Eine Porsche-Fahrt mit Walter Röhrl
Walter, zeig mir Deine Linie
Ein Traum wird wahr: Ein paar Minuten Mitfahren bei Walter Röhrl. Auf der Rennstrecke in Portimao gibt es für kurze Zeit nur uns beide und die perfekte Linie.
Portimao - Für einen kurzen Moment höre ich die vier 325-PS-Boxermotoren in meinem Nacken nicht mehr. Ich vergesse die Rennstrecke unter meinen Füßen und werde Fan. Fan von dem Mann neben mir, Walter Röhrl, zweifacher Rallye-Weltmeister, Genie am Lenkrad, lebende Legende.
Die ganze Nacht habe ich gegrübelt. Wie und wann frage ich ihn? Jetzt steht der wohl beste Rallye-Fahrer aller Zeiten vor mir, gibt Anweisungen für die bevorstehende Fahrt im „Autodromo Internacional do Algarve“. Dann hält er inne. Das ist mein Moment. „Herr Röhrl, darf ich bei Ihnen mitfahren?“ Der Mann überragt mich um zwei Köpfe, jetzt blickt er mir in die Augen, überlegt. „Also eigentlich sollte… ach naja, das geht auch noch später. Also ja.“
Anspruchsvoll und gefährlich
Juhu! Ich werde in einem Porsche 911 Schulter an Schulter mit Rallye-Röhrl über die 4,692 Kilometer lange Motorsport-Strecke in Portimao fahren. Eine Strecke, von der selbst der Weltmeister sagt, sie sei anspruchsvoll und gefährlich. Die, die es wissen, sagen: Keiner fährt wie Walter, so sanft, so geschmeidig. Voller Freude schwinge mich auf den Beifahrersitz. Das wird großes Kino, die perfekte Linie aus der ersten Reihe. Der Asphalt ist meine Leinwand, Walter Röhrl ist der Regisseur.Schnell verstaue ich noch meine Sonnenbrille flugsicher in meiner Jackentasche. Denn Turbulenzen können jederzeit auftreten. Es geht los. Walter und ich fahren im 911er voraus. Unser Gefolge besteht aus vier neuen Cayman S. Die Fahrer sollen die Ideallinie auf dem erst fünf Jahre alten Asphalt vom Meister lernen.
Kann es ein Zuviel geben?
Wir nähern uns der ersten Kurve, von weit außen, wie es sich gehört. Ein Tritt auf die Bremse. Walter Röhrl lenkt, streichelt den Scheitelpunkt der Kehre, gibt Gas. Jetzt geht es wieder nach außen. „Die Strecke ist gefährlich. Sie verführt dazu, viel zu viel zu fahren“, erzählt Walter Röhrl im Plauderton. Wieso zu viel? Kann es ein Zuviel geben? Ja, zumindest für Profis. Die Spur ist breit, jeder unnötig gefahrene Zentimeter kostet Zeit.
Walter Röhrl wirkt entspannt, trotz des Affentempos, mit dem wir von Kehre zu Kehre fliegen. Seine rechte Hand hat das Lenkrad mühelos im Griff. Die linke hält das Funkgerät, mit dem er den Hinterherfahrern Anweisungen gibt. Nebenbei plaudert der gebürtige Bayer mit seiner tiefen Stimme, als säßen wir gerade bei einem gemütlichen Glas Weißwein-Schorle beisammen.Schon wieder ist eine Runde vorbei. Unsere Fahrt rast ihrem Ende entgegen. Es stimmt: Walter fährt sanft, flüssig, unaufgeregt. Und so steige ich am Ende entspannt aus dem Auto. Mit einem Lächeln auf den Lippen. Es scheint, als habe Walters Gelassenheit auf mich abgefärbt.
Das Steuer gehört mir
Jetzt bin ich an der Reihe. Im Cayman S soll ich Walters Linie folgen. Obwohl mich nichts ablenkt, kein Funkgerät, kein Small-Talk, röten sich meine Wangen. Von Gelassenheit keine Spur mehr. Ist das die gleiche Strecke? An manchen Stellen kann ich nicht folgen. Walter spaziert voraus, ich hechle hinterher.
Über die wachsende Distanz zwischen uns blicke ich hinweg. Gegen Walter Röhrl darf ich lahm aussehen. Der Meister hat Mitleid, lupft nach jeder Runde seinen Fuß und wartet auf uns. Trotz all seiner Erfolge und den unfreiwilligen Höhenflüge, ist Walter Röhrl auf dem Asphalt geblieben.
Er kam, sah und siegte
Der Sportfanatiker wollte eigentlich gar kein Rallye-Profi werden. Er arbeitete zunächst als bischöflicher Sekretär, später als Skilehrer. Durch einen Freund kam er zum Motorsport, sah und siegte. Ein Mann hatte sein Talent entdeckt und eine Sportart ihren neuen Meister gefunden.
Walter Röhrl war nicht mehr zu bremsen. Nur ein einziges Mal schoss er übers Ziel hinaus. Er hatte die Anweisungen seines Mitfahrers falsch verstanden und das Auto landete auf dem Dach eines Hauses. Vier Kilometer lang - auf dem Weg zur Servicestation - dachte Röhrl über Selbstmord nach.
Sabine - ich beneide Dich!
Walter Röhrl,eine Legende...
Ohne Frage ist Röhrl ein begnadeter Fahrer.
Aber woher stammt der Mythos, er sei der beste Fahrer ever ?
Er hatte wohl damals mit dem Quattro ein unschlagbares Auto.
Collin McRae oder S. Loeb haben doch mehr Titel, oder ?
Warum sind die nicht die besten Fahrer aller Zeiten ?
Könnte man nicht eher sagen, dass der Audi Quattro der legendärste Ralley Wagen aller Zeiten war ?
Oder hat Röhrl seine Titel gar nicht auf dem Quattro geholt ?
Nur mal aus Interesse ....
EDIT ... 1.Titel Fiat, 2.Titel Opel
Ich habe bisher immer den Quattro mit Röhrl verbunden ...Tja, so täuscht man ich
Soweit ich weiß hat er seinen ersten Rallye Titel mit einem Fiat erfahren. Ausserdem hält er den Rekord auf dem Pikes Peak, zumidestens auf der alten Strecke. Aber so 100 %ig kenne ich mich da auch nicht aus.
Nicht Geld regiert die Welt sondern Volkswagen. 😆
Dann passt es doch auch prima ins Bild, dass der beste Fahrer der Welt im besten Allradwagen der Welt, also dem Audi Quattro, unschlagbar war und nun für Porsche wirbt. 😉
Dass er sein Handwerk versteht und ein sehr sehr guter Fahrer ist, möchte ich gerne glauben, aber so einfach ist das. Nichts anderes als ein Hype um deutsche Automobilmarken und Walter als Werbeikone. 😎
...dann sind wir doch einmal Stolz drauf !😉
Sorry aber du kannst die aktuellen WRC Spielzeugautos nicht mit den Monstern der früheren Klasse B vergleichen.
Und genau deswegen hat er den Ruf.
Unschlagbar war der S1 keineswegs. Der musste noch tief in der Allradära eine Niederlage gegen Lancia (Heckantrieb) einstecken.
Das lag daran, dass man sich früher (in den 80-ern 😆) nicht sonderlich bemüht hat, die Autos auch konzeptionell für das Rallyefahren auszulegen, sondern einfach nur Innenraum leer, Motorraum voll.
Der S1 brachte als Audi seinen Motor natürlich weit vor der Vorderachse zu den Rennen mit, wodurch das Lenkrad im Fahrzeug rel. nutzlos war, da der Wagen ohnehin nur gerade aus fuhr. Bis dann Herr Röhrl vorbeikam und den Wagen tatsächlich über Serpentinen einen Berg hochfahren konnte - ohne die direkt neben der "Spur" liegenden Abhänge hinab zu stürzen oder Zuschauer zu überfahren 😉
McRae und Loeb fahren in Autos, die auch machen, was man von ihnen verlangt, daher ist deren Arbeit wesentlich einfacher als damals bei Röhrl. Zumal es heutzutage in keinem Motorsport noch ernsthaft auf den Fahrer ankommt.
Daher kann nur W. Röhrl der beste Fahrer überhaupt sein.
Es gibt zwar viele Fahrer und manche haben deutlich mehr Titel als Röhrl. Da ich den Walter aber sehr gut kenne und so manche Geschichte über ihn weiß, versuche ich es mal so zu erklären. Es gibt kaum einen Rennfahrer, Techniker, Teamchef oder Insider, der Walter Röhrl nicht für den besten oder einen der besten Fahrer aller Zeiten hält. Das liegt an seinem Stil, an seinem Tempo, daran, dass er materialschonender als alle anderen Fahrer fuhr und dass er, wenn das Material stimmte, nahezu unschlagbar war.
Sehr schön geschrieben und absolut richtig @Ycon1
Ansonsten kann man das hier auch mal wieder lesen.
Walters Sprüche
Ich möchte die Fähigkeiten nicht in Frage stellen, Es kam mir nur etwas "dünn" vor. 14 Siege in mehr als 10 Jahren sieht im Vergleich zu manch anderem Fahrer eben realtiv wenig aus. So auf dem Papier. Aber natürlich spielt das Material hier auch eine Rolle . Seine aktive Zeit fällt ja in meine Kindhit, von daher ist mir der damalige Hype schon in Erinnerung. Nur wenn ich den Namen höre, dann sollte man meinen dass er damals 10 Jahre allesin Grund und Boden fuhr. 14 Siege klingen dann einfach anders
Eine Zeit, in der das Wort "Quattro" für Audi entstand. Eine tolle Zeit.
Walter ist einfach eine Legende. Zurecht.
Ich behaupte das sein Hype dadurch entstanden ist das er einer der wenigen Fahrer war wo man das Gefühl hatte, das er einen Gruppe B Wagen wirklich beherschen konnte.
Das klingt jetzt "übertrieben" aber die Fahrzeuge sind vom Beschleunigungsvermögen und Leistungsgewicht überhaupt nicht mit moderneren Fahrzeugen vergleichbar.