Bundeskartellamt: 9,6-Millionen-Bußgeld gegen VW-Zulieferer
VW-Zulieferer trafen illegale Absprachen
Drei VW-Zulieferer wurden vom Bundeskartellamt mit einer Geldstrafe belegt. Es geht um Informationsaustausch bei Materialpreisen.
Bonn - Das Bundeskartellamt hat 9,6 Millionen Euro Bußgeld gegen drei Auto-Zulieferer verhängt, die zu Lasten des Großkunden VW Informationen über ihre Materialpreise ausgetauscht haben sollen. Betroffen seien Elring Klinger Abschirmtechnik in der Schweiz, die spanische Firma Estamp und Lydall Gerhardi in Meinerzhagen im Sauerland, teilte die Behörde am Donnerstag mit.
Die Unternehmen produzieren Aluminium-Abschirmbleche für den Motorraum. Sie hätten untereinander sehr sensible Informationen zu den jeweiligen Verhandlungen mit VW ausgetauscht, erklärte Kartellamtschef Andreas Mundt. Alle drei seien sich einig gewesen, erhöhte Aluminium-Nebenkosten an VW weiterzugeben. Die Bußgelder sind noch nicht rechtskräftig.
Quelle: dpa
Das Kartellamt sollte mal die Einkaufspraktiken von VW genauer unter die Lupe nehmen. Diese Absprachen sind eher Notwehr gegenüber VW.
Ähnliches gilt auch für die anderen Hersteller.
So sehe ich das auch. Ausgepresst wie eine Wurstpelle bleibt einem auch kaum was andere übrig als Zulieferer sich halbwegs über Wasser zu halten.
Der Gewinn der Autokonzeren/ Aktionäre wird doch eh nur noch über den Einkauf mit der Preiskeule generiert.
ist zwar verboten sich abzusprechen. Mit guten Grund. Jedoch für lowtech-teile wird VW gnadenlos die Zulieferer auspressen. Alles Legal.
Ich frage mich nur wie die Firmen 10.000.000€ Euro wieder Wettmachen. Angeblich waren die Rohstoffpreise für Alu für Abschirmbleche gestiegen. Seit einem Jahr wohl knapp 25% Das heisst wohl mit Verlust verkaufen.
Die EU wird somit irgendwann wohl diese Teile aus China importieren müssen.
Warum sollte das Kartellamt das tun? Das eine ist legal, das andere nicht.
Ich glaube die Firmen schaffen das wohl. ElringKlinger hat 2016 82,6 Mio € Gewinn erwirtschaft, von daher werden die wohl nicht vor die Hunde gehen.
Sorry, aber die Aussage würde ich als Schwachsinn hinstellen. Erstens machen die Zulieferer durchaus Gewinne, ich kenne welche, die durchaus Bonuszahlungen an ihre Mitarbeiter bezahlen, und mir wäre neu, dass irgendein Zulieferer verpflichtet wäre, an VW&Co zu liefern.
Es ist mir völlig unverständlich, dass bei Durchsuchungsmaßnahmen des Kartellamtes die betroffenen Firmen sich angeblich immer wieder die Blöße geben, belastendes Material in der EDV oder wo auch immer zu horten, damit es gefunden und verwertet wird. Wenn überhaupt, geschehen Absprachen höchst konspirativ und liegen nicht auf DIN A 4 Blättern ausgedruckt zur Einsichtnahme vor.
naja, das ist doch mal wieder eine unbelegte Pauschalaussage die andeutet das diese Zulieferer von "Low-Tech Alu-bleche" locker 25% Rohstoffkosten wegstecken würden. Ich würde das auch mal als Unsinn hinstellen bevor da ein Beleg geliefert wird bzw. das hier zutrifft.
Vielleicht würden eher Härteklauseln wie "Rohstoffpreis steigt über 20%.." nicht Teil des Vertrags sein.
Ist auch Egal. Abhängig davon was die wirkliche Sachlage ist kann man einerseits Verständnis oder nicht dafür haben. Illegal ist es allemal.
Hi,
leider ist das kein Schwachsinn.
Ich bin Ingenieur in der Automobilentwicklung im Wolfsburger Raum. Ich arbeite nicht bei VW, sondern bei einem großen Zulieferer.
In der Presse wird fast täglich über die Situation berichtet, wie sie sich seit der Abgasaffäre für Volkswagen und andere große OEMs darstellt. Worüber gar nicht berichtet wird, ist die Situation für die Zulieferer und Dienstleister.
Im Zuge der Abgasaffäre hat der Vorstandsvorsitzende bei VW gewechselt, so viel weiß wohl jeder. Was nicht jeder weiß ist, dass der neue Vorstand auch die "Einkaufsstrategie" Volkswagens umstrukturiert hat.
Vorläufiges Ergebnis: im Raum Wolfsburg haben schon diverse kleine Ingenieurbüros schließen müssen, weil sie dem enormen Preisdruck nicht mehr Stand halten konnten. Insgesamt sind bereits ca. 900 Ingenieure in Wolfsburg arbeitslos geworden. Darüber wird natürlich nur in der Lokalpresse berichtet. Es ist ja nicht von bundesweitem Interesse.
Tatsache ist, dass seit Ende 2015 in Wolfsburg eine Preispolitik gemacht wird, die sämtliche Zulieferer/Dienstleister in der Umgebung ausbluten lässt.
Es sei angemerkt, dass wir nur einen Bruchteil dessen verdienen, was die Leute bei VW jeden Monat bekommen. Wir stopfen uns nicht die Taschen voll, leben nicht in Saus und Braus. Die Stundensätze, die VW für unsere Ingenieure zu bezahlen bereit ist, entsprechen mittlerweile noch ca. 20% dessen, was ich pro Stunde für einen Klempner bezahlen müsste, wenn ich mir einen nach Hause bestelle.
Der Druck, unter dem wir Zulieferer seit Anfang 2016 stehen, ist kaum noch zu ertragen.
Leider funktioniert die Welt nicht so einfach, wie es sich die Leute vorstellen die sagen "Warum nehmt ihr sowas an? Zwingt euch doch keiner!". Jeder erwachsene, arbeitende Mensch, der sich seinen Lebensunterhalt selbst verdient, sollte eigentlich wissen, dass es nicht so einfach ist.
In einem Artikel auf MT von Ende 2015 oder Januar 2016 wurde genau diese "Sparabsicht" seitens VW beschrieben. Schon damals fragte ich mich, wer nach Kenntnis der hochkriminellen Machenschaften und zusätzlich nach solch einer Ankündigung in so einem Laden einkauft 😕
Wäre ich Vertreter und müsste für irgendeinen Schmock neue Kunden akquirieren, würde ich gezielt nach neuen Fahrzeugen des Konzerns in den Hauseinfahrten Ausschau halten 😆
Ich verstehe deine Bedenken durchaus, da ich aus einer Branche komme, die von deiner nicht weit weg ist. Was ich nicht verstehe ist, warum dich das Vorgehen von VW die Kartelbehörde, wie weiter oben verlangt, anschauen sollte?! Ob es gut oder schlecht ist, was VW macht... Kriminell oder verboten ist es noch lange nicht. Und glaube mir, Mercedes, Audi und Co sind da kein Stück besser.
Das Bundeskartellamt sollte endlich den Abgasskandal untersuchen. Da gab und gibt es m.E. erheblichere Verzerrungen im Wettbewerb aufgrund illegaler Abschaltvorrichtungen bei der Abgaseinigung (neben Aspekten die Umwelt betreffend, was nicht Sache des Kartellamts ist). Aber da traut sich keiner ran, weil die Sache zu groß ist und die Konzerne zu systemrelevant. Bei den Zulieferern ist man da halt weniger zimperlich, leider.
Das ist natürlich richtig.
Im Grunde muss man die Dinge getrennt betrachten. Die Einkaufsstrategie Volkswagens ist sicherlich nicht illegal und kein Fall für das Kartellamt. Die Situation der Zulieferer ist traurig und das Verhalten VWs moralisch sehr zweifelhaft.
Dass andere OEMs da zimperlich sind, da gehe ich auch nicht von aus.
Andererseits wollte ich mit meinem Beitrag auch mal auf eines hinweisen:
Im Moment wird massiv gegen VW geschimpft. Ich selber bin auch kein Fan dieses Ladens, aus oben genannten Gründen. Sympathisch sind die mir ganz sicher nicht. Man sollte aber auch mal daran denken, was für Konsequenzen es hätte, wenn man VW (sinnbildlich gesprochen) wirklich am nächsten Baum aufknüpft, so wie es viele Leute in den Motortalk-Diskussionen gern hätten.
Es ginge dann nicht nur den VW'lern an den Kragen, sondern vor allem auch den unzähligen Menschen, die in ganz Deutschland in kleinen und mittleren Betrieben arbeiten und von VW leben.
Da hängen hunderttausende von Arbeitsplätzen dran - die wenigsten davon arbeiten direkt bei VW. Niedersachsen würde zur Geisterregion. Es würden auch nicht nur diejenigen darunter leiden, die im Zuge dessen ihre Jobs verloren haben. Arbeitslose gehen nicht mehr ins Restaurant oder ins Kino und konsumieren allgemein wesentlich weniger. Vom Restaurantbetreiber bis zum Kiosk um die Ecke würde es jeder zu spüren bekommen, wenn ein großer Spieler der deutschen Automobilindustrie auf Grund der Abgasaffäre den Bach runter geht.
Wir haben in Deutschland 3 große Säulen, auf denen unsere Industrie steht: Maschinenbau, Chemie und Auto. Keine dieser Säulen darf fallen, sonst bekommen wir ernsthafte Probleme.
Darüber hinaus halte ich das heftige Aufbauschen der Abgasaffäre für einen gezielten politischen Angriff der USA auf die deutsche Industrie. Die USA schimpfen seit vielen Jahren auf unsere Exportüberschüsse, besonders im Automobilbereich. Die Abgasgeschichte kommt denen doch wie gerufen?
Eine Frage hätte ich: mal angenommen es wäre eine amerikanische Firma, um die es hier ginge. Würde Deutschland dann Milliardenzahlungen als Entschädigung erhalten? Oder würden die Amerikaner uns für diese Forderung auslachen?
Endlich einer, der etwas weiter schauen kann als von der Tapete bis zu Wand. Es lässt sich leicht über MB VW & Co schimpfen und den die Pest am Hals wünschen wenn man mit der Branche nicht sein Geld verdient und zum Beispiel im Rathaus arbeitet. Was viele nicht verstehen, dass die drei von dir genannten Säulen auch noch eng miteinander verknüpft sind. Fällt die eine, wackelt die andere mit.