VW-Konzern will 40 Modelle streichen: Strategie 2025
Was kann weg bei VW?
Der VW-Konzern soll schlanker und flexibler werden. Das hatte schon Ex-Chef Winterkorn angekündigt, Müller will es nun umsetzen. Angeblich geht es um mehr als 40 Modelle.
Wolfsburg – Gegen Toyota tritt der VW-Konzern nur noch in Le Mans an. Lange kämpften die beiden Automobilhersteller um den Titel des größten Autokonzerns der Welt. Jetzt gibt es bei VW eine neue Strategie und neue Prioritäten. Superlative sind plötzlich nicht mehr wichtig. Der Konzern soll „ein weltweit führender Anbieter nachhaltiger Mobilität“ werden.
VW-Chef Matthias Müller stellte seine Strategie in der vergangenen Woche vor. „Together 2025“ heißt sie. Es geht – natürlich – um Elektromobilität, Mobilitätsdienstleistungen und autonomes Fahren. Aber eben auch darum, aus dem trägen Konzern einen flexiblen Wettbewerber zu machen. An dieser Stelle hält Müller an einer Idee von Winterkorn fest: Künftig soll es im VW-Konzern weniger Modellvarianten geben.
40 Modellvarianten auf der Streichliste
Gut 340 Modelle und Karosserieformen gibt es derzeit im VW-Konzern. Laut Informationen des „Handelsblatts“ sollen mehr als 40 davon wegfallen. Schon 2014 sagte Winterkorn dem „Spiegel“: „Es wird nicht jedes Modell einen Nachfolger bekommen.“ Kurz darauf lief das Blechdach-Cabriolet Eos aus.
Gerüchten zufolge bekommt der Beetle keinen Nachfolger. In Deutschland verkauft er sich ungefähr so gut wie der VW Touareg – allerdings mit viel geringerer Marge. In Amerika sackten die Absatzzahlen ab. Im vergangenen Jahr baute das VW Werk Puebla etwa 64.000 Exemplare. Zwei Jahre zuvor waren es noch 109.000 Beetle. Ursprünglich sollte 2018 der Nachfolger starten. Entschieden ist noch nichts. Aber beim kürzlich vorgestellten Facelift scheute VW jeden vermeidbaren Aufwand.
Bereits bekannt: Es wird keinen Nachfolger für den Skoda Roomster geben. Zunächst war eine neue Version auf VW-Caddy-Basis geplant. Skoda kippte das Projekt kurz vor der Premiere.
Der Geschäftsbericht 2015 des VW-Konzerns zeigt: Besonders schlecht läuft der VW Scirocco (16.251 Fahrzeuge). Der Schrägheck-Passat VW CC taucht in der heimischen Zulassungsstatistik gar nicht auf, international verkaufte VW 56.796 Exemplare. Genau solche Varianten könnte VW vermutlich ohne große Bauchschmerzen streichen. Schlechte Verkaufszahlen bedeuten allerdings nicht zwangsläufig das (baldige) Ende einer Baureihe – zumal einige Fahrzeuge bereits fertig entwickelt sind.
Vereinfachung der Baureihen
Vielmehr geht es darum, die Komplexität innerhalb der Baureihen zu reduzieren und die Konzernmarken stärker voneinander zu unterscheiden. Die nächste Generation des VW Polo wird es zum Beispiel nur noch als Viertürer geben. Im Gegenzug könnte Seat den Ibiza ausschließlich als Dreitürer anbieten. Zudem könnte in den Kleinwagen der Diesel-Antrieb wegfallen. Aufwändige Abgasreinigungsmechanismen sind für diese Klasse zu teuer.
Andererseits könnten neue Karosserievarianten ganze Baureihen ersetzen. Ein größerer Touran würde einen neuen Sharan (2015: 53.423 Fahrzeuge) überflüssig machen. Seat hat den Van Altea bereits im vergangenen Jahr eingestellt. Das Trio VW Up, Seat Mii und Skoda Citigo muss sich beweisen – die Kernmarke verkauft mehr Kleinstwagen als beide Schwestern zusammen. Zudem wird der Konzern über das Duo Seat Toledo und Skoda Rapid nachdenken. Skoda baute 2015 fast 190.000 Exemplare des Kompaktklasse-Zwillings, Seat etwa ein Sechstel davon.
Vier statt 12 Baukästen
Vor allem technisch soll bei VW viel passieren. Aus zwölf Baukästen werden nach Müllers Plan langfristig vier, nämlich „Economy“, „Volumen“, „Premium“ und „Sportwagen“. Was das genau bedeutet, ist noch nicht bekannt. Vermutlich bekommen die einzelnen Plattformen mehr Flexibilität und erlauben zusätzliche Antriebsformen.
Stichwort "Economy": VW will die Idee eines Billigautos wiederbeleben. Gut möglich, dass der Konzern hier von Dacia lernt und auf die alten PQ-Plattformen zurückgreift. "Volumen" wird höchstwahrscheinlich auf dem aktuellen MQB aufsetzen, der „Premium“-Baukasten könnte Längs- und Standardbaukasten vereinen. Sportwagen gibt es im Konzern mit Heck- und Mittelmotoren.
Wie der Modulare Elektrifizierungsbaukasten (MEB) in diesen Plan passt, sagte Müller nicht. Auf ihm basiert jedoch ein großer Teil der VW-Zukunft. Der erste VW wird 2019 auf dieser Plattform starten, der erste Audi vermutlich früher.
Klar ist: Es bleibt bei Gleichteilen bei fast allen Marken – so sinken die Kosten. Der Konzern muss nun ordnen und sortieren. Einige Modelle werden vermutlich heimlich und still auslaufen – wie der VW Polo Blue Motion TDI. Der Spritspar-Pionier überlebte die Umstellung auf Euro 6 nicht.
Ich würde zuerst mal einen großteil des Wasserkopfes das sich Management schimpft entsorgen.!
Jetzt wird mein persönlicher Eindruck bezüglich des Scirocco bestätigt: in den 80/90ern an jeder Strassenecke zu sehen, läuft der mir vielleicht alle 2 Monate mal über den Weg. Wundert mich aber nicht bei diesem Frosch-Design. Wie man so eine Mißgeburt als Sportcoupé verkaufen will, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Wenn es den nicht mehr gibt, ist das kein Verlust.
Gruß
electroman
Eigentlich eine ziemlich sinnvolle Strategie. Anstatt mit jeder Marke für jede noch so kleine Nische ein Modell rauszuhauen macht es viel mehr Sinn sich auf das zu konzentrieren was gut läuft. So Autos wie den Scirocco und den Beetle wird wohl keiner der Durchschnittskunden vermissen. Die Touareg Klientel wird sicherlich auch bei Porsche oder Audi fündig.
Wenn die es jetzt noch schaffen die Ausstattungen auf ein sinnvolles Maß zusammenzustreichen dürfte am Ende auch wieder die Rendite stimmen. Rein wirtschaftliche gesehen ist es totaler Schwachsinn das man quasi jedes noch so kleine Ausstattungsdetail einzeln bestellen kann anstatt das gleich in sinnvolle Pakete oder für lau in den Ausstattungslinien zussammenzufassen so wie es die anderen Hersteller schon seit Jahren vormachen.
Der Scirocco ist ja im Prinzip nichts anderes wie ein extrem flach gedrückter Golf und da werden viele potenzielle Kunden lieber zum alltagstauglicheren Golf GTI gegriffen haben 😉 Welchen Vorteil hat der Scirocco gegenüber dem Golf mal abgesehen von der Optik? Das Ding war an der Zielgruppe komplett vorbeientwickelt. Die Optik war mehr was für junge Leute die sich den Wagen allerdings nicht leisten konnten. Die wenigen Scirocco Fahrer die ich kenne sind entweder junge Gutverdiener oder Sie haben den als Firmenwagen. Für die älteren Semester die erfahrungsgemäß mehr Kohle haben war der Scirocco schlicht zu flach und unpraktisch. Da wird dann eben eher zum GTI gegriffen. Ich glaube ich sehe pro Tag mehr Golf GTIs als Sciroccos insgesamt 😆
Der Touareg III ist ja dank der T-Prime-Studie schon für 2017 gesetzt.
Aber ob es dann in 2024 nochmals einen Touareg IV geben wird, darf durchaus in Frage gestellt werden. Kommt eben darauf an, wie gut sich der TIII gegenüber Cayenne III und Q7 II schlagen wird.
Sehe ich ähnlich!
Stimmt schon, aber ich gebe auch zu bedenken, dass man im Showroom manchmal auch einen "Eyecatcher" braucht.
Da ist VW mMn einer der letzte Hersteller, bei dem sowas noch im großem Umfang geht, obwohl schon vieles nur in Verbindung mit was anderem bestellt werden kann.
Aber grds. kann man aus einem Basisfahrzeug fast einen Highline machen.....der Teufel steckt natürlich im Detail und am Ende ist das Ding deutlich teurer, aber das Prinzip ist im Grunde Schwachsinn.
Bei Opel und Ford gibt es bestimmte Dinge erst ab einer bestimmten Ausstattung. Bei den Importwagen ist das schon lange so. (Bestes Beispiel Suzuki Kizashi: 2 Motoren (davon 1x Automatik) nur eine Ausstattungsline: VOLL.) Große Auswahl- und Zubehörlisten gibt es zwar, aber nicht ab Werk. Das macht der Händler oder Importeur.
Allerdings sind die Aufpreislisten aber auch genau das, was die Fahrzeugpreise in die Höhe treibt. Nicht selten bei ABM, dass das Zubehör 50% vom Fahrzeugpreis ausmacht.
Wenn sie mal in sich gehen, dann wüßten sie bei VW auch, dass man keine gedrosselten 75 PS-Motoren verkaufen muss, wenn der "normale" Motor 100 Pferdchen mitbringt. Wo ist da der Anreiz?
Eine normale Motorversion und eine leistungsstarke jeweils als Benziner und Diesel und dann noch was in Elektro/Hybrid würde doch reichen.....
Hoffentlich stampfen sie den Scirocco ein. Dieses hässliche und unpraktische Ding hat nichts mit dem genialen Sportcoupe der 70er und 80er zu tun.
Nur noch 4-Türer anzubieten finde ich dagegen extrem doof.
Seat als Gesamtmarke dürfte ohnehin nicht sonderlich rentabel sein, da läuft ja im Prinzip auch nur der Ibiza. Selbst den Mii sieht man echt selten, Citigo und up! dagegen ständig.
Früher gabs auch nur eine Hand voll Modelle bei VW und das hat gereicht. Man muss nun wirklich nicht jede Nische besetzen. Von mir aus können sie den ganzen SUV Müll rauswerfen.
In Deutschland vielleicht, ja. Im Südeuropäischen Raum läuft es dagegen recht gut.
Ahja, mal sehen ob unter der marke VW, Skoda oder Seat solche "Sportwagen" gebaut werden. Oder ob damit nur R8 und 911 gemeint sind. 🙄
Liebe Macher bei VW: guckt euch die Strategie bei Toyota ab. Produziert nur noch weiße, graue und schwarze Corolla mit 2 Benzinermotoren, einem Diesel und einem Hybrid zur Auswahl. Max 2 Austtattungsvarianten (Billig und Premium). Dazu noch nen Pick-Up für Asien + USA und nen Kompakt SUV für Europa.
Wer im Konzern was besseres haben will, kann Audi und Porsche kaufen. Skoda und Seat werden auf LowBudget getrimmt und in Indien produziert.
Nee Spass beiseite😆 Ist vollkommen verständlich, dass in dem Dschungel der Modellvarianten endlich mal die Axt angelegt wird. Der Fehler die Nische in der Nische zu besetzen, hat überhaupt erst zu dieser ausufernden Komplexität geführt.
Das einige Modelle im Verkauf schlecht laufen ist ja kein Wunder,da sie,was Modellpflege anbelangt,sehr stiefmütterlich behandelt werden.
Ein Scirocco oder Beetle bekommt verglichen mit dem Golf sehr wenig Modellpflege,da setzt man sich für viel Geld in ein altes Auto,was Innenraum und Infotainment anbelangt.
Würde man beim Scirocco z.B Retro-mäßig was vernünftiges hinbekommen und ihm die nötige Modellpflege angedeien lassen,könnte das ein tolles Auto sein.
Wie du schon richtig erkannt hast ist dafür Porsche und Audi zuständig 😉
Außerdem läuft in Deutschland der aktuelle Seat Leon sehr gut, sogar besser als der Ibiza!