Audi-Getriebe-Manipulationen: VW-Papier gibt Einblick

Was bewirkt Audis adaptive Getriebesteuerung?

Philipp

verfasst am Sat Nov 12 10:04:35 CET 2016

Update: Auch bei der Getriebesteuerung soll Audi getrickst haben. Wie, könnte ein Papier von VW-Juristen zeigen. Es gibt Einblicke in die Situation bei der Tochter.

Ein internes VW-Papier verrät neue Details zu den Getriebe-Manipulationen bei Audi
Quelle: dpa/Picture Alliance

Update: Mittlerweile sollen deutsche und amerikanische Behörden auf die Vorwürfe reagieren. Einem Bericht zufolge planen die amerikanische EPA und das deutsche KBA Untersuchungen.

Ingolstadt/Berlin - Neues zu den Manipulationsvorwürfen gegen Audi: Nachdem die "Bild am Sonntag" vor einer Woche über Manipulationen bei Getrieben berichtete, bestätigen Informationen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung", dass die Marke wohl Softwaresteuerungen im gesetzlichen Graubereich verwendet hat. Audi soll den Berichten zufolge bei offiziellen Messungen auf dem Prüfstand die Emissionswerte mehrerer Modelle mittels bestimmter Getriebeprogramme gesenkt haben. Die Medien berufen sich dabei auf ein Dokument, das in dieser Woche vom Rechtswesen bei VW erstellt worden sein soll.

"Aufgrund der laufenden Gespräche mit den Behörden in den USA können wir uns lediglich zu der Situation in Europa äußern", teilte ein VW-Sprecher am Freitag mit. "Gegenüber dem Kraftfahrtbundesamt (KBA) als zuständiger europäischer Genehmigungsbehörde hat die Audi AG die technischen Hintergründe zu adaptiven Schaltprogrammen erläutert und technische Informationen zur Verfügung gestellt. Weitere Gespräche mit dem KBA werden folgen." Pikanterweise gerät das KBA gerade selbst unter Druck.

Im normalen Fahrbetrieb unterstützten diese "lernenden" Systeme den Fahrer, indem sie die Schaltpunkte an die jeweilige Fahrsituation optimal anpassten, heißt es weiter in der Stellungnahme. "Adaptive Schaltprogramme können bei Prüfstandsmessungen zu verfälschten und nicht reproduzierbaren Ergebnissen führen." Hierauf sei im Prüfbetrieb bei allen Herstellern zu achten. Die VW-Juristen hätten außerdem festgestellt, dass nicht nur Fahrzeuge mit dem achtstufigen Automatikgetriebe AL 551 betroffen seien, sondern auch solche mit dem siebenstufigen DL 501, das sich in Modellen wie dem A5, A6 und A7 befinde.

A8-Produktion in Neckarsulm: "nicht auszuschließen", dass Behörden das Schaltprogramm als unzulässig einstufen
Quelle: dpa/Picture Alliance

Papier schildert zwei Fälle

In dem Volkswagen-Papier werden den Berichten zufolge zwei Fälle geschildert. In einem Fall gehe es darum, wie bei Dieselfahrzeugen nach dem Start die Betriebstemperatur des Katalysators mit einem speziellen Programm schnell erreicht werde. Der Kat verringert den Schadstoffausstoß. Die Stufe 3, die wichtigste Stufe, werde "unter Testbedingungen nahezu immer aktiviert", wird aus dem Volkswagen-Papier zitiert. "Unter normalen Fahrbedingungen kommt es demgegenüber nur äußerst selten zur Aktivierung (...) der Stufe 3."

US-Umweltbehörden sehen dem VW-Papier zufolge hier drei Rechtsverstöße, heißt es in dem Bericht. Dem KBA habe Audi demnach versichert, in Europa mache man keinen Unterschied zwischen Prüfstand und Straße.

Ein zweiter Fall betrifft den Medienberichten zufolge Dieselfahrzeuge und Benziner von Audi in Europa und den USA mit Automatik-Schaltung. Auf dem Prüfstand werde dem VW-Papier zufolge schneller in den nächsten Gang geschaltet als auf der Straße. Das führe auf dem Prüfstand zu niedrigeren Stickoxid- und Kohlendioxid-Emissionen als auf der Straße. Es sei "nicht auszuschließen", dass Behörden dies als unzulässig einstuften, wird aus dem VW-Papier zitiert.

Audi-Chef Rupert Stadler muss sich nun erneut von Anwälten der US-Kanzlei Jones Day befragen lassen, die im Auftrag des VW-Aufsichtsrats ermitteln.

Quelle: dpa