Seit Dienstag herrschen in Paris Smog-Höchstwerte und Fahrverbote. Allein, es hilft wenig. Das liegt zuerst natürlich am Wetter - aber nicht nur. Ein Kommentar von Björn Tolksdorf.
Dicke Luft in Frankreichs Hauptstadt: In dem Ballungsraum leben fast 12,5 Millionen Menschen. Seit Dienstag gilt in der Stadt ein teilweises Fahrverbot
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Paris – Franzosen legen Wert auf Tradition. 2CV, gentechnikfreier Rohmilchkäse, Revolutionspathos, störrisches Galliertum. Eine andere Tradition ist weniger beliebt: Dicke Luft in der Hauptstadt. Paris erreicht regelmäßig Smogwerte, wie sie in Deutschland – trotz höherem Industrialisierungsgrad – seit Jahrzehnten ausgestorben sind.
So auch jetzt. Eine sogenannte Inversionswetterlage schließt die Stadt in ihrem eigenen Qualm ein. Knapp 12,5 Millionen Menschen leben im Großraum Paris. Die Ring-Autobahn „Boulevard Périphérique“ umschließt das Stadtzentrum als stinkendes Würgehalsband – oft mit der Durchflussgeschwindigkeit einer Fußgängerzone.
Polizisten kontrollierten an Dienstag die Einhaltung des Fahrverbots. Randnotiz: Nicht einmal der Premierminister Manuel Valls hielt sich daran
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Ja, Paris ist überfordert – von viel mehr Autos, als die Haussmannsche Stadtplanung aus dem 19. Jahrhundert aufnehmen kann. Und von viel mehr Smog, als die Lungen der Menschen aufnehmen sollten. Die Stadtverwaltung unter Führung der Sozialistin Anne Hidalgo geht dagegen mit oftmals drastischen Verordnungen vor.
Rauchverbot nach Nummernschild
Eine davon: „Circulation Alternée“. Bereits zum vierten Mal in den letzten 20 Jahren greift Paris zu diesem Rettungsanker gegen dicke Luft. Dann dürfen an geraden Kalendertagen nur Autos mit gerader Endziffer auf dem Nummernschild fahren, an ungeraden Tagen die anderen. Zum Ausgleich fahren öffentliche Verkehrsmittel kostenlos.
Warum stinkt es in Paris trotzdem zum Himmel? Einerseits, weil das Wetter nicht wechselt. Andererseits, weil Paris in Frankreich liegt. Vieles, was mit Verwaltung zu tun hat, geschieht dort im südeuropäischen Stil. Je komplizierter die Vorschriften, desto weniger werden sie befolgt. Je drakonischer die Strafandrohung, desto laxer die Durchsetzung. Da steckt jede Menge Italien in Frankreichs Rechtsverständnis.
Die Asterixe fahren trotzdem
Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, auf dem C40-Treffen der Bürgermeister am 1. Dezember 2016 in Mexiko City
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Zunächst mal, kein Fahrverbot ohne Ausnahmen. Viele Ausnahmen. Wer möchte den armen Gendarmen verdenken, dass sie bei so komplizierten Regeln nicht immer genau hinschauen. Und dass sie, wenn sie kontrollieren, nicht jedem der rebellischen Asterixe ein Bußgeld aufbrummen.
Und Bußgeld hin oder her – der Verkehrsteilnehmer kann ja nicht gezwungen werden, das Auto an Ort und Stelle abzustellen. Wo sollte er auch parken, wir sind immer noch in Paris.
Nein, 400 Polizisten auf Sonderkontrolle werden 12 Millionen Parisern nicht das Autofahren abgewöhnen. Oder das Rauchen. Das macht Frankreich liebenswert – und wird zu noch strengeren Verordnungen führen. Und irgendwann, ganz langsam, vielleicht sogar zu besserer Luft.
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EIndrucksvoll: Pariser Smogblase unter blauem Himmel
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Polizisten kontrollierten an Dienstag die Einhaltung des Fahrverbots. Randnotiz: Nicht einmal der Premierminister Manuel Valls hielt sich daran
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Dicke Luft, dicker Verkehr: Am Dauerstau auf der Autobahn rund um die Innenstadt änderte das Fahrverbot offenbar fast nichts
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Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, auf dem C40-Treffen der Bürgermeister am 1. Dezember 2016 in Mexiko City
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Mit einem Wetterballon messen die Behörden die Luftqualität. Die Werte haben sich mangels Wetterwechsel im Laufe der Woche nicht gebessert - eher im Gegenteil
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Bei einer Inversionswetterlage befinden sich die warmen Luftschichten oben, die kalten darunter. Die Folge: Praktisch kein Luftaustausch mehr: In Ballungsgebieten mit hohem Emissionsaufkommen ist Smog die logische Konsequenz
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Kann ich den Kommentar so verstehen, dass Paris mit dem Smog überfordert ist, weil das eben so ist? Und wenn man noch ein paar Jahre wartet, löst sich alles in Wohlgefallen auf? 😕
Duftbaumdeuter37
Wenn der (gallische) Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich der Smog oder bleibt, wie er ist...😉
Kann ich den Kommentar so verstehen, dass Paris mit dem Smog überfordert ist, weil das eben so ist? Und wenn man noch ein paar Jahre wartet, löst sich alles in Wohlgefallen auf? 😕
Ich verstehe den Kommentar eher als eine sehr treffend geschriebene Momentaufnahme typisch französischer Verhältnisse.
Ob selbst solche drastischen Maßnahmen langfristig ausreichen, bezweifle ich jedoch.
Was ich im Artikel vermisse, ist der Hinweis, dass auf das stumpfsinnige hinprügeln auf den Verkehr nicht hilft. Die Heizungen gehören genauso kontrolliert!
Aber eines ist klar: die böse Saat des Dieselwahns geht auf. Man hat den Bau guter Benziner sträflich vernachlässigt und uns dann mit den russenden Benzindirekteinspritzer beglückt.
Fensterheber51145
Widerlich.
Und dann MUSS man in so einer Stadt auch noch leben und arbeiten.
Weg mit dem Verbrennungsmotor so schnell und schmerzlos wie es nur geht und menschenmöglich ist.
Und damit mein ich nicht eben nur blind einfach weg sondern sinnvoll sukzessive ersetzen.
Elektromobilität weiter forcieren. Und endlich auf die Straßen bringen.
Und ja der Hausbrand ist auch wichtig und sogar bei uns hier in der Umgebung ist es grauslich, wie das oft hereinstinkt wenn man das Fenster kippt.
Ich höre immer nur von Verboten. Die bringen erfahrungsgemäß wenig. Denn die wenigsten Bürger fahren zum Spaß mit dem Auto nach Paris. Alle anderen haben hingegen irgendeinen Grund jeden Tag ewig im Stau zu stehen.
Vielleicht sollte man bei genau diesen Gründen ansetzen? Ausbau des ÖPNV damit man völlig freiwillig das Auto stehen lässt wäre mal ne Idee...
Warum stinkt es in Paris trotzdem zum Himmel? Einerseits, weil das Wetter nicht wechselt. Andererseits, weil Paris in Frankreich liegt. Vieles, was mit Verwaltung zu tun hat, geschieht dort im südeuropäischen Stil. Je komplizierter die Vorschriften, desto weniger werden sie befolgt. Je drakonischer die Strafandrohung, desto laxer die Durchsetzung. Da steckt jede Menge Italien in Frankreichs Rechtsverständnis.
Das ist schon eine denkbare Erklärung, obwohl sie mir etwas zu dünn geraten ist. Hier auf MT liest man ja in regelmäßigen Abständen in den Beiträgen von "typisch deutscher" Kultur. Und das ist selten positiv gemeint. Ja, in Deutschland wird vieles kontrolliert und reglementiert. Aber es ist eben nicht immer schlecht. Interessant ist eben schon, wenn es in deutschen Ballungsgebieten trotz höherer Industrialisierung keinen Smog-Alarm gibt. Also scheinen die Maßnahmen ja zu greifen. Das "typisch deutsche" kann auch vorteilhaft sein.
Widerlich.
Und dann MUSS man in so einer Stadt auch noch leben und arbeiten.
Weg mit dem Verbrennungsmotor so schnell und schmerzlos wie es nur geht und menschenmöglich ist.
Und damit mein ich nicht eben nur blind einfach weg sondern sinnvoll sukzessive ersetzen.
Elektromobilität weiter forcieren. Und endlich auf die Straßen bringen.
Und ja der Hausbrand ist auch wichtig und sogar bei uns hier in der Umgebung ist es grauslich, wie das oft hereinstinkt wenn man das Fenster kippt.
Das langsamste und teuerste Verkehrsmittel in Paris ist schon seit 30 Jahren das Auto und ein Statussymbol .
Öffentliche Verkehrsmittel total überlastet , wie auch in vielen deutschen Städten .
Gruß
Interessant ist eben schon, wenn es in deutschen Ballungsgebieten trotz höherer Industrialisierung keinen Smog-Alarm gibt. Also scheinen die Maßnahmen ja zu greifen. Das "typisch deutsche" kann auch vorteilhaft sein.
Es liegt eher daran ,dass in Paris die Autos im Stau stehen .
Bei uns fahren sie meistens noch .
Gruß
Was ich im Artikel vermisse, ist der Hinweis, dass auf das stumpfsinnige hinprügeln auf den Verkehr nicht hilft. Die Heizungen gehören genauso kontrolliert!
Sicherlich gehören Industrie und Heizungen genauso kontrolliert. Aber der Individualverkehr ist das schnellste und einfachste, was halbwegs substituiert werden kann. Das Auto kann man durch ÖPNV, Rad oder Füße ersetzen. Und die Heizungen!? Außer drei Schlüpper und vier Pullis gibt es da wenig Alternativen.
Der Kommentar ist ein wenig dünn. Außer, dass reichlich Stereotypen bedient werden.
Es liegt eher daran ,dass in Paris die Autos im Stau stehen .
Bei uns fahren sie meistens noch .
Also die Verkehrsnachrichten des Ruhrpotts sind ja schon seit Jahrzehnten legendär. Da steht doch regelmäßig alles. Und wenn man den Statistiken glauben darf, dann wird der deutsche Stau auch von Jahr zu Jahr länger. Bedingt auch durch die vielen Baustellen.
Spiralschlauch42181
Wenn der Kommentar so gedacht war, dann muss ich dazu anfügen, dass sich die Luftqualität in japanischen Städten trotz höherer Bevölkerung und dichterem Verkehr nicht in gleicher Weise entwickelt hat. Ich habe auch eine Theorie, woran das liegen könnte 😜
Öffentliche Verkehrsmittel total überlastet , wie auch in vielen deutschen Städten .
Sehe ich auch hier als großes Problem. Ich denke auch hier kann man viel mehr Leute zum ÖPNV bewegen. Das geht aber nicht wenn das Verkehrsangebot nur im direkten Stadtkern gut ist und schon die Vororte eher mäßig angebunden sind.
Wenn Paris solche Smogprobleme hat müssen sie den ÖPNV ausbauen. Ist hier genauso. Will Frankfurt weniger Stau auf der Autobahn, müssen sie die S-Bahn ausbauen.
Kann ich den Kommentar so verstehen, dass Paris mit dem Smog überfordert ist, weil das eben so ist? Und wenn man noch ein paar Jahre wartet, löst sich alles in Wohlgefallen auf? 😕
Wenn der (gallische) Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich der Smog oder bleibt, wie er ist...😉
Ob selbst solche drastischen Maßnahmen langfristig ausreichen, bezweifle ich jedoch.
Was ich im Artikel vermisse, ist der Hinweis, dass auf das stumpfsinnige hinprügeln auf den Verkehr nicht hilft. Die Heizungen gehören genauso kontrolliert!
Aber eines ist klar: die böse Saat des Dieselwahns geht auf. Man hat den Bau guter Benziner sträflich vernachlässigt und uns dann mit den russenden Benzindirekteinspritzer beglückt.
Widerlich.
Und dann MUSS man in so einer Stadt auch noch leben und arbeiten.
Weg mit dem Verbrennungsmotor so schnell und schmerzlos wie es nur geht und menschenmöglich ist.
Und damit mein ich nicht eben nur blind einfach weg sondern sinnvoll sukzessive ersetzen.
Elektromobilität weiter forcieren. Und endlich auf die Straßen bringen.
Und ja der Hausbrand ist auch wichtig und sogar bei uns hier in der Umgebung ist es grauslich, wie das oft hereinstinkt wenn man das Fenster kippt.
Paris sollte das Londoner Modell übernehmen.
Ich höre immer nur von Verboten. Die bringen erfahrungsgemäß wenig. Denn die wenigsten Bürger fahren zum Spaß mit dem Auto nach Paris. Alle anderen haben hingegen irgendeinen Grund jeden Tag ewig im Stau zu stehen.
Vielleicht sollte man bei genau diesen Gründen ansetzen? Ausbau des ÖPNV damit man völlig freiwillig das Auto stehen lässt wäre mal ne Idee...
Öffentliche Verkehrsmittel total überlastet , wie auch in vielen deutschen Städten .
Gruß
Bei uns fahren sie meistens noch .
Gruß
Der Kommentar ist ein wenig dünn. Außer, dass reichlich Stereotypen bedient werden.
Wenn der Kommentar so gedacht war, dann muss ich dazu anfügen, dass sich die Luftqualität in japanischen Städten trotz höherer Bevölkerung und dichterem Verkehr nicht in gleicher Weise entwickelt hat. Ich habe auch eine Theorie, woran das liegen könnte 😜
Wenn Paris solche Smogprobleme hat müssen sie den ÖPNV ausbauen. Ist hier genauso. Will Frankfurt weniger Stau auf der Autobahn, müssen sie die S-Bahn ausbauen.