Chinesische Autohersteller in Deutschland
Warum in Deutschland kaum chinesische Autos fahren
Wieder wollen es zwei chinesische Marken bei uns versuchen: Borgward und Geely kündigen Großes an. Bislang scheiterten alle chinesischen Versuche am europäischen Markt.
Von Wolfgang Gomoll
Berlin – Es ist die Autonews des Tages: 55 Jahre nach der Insolvenz kündigt die Automarke Borgward an, in ihren Heimatort Bremen zurückzukehren und dort wieder Autos zu bauen. Eine Fertigungshalle mit rund 10.000 Quadratmetern Fläche und 50 bis 100 Arbeitsplätze sollen entstehen. Eine Jahreskapazität von bis zu 10.000 Fahrzeugen ist für den Anfang geplant, die Investitionen betragen einen "zweistelligen Millionenbetrag", sagt Borgward. Hauptaktionär der 2015 gegründeten Borgward Group ist der chinesische Lkw-Hersteller Foton. Bislang wird in China gefertigt, ein Elektro-SUV aus Bremen soll den deutschen Markt erobern. Bringt dieses „Comeback“ den ersten Erfolg eines chinesischen Herstellers in Deutschland?
Die Ankündigungen chinesischer Autobauer sind oft groß – die Resultate klein. Bisher scheiterte die Mehrzahl der Fabrikanten aus dem fernen Osten. Das Beispiel Qoros zeigt das Dilemma der Unternehmen. Das stets gleichlautende Konzept „Nimm viel Geld in die Hand, kaufe Dir europäisches Know-how und der Rest läuft von alleine“ geht nicht auf. Qoros holte den ehemaligen Mini-Chefdesigner Gert Hildebrand ins Boot, der sich in einem schmucklosen Münchner Gebäude nur wenige hundert Meter von seiner ehemaligen Wirkungsstätte an die Arbeit machte. Heraus kamen ansehnliche Fahrzeuge, wie der Qoros 3, der Qoros 5 und zuletzt der Crossover Qoros 3GT. Auf der Straße rollt bisher kein einziges Kundenfahrzeug.Der erfahrene Ex-GM-Manager Phil Murtaugh blies im vergangenen Jahr den Sturm auf das Abendland ab: “Wir müssen erst einmal unsere Hausaufgaben in China machen und dann schauen wir nach Europa. Unser Fokus bleibt nach wie vor China.” Mittlerweile hat der Manager den Bettel hingeworfen, genauso, wie der Vertriebschef Sun Xiaodong. Qoros-Präsident Chen Anning übt sich dennoch in Optimismus. „Unsere Pläne bleiben weiter unverändert.“ Das heißt: Erst China und dann irgendwann einmal Europa. Die Gründe für das Scheitern sind zum einen in der fehlenden Vertriebsstruktur zu suchen. Zum anderen ist das Joint Venture aus dem israelischen Mischkonzern Israel Corporation und dem chinesischen Autobauer Chery finanziell nicht auf Rosen gebettet. Zu schlecht läuft es auf dem Heimatmarkt.
Hürde ADAC-Crashtest
Anders sieht die Sache bei Brilliance und Landwind aus. Beide zerschellten an der unerbittlichen Mauer des ADAC-Crashtests. Die Brilliance Limousine BS6 brachte es 2007 auf null von fünf möglichen Sternen. Zwar wurden hinterher Zweifel an dem Testverfahren laut, doch das Misstrauen blieb. Noch übler erwischte es den Jiangling Landwind. Das SUV war nach dem Frontalaufprall mit 64 km/h ein Wrack. „Das gefährlichste Auto der Welt“ urteilte die „Autobild“ damals erbarmungslos. Landwind war Geschichte. Die altmodische Formensprache tat ihr Übriges. Doch die Chinesen geben nicht auf und kopieren mittlerweile die europäischen Erfolgsmodelle: Der Landwind X7 ist eine so dreiste Kopie des Range Rover Evoque, dass Jaguar Land Rover gegen den Design-Klau vorging.
Borgward hat aus den Fehlern der Vorgänger gelernt und will Deutschland von innen heraus erobern. Losgehen soll es Ende 2017 und wenn man in Deutschland Fuß gefasst hat, sollen weitere europäische Länder folgen. Die Strategie hat entscheidende Vorteile. Zum einen hat Borgward in Deutschland einen guten Namen, der Nostalgiker ansprechen dürfte. Denn das Bremer Unternehmen war hierzulande bis zum Konkurs 1961 der drittgrößte Autobauer. Aufsichtsratschef ist Christian Borgward, der Enkel des Firmengründers. Bei den ersten Testfahrten hat der BX7 immerhin einen soliden Eindruck hinterlassen. Überschaubare Erfolge von chinesischen Marken, wie Roewe und vor allem Great Wall in europäischen Ländern, wie Spanien, England oder Italien, machen Mut. Andererseits: 1961 ist lange her. Sehr lange. Wer erinnert sich wirklich an die Marke? Wer kauft deswegen tatsächlich ein Auto von ihr?
Schwedisches Know-How, chinesisches Geld
Interessant ist auch die Strategie von Geely. Der chinesische Konzern hat ebenfalls ein Auge auf Europa geworfen – und setzt auf europäische Kompetenzen. Erst haben die Chinesen Volvo in den vergangenen Jahren zu einem erstaunlichen Comeback verholfen. Mittelfristig sind bis zu 800.000 Fahrzeuge pro Jahr geplant und bis 2020 will man autonom und unfallfrei unterwegs sein. Jetzt folgt die zweite Phase des Experiments Europa: Mit Lynk&Co soll eine Budget-Premiummarke die kritischen Europäer überzeugen.
Lenker der Marke ist der sturmerprobte GM/Opel-Manager Alain Visser. Der klotzt gleich los: „Jedes Jahr bringen wir darauf zwei neue Modelle." Den Anfang macht 2017 das Modell „Lynk & Co. 01“, ein extravagant gezeichnetes SUV. Nach dem Marktstart in China soll es mit konventionellen Antrieben sowie als Plug-In-Hybrid und später auch als Elektromodell auch nach Europa kommen.
Die Technik kommt – wie könnte es anders sein – von Volvo. Der 4,50 Meter lange Crossover steht auf der CMA-Plattform (Compact Modular Architecture), genauso, wie die zukünftige 40er Volvo-Baureihe. Ein neues Level der Konnektivität soll das Fahrzeug bieten. Ganz im Sinne der Tablet- und Smartphone-Generation. Dementsprechend sehen auch die Vertriebswege aus, die Qoros so viele Probleme bereiten: Online oder bei ein paar kleinen Flagship-Stores kauft man seinen Lynk&Co. Funktioniert schließlich auch bei Tesla. So kann auch der angepeilte Kampfpreis von weniger als 30.000 Euro realisiert werden. Wer will, kann den Lynk&Co 01 aber auch einfach im Carsharing fahren. Das klingt als Konzept jedenfalls deutlich besser als: „Nimm viel Geld in die Hand, kaufe Dir europäisches Know-how und der Rest läuft von alleine“.
Quelle: press-inform
Japaner und Koreaner haben bei der Eroberung des deutschen bzw. europäischen Marktes auch mal sehr klein angefangen. Man betrachte dazu im Vergleich ihre heutigen Marktanteile...
Im Titelbild muss man sich wieder über entweder zurückgebliebene Grammatik oder ein fehlendes Wort ärgern: "Der BX7 in Deutschland verkauft werden"
Zudem gibt es in Deutschland sehr wohl private Qoros. Siehe Bild im Anhang.
Zuverlässigkeit ist fragwürdig, Ersatzteilversorgung über lange Zeit ist fragwürdig. Das Händlernetz ist dünn und viele sind zu faul 50km für eine Inspektion zu fahren.
Der Preis muss schon extrem niedrig sein dass man sich mit diesen vielen Nachteilen abfindet, bzw. die Nachteile müssen eliminiert werden um mir "heimischen" Marken zu konkurrieren
die Chinesen wären erfolgreich wenn sie mindestens 30 bis 40 % preiswerter wären als ähnliche Produkte.
Den derzeitigen "Preisvorteil" lassen die etablierten Marken doch als Rabatt nach beim Verkauf.
Aber anscheinend fürchtet man das Billig-Image, und scheitert so direkt am Start.
Und ich glaube nicht an eine Borgward-Fertigung hier in Deutschland.
Es ist wohl auch nur eine Endmontage von angelieferten Komponenten geplant.
Qualität kostet Geld, das hat man bei den Japanern und Koreanern gesehen. Die sind sooo viel billiger nun auch nicht wie Autos aus europäischer Fertigung, wenn überhaupt.
Die Chinesen können mit ihren Elektroautis zur Gefahr werden, da sind sie nämlich ganz schwer im Kommen, anders als die deutschen Hersteller die erst im Begriff sind aufzuwachen. Hat ja noch kaum ein Hersteller was praxistaugliches im Programm.
Elektroautos braucht auch keiner, da sie bei weitem nicht das sind, als das sie angepriesen werden. Der einzige Grund, warum die deutsche Automobil-Industrie da nun mit macht, ist der selbe Grund, warum sie beim autonomen Fahren mitmachen. Aus Angst um ihre Pfründe der Zukunft. Das macht Elektroautos aber auch nicht sinnvoller.
Alle Japaner zusammen 9,4% Marktanteil.
Alle Koreaner zusammen 5,1% Marktanteil.
Ich habe alle Marken und auch Submarken mitgerechnet.
Die Marktanteile der Koreaner steigt, während die der Japaner sinkt.
So neu ist der Versuch mit einem alten Markennamen und einer Endmontage in Europa aber auch nicht.
SAIC hat dies seit 10 Jahren mit MG in Großbritannien erfolglos versucht. Das Werk wird gerade geschlossen weil sich die dort hergestellten MGs einfach nicht absetzen ließen.
Im Endeffekt muss das Produkt stimmen, und hier ist es wahrscheinlich tatsächlich sinnvoller erst einmal im Heimatmarkt Erfahrungen zu sammeln.
Die machen doch immer die gleichen Fehler.
Man konzentriert sich die Gegenargumente auszuräumen. So achtet man mittlerweile auf Crashtests und euopataugliches Design.
Aber alle verpassen es ein Argument für den Kauf zu liefern. Ich sehe immer nur Autos die es hier eigentlich schon gibt.
Einfach gesagt: Warum sollte ein chinesischer Golf hier erfolgreich sein wenn es den Golf hier schon gibt?!
Bislang konnte keine Marke wirklich reizvolle Modelle vorstellen. Der aktuelle Trend sind Volumenmodelle bei denen man etwas Steppleder verbaut und dann was von Premium erzählt (Borgward, Lynk&Co). Würden beide Marken hier auftauchen und qualitativ in Ordnungen sein, gäbe es noch immer keinen Grund sie zu kaufen. Ähnlich auch Qoros. Selbst wenn der Wagen so toll ist wie behauptet, warum sollte man den kaufen? Wer einen Golf will kauft nen Golf. Wer sparen will kauft einen i30. Warum sollte ich zu einer völlig neuen Marke ohne Händlernetz und unklarer Zukunft greifen?
Ob sich chinesische Autos hier durchsetzen bzw. überhaupt Fuß fassen können hängt von verschiedenen Faktoren ab: Unter anderem Preis, Qualität, Zuverlässigkeit, Teileversorgung und Wartungsmöglichkeit (was kann man selber machen, welche Werkstatt kann die Wagen betreuen).
Viele Leute sind zudem immer noch derart geprägt, dass in deren Augen China-Autos Billigkrempel sind, der -ähnlich wie viele Werkzeuge und Elektrogeräte von dort- von Zwölf bis Mittag halten und genau dann die Grätsche machen, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann.
- Somit wagen es nur wenige, sich überhaupt auf das "Experiment" einzulassen, ein chinesisches Auto zu beschaffen.
Aber: Es gibt Leute, die den Mut besitzen. Bei mir im Ort fährt schon seit ein paar (2-3) Jahren ein silberner Brilliance (Limousine) herum. So schlecht ist der wohl nicht, denn andernfalls hätte der Besitzer ihn schon weggegeben. Auch anderswo sind vereinzelt China-Mobile unterwegs, meist Brilliance, Landwind X6 sind zwar sehr selten, aber auch die sehe ich hin und wieder. Den ersten Landwind X6 habe ich 2007 an der Nordsee entdeckt. Gebaut wird heute nur noch die kurze Ausführung (X9).
Es mag nach "Verschwörungstheorie" (bööööses Wort!) riechen, aber mit den miesen ADAC-Crashtest-Ergebnissen wäre ich vorsichtig:
Erstens entsprach vor die Wand gesetzte der Landwind X6 (mittlerweile eingestellt) dem Stand der frühen 1990er Jahre, da ein grobschlächtiger Nachbau des Isuzu Rodeo/Amigo/Opel Frontera, der ähnlich mau abgeschnitten hätte. Anfang der 90er wurden solche Versuche noch nach anderen Normen gefahren - die Autos entsprechend konstruiert - und EuroNCAP gab es noch nicht in der Form, wie wir ihn heute kennen.
Zweitens könnte es sein, dass man beim ADAC vielleicht "ein bisschen" geschummelt hat (z.B. höhere Geschwindigkeit, eine nicht für den europ.Markt gedachte Modellvariante genommen, oder das Fahrzeug selbst manipuliert), um der deutschen Autoindustrie Konkurrenz vom Hals zu halten bzw. den Ruf der Chinesen schon im Vorfeld nachhaltig zu versauen. Zumal es vom Brilliance BS6 einen zweiten Versuch mit einer "nachgebesserten Version" gab, die dabei ganz passabel abschnitt. - Doch da war der Ruf schon im Eimer.
Ich halte es für plausibel, denn nach dem Mauerfall wurde auf ähnliche Weise versucht, so dem Trabant den Garaus zu machen:
https://www.youtube.com/watch?v=LKDdD0owYgA
- video leider miese qualität-
Zudem kam noch mediale Hetze nach einigen tödlichen Unfällen.
http://www.trabantforum.de/ubb/Forum5/HTML/003232.html
3. Beitrag von unten: Hier sind die verlinken Zeitungsartikel interessant
Wenn ein Land (ex DDR) seinen Fuhrpark schnellstmöglich fast komplett austauschen will, ist das für Viele eine verdammt lukrative Sache...
Autobild und ADAC....😆
Der deutschen Motorpresse glaube ich nicht (mehr). Die haben ihre "Favoriten", sprich Anzeigen-Kunden bzw. sonstige lukrative geschäftliche Verbindungen und diese mag man nicht verlieren.
Was wurden früher die Japaner verhöhnt - und dann wurden sie erfolgreich.
Was wurde über die Koreaner gelästert und gespottet - und wo stehen sie heute?
Gerade im Bereich der Elektromobilität traue ich den Chinesen einiges zu und manchen arroganten Spötter mag eines Tages das Lachen im Halse stecken bleiben....
Entschuldigung, aber der Trabbi war ein fahrendes Stück Schei**e.
Das der heute noch die Luft verpesten und seine Insassen gefährden darf halte ich für einen Skandal.
(und ja ich hab so einen Schrotthaufen mal "probe"gefahren)
Was die Chinesen angeht, wenn das Produkt stimmt, dann fahre ich es.
Dass ein fehlendes oder extrem dünnes Händler- und Werkstätten-Netz sich nicht verkaufsfördernd auswirkt, dürfte doch unbestritten sein.
Wenn ein Newcomer es schafft, ein Autohaus in Hamburg, eins in Berlin, eins in München und eins in Frankfurt unter Vertrag zu nehmen, was ist damit für die möglichen Interessenten in Hannover, Magdeburg, Stuttgart, Köln noch interessant?
Sehe ich in Österreich bei den US-Marken von GM. Cadillac ... der langjährige Händler in Wien hat das Handtuch geworfen, sein Nachfolger ist ein Betrieb von fast gegenüber, der 30 Jahre nur Gebrauchtwagen verhökert hat und irgendwann einen Bosch-Dienst zusätzlich eröffnet hat. Showroom Fehlanzeige, steht alles unter freiem Himmel oder einem Vordach. So wird dat nix!