsetzen wollte
Die Leiharbeit darf sowieso kein Dauerzustand sein. Sie war gedacht kurzfristige Arbeitsspitzen abzufedern.
Ich hätte nie gedacht, das VW 1000ende Leiharbeiter hat.
Mir wird dieser Konzern leider immer unsymphatischer.
Hast du diese Verlautbarung aus Leipzig etwa ernst genommen? 😱
Natürlich war Leiharbeit nicht als Dauerlösung gedacht, aber die laxen Gesetzesvorgaben lassen es zu. VW hält sich da ans Gesetz, und ja ich weiß welche blöden Anspielungen jetzt kommen werden.
Leiharbeit hat Deutschland geholfen und die Leiharbeiter verdienen zumindest bei Mercedes nicht wirklich schlecht bei oft nur mäßiger Qualifikation.
Es hilft einfach den eher einfach gebildeten Menschen trotzdem ordentliche Gehälter zu beziehen, aber eben mit dem Risiko eines nicht ganz so sicheren Arbeitsplatzes. Diese Nullrisikomentalität kenne ich nur aus Deutschland und finde sie persönlich sehr schlecht!
Ist bei allen Konzernen so, es gibt sogar welche, die haben eigenes Personal frei gesetzt und über eine eigene gegründete Leihfirma an sich selbst ausgeliehen. Wird halt durch die Form der Unternehmensgründung verschleiert. Ich nenne sowas Tarifflucht!!!
Das war aber nicht VW und ich glaube auch kein Automobilkonzern.
Dann darfst du nicht bei BMW vorbei schauen. 😉
Bei Mercedes auch nicht und ich glaube kaum das Opel, Ford oder irgendein großer Konzern darauf verzichten kann, vielleicht gibts aber auch Ausnahmen!
Eine große deutsche Bank gehört dazu 🙄