Smartphone-Apps der Autobauer
Was die Apps der Autohersteller schon können
Konnektivität, Internet der Dinge, Autofahren. Drei Begriffe, die seit Kurzem zusammengehören wie VW und Audi. Was hat der Autofahrer von dieser Entwicklung?
Berlin – Konnektivität? Aber sicher! Bei dem Thema sind die Hersteller alle führend. Zumindest in der Selbstwahrnehmung. Jedes neue Auto wird als noch besser vernetzt angepriesen. Internet im Auto, autonomes Fahren, Concierge-Service, automatischer Notruf, die Verbindung von Smartphone und Auto und vieles mehr gehören künftig dazu.
„Connectivity“ ist zur Chiffre geworden für fast alles, was am Auto nicht mit öligen Händen zu tun hat, sondern mit dem „Internet der Dinge“. Dabei geht es darum, allen Autofahren das Autofahren zu erleichtern. Basis für viele Dienste rund ums Auto sind heute bereits Apps.
Konnektivität soll das Autofahren erleichtern
- Autohersteller bieten mit Kundenportalen und Smartphone-Apps eine eigene Markenwelt
- Von der Fernsteuerung fürs Auto bis zum persönlichen Concierge-Service reicht das Angebot
- Apps und Kundenportale sollen Zugriff auf verschiedene Verkehrsmittel ermöglichen
- Wer seine Daten schützen will, sollte die Angebote mit Vorsicht genießen und gut prüfen, was er wirklich braucht
Die Fernsteuerung fürs Auto
Ganz plakativ wird das Auto damit zum Teil des Internets. Es lässt sich zum Teil aus der Ferne steuern, kontrollieren und überwachen. Sinn macht das bei Elektroautos. BMW hat für i3 und i8 die „i Remote App“, Nissans Leaf lässt sich mit der App NissanConnect EV überwachen und steuern, für VW e-Up oder die GTE-Plug-in-Hybride gibt es e-Remote. Man startet so von Ferne den Ladevorgang oder bricht ihn ab, reguliert Klimaanlage oder Heizung. Fenster, Türen und Beleuchtung lassen sich checken, manchmal sogar bedienen.Einiges davon geht ebenso gut bei konventionellen Autos. Türen verriegeln etwa, Reichweite überprüfen oder herausfinden, wo der Wagen geparkt ist. Bei Mercedes liest die „Mercedes-me“-App Reifendruck oder den Zustand der Bremsbeläge aus, auch Opels „OnStar“, die BMW-App oder „myAudi“ funktionieren als externe Erweiterung des Bordcomputers. Und wer das Auto nicht findet, kann es hupen lassen und die Scheinwerfer einschalten.
Bei Elektro-Autos gibt es soziale Vernetzungen unter den Fahrern: Wer fährt die meisten Kilometer, wer verbraucht am wenigsten? Über all das gibt es Rankings BMW bietet das für die i-Modelle an, wer einen Nissan Leaf fährt, hat ebenfalls Zugang zu diesen Statistiken.
Der externe Routenplaner
Moderne Navigationssysteme sind hilfreich. Wer eine Route vorher planen will, schickt diese per App zum Auto. VW nennt die Funktionalität „Guide & Inform“ und erfasst Echtzeit-Verkehrsinfos. Tankstellen-, Ladestations- und Parkplatzsuche gehören ebenso zu den Serviceangeboten, die grob in den Bereich Reiseplanung gehören, wie integrierte Wetter-Apps, die über Sonne und Regen am Standort, am Zielort der Navigation oder an sonstigen Zielen anzeigen. Bei BMW und Opel OnStar sollen integrierte Concierge-Dienste Reisetipps geben.Den Mechaniker dabei
Über denselben Service im OnStar-Callcenter verspricht Opel quasi den Mechaniker als ständigen Begleiter. Ein Druck auf den Serviceknopf soll genügen und ein Berater, der auf Diagnosedaten zugreifen kann, stellt fest, was am Auto defekt ist. Derselbe Helfer sendet die nächste Opel-Werkstatt als Ziel ans Navi. Auch „Mercedes me“ erfasst Fahrzeugdaten, wenn der Fahrer beispielsweise eine Panne hat.
Derartige Funktionen knüpfen direkt an das automatische Notrufsystem „eCall“ an, das ab 2018 in jedem neuen Fahrzeugmodell installiert sein muss. eCall soll nur in Not- und Pannenfällen einen festgelegten Mindestdatensatz senden (Fahrzeugtyp, Kraftstoffart, Standort, Unfallzeit, Fahrtrichtung und Zahl der Insassen). Die Hersteller bohren das System auf und erhalten so – das Einverständnis der Nutzer vorausgesetzt – massenweise Daten.
Entertainment auf dem Handy aus dem Netz
Harmloser sind klassische Entertainment-Angebote, die fast alle Autohersteller übers Smartphone ins Auto bringen. Apps, die über das Infotainmentsystem im Auto steuerbar sind, bündeln weitere Apps von anderen Anbietern. Es gibt Hörbücher, Podcasts, Internetradio, Benzinpreissuche oder Musikstreaming. Alle müssen aber für die spezielle App des jeweiligen Herstellers angepasst und freigegeben werden.Das Angebot ist oft entsprechend mager. Deshalb gibt es mit Apple Carplay, Android Auto und bis zu einem gewissen Grad auch mit Mirrorlink mehr oder minder universelle Lösungen. Bei deren Integration hängen viele noch hinterher. Der VW-Konzern bietet alle drei Schnittstellen an, Opel immerhin Carplay und Android Auto. Ford will beides anbieten, BMW auch, hat aber noch nichts. Mercedes hat vorerst nur Apples Lösung, Toyota verweigert sich komplett.
Es ist ein Grunddilemma: Vieles, was die alten Größen aus der Autoindustrie selbst anbieten wollen, hat jeder Autofahrer ohnehin schon auf dem Smartphone und kann es beim üblichen, regelmäßigen Wechsel problemlos mitnehmen. Markentreue ist dafür unnötig. Und schon gar nicht die Treue zur Automarke.
Die Automarke als Mobilitäts-Dienstleister
Und was, wenn der Autohalter irgendwann zum Nutzer wird? Wenn er sich in jeder konkreten Situation neu für eine Mobilitätslösung entscheidet? Kein eigenes Auto mehr besitzt? Dann soll er das nach den Wünschen der Hersteller innerhalb ihrer Markenwelt tun. Die Grundlage, um vom Autobauer zum Mobilitätsdienstleister zu werden, legen sie heute schon.
Die Angebote von Mercedes und Ford sind hier sehr weit. „Mercedes me“ integriert das eigene Carsharing Car2go, die eigene Autovermietung, Mytaxi und Flixbus. Über die App Moovel sind auch die Bahn und Bikesharing integriert. Ford hat jetzt auf der CES FordPass vorgestellt, das ähnlich umfassend funktionieren soll und ab August in Deutschland startet.Die Details sind noch nicht klar. Wichtig ist: Ford richtet sich explizit an Menschen, die keinen Ford fahren. Die FordPass-App findet und reserviert Parkplätze, per Flightcar kann man sein Auto vermieten, wenn man es nicht braucht, Kooperationen mit Carsharern oder Mitfahrzentralen soll es auch geben. Zudem soll man sich etwa in dafür eingerichteten Läden, sogenannten „Hubs“, Stadtführungen zusammenstellen lassen. „A smarter way to move“ („eine cleverere Art, sich zu bewegen“), nennt Ford das. Und das gilt nicht nur für die Nutzer, sondern auch für die Autohersteller. Für die ist die Transformation zum umfassenden Dienstleister für jede Art von Mobilität auf jeden Fall ein Smarter Move.
Auf die Daten kommt es an
Ob es auch für Autofahrer clever ist, bei all dem mitzumachen? Das hängt vor allem davon ab, inwieweit man bereit ist, seine Daten auszuliefern. Viele Angebote sind nützlich, manche bequem, einige nur nette Spielereien. Wer sich immer nur in einer „Markenwelt“ bewegt, ermöglicht es einem einzigen Anbieter, detaillierte Profile zu erstellen. Alle sichern zwar zu, verantwortungsbewusst mit den Daten umzugehen, doch wenn sie einmal in der Welt sind, sind sie kaum wieder einzufangen.
Man muss ja nicht gleich zum totalen Technikverweigerer werden. Moderne, flexible Mobilität ist kaum ohne die Preisgabe von Daten zu haben. Aber vielleicht sollte man es machen, wie mit Aktien: Breit streuen minimiert das Risiko.
Irgendwie braucht man vorallem diese ganze Verknüpfung mit dem Smartphone überhaupt nicht.
Vor dem breit streuen sollte man aber über das Thema Datensparsamkeit nachdenken, dann gibt's hoffentl. nicht mehr viel zu streuen, was noch viel besser ist. Bessere Formulierung wäre eben gewesen Datensparsamkeit und nicht alle Arten von Daten bei einem Anbieter konzentrieren.
BTW: Irgendwie ist da beim E-Call offensichtlich nix vorgeschrieben, dass die Datensparsamkeit rel. einfach nachvollziehbar sein muss (also z. B. mech. Schalter in der Stromversorgung, der erst durch den Crash ausgelöst wird etc.)...
notting
Oh ja, Reifendruck und Bremsbelagszustand per Smartphone. Ja nicht mehr die Hände schmutzig machen.
Diese Welt ist echt nicht mehr zu retten.
Ähm, bisher musste man das bei neueren Autos auch nicht, da gab's entspr. Anzeigen, nur eben nur im Auto. Jetzt kann man das auch am Arsch der Welt tun. Aber dein letzter Satz passt trotzdem ;-)
notting
Zumindest ist es nett, sein Auto nun per Fernsteuerung abschließen zu können, bzw. nachzuschauen, wenn man doch einmal nicht sicher ist, ob es zu ist oder nicht. Und dazu braucht man nicht einmal die überflüssige Alarmanlage.
Muss man nicht gleich wieder zum Parkplatz rennen 😉
Daten werden doch so oder so gesammelt. Auch ohne den "Connectivity" Kram können sämtliche Lastzustände und Aktivitäten des Fahrzeugs ausgelesen werden.
Wann wurde wie Gas gegeben, gebremst, ABS, ESP Eingriffe (oder das System ausgeschaltet), welche Drehzahl, wie viel Lenkeinschlag usw. und so fort...
Ich vermute 90% der Autofahrer werden auch ihr Smartphone immer dabei haben, über das wiederum Bewegungsprofile erstellt werden können, ohne dass es das Auto tun muss... 😉
Ob das nun gut oder schlecht ist, ist ein anderes Thema. Aber verhindern werden wir das wohl nicht, es sei denn man fährt tatsächlich ein entsprechend betagtes Fahrzeug und nutzt kein Smartphone oder nur ein "Handy" mit Prepaid-Karte etc.
Häh?!
1. Auch wenn man über eine Prepaid-Karte irgendwie im Mobilfunknetz ist, fallen Standort-Daten an und zwar direkt bei den Providern. Also SIM-Karte raus bzw. GSM-Modul ausschalten (was im Zweifelsfall "ganzes Gerät aus" heißt).
2. Ein gescheites Smartphone-OS loggt keine Standort-Daten mit wenn man's nicht aktiviert hat. Und wenn es keine Online-Verbindung hat (egal ob Mobilfunk oder WLAN) kann es zumindest solange auch nicht ständig Standort-Daten verschicken, die z. B. über den GPS-Empfänger gesammelt wurden.
3. Ein Auto aus dem Jahr 2010 würde ich nicht als betagt bezeichnen und im Zweifelsfall Antenne abklemmen/abschirmen/SIM-Karte raus (falls das überhaupt geht...).
notting
Echt? Gerade das finde ich am praktischsten. Musik, Adressen, Telefonnummer alles über Bluetooth automatisch im Wagen ohne großen Aufwand und ohne das ganze nochmal umständlich im Auto einzugeben.
das ganze dient doch nur dazu Daten zu sammeln und den Autofahrer gleich in die Markenwerkstatt zu lotsen, obwohl es auch freie Werkstätten machen könnten...
Zudem werden sich die Hersteller die Daten zu Nutze machen um entsprechende Gewährleistungsansprüche abzulehnen und nicht zu vergessen die Versicherungsbranche, die die Schadensabwicklung verweigert, weil der Autofahrer sich mal nicht korrekt an die Verkehrsregeln gehalten hat...
Das e-Call-System soll zwar als "schlafendes" System vorhanden sein, aber wenn man das nicht als autarkes System vorschreibt, dann brauch' man sich nicht wundern wenn, dass dem Datenmissbrauch Tür und Tor dadurch geöffnet werden!
Wenns nur das wäre , ok, aber das ganze Datenlogging, den Unfug mit Concierge-Service usw. brauch eigentlich niemand wirklich.
Die Hersteller wissen aber keine bahnbrechenden Innovationen mehr in Ihre Fahrzeuge einzubauen, also wird per Software herausgekitzelt was machbar ist und dem Käufer wird eingeredet daß er das unbedingt brauch.... für seine Sicherheit 😉.
Ein Quatsch ist das Ganze, immer mehr setzten sich die Leute in Ihr Auto und fahren ohne die leiseste Ahnung davon, was eigentlich beim Autofahren Sache ist unbedarft duch die Gegend, die Elektronik regelt das schon alles für mich, ich brauch nur einen Knopf zu drücken ...
Schöne neue Welt 🙁
Ich dachte dabei mehr an diese app-Geschichte. 😉
Naja. Er meldet sich zwar wenn der Druck zu niedrig ist und auch wenn die Bremse runter ist, aber so einfach abfragen kann man die Werte nicht. Reifendruck höchstens bei den Herstellern die Sensoren im Reifen verwenden statt ABS. Trotzdem geht es mir um die Jugend von heute die für alles eine App braucht, früher hat man das eben mit ein paar Handgriffen selbst gemacht, aber das ist wohl nicht mehr Hipp genug.
Natürlich ist es schön wenn mein Firmenwagen sich meldet das irgendwo ein Birnchen durchgebrannt ist oder wenn die nächste Inspektion ansteht. Aber diesen ganzen Schnickschnack treibt man mit dem connectivity Wahn auf die Spitze und fördert die passivität und untätigkeit der Leute noch mehr. Die Mentalität geht dahin das sich keiner mehr ums Auto kümmmert, nach dem Motto es wird sich schon melden. Ich vermisse die Zeiten als das Auto genau 3 Warnleuchten hatte: Öldruck, Motortemperatur und Batterie/Lima. Dann kam Kühlwasserstand, Wischwasserstand, Engine, Airbags, DPF, ABS, ESP und was weiss ich nicht noch alles. Und wenn man heute den Motor startet hat man 2 Dutzend Symbole im Tacho leuchten.
Da frag ich mich wozu man diesen ganzen Plunder überhaupt brauch zum fahren, mir reicht eine bluetooth Freisprecheinrichtung vollkommen aus.. 😉 selbst die wird nur selten genutzt. Aber hauptsache Fatzebook & Co im Auto und Apps für alles mögliche was man durch einfaches Nachdenken/Merken auch so hinbekommen würde.. zum Beispiel sich einfach mal in der Welt umgucken wo man sein Auto parkt und nicht nur auf das "smart"phone glotzen 😜 Naja wer das braucht. Könnte ich mich schon wieder nur aufregen 😆
Gut das ich alte Autos fahre 😆
Na ja die NSA freut sich bestimmt darüber ob der Reifendruck eures VW richtig ist oder nicht!
Diese ganze Vernetzung dient doch nur dazu um uns alle noch Transparenter zu machen.
Aber nicht mit mir!