Fragen und Antworten zum Klimagipfel in Paris
Was kann und muss die Autoindustrie für das Klima tun?
In wenigen Tagen beginnt der Klimagipfel in Paris. Hier lest Ihr, welche Rolle die Autobranche dabei spielt. Und welche Herausforderungen sie in Zukunft erwarten.
Brüssel/Berlin - Rauchende Auspuffe kommen gleich nach qualmenden Kraftwerken: In der Wahrnehmung vieler Klima- und Umweltaktivisten ist die Autobranche einer der Hauptverantwortlichen für die globale Erderwärmung. Der wachsende Autoverkehr ist deshalb eines der großen Themen, um die es beim Klimagipfel in Paris (30.11. bis 11.12.) gehen soll. Hier sind sechs Fragen und Antworten zum Thema.
Wie wichtig ist der Straßenverkehr im internationalen Klimaschutz?
In der EU entfällt auf ihn etwa ein Fünftel des CO2-Ausstoßes. Der Großteil - rund 15 Prozent - davon entsteht durch Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Damit steht der Verkehr an zweiter Stelle hinter der Energieerzeugung. "Wir können unsere Wirtschaft nicht CO2-frei machen ohne unsere leichten Fahrzeuge", meint deshalb Greg Archer von der Umweltorganisation Transport and Environment. Gerade hier gebe es viel Verbesserungspotenzial; bei Lkw, Schiffen oder Flugzeugen falle das CO2-Sparen schwerer. Hinzu kommt, dass Luftverschmutzung aus dem Straßenverkehr sowohl ein Klima- als auch ein Gesundheitsrisiko ist.
Was tut die EU, um die Klimabilanz der Autobranche zu verbessern?
Es gibt CO2-Zielwerte, die die Autobauer in ihrer Neuwagen-Flotte einhalten müssen. Seit 2012 wurden diese schrittweise eingeführt. Für Pkw gilt ein Zielwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer bis zum Jahr 2021. Das entspricht einem Verbrauch von 4,1 Litern Benzin pro 100 Kilometer oder 3,6 Litern Diesel auf die gleiche Distanz. Die genauen Ziele sind für jeden Hersteller unterschiedlich, denn nicht jeder baut die gleichen Autos. Bei Überschreitungen drohen Strafzahlungen.
Über neue Vorgaben für die Zeit nach 2021 muss noch entschieden werden - die EU-Kommission will 2016 oder 2017 Vorschläge machen. Entscheidend sind für Archer auch realistischere Testverfahren, über die nun beraten wird. "Wir bewegen uns von einem schwachen Test, aber starken CO2-Ziel zu einem stärkeren Test, aber schwächeren Ziel."
Halten die Autobauer die EU-Vorgaben ein?
Grundsätzlich ja, die CO2-Vorgaben werden nur im Einzelfall gerissen. Selbst der VW-Konzern, der nach dem Ausbruch des Diesel-Skandals auch "Unregelmäßigkeiten" bei CO2-Daten von rund 800.000 Autos meldete, hat seine Ziele bisher mehr als eingehalten. Daher kann es gut sein, dass die Wolfsburger am Ende um europäische Bußgelder herumkommen: Auch wenn sie Werte im Nachhinein korrigieren müssen, könnten sie die Vorschriften immer noch insgesamt einhalten, sagte EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete jüngst dem "Handelsblatt".
Außerdem geht es stets um Durchschnittswerte für die ganze Neuwagenflotte, nicht Einzelmodelle. Greenpeace-Verkehrsexperte Daniel Moser mahnte jedoch: "Der Skandal entlarvt den Verbrennungsmotor einmal mehr als gravierendes Klimaproblem. Darüber muss auch auf der Klimakonferenz gesprochen werden."
Sorgen die mächtigen Fürsprecher der Autobranche für laxe Vorgaben?
Umweltschützer würden das unterschreiben. Sicher ist: Das Lobbying erzeugt politischen Druck. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) etwa setzte sich 2013 persönlich dafür ein, die Entscheidung über CO2-Vorgaben für Neuwagen bis 2020 zunächst zu vertagen - obwohl Vertreter von EU-Staaten und Europaparlament eine Grundsatzeinigung ausgehandelt hatten. Am Ende kam eine etwas schwächere Regelung. Der Chef des EU-Autoverbands ACEA, Erik Jonnaert, verweist hingegen darauf, dass seine Branche einer der "am stärksten regulierten Sektoren" sei. Zudem gingen 6,3 Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung und 12,1 Millionen Arbeitsplätze auf das Konto der Autoindustrie.
Geht es in der Klimadebatte allein um klimaschonendere Motoren?
Jonnaert betont, eine "Zauberlösung" könne es nicht geben. Für die Zeit nach 2021 sei ein "umfassender Ansatz" wichtig, der neben der CO2-Minderung weitere Faktoren einbeziehe. Dazu zählen die CO2-Bilanz von Treibstoffen, Fahrverhalten, Infrastruktur, der Austausch alter Modelle gegen effiziente Neuwagen sowie intelligente Verkehrssysteme, die durch Datenaustausch helfen, Staus zu verhindern. Der Präsident des deutschen Branchenverbands VDA, Matthias Wissmann, sieht das ähnlich: "Das Grenzwert-System zielt nur auf Neuzulassungen. Zudem bleiben individuelle Fahrweise sowie Fahrleistung und Lebensdauer der Autos unberücksichtigt." Auch außerhalb der EU müsse es vorangehen.
Sind Elektroautos denn keine Lösung?
Auf sie - und auf andere CO2-arme Techniken wie Hybridautos - hoffen Klimaschützer. Für ihre Produktion gibt es in der EU Anreize. Mit sogenannten Supercredits können Hersteller bei der Erfüllung der CO2-Ziele Boden gut machen, indem sie mehr klimafreundliche Fahrzeuge wie E-Autos produzieren. Wagen mit alternativen Antrieben wie hybride, gasgetriebene oder Elektroautos machten laut ACEA-Zahlen im vorigen Jahr nur 2,7 Prozent aller neuen Registrierungen aus.
Die Europäische Umweltagentur EEA nannte für 2014 ein Effizienz-Plus der verkauften Automodelle von 2,5 Prozent. Greenpeace fordert mehr Anstrengungen. "Während andere Sektoren den Ausstoß an Treibhausgasen stagnieren lassen oder gar senken, legt der CO2-Ausstoß des Straßenverkehrs weiter zu", klagt Moser. "Wenn Autokonzerne nicht die Kohlekonzerne von morgen werden wollen, müssen sie darauf schnell reagieren."
DIESEL PKW raus - Benzin PKW Hybride rein.
Mehr eAutos.
Hochwertige Abgasreinigungen bei Diesel-LKWs.
Mehr Kleinst-eMobilitätsdinge, die kein eAuto sein müssen (Vorbild Renault mit dem TWIZY).
Nur Blöd, dass der Smog in der Luft nicht durch CO2, sondern durch die vielen anderen Abgase verursacht wird. 🙁
Abgasnormen für PKW's würde ich einfach aus Kalifornien zusammen mit den Konsequenzen für Diesel Motoren übernehmen.
Löst natürlich nicht die anderen Abgasprobleme der Industrie.
Ist das so? Und was ist mit der Schwerindustrie?
Warum eigentlich? Bei Flugzeugen kann ich das ja noch verstehen. Gerade die müssen auf ein vernünftiges Gewichtsverhältnis schauen, und ob es Abgasreinigungssysteme für Jet-Triebwerke überhaupt gibt, weiß ich nicht, wie ich zugeben muss. Aber bei sowieso schon sehr schweren Schiffen, wird das technisch überhaupt kein Problem sein. Genauso wenig bei LKW.
Sprecht es doch aus: Die Wirtschaft will das nicht bezahlen. Nur der dumme Mittelstand wird gemolken. Der Mittelstand soll neue, teure Produkte kaufen, die ja ach so umweltschonend sind.
Dabei wäre es wahrscheinlich sogar umweltschonender in der Gesamtbilanz, wenn man einfach alte Autos bis zum Exitus fahren würde. Denn bei der Produktion neuer Autos entstehen schließlich auch Abgase (ich spreche bewusst nicht von CO²). Wenn ich daran denke wo viele Fahrzeugteile hergestellt werden (auch E- und Hybridautos!!!), und mit welchen Methoden diese Fahrzeugteile transportiert werden, nur um dann irgendwo auf der Welt endmontiert zu werden - und die Fahrzeuge selbst werden ja auch noch ausgeliefert!
Wieso versteifen sich alle immer nur auf das Auto? Sind die Lobbies bei den Reedereien und Schwerindustriellen so viel stärker als die der Autoindustrie?
Und welche Auswirkungen haben Vulkanausbrüche und Waldbrände auf den CO²-Ausstoß?
Schließe mich dem Kommentar von Ascender an.
Es bringt nichts immer nur auf den Auto's rumzuhaken, auch wenn ich pro E-Mobilität bin.
Die ganzen Transportträger müssen endlich überarbeitet werden !
Ich bin selber Spediteur in der Luftfracht und bekomme es tagtäglich mit, dass - egal was da komme - immer nur auf den Preis geschaut wird. Bietet man etwas "umweltfreundlicher" (wobei man das in diesem Sinne hier nicht mal so nennen kann) und sogar vllt noch etwas serviceorientierter an, dann kommt direkt vom Kunden / ausländischen Partner: Der Wettbewerb macht das aber billiger. Please discount !
Ja...wird dann auch 3x weiter unnötig durch die Weltgeschichte rumkutschiert aber das interessiert ja keine Sau und der Service stimmt vorne und hinten nicht. Aber im Nachhinein wird geheult warum Ware X nicht eingetroffen ist wie geplant...
Die Industrie/Wirtschaft will (nicht kann nicht) es schlicht und einfach nicht bezahlen.
Edit: Hatte vor kurzem mal so ein schönes Zitat gehört:
"Die gesamte Menschheit tut so, als hätten wir noch eine zweite Erde in Reserve. Diese haben wir aber nicht!"
Die weitere Verschärfung der CO2-Abgasgrenzwerte in der EU benachteiligt sukzessive die europäischen Hersteller in ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit, da Entwicklungskosten zur Erreichung dieser Grenzwerte überproportional steigen und die Produkte deutlich verteuern.
Die beiliegende pdf stellt diese Zusammenhänge hervorragend dar.
CO2 ist eigentlich kein Abgas, auf jeden Fall ist es kein Schadstoff wie Schwefel, Russ, Nox, usw. Der Fokus der EU auf CO2 verhindert Erfolgreich die Verminderung echter Schadstoffe in Luft, Wasser und Boden. Das traurige an der Sache ist das in Europa. trotz der hervorragenden Rethorik keine Verringerung des CO2 Austosses stattfindet, wohl aber Verteuerung und Steuern. Da fragt man sich doch langsam nach dem Zweck der Sache....
Zum Klima selbst: Eine Erwaermung mag stattfinden, welcher Teil davon von europaeischen Industrien und Verkehr verursacht ist, ist schwer abschaetzbar. Klar ist aber eins: Trotz der Kassandra Rufe wird es nicht nur Verlierer sondern auch Gewinner geben. Einfach mal nachdenken das in den Warmperioden der Erde das Klima eher Dschungel-aehnlich und feucht war und nicht unbedingt trocken und Wueste...
Pete
So ist es.
Der PKW-Verkehr in der EU hat einen Anteil von ca. 15-17%. Bei den Dieseln existieren in D dazu noch zahlreiche Ausnahmegenehmigungen (betrifft auch einen sehr großen Teil von Behördenfahrzeugen).
Wenn die EU die mit Abstand schärfsten CO2-Grenzwerte festlegt, ohne Rücksicht darauf, dass international deutlich höhere Werte zugelassen sind, dann hat das langfristig negative Folgen für die europäische Industriepolitik. Man sieht das ja jetzt schon. Allein durch den Vergleich der Angebotspalette der internationalen Hersteller in den USA und Europa. Hier findet bereits eine Verlagerung statt. Zudem wird in Europa eine scheinheilige Politik gefahren - in sich unlogisch hinsichtlich der detaillierten Ziele bei den Grenzwerten. Damit fehlt aber eine, mit der Industrie abgestimmte, realistische Ausrichtung der Zielvorgaben.
was ein blödsinn ey... warum eigentlich immer die Autos ? soll wieder manipuliert werden ? wie soll das alles noch gehen ... ach wurst.. mein 96er läuft noch lange "ungesund"
Vielen Dank dass du es aussprichst! Wenn ich in Diskussionen mit diesen Punkten komme bin ich direkt der Umweltsünder schlechthin. Ich höre dann so Sprüche wie " Man kann Oldtimer auch auf Elektroantrieb umrüsten, dann sind die viel umweltfreundlicher" oder " Du bist mit deiner Einstellung ein Dinosaurier. Klar dass das Klima vor die Hunde geht, wenn alle so denken wie du". Aber die gleichen Leute kaufen sich gerne Biofutter aus Spanien🙄.
Die Menschheit wird sich irgendwann selber ausrotten - verhungern, ermorden, verseuchen. Dann wird die Erde sich erholen.
Setzen, 6. Hier geht es hauptsächlich um CO2 und da steht der Diesel deutlich besser da als ein Benziner.....
Aber Hauptsache mal wieder was gegen Diesel gesagt.....
Schöne große Ottomotoren würden es ohne Diesel bei so manchem Hersteller nicht mehr geben, weil Sie dann nicht im Ansatz die nötigen CO2 Werte für die gesamte Flotte erreichen würden.
Es gibt keinen Klimawandel, also brauchen die Hersteller auch nichts zu tun. Der Verzicht auf Diesel PKW in Zukunft wäre natürlich toll, würde aber vermutlich eh nur Deutschland betreffen 😆
Hab letztens mit einem Schiffartskaufman geredet.
Es fahren ganze ladungen Autoschiffe Richtung England rüber, nur damit die Re-Importe einmal Physisch in einem anderen Land waren!!!!!
Viele Experten sind der Meinung, Individualmobilität sei immer noch zu günstig.