Classic Driving News
Wäscheschleudern: Die Kult-Coupés der 80er
Obwohl Elkes Vater einen Mercedes hatte, wurde sie lieber von ihrer Mutter im VW Scirocco zur Grundschule gefahren. Der Scirocco war weiß, und Elke wusste schon mit acht, wie sie uns gleichalte Jungs beeindrucken konnte. Im VW Scirocco durfte sie vorne sitzen - das war schon einmal nennenswert cool. Manchmal erwähnte sie auch wenig beiläufig, dass sie und ihre Mutter mal wieder einen Porsche überholt hätten.
Von solchen Abenteuern war im Fond eines basismotorisierten Fließheck-Passat nicht zu träumen. Das lag nicht nur an der motorischen Unterlegenheit, sondern viel mehr an einem Kleber auf der Kofferraumklappe des tornadoroten Passats: "Rettet den Wald! Tempo 100 auf Autobahnen, Tempo 80 auf der Landstraße." Der sorgte dafür, dass Familie R. viel häufiger überholt wurde, als sie selbst überholte. Es gab also keine Möglichkeit, Elke zu beeindrucken - und somit keine Chance, zu ihrem Kindergeburtstag eingeladen zu werden.
Coupés sind doof - wegen Elke!
Wahrscheinlich gab es in vielen Grundschulklassen so eine Elke. Und weil diese Elkes womöglich viel zu wenige Jungs mit familiärem Fließhecklimousinen-Hintergrund zum Kindergeburtstag einluden, beschlossen die Verschmähten, kleine Coupés generell doof zu finden.
Besonders schlimm traf es dabei den Opel Manta. Mit welchem Recht haben wir uns eigentlich vor 15 Jahren so schamlos über dieses Auto lustig gemacht? 1975 debütierte der Manta B. Bis 1988 blieb er im Opel-Programm. Aber anstatt ihm danach einen würdigen Lebensabend zu gönnen und langsam zu einem Klassiker reifen zu lassen, musste er Anfang der neunziger Jahre den Hohn und Spott einer ganzen Nation ertragen.
Über den Scirocco wurden immerhin keine Filme gedreht, in denen Schauspieler, die besser unentdeckte Talente geblieben wären, tiefer gelegte Witze über Mantas im Allgemeinen und ihre Besitzer im Speziellen in die Kamera stotterten. Aber auch das Image des VW lag, sagen wir mal, unterhalb des Körpermittelpunktes. Galt er doch lange als prollige Aufreißerkiste. Selten wurde ein Satz über ihn geschrieben, in dem nicht auch das Wort Dorfdisco vorkam.
Günstig, robust, bezahlbar - die Vorteile der beiden Coupés
Beide Coupés haben ihr Schicksal nicht verdient. Sie sind nämlich großartige Autos. Es ist Zeit, sie von dem Schmutz reinzuwaschen, mit dem sie beworfen wurden. Opel Manta B und VW Scirocco II basieren auf Großserienautos: Der Opel teilt sich die Technik mit dem zeitgleich erschienenen Opel Ascona B, also längs eingebauter Frontmotor, Hinterradantrieb, Starrachse im Heck. Für den zweiten Scirocco nutzte VW 1981 erneut die Technik des ersten VW Golf: quer eingebauter Frontmotor, Vorderradantrieb. Zwei unterschiedliche Rechnungen, die zum gleichen Ergebnis führten: günstige und robuste Technik plus schnelle Form gleich bezahlbarer Coupé-Fahrspaß.
Manta und Scirocco mit sehr verschiedenem Charakter
Der B-Manta ist ein Wrestler. Er macht gerne eine Show, tut aber niemandem weh. Seinem Fahrer macht er es nie leicht. Aber deshalb macht der Opel Manta auch so viel Spaß, wenn man ihn bändigt. Man kabbelt sich herzhaft mit ihm, um sich sofort wieder mit ihm zu verstehen. Die Hinterräder haben so wenig Traktion, dass sie schon beim Ausparken quietschen. Beim Beschleunigen bäumt der Opel Manta hinten für die Dauer eines Wimpernschlages das Heck auf, schiebt dann erst stampfend voran.
Die Kraftübertragung klingt dabei so, als gäbe es zwischen Motor und Getriebe größere Reibereien. Erst oberhalb von Spielstraßentempo lässt sich die Lenkung mit erträglichem Kraftaufwand bewegen. Mit seinen breiten Reifen schnüffelt der Opel Manta jeder Spurrille hinterher. Die Beschleunigung bleibt diesseits von berauschend. Gut so. Denn hat man das Fahrwerk schon aufgebraucht, ist noch eine ordentliche Portion Leistung da. In Kurven schiebt, drückt und schwenkt das Heck heftig, aber nie tückisch, immer mit Ansage. Wer mit dem Opel Manta von der Straße fliegt, muss es so gewollt haben.
Das Pedalgefühl der Opel Manta-Bremse ist matschig und selbst bei vollem Druck bremst das Auto nur zögerlich. Heißt ja auch Verzögerung. Doch dann dieses herrliche Getriebe: Präzise und flüssig klacken die Gänge durch die Ebenen. Der Schalthebel steht in den Stufen 1, 3 und 5 senkrecht auf dem Mitteltunnel, in 2 und 4 liegt er flach. Das schaut sehr sportlich aus. Wie die Sitzposition des Fahrers.
Der GSi Exklusiv ist sportlich ausgestattet
Der sitzt auf schwarz-roten Recaro-Sitzen. Die braucht man weniger aufgrund der extremen Geschwindigkeiten als vielmehr wegen der beträchtlichen Seitenneigung in Kurven. Mit seinem eher bockig als komfortabel abgestimmten Fahrwerk fährt man den Manta gerne auch etwas beschaulich. Dazu Fenster runterkurbeln - und schon erwischt man sich, dass der linke Ellenbogen wie selbstverständlich auf der Kante der rahmenlosen Türen liegt und die Stereoanlage ein wenig lauter als unbedingt nötig tönt.
Aber es lästert auch keiner mehr. Auch nicht über den besonders auffälligen GSi Exclusiv. GSi Exclusiv bedeutet neben den Recaros auch Sportlenkrad und eine rundum verirmscherte Karosserie mit Frontspoiler, Doppelscheinwerfern, Sportrückspiegeln, breiten Seitenschwellern und einem opulenten dreiteiligen Heckflügelarrangement, dass das gewiss nicht zierliche Hinterteil einzäunt. Der Flügel sorgt übrigens vor allem für wunderbare Übersichtlichkeit nach hinten. Vorneraus erblickt man eine gestreckte Motorhaube - durchaus sportwagenadäquat. Und das ist der Manta ja auch. Ein kleiner, ein bisschen unvernünftiger Sportwagen, der den Herzschlag seiner Besitzer flotter beschleunigt als sich selbst.
Die rollende Tennissocke - Scirocco White Cat
Der Scirocco gibt sich dagegen kühler, ist eher ein Schattenboxer. Mit ihm ist man heute viel unauffälliger unterwegs als im Manta. Selbst in der grellsten Version: White Cat. Im Frühjahr 1985 vorgestellt, bekommt dieses Sondermodell 14-Zoll-Aluräder, einen Rundumspoilersatz, grün getönte Scheiben, weiße Sitzpolster, eine Dachantenne - später exklusiv den 16-Ventil-Modellen vorbehalten. Und alles, was sich am Scirocco anmalen lässt, wird weiß lackiert. So schaut er zwar ziemlich nach Tennissocke aus.
Doch auch dem White Cat bleibt die ganze vernunft- und zweckbetonte Volkswagenhaftigkeit erhalten. Die zeigt sich Anfang der Achtziger von VW Designchef Herbert Schäfer windgeglättet. Zusammen mit VW Passat II und Polo II beendet der Scirocco II die Epoche des komplett kastigen VW-Designs.
Weil unter der strömungsgünstigen Scirocco-Karosse weiterhin Golf I-Technik sitzt, bleibt der Radstand bei 2,40 Meter. So bietet der Scirocco - bis auf die größere Breite - kaum mehr Platz als ein Polo Coupé. Ein bisschen was ging auch bei der Raumaufteilung daneben. Der Kopf stößt ans Dach, der Oberschenkel ans Lenkrad. Dafür passt die Ergonomie im Cockpit. Beim Manta lungern die Bedienungshebel ja etwas antiautoritär im Armaturenträger herum. Im Scirocco herrscht strenge Sachlichkeit. Wer hier an der Bedienung scheitert, sollte besser nicht Auto fahren. Nur der stark gekröpfte Schalthebel und das Vierspeichenlenkrad sorgen für etwas Sportflair.
Spannender als ein Golf GTI
Ohnehin kann man den Scirocco schwerlich als Rennmaschine bezeichnen. Nicht mit dem kultivierten 1,8-Liter-Langpleuel-Triebwerk. Das galt in Wolfsburg ja lange als motorische Allzweckwaffe. Aber zusammen mit dem hakeligen und lang übersetzten 4 + E-Spargetriebe - auch nicht gerade ein sportliches Highlight - entwickelt der Motor eine für ein Sportcoupé unterwältigende Dynamik.
Man muss schon ein ziemlicher Desperado sein, um sich auf Ampelduelle mit Autos der Leistungsklasse jenseits rentnergepflegter und goldfarbener Automatik-Jettas einzulassen. Den VW muss man auch nicht bändigen, man fährt mit ihm, nicht gegen ihn. Mit seinem kurzen Radstand zirkelt er viel flinker um Kurven als der Manta. Hebt dabei gerne mal ein Hinterrädchen. Wischt bei Lastwechseln in schnellen Kurven nur manchmal mit dem Heck weg - eher unterhaltsam als gefährlich.
Traktionsprobleme verhindert die sachte Leistungsentfaltung. Und so fährt er sich viel spannender als ein VW Golf II GTI: agiler, tiefer, präziser, wendiger, mittendrinner. Weil er dabei auch begabt federt und wenig Krach macht, darf sich der Scirocco als kleiner, fast schon vernünftiger GT fühlen. Manta B und Scirocco II sind also gar keine Konkurrenten. Ganz früher vielleicht.
Aber dann wurde beiden das Wasser von Kadett GSi und Golf GTI abgegraben, als alle auf einmal keine Coupés, sondern nur noch Hot Hatches haben wollten. Wer Manta und Scirocco aber heute noch doof findet, kann sie nie gefahren haben. Und hat dann wirklich etwas verpasst. Viel mehr als bei Elkes Geburtstag.
Quelle: Motor Klassik
hii hii 😊 sowas hatte ich auch mal ... hat sehr viel Spaß gemacht, nur halt keinen Eindruck vor der Dorfdisco 😆 ... dafür war es "damals" (2007-2008) was sehr individuelles.
So ein Manta GSI ist genau mein Ding...
Wenn das Wechselkennzeichen mit passenden Regelungen für Youngtimer kommt und mir so ein Manta wie der aus dem Bericht zum akzeptablen Preis über den Weg läuft, ist der gekauft. 😉
Ich kann ja mit Opel überhaupt nix anfangen, gefällt mir fast gar nix von der Marke. Aber der Manta, der ist genial.
Der Scirocco gefällt mir auch sehr gut, im Gegensatz zum neuen, der aussieht, wie eine geschmolzene Seifendose, einfach erbärmlich.
Hut ab, vor diesen schönen gelungenen Wagen, die es damals noch öfter zu sehen gab.
Ich glaube, die Autos waren nicht das Problem. Es waren in den 80ern ihre Besitzer, die es vorzogen, gerade dann den Mangel der Autos an Traktion zu demonstrieren, wenn andere Leute schlafen wollten. Da waren sie in bester Gemeinschaft mit den GTI und GSI-Fahrern der "Hot Hatches" - Liga. Einige 3er BMW waren natürlich auch dabei - und selbst die hatten nachts Traktionsprobleme...
Und ein tornadoroter Passat Variant 32b (z.B als 5 Zyl. GT oder syncro-GT) war derzeit nicht unbedingt langweilig...
Moin!
Mein Bruder hatte damals einen schwarzen B-Manta mit dezenten Spoilern! War ein echt schöner Wagen mit tollem Sound!
Ich dagegen hatte ein gediegeneres, aber ungleich komforttableres Coupé:
Einen schwarzer Opel Monza 3.0 E mit 3 Ltr.-6-Zylinder in Reihe und 180 Ps Heckantrieb mit 3-Gang-Automatik! Dazu Irmscher-Seitenschweller und Lexmaul Front- und Heckspoiler!
Das Auto hat dermaßen Spass gemacht......bis heute eine geniale Erinnerung mit Wehmut! Leider kamen dann Katpflicht und bleifreies Benzin, was den Wagen mit 15 Ltr./100 km Verbrauch und 3 Ltr. Hubraum für mich unbezahlbar machte!😤
Gruß
Fliegentod
Hallo,
tja Anfang der 80er waren wir bei uns im Dorf eine Clique. Ich mit meinem IIIer Capri 2,3S, mein bester Kumpel mit dem Manta GS/E und ein weiterer mit dem IIer Scirocco GTI.
Damit waren die absoluten Kings in unserer Gegend😎!
Heute denke ich manchmal wehmütig an diese Zeit zurück. Das waren die wohl schönsten Jahre (ca.4Jahre) meines Autofahrer-Lebens. Bei uns gabs kein Gezanke von wegen Ford ist besser als Opel, oder VW ist besser als Ford. Wir sind immer zusammen unterwegs gewesen, und hatten Spass an unseren Kisten (alle orginal ohne Kirmesbuden-Basteleien).
Mfg
Andi
Ja, genau so habe ich diese Zeit auch in Erinnerung! Da gab es nicht dieses bescheuerte Imagedenken wie heute!
Jeder war stolz, dass er endlich den Führerschein hatte und sich überhaupt ein Auto leisten konnte. Der musste günstig sein, TÜV haben und laufen, fertig, mehr war nicht nötig. In unserer Clique gabs von Escort, Fiesta, Käfer, Derby, R4, B und E-Kadätiläcs, über B-Ascona und E-Rekords eine kunterbunte Mischung an Autos! Und jeder war auf seine Art und Weise stolz und zufrieden mit den Karren!😜
Es waren schöne, absolut prollfreie Zeiten! Und heute? Gute Nacht Deutschland!
Gruß
Fliegentod
Mhh..ja,der Opel Monza!
das war ein richtig dickes Gerät und mit den 6-Zylindern ein Sahnestück.
Hatte den auch vor jahren fahren können.
Velourausstattung in so einem blau mit damals fast Vollausstattung.
Klasse Teil!
omileg
Geht mir leider mit Ford ebenso!
Gab's eigentlich nix ausser vielleicht dem alten Capri oder dem Taunus,was mir da je zugesagt hätte bis heute!
Aber ist alles Geschmacksfrage!
omileg
Na ja, ein Mustang wäre schon eine Versuchung wert...! Überhaupt die Muscle-Cars wie auch Camaro und Co.!!!
Hach....einfach mal tief Luft holen und in alten Zeiten schwelgen.....
Ich hatte damals einen tornadoroten Scirocco II GTS - mein erstes Auto - 7 Jahre alt und dank meiner Vorbesitzer, die den Wagen nur zu Wochenendtrips und der ein oder anderen Besorgen genutz haben - er somit gut behütet in der Tiefgarage des Müncher Klinikums Großhadern stand - sah er aus wie aus dem Ei gepellt. Und wie war man stolz so einen Wagen schon mit 18 sein Eigen nennen zu dürfen - da gab´s auch nicht diesen Neid wie heute (bestes Beispiel sind hier die Audi und vor allem BMW-Foren, wo die eigene Marke und Modell schon beim kleinsten Angriff mit dem Messer zwischen den Zähnen verteidigt wird) - der eine fuhr halt VW - der andere Opel oder Ford und 3er BMW - aber Streit oder Zank deshalb...nö kann mich daran nicht erinnern....:-))
Und wie fuhr er sich - naja mit 112 PS und einem Leergewicht von knapp unter 900 kg ging da schon ordentlich was vorwärts und trotz der aus heutiger Sicht urtümlichen Technik konnte man ihn auch mit ca. 7,5 l auf hundert km fahren - naja damals galten auch 195er schon als Breitreifen....:-)))
Er war treu - lief immer - Sommer wie Winter und hat mich nie im Stich gelassen. Und hätte ich nicht durch einen Radioumbau die Elektrik durcheinander gebracht, könnte ich mich jetzt an gar keine nenenswerten Zicken erinnern - für diese konnte der Wagen ja auch nichts...
Man fuhr also nen Wagen mit eigenständigem Design (nicht wie heute dieses meist durch aerodynamische Gründe erzwungene Einheitsdesign vieler Marken und Modelle - der aktuelle Scirocco hat mich dahingehend sehr enttäuscht), der ausreichend motorisiert (auch heute könnte er sich noch behaupten) und vor allem bezahlbar war - man hatte ja als Schüler oder Azubi die Kohle nicht grad im Überfluß....;-))
Ich denke sehr gern an diese Zeit zurück - man hatte nicht diesen ganzen Sicherheits- und Komfortgedöns an Board und kam trotzdem gut und sicher von A nach B. Verkauft habe ich ihn dann, als es mal wieder aus (ich glaube es war schon Berlin) hieß, dass Autos ohne Kat nicht mehr in die Großstädte dürfen und Strafsteuern und was weiß ich nicht alles. Also Panikverkauf an nen Arbeitskollegen für 3500 DM (so jetzt muß ich grad wieder mit den Tränen kämpfen ob meiner Dummheit) für einen Wagen, der technisch und optisch einwandrei da stand - ohne den kleinsten Rost und nur knapp über 100 000 km Fahrleistung. Hätte ich ihn nur behalten - naja sagt sich heute so leicht aber damals brauchte man natürlich das Geld für nen Nachfolger. Ich denke, ich hätte heute richtig Spaß an dem Jungtimer und ich würde ihn mit einem Lächeln fahren - wenngleich ich mir sicher wäre den einen oder anderen spöttischen Kommentar einzufangen.
Tolle Zeit - Tolle Autos damals....nicht mehr wie heute.....
Gruß
Marc
Die Spiegel am Manta sehen ja fies aus!
Waren die etwa Serie? Ich hoffe doch nicht!
Ja,hatte da eher von den "deutschen"Fords geredet!
omileg
WTF....???? Wer schreibt so einen Artikel ohne den Capri, den Coolsten von Allen????